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Anmerkungen zur Komplementärmedizin

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Herbert Paukert

Anmerkungen zur Komplementärmedizin

Version 9.30, Herbst 2009

I. Vorwort (- 02 -)

II. Evidenzbasierte Medizin (- 04 -) III. Placebo- und Nocebo-Effekt (- 11 -) IV. Der Kreislauf der Energie (- 15 -)

V. Akupunktur (- 23 -)

VI. Homöopathie (- 44 -)

VII. Kinesiologie (- 56 -)

VIII. Energetik (- 60 -)

IX. Schlusswort (- 69 -)

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I. Vorwort

Wenn Gesundheit einfach als allgemeines körperliches und seelisches Wohlbefinden eines Menschen definiert wird, dann besteht Krankheit in einem Fehlen von Gesundheit. Die Ursachen für Krankheiten sind verschieden und vielfältig, können aber in vier Hauptgruppen eingeteilt werden:

• durch Unfälle oder Schadstoffe verursachte Verletzungen

• durch Erreger (Bakterien, Viren) bedingte Infektionskrankheiten

• vererbte Krankheiten

• durch psychosoziale Belastungen verursachte Funktionsstörungen

Die höchsten Zielsetzungen der Medizin sind erstens die Erforschung von Krankheiten und zweitens deren Heilung. Die medizinische Forschung stützt sich auf die Naturwissenschaften (Physik, Chemie, Biologie) und liefert ein Modell für eine Krankheit. Dieses Modell beschreibt die Symptome und die Ursachen und ist dann die Grundlage für eine entsprechende Heil- behandlung.

Die Richtigkeit eines Modells und die Wirksamkeit einer Heilbehandlung hängen somit vom aktuellen Stand der Wissenschaft ab. Die so genannte Schulmedizin ist dieser Wissenschaftlich- keit verpflichtet und um dieser Verpflichtung nachzukommen, wird einerseits empirische Grund- lagenforschung betrieben, und andererseits werden objektivierbare wissenschaftliche Prüfver- fahren für die Heilmethoden entwickelt. Das sind die Prinzipien einer evidenzbasierten (d.h. nach- weisorientierten) Medizin.

Eine alternative Medizin (Komplementärmedizin) besteht in Modellen und Behandlungen, welche nicht von der Mehrheit der Schulmediziner anerkannt werden, weil sie nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen.

Beispielsweise ist es in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) eine zentrale Modell- vorstellung, dass im menschlichen Körper eine Lebensenergie (QI) in ausgezeichneten Bahnen (Meridiane) fließt. Blockierungen dieses Energieflusses führen oft zu Erkrankungen bestimmter Organe. Durch Reizung spezifischer Punkte auf den Meridianen mit Hilfe von eingestochenen Nadeln (Akupunktur) kann der Energiefluss normalisiert und damit die entsprechende Krankheit geheilt werden.

Dieses Modell kann zwar als literarische Metapher verstanden werden, nicht aber als eine natur- wissenschaftliche Erkenntnis. Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis für eine eigenständige, von außen kommende, den Körper in bestimmten Bahnen durchfließende Energie (QI). Im alten China vor 2000 Jahren waren die modernen Einsichten und Erkenntnisse über Anatomie und Physiologie weitgehend unbekannt. Trotzdem entwickelte sich aus dem vorwissenschaftlichen Grundmodell der TCM die Akupunktur als eine erfolgreiche Behandlungsmethode bei der Bekämpfung bestimmter chronischer Schmerzzustände. Siehe die GERAC-Studien (german acupuncture trials).

Die Geschichte der Naturwissenschaft ist eine Entwicklungsgeschichte von Modellen, welche auf Grund neuer empirischer Erkenntnisse immer wieder abgeändert und verworfen werden, wenn sie den strengen Kriterien empirischer Überprüfbarkeit (Verifizierung) nicht mehr genügen.

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Als ein Beispiel sei das Atommodell genannt. So betrachtete der Chemiker John Dalton um 1800 die Atome als unteilbare kugelförmige Materieteilchen, welche für die verschiedenen Grundstoffe (Elemente) verschiedene Massen aufweisen. Die Atome besitzen Ösen und Haken mit deren Hilfe sie sich auf mechanische Weise zu Molekülen verbinden. Aus heutiger Sicht der Quantenphysik und der Orbitalbahnen ist dieses Modell überholt bzw. falsch. Trotzdem hat es gute Dienste geleistet, beispielsweise konnten auf seiner Grundlage bereits stöchiometrische Berechnungen durchgeführt werden.

Ähnlich dem Daltonschen Atommodell ist das spekulative Energiemodell der TCM überholt. Und es besteht kein Grund an überholten, wissenschaftlich nicht verifizierbaren Modellen der alternativen Medizin festzuhalten. Vor Allem dann, wenn eine moderne und kritische Natur- wissenschaft bessere und wirkungsvollere Modelle entwickelt hat.

Aber vielleicht gibt es doch einen Grund, warum Patienten alternative Behandlungen um zumeist teures Geld aufsuchen – weil sie mit der Schulmedizin unzufrieden sind, weil der behandelnde Arzt ihnen zu wenig Zeit und Aufmerksamkeit widmet, weil die Schulmedizin bei ihren Erkrankungen versagt hat. Sehr oft treiben der Leidensdruck und die Verzweiflung die Menschen in die offenen Arme von Quacksalbern und Scharlatanen, welche dann noch mehr Unheil statt Heil verursachen.

Im vorliegenden Text erfolgt eine kritische Betrachtung komplementärmedizinischer Heilver- fahren. Als Quellen wurden ausgesuchte Informationen aus dem Internet und ausgesuchte Bei- träge aus verschiedenen Fachbüchern und Publikationen verwendet.

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II. Evidenzbasierte Medizin

(2.1) Die klinische Studie

Die einfachste Form einer klinischen Studie besteht darin, dass eine Gruppe von Patienten (Versuchsgruppe VG) eine neue Behandlung (Medikament) erhält und eine zweite Gruppe von Patienten (Kontrollgruppe KG) keine Behandlung (Medikament) erhält. Dabei müssen die Patienten beider Gruppen nachweislich an derselben Krankheit leiden, die Anzahl der Patienten muss hinreichend groß sein und die Auswahl der Patienten muss durch einen Zufallsgenerator erfolgen. Dann spricht man von repräsentativen, großen, randomisierten Stichproben. Nach einer bestimmten Behandlungszeit werden dann die beiden Gruppen miteinander verglichen und der Behandlungserfolg wird mit den Hilfsmitteln der mathematischen Statistik erfasst.

Erhalten die Patienten der Kontrollgruppe hingegen eine unwirksame Behandlung (z.B. Schein- medikament), dann spricht man von einer placebokontrollierten Studie. Alle Patienten müssen in dem Sinne verblindet werden, dass sie nicht erfahren in welcher Gruppe sie sind, d.h. sie wissen nicht, ob sie das wirksame Medikament oder das Placebo erhalten. Der so genannte Placeboeffekt wird im nächsten Kapitel genauer erläutert.

Um weitere mögliche, verzerrende Einflüsse auszuschließen, müssen auch die Ärzte verblindet werden, indem sie nicht erfahren, ob sie einen Patienten einen Wirkstoff oder ein Placebo verab- reichen. Den Einblick und Überblick über die Studie hat nur eine unabhängige Versuchsleitung.

Bei der Veröffentlichung der Studie muss eine vollständige Einsicht in das verwendete Datenmaterial gewährleitstet werden. Eine Studie, welche alle diese Anforderungen erfüllt, wird als randomisierte, placebokontrollierte, doppelblinde klinische Studie bezeichnet und gilt als goldener Standard für medizinische Tests.

(2.2) Evidenzbasierte Medizin

Evidenzbasierte Medizin (EbM, von englisch evidence-based medicine „auf Beweismaterial gestützte Heilkunde“) ist eine Richtung in der Medizin, die fordert, dass bei jeder medizinischen Behandlung patientenorientierte Entscheidungen ausdrücklich auf der Grundlage von empirisch nachgewiesener Wirksamkeit getroffen werden.

Der Begriff wurde Anfang der 90er Jahre von Gordon Guyatt aus der Gruppe um David Sackett an der McMaster University, Hamilton, Kanada, im "Department of Clinical Epidemiology and Biostatistics" geprägt. Im deutschen Sprachraum wurde über das Konzept erstmals 1995 publiziert, wobei die Verfasser bei der Übertragung ins Deutsche einem Übersetzungsfehler erlagen: Während evidence im Englischen je nach Kontext die Bedeutungen "Beweis", "Beleg",

"Hinweis" oder "Zeugenaussage" hat, bedeutet Evidenz im Deutschen Augenscheinlichkeit bzw.

Offensichtlichkeit (die keines Beweises bedarf) (englisch: obviousness). Deshalb wurde vorge- schlagen, im Deutschen den besseren Begriff „nachweisorienterte Medizin“ zu verwenden.

(2.3) Definition und Anwendung

Definiert wird Evidenzbasierte Medizin (EbM) ursprünglich als der bewusste, ausdrückliche und wohlüberlegte Gebrauch der jeweils besten Informationen für Entscheidungen in der Versorgung eines individuellen Patienten. EbM beruht demnach auf dem jeweiligen aktuellen Stand der klinischen Medizin auf der Grundlage klinischer Studien und medizinischen Veröffentlichungen, die einen Sachverhalt erhärten oder widerlegen – die sogenannte externe Evidenz.

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In der klinischen Praxis der EbM bedeutet dies die Integration individueller klinischer Expertise mit der bestens verfügbaren externen Evidenz aus systematischer Forschung, schließt aber auch die Patientenpräferenz mit ein. EbM kann aber auch den Verzicht auf Therapie beinhalten, d. h. zu wissen, wann keine Therapie anzubieten besser ist für den Patienten, als eine bestimmte Therapie anzubieten.

Auf dieser Evidenz basierten individuellen Entscheidung für den einzelnen Patienten (Evidence- based individual decision, EbID) aufbauend, wird der Begriff EbM auch in der sogenannten Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (Evidence-Based Health Care, EbHC) verwendet.

Hierbei werden die Prinzipien der EbM auf organisatorische und institutionelle Ebene übertragen, d.h. die Behandlungsempfehlung wird nicht mehr nur auf den einzelnen Kranken, sondern auf eine Gruppe von Kranken und ganzen Bevölkerungen in Form von Behandlungsempfehlungen, Richtlinien oder Regulierungen übernommen. Das schließt die Anwendung in allen Bereichen der Gesundheitsversorgung einschließlich der Entscheidungen zur Steuerung des Gesundheitssystems ein.

Von Befürwortern der evidenzbasierten Medizin wird gelegentlich ironisch angemerkt, dass in vielen Krankenhäusern insbesondere im deutschsprachigen Raum derzeit mehr eine "Eminenz- basierte" als eine evidenzbasierte Medizin betrieben würde. Vereinfacht gesagt gelte in solchen Krankenhäusern der Grundsatz: "Was der Chefarzt/Oberarzt sagt, wird gemacht und weder hinterfragt noch diskutiert." Ein derartig autoritärer Führungsstil führe nicht nur zu einer subjektiv geprägten Medizin und einem blinden Autoritätsglauben, es würde auch dadurch jede Diskussions- und Fehlerkultur unterbunden oder sehr erschwert. Natürlich trage ein Chefarzt/Oberarzt die größte Verantwortung für ärztliche Entscheidungen und habe meist auch die größte klinische Erfahrung. Trotzdem seien die untergeordneten Ärzte, die in der Regel den Hauptteil dieser Entscheidungen auszutragen haben, ebenfalls aufgerufen, ihr eigenes Tun kritisch zu betrachten und trügen ebenfalls Verantwortung für ihr Handeln. Kein Chefarzt/Oberarzt sei allwissend und unfehlbar und jeder müsse sich an den Grundsätzen der guten ärztlichen Praxis, d.h. an wissenschaftlicher Evidenz messen lassen.

(2.4) Umsetzung und Kriterien von evidenzbasierter Medizin

Evidenzbasierte Medizin fordert vom Arzt nicht nur klinische Expertise (das heißt Fachwissen am Krankenbett), sondern auch das Wissen, wie er sich die Ergebnisse aktueller wissenschaftlicher Forschung aneignet, wie er sie interpretiert und anwendet. Fachwissen ist ebenso erforderlich in der Gesprächsführung mit dem Patienten, vor allem in der Besprechung möglicher Nutzen und Risiken der verschiedenen Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. Angestrebt werden sollte eine informierte Einwilligung.

Die Umsetzung der EbM in die Praxis bedeutet die Integration individueller klinischer Expertise mit der bestmöglichen externen Evidenz aus systematischer Forschung in einem mehrstufigen Prozess. Dabei wird aus dem klinischen Fall eine relevante, beantwortbare Frage abgeleitet. Mit dieser Frage erfolgt die Recherche in der medizinische Literatur. Der recherchierte Literatur (Evidenz) muss nun kritisch bezüglich ihrer Validität und Brauchbarkeit bewertet werden. Es folgt die Anwendung der ausgewählten und bewerteten Evidenz beim individuellen Fall mit abschließender Bewertung der eigenen Leistung des Behandelnden mit gegebenenfalls Anpassung der bisherigen Vorgehensweise.

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Alle diese Schritte bedürfen der Übung, insbesondere die Literaturrecherche und Bewertung. Da jedoch das gesamte medizinische Wissen sich derzeit alle fünf Jahre verdoppelt, ist aber auch der geübte Arzt zunehmend überfordert, das für ihn Bedeutende in der Fülle des bestehenden und des entstehenden Wissens zu bestimmen. Abhilfe versuchen hier EbM-orientierte Organisationen mittels systematische Evidenzrecherche und Bewertung zu relevanten, oft fachspezifischen Fragen zu leisten, um so die Zugänglichkeit der Ergebnisse aus der klinischen Forschung in den praktischen Alltag transparenter und einfacher zu machen.

Statt also wie im klassischen Ansatz der EbM Rückgriff auf die Originalartikel (die Primärliteratur) zu nehmen, werden hier vom Arzt Sekundärliteratur und systematische Übersichtsarbeiten herangezogen, bei der die Wertung nach EbM Kriterien bereits getroffen wurde. Ziel ist hier die Synthese aller relevanten Artikel aus der Primärliteratur, damit die Suche für den praktischen Alltag zeitsparend und spezifisch erfolgen kann. Diese Übersichtsarbeiten bilden auch die Basis für sogenannte Health Technology Assessments (HTA), zu deutsch Medizintechnik-Folgenabschätzung und für evidenzbasierte Leitlinien. Eine der bedeutendsten Organisationen zur Erstellung von solchen systematischen Übersichtsarbeiten (reviews) ist die Cochrane Collaboration.

EbM stellt somit selbst eine junge, sich entwickelnde Wissenschaft dar, mit dem Ziel, die Qualität der veröffentlichten medizinischen Daten zu bewerten und damit auch zu verbessern. Die EbM beschäftigt sich jedoch nicht mit der Durchführung von klinischen Studien selbst, sondern mit der systematischen Nutzung ihrer Ergebnisse. Um von der Evidenz zur Empfehlung zugelangen, wurden EbM-Kriterien folgend unterschiedliche Klassifikationssysteme erarbeitet. Dabei wird die externe Evidenz nach Validitätskriterien hierarchisch geordnet, die neben der Qualität der Einzel- studien die Gesamtheit der Evidenz zu einer Frage umfassen. Im folgenden Beispiel für ein solches Klassifikationssystem vom Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) gelten nachfolgende Level im Sinne der EbM:

Level 1: Es gibt ausreichende Nachweise für die Wirksamkeit aus systematischen Überblicks- arbeiten über zahlreiche randomisiert kontrollierte Studien.

Level 2: Es gibt Nachweise für die Wirksamkeit aus mindestens einer randomisiert kontrollierten Studie.

Level 3: Es gibt Nachweise für die Wirksamkeit aus methodisch gut konzipierten Studien, ohne randomisierte Gruppenzuweisung.

Level 4a: Es gibt Nachweis für die Wirksamkeit aus klinischen Berichten.

Level 4b: Stellt die Meinung respektierter Experten dar, basierend auf klinischen Erfahrungswerten bzw. Berichten von Experten-Komitees.

Andere Klassifikationssysteme erweiterten die Evidenzhierarchie auf die Erfordernisse unter- schiedlicher Fragestellungen, die Berücksichtigung von Schwächen in der Ausführung einzelner Studien und Inkonsistenzen zwischen mehreren Studien, beispielsweise das Klassifikationssystem des Centre for Evidence-based Medicine in Oxford. Zur Beurteilung der Qualität von klinischen Studien kann auch die sogenannte Jadad-Skala verwendet werden. Es wird damit nur die Qualität der Durchführung einer Studie beurteilt und nicht die Qualität der Ergebnisse, allerdings lassen sich aus der Studienqualität Rückschlüsse auf die Qualität der Ergebnisse ziehen.

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Die Einteilung in Klassifikationssystemen ist wichtig, um den Nutzen und die Risiken von Behandlungen angemessen beurteilen zu können (inklusive Nutzen und Risiken keiner Behandlung). Neben der Beurteilung und Einteilung von abgeschlossenen klinischen Studien können EbM-Prinzipien auch im Voraus, d. h. während des Entwurfs von klinischen Studien, hilfreich sein. Gut geplante und hochwertig durchgeführte, randomisiert kontrollierte klinische Studien, die genügend hohe Patientenzahlen aufweisen, erfüllen die Voraussetzungen, um später nach EbM-Kriterien vorteilhaft eingeteilt zu werden. Eine solche Planung beugt einer Unwirt- schaftlichkeit von Geld und Ressourcen vor.

Um die unterschiedlichen Klassifikationssysteme zu vereinheitlichen und zusätzliche Aspekte wie Relevanz und Durchführbarkeit mit zu berücksichtigen, etabliert eine internationale Arbeits- gruppe mit Namen „GRADE Working Group“ (Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation) seit dem Jahr 2000 ein neues System. Das neue GRADE System zur Bewertung der Evidenz und Formulierung von Empfehlungen gewinnt inzwischen inter- national an Bedeutung und wird von der WHO, der Cochrane Collaboration und vielen anderen unterstützt.

(2.5) Geschichte

Die Idee der evidenzbasierten Medizin lässt sich auf das in der zweiten Hälfte des im 18. Jahr- hunderts von britischen Ärzten entwickelte Konzept der „medical arithmetic“ zurückführen.

Erstmalig findet sich die Bezeichnung in dem 1793 publizierten Artikel „An Attempt to Improve the Evidence of Medicine“ des schottischen Arztes George Fordyce.

In Großbritannien wurde eine der ersten kontrollierten klinischen Studien durchgeführt. Schon 1753 veröffentlichte James Lind die Ergebnisse seines Versuchs, Skorbut mit Orangen und Zitronen zu behandeln. Im deutschsprachigen Bereich kommt dem in Wien tätigen, ungarischen Arzt Ignaz Semmelweis (1818–1865) die Erstautorenschaft für die Einführung der „systema- tischen klinischen Beobachtung“ in die medizinische Forschung zu (1848).

Die Gründung der modernen EbM geht auf die Arbeitsgruppe um David Sackett im "Department of Clinical Epidemiology and Biostatistics" an der McMaster University in Hamilton, Kanada, zurück, wo David Sackett beginnend im Jahr 1968 als Gruendungsdirektor der Abteilung lehrte.

Das im Jahre 1972 erschienene Buch „Effectiveness and Efficiency: Random Reflections on Health Services“ von Professor Archie Cochrane, einem britischen Epidemiologen, führte zu einer zunehmenden Akzeptanz von klinischer Epidemiologie und kontrollierten Studien. Cochranes Bemühungen wurden dadurch gewürdigt, dass ein internationales Netzwerk zur Wirksamkeits- bewertung in der Medizin - die Cochrane Collaboration – nach ihm benannt wurde.

(2.6) Verbreitung und Lehre der evidenzbasierten Medizin

Die Verbreitung der EbM ist im deutschsprachigen Bereich maßgeblich durch die Institutionali- sierung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) befördert worden. Ziele dieser Fachgesellschaft sind die Weiterentwicklung und Verbreitung von Theorie und Praxis der Evidenzbasierten Medizin.

EbM wird auch in vielen Universitäten gelehrt. Die Umsetzung dieser Lehre von der Theorie in die Praxis ist jedoch noch umstritten. So ist inzwischen bekannt, dass praktische Kurse (Vorführen von EbM-Recherchen und das praktische Anwenden von EbM bei individuellen Patienten) zu besseren Lehrergebnissen führen würden.

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Neben mehreren guten Lehrbüchern gibt es auch eine kostenlose Serie von Publikationen, die jedermann zugänglich sind. Die Serie stammt von der Kanadischen Medizinischen Gesellschaft.

(2.7) Grenzen und Kritik an der evidenzbasierten Medizin

An ihrer Grenzen stößt die EbM, wenn zu wenig Evidenz vorliegt. So ist beispielsweise in der Pädiatrie EbM nicht so weit fortgeschritten wie z. B. in der Onkologie und Kardiologie. Der Hauptgrund dafür ist, dass große kontrollierte klinische Studien in der Pädiatrie nicht sehr häufig durchgeführt werden bzw. an sich schwer durchzuführen sind. Dadurch ist nicht so viel Evidenz vorhanden wie es wünschenswert wäre. Diese Aussage trifft aber nicht für alle Bereiche der Pädiatrie zu, z. B. nicht für die pädiatrische Hämato-Onkologie.

Hinsichtlich seiner Entscheidung ist der einzelne Patient von den Informationen abhängig, die er zur Verfügung hat. Insbesondere bei akuten Behandlungsfällen ist jedoch häufig nicht genug Zeit, um diese Informationen zu übermitteln, so dass eine starke Abhängigkeit des Patienten von dem behandelnden Arzt entsteht. Für den Patienten steht als Ausweichmöglichkeit oft nur der Wechsel des Arztes offen, wenn sonst keine Wahl unter verschiedenen Therapien angeboten wird.

Eine Gratwanderung kann auch eine zu enge Auslegung von EbM darstellen. So gibt es Sachverhalte, die seit langem und vollkommen geklärt sind, für die aber im Sinne der EbM keine ausreichende Evidenz vorliegt. Als Beispiel zur Illustration mag dienen, dass die sogenannte Vipeholm-Studie von 1954 die erste und letzte prospektive Untersuchung zur Verursachung der Karies durch Zucker war. Auch beispielsweise der Durchbruch der Ciclosporin-Behandlung in der Immunsuppression nach Organtransplantation erfolgte so rapide, dass es nur relativ wenige Untersuchungen hoher Evidenzstufen zum Vergleich mit dem vorher etablierten Behandlungs- schema (Cortison & Azathioprin) gibt. Bei einer hohen Eindeutigkeit von Ergebnissen verbieten sich weitere prospektive randomisierte Vergleichsstudien schon aus ethischen Gründen; die Tatsache, dass es zu einer Frage wenig belastbare Evidenz gibt, darf daher nicht so interpretiert werden, dass diese negativ zu beantworten sei.

Angeführt wird in diesem Zusammenhang auch, dass eine gute Beweisführung in vielen Be- reichen der Medizin nicht durchführbar oder zu umständlich sei. Fast alle ärztlichen Handlungen, die komplett unstrittig sind, seien nicht evidenzbasiert und würden es nie sein. Fehlen von bewiesenem Nutzen und Fehlen von Nutzen seien nicht das Gleiche.

Die Kehrseite einer offeneren Auslegung von EbM kann aber wiederum zur nicht konsequenten Anwendung führen. So kommt es auch vor, dass EbM in Bereichen der Medizin bzw. in Ländern, wo sie eigentlich weitgehend akzeptiert ist, in der Praxis nicht konsequent durchgeführt wird. In anderen Bereichen der Medizin scheinen zumindest einige Ärzte sich gegen EbM zu wehren.

Weitere Argumente der Kritiker sind folgende:

Je mehr Daten in großen Studien zusammengezogen werden, umso schwieriger würde es, den Durchschnittspatienten der Studie mit einem speziellen Patienten zu vergleichen. So seien Studien mit einer großen Anzahl nicht ohne weiteres auf einen speziellen Einzelfall anwendbar. „Große Zahlen liefern ein statistisch gesehen genaues Ergebnis, von dem man nicht weiß, auf wen es zutrifft. Kleine Zahlen liefern ein statistisch gesehen unbrauchbares Ergebnis, von dem man aber besser weiß, auf wen es zutrifft. Schwer zu entscheiden, welche dieser Arten von Unwissen die nutzlosere ist.“ (Beck-Bornholdt, Dubben: 2003) .

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Kausalitäten können lange ungeklärt bleiben. In Beobachtungsstudien kann man oft nur von Korrelationen sprechen, manchmal von gesicherten Zusammenhängen. Aus anderen Zusammen- hängen (etwa randomisierte Studien) kann hingegen auf eine Kausalität geschlossen werden.

Daher sind randomisierte klinische Studien der Hauptbetrachtungsgegenstand der evidenz- basierten Medizin und dieser Kritikpunkt ist nicht ohne Weiteres nachvollziehbar.

Erfahrung, individuelle Entscheidungen und Emotionen würden bei der EbM nicht oder zu wenig anerkannt (stupide „Kochbuchmedizin“).

Die Forderung, den Wert einer medizinischen Behandlung für den einzelnen Betroffenen zu beurteilen, führt zum Begriff value based medicine. Dieser Wert im Kontext zum einzelnen Menschen betrachtet (biopsychosoziales Modell) wird als human based medicine bezeichnet.

EbM könne bestenfalls ein erster Schritt auf dem Weg zur HbM sein. Es gibt keinen Beweis dafür, dass die Behandlung nach EbM-Maßstäben für den einzelnen Patienten besser ist als die individuelle Therapieentscheidung durch den behandelnden Arzt.

Meta-Analysen, die von Pharmafirmen gesponsert werden, sind oft fälschlicher Weise positiv bewertet. Der Publikationsbias trägt dazu bei, dass Studien, bei denen negative Effekte erzielt werden, seltener veröffentlicht werden.

Bei allen vorhandenen Problemen hat sich die evidenzbasierte Medizin in folgendem Punkt als erfolgreich bewiesen: Äußerungen medizinischer „Experten“ („eminenz“-basierte Medizin) sind mehr als bisher hinterfragbar geworden. Ein Mindestmaß an überprüfbaren Belegen reicht nicht mehr aus, eine zunehmend skeptische Kollegenschaft zu beeindrucken. Behauptungen müssen durch Argumente ersetzt werden, welche die einschlägige medizinische Literatur untermauern muss.

(2.8) Die Cochrane Collaboration

Die Cochrane Collaboration ist ein weltweites Netz von Wissenschaftlern und Ärzten. Ziel ist, systematische Übersichtsarbeiten (reviews) zur Bewertung von medizinischen Therapien zu erstellen, aktuell zu halten und zu verbreiten.

Als Basis gelten alle zur Verfügung stehenden Daten zu einer Fragestellung, damit ein objektives Bild zu einer Therapie gezeichnet werden kann. Die Reviews werden von Review-Gruppen ver- fasst, die problemorientiert (z.B. Brustkrebs), therapiebasiert (z.B. Ernährung) oder an Bereichen der medizinischen Versorgung (hausärztliche Versorgung) orientiert sein können. Die Review- Gruppen sind meist international zusammengesetzt. Jede Gruppe wird von einem redaktionellen Team betreut, das für die Begutachtung und Veröffentlichung der erarbeiteten Übersichten als Teil der periodisch aktualisierten Cochrane Library systematischer Reviews verantwortlich ist. Die Cochrane Collaboration arbeitet nach strengen methodischen Regeln, um eine Verzerrung (Bias oder systematischer Fehler) der Ergebnisse auszuschließen.

Für Koordination, Organisation, Öffentlichkeitsarbeit sowie Aus- und Fortbildung sind die dreizehn weltweit verteilten Cochrane-Zentren zuständig. Sie unterstützen und fördern die Bildung neuer Review-Gruppen. Cochrane-Zentren existieren heute (März 2009) in Amsterdam (Nieder- lande), Baltimore (USA), Barcelona (Spanien), Chengdu (China), Freiburg (Deutschland), Kapstadt (Südafrika), Kopenhagen (Dänemark), Mailand (Italien), Melbourne (Australien), Ottawa (Kanada), Oxford (England), Sao Paulo (Brasilien) und Vellore (Indien).

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Die Zentren sind zudem für die Länder ihrer geographischen beziehungsweise sprachlichen Region zuständig, die über kein eigenes Zentrum verfügen. So ist beispielsweise das Kopenhagener Cochrane Zentrum für alle skandinavischen Länder zuständig und betreut weitere Länder wie Polen. Zu diesem Zweck existieren Ableger (sogenannte „Branches"), zum Beispiel in Finnland oder Norwegen.

Die Cochrane Collaboration ist eine gemeinnützige Organisation. Die Mitarbeit ist freiwillig. Die Cochrane-Zentren werden von Gesundheitsbehörden, Universitäten oder von wissenschaftlichen Fonds unterstützt. Die Rechte der erstellten Reviews bleiben bei den Autoren. Die Datenbanken sind kollektives Eigentum der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Sie werden vom Wiley-Verlag vermarktet.

Die GERAC-Studien (german acupuncture trials) sind ein aufschlussreiches Beispiel für eine evidenzbasierte Medizin. Sie sind im Schlussabschnitt des Kapitels über Akupunktur ausführlich beschrieben.

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III. Placebo- und Nocebo-Effekt

(3.1) Der Placebo-Effekt

Ein Placebo im allgemeinen Sinn ist ein Effekt mit messbarer Wirkung, hervorgerufen durch komplexe Kommunikationsprozesse und/oder durch Substanzen ohne Wirkstoff. Das Wissen des Patienten, dass die Therapie mit einem Placebo erfolgt, reduziert die Wirkung drastisch. Je schwerer eine Organ-Schädigung fortgeschritten ist, umso geringer ist der Placebo-Effekt.

Umgekehrt können das Ansehen des Arztes, so wie die Kosten und die Neuheit einer Behandlung den Placebo-Effekt verstärken. Die Entstehung des Placebo-Effektes kann mehrdimensional an- gesehen werden:

(1) Psychologischer Faktor „Suggestion“: Je stärker ein Patient daran glaubt, dass ihm die Ein- nahme eines Mittels hilft, desto wahrscheinlicher ist es, dass es ihm dann besser geht. Dieser Glaube kann verstärkt werden durch eine einfühlsame (empathische) Arzt-Patienten-Kommu- nikation, gepaart mit dem Vertrauen in die Kompetenz des Arztes.

(2) Psychologischer Faktor „Konditionierung“: Schon seit Kindheit lernt der Mensch bei einer Erkrankung zum Arzt zu gehen und von ihm ein hilfreiches Medikament (Verum) zu bekommen, welches seine Schmerzen lindert und seine Krankheit heilt. Wenn nun der Arzt Tabletten ver- schreibt, welche keinen Wirkstoff enthalten (Placebo), dann kann durch dieses konditionelle Lernen ein positiver Effekt erreicht werden, der die Selbstheilung verstärkt.

(3) Biologischer Faktor „Endorphine“: Bei der Schmerzlinderung durch Placebos kommt es zur Ausschüttung von körpereigenen Opiaten (Endorphinen).

(4) Biologischer Faktor „Stressentspannung“: Durch die Einnahme von Placebos kann es nach- weislich zur Senkung des Stresshormonspiegels (Kortisol und Adrenalin) kommen.

Placebos werden in der medizinischen Forschung eingesetzt. Durch placebokontrollierte, doppel- blinde, randomisierte Studien wird die therapeutische Wirksamkeit von Medikamenten untersucht.

(3.2) Der Nocebo-Effekt

Der Nocebo-Effekt (lat. nocebo = „ich werde schaden“) ist analog zum Placebo-Effekt (lat.

placebo = „ich werde gefallen“) eine negative Reaktion auf ein Präparat ohne eine spezifische Wirkung. Entdeckt wurde der Nocebo-Effekt, als nach Verabreichung wirkstofffreier Präparate negative und krank machende Auswirkungen auftraten. Wenn die negative Wirkung überwiegt, wird korrekterweise von einem Nocebo (statt Placebo) gesprochen. Im medizinwissenschaftlichen Sprachgebrauch werden heute im weiteren Sinne auch alle anderen Maßnahmen oder jegliche Einflussgrößen als Nocebo bezeichnet, die ohne naturwissenschaftlichen Nachweis einer spezifischen Wirkung eine negative Reaktion bewirken können. Auch kann sich ein Nocebo- Effekt zu anderweitig erklärbaren Negativwirkungen addieren.

Der Nocebo-Effekt – oft auch als negativer Placebo-Effekt bezeichnet – beruht wie auch der Placebo-Effekt unter anderem auf einer bestimmten Erwartungshaltung. Die Erwartungshaltung kann demnach auch unbewusst sein und auf Lernmechanismen (Konditionierungen) beruhen.

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So kann beim Patienten die Befürchtung aufgebaut werden, dass bestimmte äußere Einwirkungen

„krank machen“. Diese Personen erkranken dann auch tatsächlich, beziehungsweise es können die entsprechenden Symptome bei ihnen beobachtet und auch gemessen werden. Einem anderen gängigen Erklärungsmodell zufolge handelt es sich dabei um eine negative selbsterfüllende Prophezeiung (self-fulfilling prophecy).

Der Begriff Nocebo wurde 1961 von Walter P. Kennedy geprägt und ist erheblich weniger bekannt als der Placebo-Effekt. Während über den Placebo-Effekt sehr viel veröffentlicht wurde und wird, gibt es beim Nocebo-Effekt signifikant weniger Literatur und wissenschaftliche Studien. Insgesamt beschäftigt sich die Wissenschaft erst seit wenigen Jahren intensiver mit diesem Phänomen. Mit ein Grund hierfür ist, dass es ethisch schwer vertretbar ist, Krankheiten bei gesunden Personen über den Nocebo-Effekt zu induzieren. Dreiviertel aller Patienten in den USA kannten im Jahr 2001 den Nocebo-Effekt nicht, beziehungsweise sind sich dessen nicht bewusst.

Ähnlich hoch ist der Anteil bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen.

Es lassen sich auch physiologische Komponenten im Zusammenhang mit dem Nocebo-Effekt identifizieren. Offensichtlich spielt bei psychisch bedingten Schmerzen der in der Darm- schleimhaut gebildete Botenstoff Cholecystokinin (CCK) eine Rolle. Er löst im Gehirn eine Schmerzreaktion aus und hat auch bei Phobien eine entscheidende Funktion. Dieser durch Angst ausgelöste Botenstoff ist vermutlich dafür verantwortlich, dass bei einer Medikamenteneinnahme dann gehäuft Nebenwirkungen auftreten, wenn der Patient diese erwartet. Nocebo-Symptome treten signifikant häufiger bei Frauen als bei Männern auf.

Beispiele von Nocebo-Effekten

Nebenwirkung von Medikamenten

Der Nocebo-Effekt lässt sich insbesondere in placebokontrollierten Doppelblind-Studien für die Neuzulassung eines Medikamentes beobachten. In diesen Studien werden alle Patienten über mögliche zu erwartende Nebenwirkungen des Wirkstoffes informiert – unabhängig davon, ob sie diesen Wirkstoff oder ein Placebo erhalten. Placebo-Empfänger klagen dann häufig über die entsprechenden, ihnen zuvor erläuterten Nebenwirkungen.

Etwa ein Viertel aller Patienten, die in einer solchen Studie ein Placebo erhalten, klagt demnach über ungünstige Nebenwirkungen. Ein eindrucksvolles Beispiel ist das Auftreten einer Hypervagotonie, die sich in einer Doppelblindstudie eines Calciumantagonisten bei Patienten durch Herzrhythmusstörungen manifestierte, obwohl diese nur das Placebo erhalten hatten. In einer anderen Studie klagten 19 Prozent der Probanden, welche das Placebo in einer placebokontrollierten Doppelblind-Studie mit insgesamt 109 gesunden Probanden erhalten hatten, über Nebenwirkungen. In einer früheren Studie, in welcher 67 placebokontrollierte klinische Studien ausgewertet wurden, klagten durchschnittlich 23 Prozent der Probanden, die nur das Placebo erhalten hatten, über mindestens eine störende Nebenwirkung. Der Anteil an Probanden, der nach Einnahme des Placebos über Nebenwirkungen klagt, hat eine erheblich höhere Inzidenz von 27 bis 71 Prozent, wenn sie nach den Nebenwirkungen befragt werden.

Genauso wie zur Beurteilung der Wirkung eines Medikamentes in einer placebokontrollierten Doppelblind-Studie der Placebo-Effekt der Kontrollgruppe von der Wirkung des eigentlichen Wirkstoffes subtrahiert wird, kann der Nocebo-Effekt der Kontrollgruppe zur Ermittlung der eigentlichen Nebenwirkungen des Wirkstoffes prinzipiell ebenfalls subtrahiert werden.

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Die von den Betroffenen beklagten Nebenwirkungen sind meist Erkrankungen, denen im Allgemeinen ein hoher Grad an psychosomatischen Ursachen zugeschrieben wird. Beispiele hierfür sind: Migräne, Krämpfe, Extrasystolen, Schwindelanfälle, Benommenheit, Somnolenz und Erschöpfung. Der Nocebo-Effekt zeigt sich am deutlichsten in einer krankmachenden Angst vor eingebildeten Gefahren. Der Nocebo-Effekt kann auch bei Tieren beobachtet werden.

Elektrosmog

In einer über drei Jahre dauernden Studie der Universität Essex nahmen 44 Personen teil, die über gesundheitliche Beschwerden durch die Nähe von Mobilfunkanlagen klagten, sowie 114 Personen, die noch nie negative Auswirkungen durch Mobilfunk an sich bemerkt hatten. In einem Labor wurden diese Personen in verschiedenen Experimenten elektromagnetischen Strahlen mit Frequenzen im GSM- und UMTS-Bereich ausgesetzt. In der Doppelblindstudie wurde den Versuchsteilnehmern gesagt, dass eine Antenne mit der entsprechenden Strahlung für 50 Minuten in Betrieb sei. Die Probanden, die sich für strahlungssensibel hielten (aus der Gruppe der 44), klagten anschließend über Übelkeit, Kopfschmerzen oder grippeähnliche Symptome. Ebenso konnten die Ärzte bei den Betroffenen Änderungen der Herzfrequenz und der Hautfeuchtigkeit messen. Diese subjektiv empfundenen Beschwerden und messbaren Symptome waren allerdings ganz unabhängig davon, ob die Antenne tatsächlich in Betrieb war oder nicht. Zwölf Personen mussten wegen massiver gesundheitlicher Beschwerden gar den Test beenden.

Framingham-Herz-Studie

In der sehr breit und über Generationen angelegten Framingham-Herz-Studie des United States Public Health Service wurde festgestellt, dass Frauen, die von sich sagten, dass sie eher als andere Frauen an Herzkrankheiten erkranken, über einen Beobachtungszeitraum von 20 Jahren tatsächlich fast die vierfache Wahrscheinlichkeit zeigten, einen Myokardinfarkt oder plötzlichen Herztod zu erleiden – auch wenn die Ergebnisse mit den Variablen Tabakkonsum, hoher Blutdruck und hoher Cholesterolwert korrigiert wurden.

Tierversuche

In einem klassischen Tierversuch zur Hypothese der Konditionierung nach Pawlow wurde Ratten mit Saccharin versetztes Trinkwasser gegeben, bevor sie Cyclophosphamid injiziert bekamen.

Cyclophosphamid bewirkt unter anderem eine Immunsuppression. Zur Überraschung der Experi- mentatoren hatte nach der Konditionierungsphase das Saccharin allein eine immunsuppressive Wirkung.

Voodoo-Fluch

Ein Beispiel für einen extremen Nocebo-Effekt sind Todesurteile, die von Voodoopriestern verhängt werden. Dabei wird vermutet, dass die Opfer in ihrem „Glauben“ vor Resignation und Angst erkranken und letztlich auch wirklich sterben.

Kopfschmerzen durch nicht vorhandene elektrische Ströme

In einer Studie aus den frühen 1980er Jahren wurde an 34 Studenten das folgende Experiment durchgeführt: Den Studenten wurde gesagt, dass ein elektrischer Strom durch ihren Kopf geschickt würde und dass es dabei zu Kopfschmerzen kommen könne. Ohne jeden Stromfluss klagten mehr als zwei Drittel der Studenten über Kopfschmerzen.

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1993 wurde eine ähnliche Studie veröffentlicht. 99 Probanden wurden unterhalb des Auges an zwei Elektroden angeschlossen, die mit einem Gerät mit der Aufschrift „Schock-Generator“

verbunden waren. Den Probanden wurde erläutert, dass ein nicht messbarer Strom durch ihren Kopf geleitet werde. In Wirklichkeit erzeugte das Gerät jedoch nur einen beim Hochschalten lauter werdenden Ton. Das Ergebnis:

25 Probanden klagten über Schmerzen

weitere 23 Probanden hatten punktuelle Schmerzen, verneinten aber ein Schmerzerleben bei nachträglicher Befragung

3 Probanden hatten andere Empfindungen wie Mundtrockenheit oder Verspannung im Nacken

7 Probanden hatten Schmerzen nur im Bereich der Elektroden

7 Probanden hatten Schmerzen im erweiterten Elektrodenbereich

11 Probanden im Elektroden- und anderen Bereichen

28 Probanden hatten Schmerzen in anderen Bereichen des Kopfes Chemotherapie

In einer klinischen Studie eines Chemotherapeutikums fielen einigen der Patienten, die Placebos erhalten hatten, die Haare aus. Sie glaubten, dass eine Chemotherapie immer zu Haarausfall führt.

Problematik

So wie der Placeboanteil sich bei einer Verumbehandlung zur positiven Gesamtwirkung eines Medikamentes addiert, so ist der Nocebo-Effekt für einen nicht geringen Teil der unerwünschten Wirkungen von Arzneimitteln (Nebenwirkungen) verantwortlich. Ausgesprochen problematisch kann in diesem Zusammenhang das ausführliche Studium der Packungsbeilage von Medikamenten oder ein Gespräch mit dem Arzt oder Apotheker über Begleiterscheinungen sein. Insbesondere sensible oder depressive Menschen malen sich dabei oft die schlimmsten Szenarien aus.

Methoden der Alternativmedizin, wie beispielsweise die Homöopathie, beruhen aus Sicht der evidenzbasierten Medizin einzig auf dem Placebo-Effekt. Vertreter dieser Methoden betreiben daneben weiterhin häufig eine Indoktrination mit Hilfe von unreflektierten Schlagworten, die Patienten bewusst oder unbewusst skeptisch gegenüber der wissenschaftlichen Medizin werden lässt. Diese Verfahren können sich somit auf der anderen Seite zulasten der konventionellen Wissenschaftsmedizin als Nocebo-Effekt auswirken. Dadurch wirken dann objektiv anerkannte, bestens erprobte Arzneien weniger gut, da der Patient Angst vor der darin enthaltenen

„schädlichen Chemie“ hat oder dem Arzt misstraut.

Die Warnhinweise auf Zigarettenpackungen werden wegen des Nocebo-Effektes mittlerweile etwas kritischer gesehen, da möglicherweise diese Aufdrucke in den Tabak-Konsumenten die Erwartung auslöst, tatsächlich an Lungenkrebs zu erkranken. Dies erhöht, nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand über den Nocebo-Effekt, die Wahrscheinlichkeit, ein solches Krebsleiden zu entwickeln. Im Labor wurden bislang allerdings allein psychosomatische Symptome (Kopfschmerzen, Übelkeit) aufgrund des Noceboeffekts zweifelsfrei nachgewiesen; ob Krebs zu den psychosomatischen Krankheiten gehört, ist dabei nach wie vor umstritten.

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IV. Was ist Energie ?

Der naturwissenschaftliche Energiebegriff

Die klassische Physik beginnt ihre Untersuchungen an der direkt beobachtbaren Materie. Dabei stellt sie verschiedene Kraftwirkungen fest: die Gravitation als Kraft zwischen Massen, die elektrostatischen An- und Abstoßungen von ruhenden elektrischen Ladungsträgern und schließlich die magnetischen Kraftwirkungen von bewegten elektrischen Ladungsträgern.

Zur Beschreibung dieser Tatsachen wird der Feldbegriff eingeführt. Der gesamte drei- dimensionale Raum wird durch das Vorhandensein materieller Quellen (schwerer Massen oder elektrischer Ladungen) in seinen physikalischen Eigenschaften verändert. In jedem Raumpunkt kann die Kraftwirkung dieser Materiequellen in ihrer Stärke und Richtung gemessen werden.

Einem Raumpunkt wird dadurch ein Kraftvektor (Pfeil) zugeordnet. Die Menge all dieser Kraftvektoren bildet das Feld. Diese Kraftwirkung breitet sich im Raum von einer Quelle ausgehend mit einer bestimmten Geschwindigkeit aus. Das ergibt zeitlich veränderliche Kraftvektoren in den einzelnen Raumpunkten.

Die so genannten Maxwellschen Gleichungen stellen den raum-zeitlichen Zusammenhang zwischen elektrischen und magnetischen Kraftwirkungen in Form von mathematischen Gleichungen dar. Sie beschreiben in vollständiger Weise das elektromagnetische Feld. Ausgehend von bewegten materiellen elektrischen Ladungsträgern breitet sich das Kraftfeld aus, so dass die Kraftvektoren in jedem Raumpunkt sich in ihrer Stärke und Richtung periodisch ändern. Man spricht in diesem Zusammenhang von elektromagnetischen Wellen.

Daneben erzeugen die schweren Massen im Raum noch Felder von Anziehungskräften, welche als Gravitationsfelder bezeichnet werden. Die Relativitätstheorie betrachtet ein Feld nicht mehr als Modell zur Beschreibung von Wirkung und Ausbreitung einer Kraft, sondern als fundamentale Struktureigenschaft von Raum und Zeit. Gravitationsfelder, die durch die Massenverteilung im Universum bestimmt sind, beeinflussen die Geometrie des Raumes. Sie führen zu Raum- krümmungen in dem Sinne, dass die Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen dadurch beein- flusst wird (Abweichung eines Lichtstrahls von seiner geraden Bahn in der nahen Umgebung einer schweren Masse). Eine weitere Hauptleistung der Relativitätstheorie ist die Entdeckung der Äquivalenz von Masse und Energie. Der Zusammenhang zwischen Masse (m) und der Gesamtenergie (E) eines bewegten Teilchens wird durch die Formel E= m*c2 beschrieben, wo c die Lichtgeschwindigkeit ist.

Nach dieser physikalischen Zusammenschau sollen noch einfache Grunderkenntnisse der Physik in Bezug auf den Energiebegriff erläutert werden. Dazu zwei Beispiele:

1. Beispiel: Ein Mensch hebt einen Körper mit der Masse m gegen die Schwerkraft der Erde um die Höhe s. Dazu hat er mit seiner Muskelkraft F Arbeit W verrichtet, welche durch die Formel W = F * s beschrieben wird, d.h. Arbeit ist gleich dem Produkt aus Kraft mal Weg.

2. Beispiel: Ein Auto mit der Masse m soll auf einer glatten, ebenen Fahrbahn beschleunigt werden, und zwar längs der Wegstrecke s in der Zeit t von Ruhe auf die Endgeschwindigkeit v.

Dazu wird eine Kraft benötigt, die gleich dem Produkt von Masse mal Beschleunigung, F = m*a, ist. Um die verrichtete Arbeit zu ermitteln, werden die Beziehungen s = ½*a*t2, v = a*t in die Formel für die Arbeit W = F * s eingesetzt. Daraus ergibt sich eine neue Formel für die Beschleunigungsarbeit: W = ½ * m * v2.

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Energie wird nun als der Vorrat an Arbeitsleistung definiert, der in einem Körper steckt. Die Energie des Körpers aus dem ersten Beispiel wird als Energie der Lage (potentielle Energie Ep = F*s = m*a*s) bezeichnet. Im zweiten Beispiel spricht man von einer Energie der Bewegung (kinetische Energie, Ek = ½*m*v2). Für alle Bewegungen von Körpern, welche unter dem Einfluss von Reibungskräften ablaufen (z.B. Reibung der Autoreifen an den Bodenunebenheiten und Luftwiderstand) kommt noch eine Energieform ins Spiel, die als Wärme bezeichnet wird.

Diese innere Energie eines Körpers ergibt sich aus der mittleren Geschwindigkeit der Molekular- bewegungen des Körpers. Ein Maß dafür ist die Temperatur.

So wie bei mechanischen Vorgängen kann auch bei der Verschiebung einer elektrischen Ladung im elektrischen Feld (Stromfluss) die verrichtete Arbeit berechnet werden. Die zugrunde liegende Formel setzt die elektrische Arbeit gleich dem Produkt aus Ladung mal Spannung: W = Q * U.

Die elektrischen Ströme im Nervengewebe des Gehirns erzeugen in direkter Umgebung Magnetfelder, die etwa eine Milliarde schwächer sind als das Erdmagnetfeld. In den letzten Jahren wurden Geräte entwickelt, welche der Messung von Magnetfeldern dieser geringen Stärke dienen. Sie werden als SQUID (Superconducting Quantum Interference Device) bezeichnet. Die Aufzeichnung dieser schwachen Magnetfelder, hervorgerufen durch Gehirnströme, nennt man Magnetoenzephalographie (MEG). Sie dient der Lokalisierung und Darstellung des zeitlichen Verlaufes von Gehirnaktivitäten.

Als weiteres Beispiel zum Energiebegriff sei noch die chemische Bindungsenergie von Molekülen angeführt. Bei der Bildung von einem Wasserstoffmolekül aus zwei Wasser- stoffatomen wird die Bindung der beiden elektrisch positiv geladenen Atomkerne durch die zwischen ihnen angehäufte negative Ladung der Elektronen ermöglicht. Die Bindung beruht also auf elektrischen Anziehungskräften (ungleichnamige Ladungen ziehen sich bekanntlich an). Jene Energie, die zur Trennung einer solchen Bindung aufgewendet werden muss, heißt chemische Bindungsenergie. Sie kann in Form von Wärme von außen zugeführt werden. Bei chemischen Reaktionen verändert sich die Anordnung der einzelnen Atome, wodurch neue Moleküle entstehen. Dabei wird entweder Arbeit aus den elektrischen Bindungskräften gewonnen (exotherme Reaktion) oder es muss Arbeit gegen diese Kräfte verrichtet werden (endotherme Reaktion).

Als letztes sei noch die Atomenergie erwähnt. In einem Atomkern sind die einzelnen elementaren Teilchen durch eine besonders starke Kraft aneinander gebunden (starke Wechselwirkung). Diese Kernkraft hat eine sehr geringe Reichweite und unterscheidet sich dadurch von der elektrischen Anziehungskraft und der Gravitationskraft. Andererseits sind diese Kernkräfte millionenfach stärker als die Anziehungskräfte in der Elektronenhülle, die bei chemischen Reaktionen eine Rolle spielen. Durch Beschuss mit Neutronen (elektrisch neutralen Kernteilchen) können die Atomkerne des Elementes Uran gespalten werden. Dabei werden weitere Neutronen freigesetzt, die eine Kettenreaktion auslösen können. Die dabei freiwerdende Kernenergie ist von sehr großer Intensität und wird durch technische Einrichtungen in andere Energieformen transformiert (Wärme). Die Wärmeenergie wird über Wasserdampf in mechanische Bewegungsenergie (Turbinen) und diese wiederum in elektrische Stromenergie umgewandelt. Das alles geschieht in den Atomkraftwerken. Der unangenehme Nebeneffekt dabei ist, das bei jeder Kernspaltung auch gesundheitsschädliche radioaktive Strahlung und radioaktiv strahlende Endprodukte auftreten.

Das erzeugt wiederum Probleme des Strahlenschutzes und der Endlagerung.

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Die Energiegewinnung in der lebenden Zelle

Die Bausteine des Organismus sind die Zellen. Diese haben im Laufe der Entwicklung hoch- spezialisierte Funktionen übernommen (Muskelzellen zur Bewegung, Nervenzellen zur Signal- übertragung, Drüsenzellen zur Sekretion, usw.). In der Grundstruktur bestehen sie aus einer Zellmembran, die sie von der Umgebung abgrenzt, und im Inneren aus dem Zellplasma mit verschiedenen Einrichtungen (Ribosomen, Mitochondrien usw.) und dem Zellkern mit seinen Chromosomen, die aus Desoxyribo-Nukleinsäure-Molekülen (DNS) bestehen, deren Abschnitte die Erbinformation (Gene) enthalten.

Im Zellplasma läuft der biochemische Stoffwechsel ab. Beim so genannten Baustoffwechsel werden Moleküle zerlegt und aus ihren Bestandteilen wieder neue aufgebaut. Im Grunde sind nur wenige Stoffklassen für den Aufbau der belebten Natur wichtig: Wasser, Salze bzw. Ionen, Kohlehydrate, Fette bzw. Lipide, Proteine (Eiweiße), Ribonukleinsäuren (RNS) und Desoxy- ribonukleinsäuren (DNS). Zerlegt man diese Moleküle weiter, dann erhält man ebenfalls nur wenige typische Bestandteile wie die Aminosäuren der Eiweiße oder die Fettsäuren der Fette oder den Traubenzucker der Kohlehydrate.

Damit der Baustoffwechsel reibungslos funktioniert, muss ihm Energie zugeführt werden. Diese Energie liefert der Betriebsstoffwechsel (Energiestoffwechsel) der Zelle. Die Aufnahme der Betriebsstoffe (vor allem von Zucker aus dem Blut) erfolgt durch die Zellmembran. Ihre Verbrennung mit Sauerstoff in den Mitochondrien des Zellplasmas wird als biologische Oxidation bezeichnet und liefert erstens weiter verwertbare chemische Bestandteile und zweitens freiwerdende Energie, die zur Synthese von Adenosintriphosphat (ATP) aus Adenosindiphosphat (ADP) und Phosphorsäure (P) verwendet wird.

Die biologische Oxidation besteht aus einer mehrstufigen Kette von vielen Einzelreaktionen, wo verschiedene Enzyme mitwirken. Glykolyse (Zuckerabbau zur einfacheren Brenztraubensäure), Oxidationen der Fettsäuren und Aminosäurenabbau münden in den so genannten Zitronen- säurezyklus, wo eine stufenweise Umformung und Zerlegung von kohlenstoffhaltigen Säuren unter Abspaltung von Kohlendioxid CO2 erfolgt.

In der Atmungskette schließlich kommt es zum Endabbau mit Hilfe von Sauerstoff unter Abspaltung von Wasser H2O. Ein zentrales Zwischenprodukt dabei ist die aktivierte Essigsäure (Acetyl-Coenzym-A), welche einerseits als Ausgangspunkt für verschiedene Molekülsynthesen dient (Fettsäuren, Transmitterstoffe, Steroidhormone, Gallensäuren); andererseits wird sie mit Hilfe von Sauerstoff unter Abgabe von Energie in die Endprodukte Kohlendioxid und Wasser zerlegt, welche dann ausgeschieden werden. Die Eiweißzerlegung (Abbau der Aminosäuren) führt zu dem Endprodukt Harnstoff und der Nukleinsäureabbau liefert noch zusätzlich Harnsäure.

Aufnahme, Zerlegung und Ausscheidung von Substanzen kennzeichnen den Betriebsstoff- wechsel.

Das ATP-Molekül als Zwischenspeicher biochemisch freigesetzter Energie kommt in vielfältiger Weise zum Einsatz. Durch eine hydrolytische Spaltung (d.h. mittels Wassermolekülen) von Adenosintriphosphat (ATP) in Adenosindiphosphat (ADP) und Phosphorsäure wird die ge- speicherte Energie wieder abgegeben und für unterschiedliche Aufgaben verwendet: für den aktiven Stofftransport durch die Zellmembran (Ionenpumpe), für die Synthese von Eiweiß- molekülen aus Aminosäuren, für die Bildung verschiedener Aufbaustoffe und vieles mehr. Alle diese biochemischen Reaktionen laufen unter Mitwirkung von spezifischen Katalysatoren ab.

Diese Biokatalysatoren nennt man auch Enzyme, von denen über 2000 bekannt sind.

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Gemeinsame Wege des Stoffwechsels der Nahrungsstoffe:

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Nährstoffumwandlung bei der Verdauung:

Die Umgebung der Zelle:

Das Innere der Zelle:

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Der Stoffwechsel in der Zelle:

Die biologische Oxidation:

Die chemische Energiegewinnung:

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Dem menschlichen Organismus liegt der komplexe Mikrokosmos seiner Zellen zu Grunde. Zellen sind offene Systeme, in denen ständig Materie umgeformt, Energie freigesetzt und gebunden wird. Dabei ist die Erhaltung stationärer Gleichgewichte der Stoffkonzentrationen lebensnot- wendig, beispielsweise das Säure-Base-Gleichgewicht oder der Zuckergehalt im Blut.

Die ständig auftretenden Störungen dieser Gleichgewichtszustände durch äußere Einflüsse werden durch komplizierte Regulations-Mechanismen ausgeglichen. Leben besteht daher in einer dauern- den Erhaltung von Fließgleichgewichten.

Der zelluläre Stoffwechsel eines einzelnen Organismus ist eingebettet in den globalen Stoff- wechsel der Natur. Dieser kann als Kreisprozess aufgefasst werden:

Durch die, unter Lichtenergie in den Pflanzen ablaufende Photosynthese wird Zucker (C6H12O6) aus Wasser (H2O) und Kohlendioxid (CO2) gewonnen, wobei auch Sauerstoff (O2) freigesetzt wird. Zur Lichtabsorption ist dabei der grüne Blattfarbstoff (Chlorophyll) unentbehrlich. Die Photosynthese besteht aus einer Abfolge komplizierter chemischer Reaktionen, die unter Mit- wirkung mehrerer Katalysatoren abläuft.

Mit der Nahrungsaufnahme gelangt der Zucker in den tierischen Organismus. Durch die bio- logische Oxidation wird der Zucker mit Hilfe von Sauerstoff in den Zellen der Tiere verbrannt.

Die freiwerdende Energie wird im ATP-Molekül gespeichert und für die verschiedenen Formen der Zellarbeit verwendet (Nervenerregung, Muskelkontraktion, Stoffsynthese, Transport, Zell- teilung usw.). Als Endprodukte des zellulären Stoffwechsels werden wiederum Wasser und Kohlendioxid und einfache Stickstoffverbindungen in die Natur ausgeschieden, und der globale Kreislauf der Energie kann von neuem mit der Photosynthese beginnen.

Was ist "Lebensenergie" ?

Unter Energie versteht man ganz allgemein die Fähigkeit Arbeit zu verrichten. Verzichtet man auf religiöse oder mythologische Spekulationen, dann kann die Quelle unserer Lebensenergie nur in den oben beschriebenen, Energie liefernden biochemischen Prozessen liegen. Die lebende Zelle arbeitet wie eine Energie transformierende Fabrik. Die synchrone Arbeit vieler Zellen eines Gewebes bewirkt eine nach außen hin beobachtbare und messbare Aktivität. Direkt beobachtbar ist der Aktivitätszustand des Organismus vor allem in vier Bereichen:

• Atemtätigkeit (Frequenz, Tiefe)

• Herz-Kreislauf-System (Puls, Blutdruck)

• Peristaltik des Darmes

• Spannungszustand der Skelettmuskulatur

Die Lebensenergie ist keine eigenständige mystische Kraft, sondern sie ist der Sammelbegriff für die synchrone Arbeit unserer Zellen. Synchronisation und Regulation erfolgen durch die Signalsysteme von Nerven- und Hormonsystem. Mit Lebensenergie wird auch oft die Selbst- heilungskraft des Organismus bezeichnet. In der Menschheitsgeschichte taucht dieser Begriff der Lebensenergie in verschiedenen Formen auf: QI (China), Prana (Indien), Num (Afrika), Vis vitalis (Europa), Libido (Sigmund Freud), Orgon (Wilhelm Reich).

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Der Kreislauf der Energie:

Die Abbildung zeigt eine schematische Darstellung des energetischen Zusammenspiels von individuellem Organismus und umgebender Natur.

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V. Akupunktur

(5.1) Der traditionelle chinesische Energiebegriff (5.2) Meridiane und Akupunkte

(5.3) Evaluierung und Kritik der Akupunktur

(5.1) Der traditionelle chinesische Energiebegriff

QI ist ein fundamentaler Begriff in der chinesischen Philosophie, aber kein englisches (oder auch deutsches) Wort kann seine Bedeutung auf angemessene Weise ausdrücken. Alles im Universum - sei es organisch oder anorganisch - ist aus QI zusammengesetzt. Das chinesische Denken unterscheidet nicht zwischen Materie und Energie. Vielleicht kann man sich das QI als Materie an der Grenze zur Energieumwandlung oder als Energie am Punkt der Materialisierung vorstellen. In Lebewesen wird QI oft als universelle Lebensenergie interpretiert. Weder die klassischen noch die modernen chinesischen Texte spekulieren über die Natur des QI, noch versuchen sie, diese begreiflich zu machen. QI wird vielmehr funktional durch sein Wirken verstanden.

Das gesamte QI des Körpers wird grundsätzlich als "normales QI" bezeichnet. Normales QI ist zunächst undifferenziert und formlos. Die Chinesen wissen um drei Quellen des normalen QI. Die erste ist das "Ursprungs-QI" (yuan-qi), das bei der Empfängnis von den Eltern auf das Kind übertragen wird. Dieses QI ist zum Teil für die ererbte Konstitution eines Individuums verantwortlich. Die zweite Quelle ist das "Nahrungs-QI" (gu-qi), das aus der aufgenommenen Nahrung stammt. Die dritte Quelle ist das "natürliche Luft-QI" (kong-qi), das die Lunge aus der eingeatmeten Luft gewinnt. Diese drei Formen von QI vermischen sich und produzieren das normale QI, das den ganzen Körper erfüllt.

Das "normale QI" hat fünf Hauptfunktionen im Körper:

(F1) QI ist Bewegung im Körper. Es kann Kommen und Gehen, Aufsteigen und Absteigen.

(F2) QI schützt den Körper vor bösartigen Umwelteinflüssen.

(F3) QI ist die Quelle harmonischer Transformationen im Körper (Stoffwechsel).

(F4) QI hält alles in Ordnung, reguliert und kontrolliert die Körperfunktionen.

(F5) QI wärmt den Körper, sorgt für optimale Körpertemperatur.

Das „normale QI“ differenziert sich im Körper zu fünf Hauptarten:

(A1) Das Organ-QI (zang-fu-zhi-qi) ist typisch für jedes Organ und steuert dessen Tätigkeit.

(A2) Das Leitbahnen-QI (jing-luo-zhi-qi) fließt in Kanälen (Meridianen) durch den Körper.

(A3) Das Nahrungs-QI (ying-qi) bewegt sich im Blut und versorgt die Organe mit Nahrung.

(A4) Das Abwehr-QI (wei-qi) bekämpft und wehrt äußere bösartige Einflüsse ab.

(A5) Das Atmungs-QI (zong-qi) steuert den Rhythmus von Atmung und Herzschlag,

Funktionsstörungen des QI werden allgemein als QI-Disharmonien bezeichnet. Es gibt zwei grundsätzliche Disharmoniemuster, den QI-Mangel (qi-xu) und das stagnierende QI (qi-zhi). Im ersten Fall kommt es nur zu einer Schwächung einer Organfunktion. Im zweiten Fall entstehen echte Erkrankungen des betroffenen Organs.

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(5.2) Meridiane und Akupunkte

(5.2.1) Grundkonzepte der traditionellen chinesischen Medizin (TCM)

Ähnlich der Vier-Säfte-Lehre des altgriechischen Arztes Hippokrates hat die traditionelle chine- sische Medizin (TCM) eine Fünf-Elemente-Lehre entwickelt. Dabei werden den fünf Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser die Organe Leber-Galle, Herz-Dünndarm, Milz-Magen, Lunge-Dickdarm, Niere-Blase und die Sinnesorgane Auge, Zunge, Mund, Nase, Ohr und die Jahreszeiten Frühling, Sommer, Spätsommer, Herbst, Winter zugeordnet. Ordnet man diese fünf Bereiche kreisförmig oder sternförmig in obiger Reihenfolge an (Pentagramm), dann wird jeder Bereich durch seinen direkten Vorgänger gefördert und durch seinen Vorvorgänger gehemmt.

Diese Elementlehre entspricht einer ganzheitlichen Sicht des menschlichen Lebens.

Als Untersuchungsmethoden werden verwendet: Befragung, Tastempfindung, Pulsdiagnose, Sehen, Riechen, Schmecken und Hören. Als Behandlungsformen werden verwendet: pflanzliche Nährstoffe, Aromastoffe und Mineralien, Wund- und Knochenbehandlung, Akupunktur (Nadelsetzung) und Moxibustion (Abbrennen von Beifußkraut) an bestimmten Hautstellen, Mikroaderlass, Massage von bestimmten Punkten (Akupressur).

Ein grundlegendes Konzept der TCM ist die Energielehre. Dabei wird die Existenz einer uni- versellen Lebensenergie, das QI angenommen. Diese pendelt zwischen zwei gegensätzlichen Zuständen, dem YIN und dem YANG. Dem YIN entsprechen Begriffe wie Unterfunktion, Leere, Erde, Wasser, Nacht, Winter, das Weibliche. Dem YANG entsprechen Begriffe wie Überfunktion, Fülle, Himmel, Feuer, Tag, Sommer, das Männliche.

Gesundheit besteht in einem Gleichgewicht von YIN und YANG. Die Lebensenergie QI durch- flutet nun den menschlichen Körper längs bestimmter Linien (Meridiane), welche ein Netzwerk von Energiekanälen bilden. Dabei ist im allgemeinen auf der Vorderseite des Körpers der YIN- Anteil, auf der Rückseite der YANG-Anteil zu finden. Es gibt zwölf solcher Energiebahnen, welche auf jeder Körperseite - also paarig angelegt sind. Sie teilen sich in sechs YIN- und sechs YANG-Meridiane (innen, vorne bzw. außen, hinten). Die Lebensenergie QI fließt nun entlang dieser Meridiane in einer bestimmten Reihenfolge und mit einem bestimmten zeitlichen Rythmus, wobei während zweier Stunden sich jeder Meridian in einem Maximalzustand befindet. Man unterscheidet genau drei verschiedene Energieumläufe, die in den Meridianen I - IV, V - VIII und IX - XII stattfinden. Dabei wird immer die energetische Abfolge Yin - Yang - Yang - Yin beibehalten und topographisch die Abfolge: seitliche Brustwand - Finger, Finger - Kopf, Kopf - Zehen, Zehen - seitliche Brustwand.

Auf den Meridianen liegen ausgezeichnete Hautpunkte, die so genannten Akupunkte. Über sie kann der Energiefluß in den Meridianen kontrolliert werden. Sie wirken wie Schleusen in den Kanälen eines Bewässerungssystems. Bei jedem Meridian werden zwei Hauptpunkte (Tonisierung, Sedierung) und vier Spezialpunkte (Quell-, Durchgangs-, Alarm-, Zustim- mungspunkt) unterschieden. Daneben gibt es noch einige außergewöhnliche Punkte. Diese zusätzlichen Punkte dienen im Wesentlichen zur Unterstützung der beiden Hauptpunkte in ihrer therapeutischen Funktion. Die Alarmpunkte haben hauptsächlich diagnostische Funktion.

Der Kerngedanke der TCM besteht nun darin, dass den Meridianen und ihren Akupunkten bestimmte Organe des Körpers zugeordnet sind.

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Bei einer gesunden Organfunktion fließt die Lebensenergie ungehindert durch den ent- sprechenden Meridian und die zugehörigen Akupunkte zeigen keinerlei erhöhte Sensibilität.

Es herrscht ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Yin und Yang.

Bei einer Erkrankung kommt es an bestimmten Stellen, vor allem im Gelenksbereich und bei Muskelverspannungen zur Stauung der Energie (Energieblockaden) und damit zu einem gestörten Gleichgewicht zwischen Yin und Yang. Durch sanftes Ausstreichen der Meridiane und durch Reizung bestimmter Akupunkte wird versucht entweder mit Nadeln (Aku- punktur) oder durch Massage (Akupressur) den Energiefluss wieder in Gang zu bringen bzw. ihn zu harmonisieren und somit das erkrankte Organ günstig zu beeinflussen. Das ist der grundlegende Leitgedanke der Akupunktur und Akupressur.

Was die Chinesen als Meridiane beschrieben, nannten die Inder Nadis. Auch andere archaische Völker entwickelten ein beeindruckendes Wissen um energetische Verbindungswege im mensch- lichen Körper. Jene Körperzentren, in denen sich die Lebensenergie konzentriert, werden im indischen Kulturkreis als Chakren bezeichnet, wobei man sieben solcher Hauptchakren unter- scheidet. Diese Chakren entsprechen umgrenzten vegetativen Nervengeflechten, welche bestimmte Köpersegmente mit ihren Organen kontrollieren. Die beiden obersten Chakren befinden sich im Kopf, das nächste im Übergangsbereich des Halses, das mittlere ist das Herzchakra, das fünfte liegt am Übergang von Bauch- zum Beckenbereich und die beiden untersten Chakren befinden sich im Becken. Somit ergeben sich in energetischer Hinsicht drei Schwerpunkte im Organismus: der Kopf als Gegenpol von Bauch und Becken, und in der Mitte das Herz mit dem Brustraum.

Während sich das Wissen um diese drei Hauptzentren der Lebensenergie praktisch überall auf der Welt findet, werden die Schwerpunkte ganz unterschiedlich gesetzt. So lebten die alten, indiani- schen Völker Amerikas, ihren Instinkten und Bauchgefühlen folgend, in enger Beziehung zur Mutter Erde. Bei den mediterranen Kulturen Europas hingegen rückten das Herzzentrum und die damit verbundene emotionale Herzlichkeit in den Mittelpunkt. Die germanischen Völker des Nordens lernten im Laufe ihrer Entwicklung die intellektuelle Macht des Kopfes zu betonen. Am Ende dieser Geschichte steht das Primat des Kopfes. So wie dieser nach außen hin sich die gesamte Erde untertan gemacht hat, so unterwarf er auch Herz (Gefühle) und Bauch (Triebe).

Diese einseitige intellektuelle Kopflastigkeit der westlichen Industriegesellschaft hat zur Ver- kümmerung des emotionalen Bereiches geführt. Darin liegen auch tiefere Ursachen für die Entstehung vieler psychosomatischer Leidenszustände.

Im Folgenden sollen die wichtigsten Funktionsbereiche der einzelnen Meridiane entsprechend der TCM kurz beschrieben und ihr Verlauf mit vier Abbildungen dargestellt werden.

(5.2.2) Das Meridiansystem der TCM

Meridian I (H) ist dem Herzen zugeordnet. Werden Punkte auf dieser Linie behandelt, so erreicht man Wirkung gegen Schmerzen im Arm, Tennisellbogen, Beschwerden im Bereich des Schulter- gelenks, Brustschmerzen, Herzenge, Schlaflosigkeit, allgemeine Unruhe und Überreizung.

Meridian II (Dü) ist der Dünndarmmeridian. Indikationen: Kopfschmerzen, Augenkrankheiten, steifer Nacken, nächtliches Schwitzen, Unterbauchbeschwerden und Verdauungsprobleme.

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Meridian III (B) ist der Blase zugeordnet. Indikationen: Erkrankungen im Bereich der ableiten- den Harnwege wie Blasenentzündung und Harnverhaltung, Potenzstörungen, Schmerzzustände von Wirbelsäule und Gelenken, chronische Hautkrankheiten, Juckreiz, Haarausfall.

Meridian IV (N) ist der Niere zugeordnet. Indikationen: Kopfschmerzen im Scheitelbereich, Sonnenstich, Hitzschlag, Kollaps, mangelnde Konzentration, Gedächtnisschwäche, allgemeine Müdigkeit, Zahnschmerzen, Nierenbeschwerden und nächtliches Schwitzen.

Meridian V (KS) betrifft Kreislauf und Sexualität. Indikationen: Schmerzen im Bereich der Arme sowie im Schultergürtel, Herz- und Kreislaufstörungen, Erbrechen, Magenschmerzen, Schlaflosigkeit, Hormonstörungen im Zusammenhang mit der Sexualsphäre.

Meridian VI (3E) nennen die Chinesen den „Meridian des dreifachen Erwärmers“. Indikationen:

Schmerzen im Bereich der oberen Extremitäten, rheumatische Prozesse in der Gegend der Halswirbelsäule, Kopfschmerzen, Augenkrankheiten, Schluckauf.

Meridian VII (G) ist der Gallenblase zugeordnet. Indikationen: Kopfschmerzen, Augenkrank- heiten, Schwindel, Gallenkoliken, Entzündung der Nasenschleimhaut, Fiebersenkung bei Grippe, Bluthochdruck, Wetterfühligkeit, Schmerzen im Nierenbereich, unspezifische Muskelschmerzen.

Meridian VIII (Le) betrifft die Leber. Indikationen: Nachtschweiß, Kopfschmerz, Ohnmacht, Bluthochdruck, Menstruationsstörungen, Harnverhaltung, Knieschmerzen.

Meridian IX (Lu) ist der Lunge zugeordnet. Indikationen: Asthma, Brustschmerzen, Cervical- syndrom, Atemnot, Halsschmerzen, Schmerzen im Bereich des Ellbogens, Kopfweh im Scheitel- bereich, Rückenschmerzen und auch Störungen im Bereich der Gesichtsnerven.

Meridian X (Di) betrifft den Dickdarmbereich. Indikationen: Migräne, Trigeminusneuralgie, behinderte Nasenatmung, Hals- und Rachenschmerzen, Verstopfung oder Durchfälle, Gelenks- beschwerden der oberen Extremitäten, Menstruationsstörungen, Fieber, Schilddrüsenüber- funktion.

Meridian XI (M) betrifft den Magen. Indikationen sind Kopfschmerzen, Augenschmerzen, Zahnschmerz, Cervicalsyndrom, Schwindelgefühl, Magen-, Darm-Beschwerden (Gastritis, Verstopfung, Durchfall, Blähungen usw.), Schwäche in den Beinen, Erschöpfungszustände.

Meridian XII (MP) (Milz-Pankreas) beeinflusst folgende Krankheiten wirkungsvoll: Blähungen, Menstruationsstörungen, Schlaflosigkeit, Magenschmerzen, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bindegewebsschwäche, Appetitlosigkeit, hormonell bedingte Migräne, Knieschmerzen.

Neben den zwölf, paarig verlaufenden Meridianen gibt es zwei weitere, unpaarige Linien:

Das Konzeptionsgefäß (KG) verläuft längs der vorderen Mittellinie des Körpers und wirkt allgemein somatisch auf regionale Funktionen, also im Bauchbereich auf Verdauungs- und Urogenitaltrakt, im Brustbereich auf Lunge und Herz. Das Lenkergefäß (LG) verläuft längs der hinteren Mittellinie und ist in seinen unteren Abschnitten auf den Urogenitaltrakt, in seinen oberen Abschnitten auf die Psyche somatisch wirksam.

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