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(1)Medisches und persisches Sprachgut bei Herodot Von Rüdiges Schmitt, Saarbrücken 0

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(1)

Medisches und persisches Sprachgut bei Herodot

Von Rüdiges Schmitt, Saarbrücken

0. Angesichts des geringen Umfanges erhaltener Texte aus altirani-

Bcher Zeit war man von Anfang an um eine Mehrung des verfügbaren

Materials durch Berücksichtigung des indirekt, in anderen Quellen Be¬

zeugten bestrebt^. Iranisches Sprachgut findet sich bekanntlich in

reichem Maße in akkadischen und elamischen Keilschrifttexten, im

Aramäischen als der Verwaltungssprache des Achaimenidenreiches

('Reichsaramäisch')* und bei griechischen Schriftstellern seit Aischylos

und Herodot. Eine umfassende und kritische Sammlung, Erschließung

und Sichtung dieser 'Nebenüberlieferung' ist eines der dringlichsten

Erfordernisse der Altiranistik. Für die keilschriftliche ÜberUeferung hat

Wilhelm Eilebs in seiner Abhandlung über die Iranische{n) Beamten-

namen^ Bahnbrechendes geleistet; eine systematische Aufarbeitung des

Materials, das uns griechische Quellen bereitstellen, fehlt bislang. Eine

Vorarbeit und Anregung zu solcher Untersuchung, die vor allem auch

genau auf chronologische und geographische Unterschiede zu achten

hätte, d.h. für jeden Schriftsteller gesondert durchzuführen wäre, wUl

diese Studie sein, die ausschließlich das medische und persische Sprach¬

gut in den *I<TTopiai des Herodot untersucht.

1.0. Ausgewertet Avurden für diese Zwecke sämtliche iranischen Eigen¬

namen, geographischen Namen und Appellativa — unter Ausschluß

des Skythischen —, die eine Durchsicht des Herodotlexikons* ergab.

Nichtiranische Namen wurden in solchen Fällen herangezogen, wo sich

iranische Vermittlung nach Griechenland erweisen läßt.

1.1. Bei der Umsetzung der von Herodot überUeferten Namen in die

zugrunde liegende iranische Namensform spielen hauptsächlich etymo¬

logische Erwägungen eine RoUe. Zur Gewinnung einer sicheren Aus¬

gangsbasis gehen wir von den Namen aus, deren originale iranische Laut¬

form auf den altpersischen Achaimenideninschriften belegt ist; auf¬

grund dieser Vergleichungen vermögen wir eine Tabelle der griecliischen

Entsprechungen altiranischer Lautwerte aufzustellen.

1 Die Rolle, die Herodot bei der Entzifferung der altpersisohen Keilschrift

durch Geobg Fbiedbich Gbotefend spielte, ist hinlänglich bekannt; cf.

zuletzt Ernst Doblhopeb, „Herodot — abermals ,Vater der Geschichte' ",

Gymnasium 71, 1964, 434—441.

* Zu diesem von Josef Mabkwabt geprägten Begriff of. besonders Schae¬

deb, p. 1—6.

* Eilebs 5, passim.

* J. Enoch Powell, A Lexicon to Herodotm, Hildesheim '1960.

(2)

120 RÜDIGER Schmitt

1.2. Mit Sicherheit können wir die folgenden herodotisehen Namens-

formen in das Altpersische oder Medische transponieren, deren Äqui¬

valente auf den Achaimenideninschriften belegt sind :

1.2.1. Personennamen:

'Apiapa[i.vi(;<; = Ariyäramna^ ; 'Apoa[x>)c = ArSäma ,, Kraft eines Helden

habend"»; 'ApTo^^p^Tr)? = ArtaxSt^a (wohl) ,,das Arta zur Herrschaft

habend"^; 'AtTTta&tvT)? = (med.) Aspaöanä ,,an Pferden Gefallen fin¬

dend"; 'A)^ai[ji£vY](; (mit 'Axai(i.ev(87)<;) = HazämaniS (mit Haxämani-

äiya) „Freundessinn habend"*; raißpijT)!;» = Oavißruva}"; Aäpeio? =

DärayavauS ,,das Gute festhaltend"^»; 'IvTa9p£v7)<;i* = (med.) Vi^da-

*Zur Etymologie cf. Justi, p. 25 b; Bartholomae, Sp. 199; Stone-

ciPHER, p. 19; Kent, p. 170a; Zgusta, p. 274.

• Zum herodotisehen Paradigma cf. Ros^n, p. 71.

' In der handschriftlichen Überliefenmg Herodots nur schwach bezeugt

ist die Variante 'ApTa^lp^Tii;. Die geläufige Form zeigt den normalen griechi¬

schen Kompositionsfugenvokal. — Die griechische Form ist volksetymolo¬

gisch umgestaltet nach S^p^T)? (cf. Schulze, p. 219=273; Kretschmer,

p. 141; Markwabt; Eilers 3, p. 413*) aus einem älteren 'ApTa^ioov)?, das

nur eine Inschrift aus Tralleis bietet: diese galt zwar früher als Fälschung,

doch abgesehen davon, daß dem Fälscher die Erfindung einer Form 'Apra-

liooY)? ohne jeglichen Anhalt nicht zuzumuten ist (cf. Kretschmer, p. 140f. ;

Schulze, p. 273*), zumal — oo— durch die lydische Form Artakäassa- ge¬

stützt werden kann (cf. zuletzt Roberto Gusmani, Lydisches Wörterbuch,

Heidelberg 1964, p. 62), dürfen wir uns heute dem Urteil eines Fachmannes

wie Louis Robert anschließen, der meinte: „il n'est pas douteux que ce

n'est pas un faux moderne" (CoUection Froehner. I. Inscriptions Orecques,

publikes par Loms Robert, Paris 1936, p. 144).

' Die griechische Form widerspricht mit -ai- der anderen 'Nebenüber¬

lieferung': akkad. "'A-ha-Tna-ni-ii-\ elam. Ha-ak-ka-rtum-nu-iS. Sie beruht

wohl auf volksetymologischer Umgestaltung unter dem Einfluß von Heroen¬

namen wie 'AXftat-, 'löat-, HuXat-, TaXai-jx^vr,? (cf. Fick, p. 312; Hüsing,

p. 129; Willy Foy, „Beiträge zur Erklärung der altpersischen Achaemeni¬

deninschriften", KZ 37, 1904, 504; Georg Hüsing, „Die Namen der Könige

von Anöan", OLZ 11, 1908, 318). Fick, l.c. erinnert auch an 'Axaiö? und

'Axaio(, eine Verbindung, die schon Nikolaos von Damaskus vermutet hatte

(cf. Etymologicon Magnum 180, 43 ff.). Jedenfalls muß ein Zusammenhang

mit der Stammform des iranischen Wortes ('hysterodynamischer' i-Stamm)

geleugnet werden, den z. B. auch noch Jacobsohn, p. 262" vermutete.

' Nahezu durchgehend findet sich die varia lectio roßpuY]?.

1» Die Lesimg des Namens hängt von der unklaren Etymologie ab. zu

der man JusTi, p. 112a; Willy Foy, „Altpersisches und Neuelamisches",

ZDMO 54, 1900, 360; Ferdinand Justi, Anzeige von Babtholomae, IF

Anzeiger 17, 1905, III ; Stonecipheb, p. 35; Kent, p. 182b; Bbandenstein- Mayrhofer, p. 121 vergleiche.

Diese herodotische Form ist eine haplologische Verkürzung für Aäpei-

aio?, das bei Xenophon und Ktesias bezeugt ist, wie ja Wortverkürzungen

„ein häufiges Merkmal griechischer Namenswiedergaben" sind (Eilers 9,

(3)

Medisches und persisches Sprachgut bei Herodot 121

farm „Ruhm findend"; Kap.ßti(n)? = Ka"'bäfiya^^; Kua^ap?)? = (med.)

UvaxS^ra^* ; KOpoc = KuruS^^; Map86vio<; = Marduniya^^ ; Meydcßu^o?»'

= BagabuxSa „von Gott erlöst"**; Slp^7]i;i" = XSayärSä „über Helden herrschend"*"; 'OxavY)? = Utäna „mit guter Nachkommenschaft";

S[x£p8t(;** = Brdiya^^; Ttcno)?** = ÖiSpiS^; TpiTavTai^p-T)?** = Öifa»-

p. 130). Auch die aramäischen Wiedergaben des Namens zeigen oft ver¬

kürzte Formen: drywhwä, dryhwä, drywi.

Die Namen auf med.-altpers. -farnah- zeigen im Griechischen meist

volksetymologische Umgestaltung zu -fpiw)? (s. unten 6.2.), wenngleich

sich -ifipvriz auch noch als handschriftliche Variante findet.

'3 Die Etymologie (imd damit die Lesung) des Namens ist strittig : cf.

zuletzt — ohne Entscheid — Rent, p. 179a und BRANDENSTEDf-MAYB-

HOFER, p. 128 mit weiterer Literatur, seitdem Eilers 11, p. 212f.

" Die griechische Form spiegelt, wie Schulze, p. 222=276 nachwies, ein

Hypokoristikon Uvaxiara wider, das in Kleinasien für den Namen Uvax-

i'iflra aufgekommen war (cf. die lykische Münzaufschrift wekssere 189 a

Friedrich). Fiok, p. 310 erwägt demgegenüber auch Einfluß der griechi¬

schen -dtpTje-Namen auf den iranischen Namen, dessen Etymologie (und

Lesung) unsicher ist. Wahrscheinlich aber ist Uvaxitra zu lesen, das nach

Herzfbld, p. 209—216 „mit guter Aufsicht" heißt (cf. Brandenstein-

Mayrhofbb, p. 149 mit Literatur; anders Justi, p. 140a; Bartholomae,

Sp. 1836; Kent, p. 177a; Eilers 2, p. 174°). Hermann Mpttelberger,

„Zum Altpersischen", Sprache 11, 1965, 117 will aufgrund der griechischen Wiedergabe wieder Uvaxäi'^ra- lesen, was mir deshalb unstatthaft erscheint, weil die griechische Form ja durch das hypokoristische Suffix abweicht.

^' Zu diesem Namen cf. zuletzt die ausführliche Behandlung von Eilers

11. — Griech. -0- wird volksetymologischer Anlehnung an jcüpio? und seine

Sippe verdankt; cf. schon Fick, p. 312.

16 Zur Etymologie dieses Namens cf. zuletzt Maybhofeb, p. 80f. und

Beandenstein-Maybhofeb, p. 132 (mit älterer Literatur).

" In den Handschriften (und danach in den Editionen) finden sieh neben¬

einander -ßu^oe und -ßu^oc, letzteres in der Mehrzahl der Fälle im Lauren-

tianxis (Hude: A); cf. dazu ausführlich Wackebnagel, p. 462f. = 1212f.

Daß MeyÄßuSoe die richtige Form ist. bestätigen außer der altiranischen

Ausgangsform inschriftliche Belege. Die Form mit Zeta verdankt ihre Ent¬

stehung wohl Einflüssen seitens des häufigen Namens Mrfaßa^os; be¬

kanntlich wurden aber ^ und ^ häufig verwechselt : cf. Eilebs 5, p. 79 mit

Anm. 3. Zur volksetymologischen Wiedergabe fieya- cf. unten 6.2.

1' Das Schwanken in der Deklination (Akk. -tiv : -ca) steht in größerem

Zusammenhang und wird von RosiiN, p. 73f. aus satzphonetischen Gegeben¬

heiten erklärt.

*° Unsichere Spuren der eigentlich erwarteten Form *Scp(n)i; (-^- wohl

durch Assimilation entstanden) verfolgte Kbetschmeb, p. 141—146. —

S^p^T)? < *E-)f)p5'»lS < *Säp^äs nach der communis opinio (cf. Schwyzeb,

p. 153); weitere Entwicklung aus *XSaria < *XSaarSa < *XäayarSa ver¬

mutet Chbistian Babtholomae, „Arica. X", IF 9, 1898, 266'; „Wortver¬

kürzung" nimmt Eilebs 9, p. 130 an.

** Die (übliche) griechische Namensform Dji^pStc — woneben z. B. MApSo?

bei Aischylos, Persai 774 — hat, wie schon Justi, p. 63 b, sah, das 2- von

(4)

122 Rüdiger Schmitt

taxrm „die Herkunft tüchtig"*« ; 'TSapw)? = Vidama"; 'Toraann)? =

(med.) ViStäspa (wohl) „mit angeschirrten Rossen"**; Opaopr»}? =

(med.) FravartiS^*.

1.2.2. Gottesname:

Mirpa = (med.) Midra^.

1.2.3. Flußnamen:

Eu9pY)T7)(;*i = UfrätuS^; 'IvSo? (mit 'IvSoi, 'IvSixo?) = iff»»itt§ (als

Provmzname; mit HiHuyaf^; Tiypy)?** = Tigrä^.

dem griechischen Namen S(i£p8i(; bezogen, der schon im 7. Jahrhundert für

Mytilene bezeugt ist (cf. Friedrich Bechtel, Die historischen Personen¬

namen des Griechischen, Halle 1917, p. 403).

22 Brdiya ist die Kurzform eines zweigliedrigen Namens mit dem Vorder-

gUed *brdi- „hoch" = avest. bdrazi- (cf. Il(jiepSo(x£v7)?).

23 Diese Form der stirps Bomana verdient als lectio difficilior den Vorzug ;

TeiCTTn)? ist den Namen mit Teto-, Teiot- angeglichen. — Daneben gibt es

die Form T^aoTtts bei Herodot 4, 43, 1; 7, 79; 9, 76, 1 (die Hüsing, p. 128

für eine Verschreibung hält). Volksetymologischer Anschluß an griech. dtoTtt?

„Schild" ist wegen der Deklination ausgeschlossen.

2* Zu diesem Namen cf. zuletzt Eilers 11, p. 205f.

25 Die griechische Form TptTavratxiiT)? ist gemäß Fick, p. 312 aus

♦TiTpavrix!'''!? nach Tptxos und den Namen auf -aixiii]? umgeformt und

spiegelt letztlich (wie akkad. '"Si-tir-an-tah-mu) wegen -rp- < -dr- eine

echtmedische Form wider (Emile Benveniste, „Persica II", BSL 31, 1931,

79; Meillet-Benveniste, p. 30; Eilers 3, p. 416^) imd nicht die teilweise

ins Persische umgesetzte der Achaimenideninschriften (cf. Benvenistb,

I.e.). — Die Antizipation der Liquida (Tpira- < *TiTpa-) findet sieh auch

in handschriftlichen Varianten zu anderen Namen, etwa Sap^dtTioi für

Sayapxioi (3. 93, 2 und 7, 85, 1).

2« So Bbandenstein-Mayrhofer, p. 112 nach Helmut Humbach,

„Kompositum und Parenthese", MSS 5, 1954, 96f.

2' Zur Etymologie cf. zuletzt Kent, p. 208ab und Brandenstein-Mayb- hofeb, p. 153.

28 Zur Etymologie cf. zuletzt Bbandenstein-Maybhofeb, p. 154 und

Johanna Nabten, Die sigmatischen Aoriste im Veda, Wiesbaden 1964,

p. 285 f. 8971

2« Wahrscheinlich handelt es sich um die Kurzform eines längeren zu¬

sammengesetzten Namens; zur Etymologie cf. zuletzt Kent, p. 198b und

Bbandenstein-Mayrhofer, p. 120.

30 Herodot 1, 131, 3 nermt Mtrpa als persische Bezeichnung der 'Aphro¬

dite' und verwechselt offenbar die Anähita. Es liegt eher ein Irrtum Herodots als ein Überlieferimgsfehler vor ; cf. Legrand, ad loc.

31 Konstant findet sich die lucht-ionische handschriftliche Variante

Kxxfp&TTiz; cf. RosÄN, p. 63 mit Anm. 90!

32 Der einheimische „Euphrat"-Name (akkad. purattu) ist im Iranischen volksetymologisch umgebildet worden (ufrätu- wohl ,,mit guten Furten")

und von da ins Griechische gelangt (mit etymologisch gerechtfertigter Um¬

setzung zu EÜ-); cf. u.a. Bartholomae, Sp. 1830 und Kent, p. 176b.

33 Altindoar. Sindhu- ,, Indus; Indusgebiet" gelangte wie alle indischen

Lehnwörter in der Zeit vor Alexander dem Großen durch iranische Vermitt-

(5)

Medisches und persisches Sprachgut bei Herodot 123

1.2.4. Ortsnamen:

'AypocTava** = Hagituitäna?'' ; Baxxpa (mit BaxTpio?) = (nichtecht-

pers.) Bäxtriä ; TieSiov ... Nyjaatov = Nisäya^ ; SoGsa = ^üSä.

1.2.5. Völkernamen:

'Apnipyiot*' = Haumavarga*"; "Apetot ~ Haraiva*^; 'Apfxevioi (mit

limg in iranisierter Form Hindu- nach Griechenland ; cf. Geoboes Cuendet, ..Relations indo-grecques", Mitteilungen der Schweizerischen Oesellschaft der Freunde Oatasiatischer Kultur 6, 1944, 9; Eilebs 7, p. 332**' und Bbanden¬

stein-Maybhofeb, p. 125.

Die konstant begegnende Variante Ttypi? ist eine volksetymologisch

dem „Tiger"-Wort völlig assünilierte, jüngere Form, findet sich aber in

keiner Handschrift der stirps Florentina.

»' Der einheimische „Tigris"-Name (akkad. diqlat) ist im Iranischen durch volksetymologischen Anschluß an (avest.) tiyri- „Pfeil" umgestaltet worden

(cf. u.a. Babtholomae. Sp. 651 und Eilebs 7, p. 313") und von da den

Griechen bekannt geworden.

3' Daneben finden sich in Handschriften die schwächer bezeugten Varian¬

ten 'Axß-, 'Eyß- mid das später geläufige, volksetymologisch an focßalvetv

angeschlossene 'ExßdtTava (cf. Foy, l.c. Anm. 8. p. 642; Wackebnagel.

p. 464=1214). — Die Form 'Ayßtirava bietet auch der ins 4. Jahrhundert

v.Chr. zu datierende Papyrus mit Timotheus' Persai (v. 169 Page), der für

Graeco-Iranica sonst leider ganz unergiebig ist.

3' Zur Etymologie cf. zuletzt Beandenstein-Maybhofeb. p. 122. Das

iranische -gm- komite im Griechischen kaum anders als mit -yß- wiederge¬

geben werden; jedenfalls war -yy.- ausgeschlossen, das [5m] gesprochen

wurde (cf. Schwyzeb, p. 214f.).

3* Herodot teilt mis 7, 40, 3 mit, daß die Nrjoaioi Ircmi ihren Namen von

dieser Ebene in Medien hätten; dazu stimmt DB I 58 f. Nisäya nämä dahyäui

Madaiy ..Nisäya mit Namen, eine Provinz in Medien". Nichts damit zu tun

hat die V. 1. 7 bezeugte Landschaft Nisäiia zwischen Margiane und Bak¬

trien; cf. dazu Babtholomae, Sp. 1086 und Eilers 7. p. 330"'! — Beruht

die griechische Schreibung mit -t] die Form Ntoaiov, die auch sonst be¬

zeugt ist, ist bei Herodot schwächer überliefert — auf oiner volksetymologi¬

schen Assoziierung von vyjoo; „Insel"? Der Fehler könnte im Laufe der

Überlieferung durch itazistischo Aussprache erleichtert worden sein. Ab¬

surd ist jedenfalls die Annahme von Josef Mabquart, Untersuchungen zur

Oeschichte von Eran. II (Philologus, Suppl.-Band 10), Leipzig 1907, p. 72^

TreStov ... Nyjaatov habe das Eta sekundär von den Nvjaaioi Itzkoi erhalten, die

eine iranische Vrddhibildung *Naisaya *aspa widerspiegelten !!

Die maßgebende Herodothandschrift, der Laurentianus LXX. 3, hatte

nach Aussage der Ausgaben von erster Hand die Schreibung Aünupytoue.

die uns des ,, merkwürdigen" (Jacobsohn. p. 267') Alpha enthöbe. Sind das normale 'Ajjtupyiot und das ebenso 'durchsichtige' euphemistische Eutuipyiot

nur Verballhornungen dieser Form?

Zur Etymologie cf. zuletzt Brandenstbin-Maybhofeb, p. 125.

Aufgrund der persischen Form (zur Etymologie cf. Brandenstbin-

Mayrhofbb, p. 124) wollte Theodor Nöldeke. Rezension von Kbumbholz,

OGA 1884, 2923f. "Ap- konjizieren, da er die Ansicht vertrat, die Überliefe¬

rung lasse uns in diesem Punkt im Stich. Allerdings ist zu bedenken, daß

Herodot einem psilotischen Dialektgebiet entstammt.

(6)

124 BÜDioEB Schmitt

'Ap[jiev[y]) = Arminiya (mit Armina)*^; FavSapioi = Oa"däraya*' (mit

Oa^dära); Fepixavioi" ~ Karmäna; Aaot = Daha; KauTraSoxai (mit

KaTtTcaSoxCY)) = Katpatuka*^; MvjSoi (mit My)Six6(;, MyjSi«;) = (med.)

Mäda*^; Müxoi ~ ifafai (mit Maiiya)*''; Oöxtoi '-^ YatUiyä*^; Ilapö-oi.

= Pardava*^; IT^pcTat (mit Ableitungen) = Pärsa^"; SayapTioi = Asa-

gartiya (mit Asagartaf^; Laxat = Saka (mit Äofcä)"; SapayYat. ==

*2 Zur Etymologie des Namens cf. zuletzt (mit Literatur) Bbandenstein- Mayrhofer, p. 105 imd Eilebs 11, p. 192"f.

*3 Diese nur in der (sprachlich verderbten) Namenliste am Grab Arta¬

xerxes' II. (oder III.?) belegte Form hält Kent, p. 56b § 167 für eine Fehl¬

schreibung von Oa^dariya.

** Diese bei Herodot 1, 126, 4 einhellig überlieferte Form entspricht

sonstigem Kapjiavioi (Stephanos von Byzanz). Die herodotische Form ist

sicherlich einer im Laufe der Überlieferung zu denkenden Verwechslung mit

dem „Germanen"-Namen zu verdanken (cf. Eilers 8, p. 184 rait Literatur¬

angaben). — Stein, ad loc. vergleicht zu dem Wechsel im Anlaut die analoge

Variation bei 'AyßiTava/'ExßiTava. Wir dürfen darin aber, meine ich,

keinen Zusammenhang sehen, da jeweils die volksetymologisch nicht um¬

gestaltete Form (also 'A^ßaTava, KapixAvioi) den iranischen Zustand be¬

wahrt hat !

Der nichtiranische Name (zum Lautlichen cf. Kent, p. 32b § 83 III.)

gelangte von Iran aus — mit Assimilierung zu -tztz-, die einer Assoziierung

des Buchstabennamens verdankt werden könnte — ins Griechische: cf. zu¬

letzt Franz Altheim und Ruth Stiehl, Die aramäische Sprache unter den

Achaimeniden, I, Frankfurt, 1963 p. 215.

*• Dieses Wort ist das sicherste unter den vier schwachen Beispielen für

-IQ- < -a- (S^p^T)?, n^poat, EicppTiTT)?, M^Soi; A7)16xt)i; ist anders zu erklären).

Es mag wirklich schon vor dem ionischen Lautwandel -5- > -t]. entlehnt

worden sein: das kyprische MäSot (ma-to-i 217, 1 Masson) spricht da ein

gewichtiges Wort mit! Cf. Meillet-Benveniste, p. 28 und Schwyzeb,

p. 187! Zur Vorsicht mahnt jüngst Bebnhabd Forssman, Untersuchungen

zur Sprache Pindars, Wiesbaden 1966, p. 1412; eigenständige Tradition auf

Kypros ?

" Zur Identifikation der beiden Namen, die mir nicht über jeden Zweifel

erhaben scheint, cf. Albert Herrmann, „Mykoi", RE 16, Sp. 1029. —

Aber wie erklärt sich die herodotische Form?

Die Vergleichung von Gürtoi, die lüchts mit den Oö^ioi zu tun haben,

geht auf Jules Opfert, Le peuple et la langue des Medes, Paris 1879, p. 241

zurück; cf. jetzt auch Hans Treidler, „Outioi", RE 9A, Sp. 1187. Die

beiden Korrelationen ou ~ au und 0 ~y finden sonst nirgends eine Stütze:

an Wahrschemlichkeit gewinnt die Vergleichung dadurch nicht !

" Zur Etymologie cf. zuletzt Eilers 7, p. 356"2f. und Brandenstein-

Mayrhofer, p. 138.

5» Zur Etymologie cf. Brandenstein-Mayrhofer, p. 138.

5' Die Etymologie dieser Landesbezeichnung ist strittig: cf. Kent, p.

173 a. — Die herodotische Form setzt eine mit iS- anlautende iranische Form voraus, ebenso wie akkad. ^^sa-ga-ar-ta-a-a gegenüber elam. di-Sa-kar-ti-ia, das dem Persischen folgt (cf. Filers 1, p. 204^). Eilers 5, p. 32' schreibt

dieses Schwanken einer Aphärese des Anlautvokals zu (cf. zuerst wohl

(7)

Medisches und persisches Sprachgut bei Herodot 125

(med.) Zra^ka^; SaTTayüSai** OcUaguS^^; SoySot ~ Sugda (und

Suguda); 'Tpxaviot ~ VrkäTia; Xopaa(xtot = Uvärazm*ya (mit üväraz-

mt)**.

1.2.6. Appellativum:

Mayo? = maguS „Magier".

1.3.1. Aufgrund dieser Übereinstimmungen können wir eine Tabelle

der Lautentsprechungen zwischen den medischen und persischen For¬

men und denen Herodots erstellen. Dabei muß jeweilen der Stammaus¬

laut unberücksichtigt bleiben, da wir hier morphologisches Gebiet be¬

rühren (cf. unten 4.). Ebensowenig vermögen innergriechische (z.B.

volksetymologische) Umformungen etwas auszusagen.

1.3.2. Eine derartige Tabelle hatte seinerzeit schon Stonecipheb,

p. 72—78 angelegt, der p. 72 die bei den Griechen herrschende ,, great

fireedom in transi iterathig Persian names" hervorhebt. Die Tabelle, die

ich im Folgenden biete, wird im Gegensatz zu Stonecipheb nicht Her¬

gehöriges (cf. 1.3.1.) sowie unsichere Etymologien ausschalten. Ferner

ist sie auf eine synchronische Ebene beschränkt, wird aber ihre relative

Kürze durch größere Zuverlässigkeit ausgleichen. Im übrigen hielt ich

es für ratsam, von den griechischen Graphemen auszugehen, da ja

durch die Heranziehung der griechischen 'Nebenüberliefemng' auf das

Iranische zurückgeschlossen werden soll — und nicht umgekehrt.

1.3.3. Folgende iranische Entsprechungen griechischer Grapheme

lassen sich ermitteln :

F. C. Andbeas, „Amardoi", RE 1, Sp. 1733), die Bbandenstein (bei Bban¬

denstein-Maybhofeb, p. 31) gar als medisches Charakteristikum auf¬

fassen will.

" Zur Etymologie cf. zuletzt Beandenstein-Maybhofeb, p. 142.

5' Die Etymologie des Namens ist strittig: cf. Beandenstein-Mayb¬

hofeb, p. 157. — Die herodotische Form spiegelt die medische Form (gegen¬

über Strabons ApivY"") so genau wider, wie es ihm möglich war: Sigma

vertritt das stimmhafte [z], da Zeta zu Herodots Zeit noch nicht diesen

Lautwert [z] hatte; die Anaptyxe (Sapdtyyai, bei Arrian Z(xpaYY°0 ''^^

Wiedergabe der medischen Form mit Zr- nötig, da das Griechische die An¬

lautgruppen ap-, Kp- nicht kennt. Cf. (ungenau) Eelebs 9, p. 120'*f.

5* Die Überlieferung dieser Namensform ist imeinheitlich : die geläufige Form ist diejenige der stirps Florentina (gegenüber -yuTai der stirps Romana).

Beide Formen sind morphologisch unerklärt ; schwierig ist im übrigen noch

die Geminate im Kompositionsvorderglied !

55 Das in der Namenliste am Grab Artaxerxes' II. (oder III.!) überlieferte

Ethnikon Gataguiya ist fehlerhaft für *0a«a^w2/a;-andere Erwägungen (of.

Kent. p. 187 b) sind unnötig.

5« Die griechische Form spiegelt wegen ihres Anlautes eine ostiranische,

keine medische oder persische Form wider: Xop- < *X''ar-. Cf. jetzt auch

Mittelbebgeb, l.c. Anm. 14, p. 106. Wegen o < [z] cf. Anm. 53!

(8)

126 Rüdiger Schmitt

OL = ä j4riyäromna, virSäma, Morduniya, maguS.

a = ö Arsöma, Därayavaui, ViStäspa.

ß = ö Gauft^ruva, Ka™6ü]iya, £äxtriS.

Y = g Gaubaruva, Tigrä, Ga°däraya.

y = k Zra°fca.

8 — d DärayavauS, Marciuniya, Hi^tiuS, Mä<ia.

8 = t nur: Katpa<uka.

(s = a nur: ArtaxSa^a, Haxämanii, Haraiva*'.)

t = ä *Xäärlä (< XSayäriä; cf. Anm. 20), Parsaus.

z — i nur: Arminiya.

(ep = r nur: Brdiya.)

7) = ä Ufrätuä (cf. aber Anm. 31), Mäda.

(7) = i nur: Nisäya.)

^ = ö nur : Aspacanä**.

0^ = 6 nur: ParOava.

t = a nur: Aspaöonä.

t = ijiyjy Miöra, Tigrä, Arii/äramna, Mardunii/a, Nisäj/a.

y. = k Ä'a^büjiya, iTurus, SaÄa.

X = o; nur: Bäxtris.

{x — h nur: UvaxStra*".)

{[L = b als Zwischenstufe vorausgesetzt für Brdiya«*.)

5' Diese drei Belege geben mir nicht die Gewähr, daß e zur Wiedergabe

von iran. ä diente : Artaxiafa wm'de nach dem Namen Efp^i]? umgestaltet,

HaxämaniS den Namen auf -ai-fiEvj]? angeglichen (wobei die etymologische

Verwandtschaft noch gefühlt wurde) — und Haraiva allein kann das nicht

leisten. Die Beispiele bei Stonecephbr, p. 72 helfen ebensowenig: zu -(i^vt)?

siehe hier, zu (leya- unten 6.2. — Die Wiedergabe von med. -fama durch

-9p£vY]<; besitzt nicht mehr Aussagekraft als griech. -(jl^vy)?.

58 Vor Doppelkonsonanz wurde tj (siehe unten) zu t gekürzt.

69 'AdTraiHvYii; < (med.) Aspaianä setzt mit ft ~ ^ und t ~ ä zweimal alleinstehende Korrelationen voraus.

Die Wiedergabe von iran. *X^a- (altpers. Uva-) schwankt im Griechi¬

schen: dem Kua^apT)? stehen Xopiiajjiioi < *X^ar- und XoidTTT); (of. unten

2.2.3.) gegenüber. Die wahrscheinlichste Erklärung scheint mir folgende zu

sein: die mit Chi anlautenden (geographischen) Namen sind direkt aus einer

iranischen Quelle entlehnt, der Name Kua^äprji; verdankt das Kappa einer

vermittelnden kleinasiatisehen Sprache, die Spiranten (auszugehen ist also

wohl von *X^a-) durch Verschlußlaute ersetzt hat. Das stimmt auch zu der An¬

sicht Schtilzes (cf. Anm. 14!), daß das Hsrpokoristikon in Kleinasien aufkam.

«' Auch MapSövTT)? = *Brdavanta (cf. unten 2.2.1.) erscheint sicherer,

werm wir den bekaimten iranischen TO-/6-Wechsel in Betracht ziehen, für

den EiLERS 6. p. 37—44 und Harold W. Bailey, , .Iranian mi??a, Indian

bija", BSOAS 18, 1956, 40f. Belege zusammenstellen. Eilebs 6, p. 44 denkt

sogar daran, daß die Wiedergabe von altpers. baga- durch griech. [xsya- (cf.

imten 6.2.) „letztlich durch ein bereits bestehendes lautliches Phänomen

erleichtert worden sein könnte".

(9)

Medisches und persisches Sprachgut bei Herodot 127

|x = m AriäJna, HaxäwianiS, ilfiöra, .äfäda, magu§.

V = w Aspaöamä, HaxämawiS, Utäwa, Hi"duS.

^ = xS Artaa^aga, Bagabua:5a, X5ayär§ä.

0 = M Mardwniya, [/täna, Katpatwka, SMg(u)da.

o = t)(J nur: Framrtiä, Umrazmiya.

(ou — au nur: Yawtiyä.)

ou = M nur: ^wää.

TT = j3 Aspaöanä, CiSpis, Pärsa.

p = r Arsäma, Kurui, FravartiS, Tigrä, Pärsa.

0 == f nur : f üää.

c = / nur: Ka™bü/iya«2.

a = s Aspaßanä, Pärsa, Äaka, Äug(u)da.

a = ä Arääma, ViStäspa, Qü§ä.

(<i = ö nur: ©ataguS«^.)

ff = z Zra°ka, Uvärazmiya.

1 =1 £ ÖiäpiS, Öi9a"taxma.

(t = d nur: Vi°dafarna«*.)

T = { Ar<axSa5a, Utäna, Vistäspa, Tigrä.

T == 0 nur : Cifantaxma, Mi0ra«*.

u = uluv Kmhis, Bagab«xla, Gaubaruva.

(u = ava nur: Haumamrga.)

u- = vi- Fidarna, FiStäspa**.

(üp- = vr- nur: Frkäna).

Eilebs 11, p. 213 sieht in der Wiedergabe des / „durch Sigma statt

Zeta ... eine erhebhche Ungenauigkeit, für die ein ersichthcher Grund

fehlt". Dagegen mui3 folgendes betont werden: Da im Elamischen imd im

Akkadischen altiran. ; durch die nämlichen Grapheme vertreten wird wie

altiran. z (elam. 6, akkad. z), ist für das Griechische Gleiches zu erwarten,

also — da griech. !^ zu Herodots Zeit noch nicht stimmhafte Spirans war —

Sigma.

'2 Das Wort könnte eventuell in einer nichtechtpersischen Form (mit s-

statt 6-) ins Griechische entlehnt worden sein. Es gibt nämlich keinen einzigen Fall, wo ein durch griech. o wiedergegebenes altpersisches [0] nicht auf idg.

*k' (> altpers. 0, aber med., avest. s) zurückgeht.

•* Schwyzeb, p. 153 meint zu 'IvratppfvYiq < Vi^dafamä: „-vr- Anglei¬

chung an <p oder Fehler für vS".

'5 Im ganzen scheint die Vertretung von iran. [9] so geregelt zu sein, daß -dr- durch -xp- (»TiTpavralxnv)?, Mlxpa mit MtxpaSaxT,?, MiTpoßa-a)?, 'IftaixtTpT)?, üipoiiCrpTii;, oaTpdcTng?; aber 'Ap(xantdpTf)q, Oapva^aftpyjc) und -rO- durch -p&-

(Xlipftot) vertreten wird. — Über die angebliche Vertretung durch Delta

cf. Anm. 118!

" Für Herodots Text dürfen wir wohl nach Josef Mabquabt, Die Assy-

riaka des Ktesias (Philoloffus, Suppl.-Band 6), Göttingen 1891—93, p. 640

noch psilotisches i- aimehmen, das erst bei der Umsetzung ins Attische

analog zu den Präpositionen Ottö, ürc^p etc. den spiritus asper erhielt.

(10)

128 RÜDIGER Schmitt

<p = / Vi°da/arnä, i^'ravartig, ü/rätuä.

X = X Haa;ämaniä, Ci9a"taxma.

<1> — au Gaubaruva.

0 = A Äaxämaniä, ATi^diiö, DaÄa.

0 = V Fi°dafariiä, Haraiva.

(0 = .V nur: yautiyä.)

2.1. Aus der großen Masse der verbleibenden iranischen Namen bei

Herodot gewinnen wir noch eine Anzahl glaubwürdiger Namensdeutun¬

gen, wenn wir die Namenskomposita entweder im Avesta (aber nicht

im Altpersischen) als Namen oder in einem der altiranischen Dialekte

in appellativischem Gebrauch (eventuell als Epitheton) belegt finden.

Textfiguren der alten Dichtersprache, die die Namengebung oft beein¬

flußt hat*', können dafür einen genügenden Ersatz schaffen. Zu beach¬

ten ist selbstverständUch auch Vorkommen in anderer (akkadischer,

elamischer oder aramäischer) 'Nebenüberüeferung'.

2.2. In dieser Gruppe sind folgende Namen zu nennen :

2.2.1. Männliche Personennamen:

'Apraßa^o? (mit patronymischem 'Aproßa^avT)!;*«) = *Artavazdä ,,?"«»

(cf. avest. ASauuazdah- und ved. vedhd rtdsya RS, 10,86, 10 c'"); 'Apra-

ßavo? = *Artabänu§ „den Glanz des Arta habend" (belegt als aramä.

" Für den germanischen Bereich cf. Gottfried Schramm, Namenschatz

und Dichter spräche. Studien zu den zweigliedrigen Personennamen der Oerma¬

nen, Göttingen o. J. (1957), passim; für den gesamt-indogermanischen Be¬

reich die Andeutung in meinen Studien zur indogermanischen Dichter spräche, maschinenschriftliche Dissertation, Saarbrücken 1965, p. 97 f.

«* Die konstante Lesart 'ApTaßa^dtvYj? der stirps Romana ist vom griechi¬

schen Standpunkt aus (wegen des iranischen Fugenvokals) lectio difficilior;

sie findet sich 7,3,2 auch in den zur stirps Florentina gehörigen Handschriften A, B>.

Die z.B. bei Justi, p. 32f. (zuletzt noch bei Schwyzer, p. 153) vorge¬

schlagene etymologische Verbindtmg mit avest. bäzu- „Arm" („das Arta

im Arm habend"??) paßt nicht, wie ein Blick auf den Reversindex bei Bab¬

tholomae, Sp. 1955/1956a lehrt. Im übrigen erscheint das Wort nicht als

Namenselement in altiranischen komponierten Namen. — Die Verknüpfung

mit avest. -uuazdah- findet sich z.B. bei Philipp Keeper, „Les noms propres

Perso-avestiques (Suite)", Musion 4, 1884, 341; Hoffmann-Kutschke, p.

185 und besonders bei M. Fasmer' (= Max Vasmer), IzslUovanie m, oblasti

drevne-greöeskoj fonetiki {Zapiski istoriko-fitologideskago fakid'teta Imperators¬

kago Petrogradskago Universiteta, 121), Moskva 1914, p. 46 (cf. hierzu Eduard

Schwyzer, Anzeige von Vasmer, IJ 8, 1922, 96).

Cf. zuletzt Manfred Mayrhofer und Rüdiger Schmitt, „Eine Notiz

zur altiranischen Namenkunde", Or 31, 1962, 314'. — Allerdings steht die

Bedeutimg von ar. *vazdhas- rücht sicher fest ; cf. zuletzt Heinbich Lüdebs,

Varuryi. II, Göttingen 1959, p. 553f. und Habold W. Bailey, „Indagatio

Indo-iranica", TPhS 1960, 62—69.

(11)

Medisches und persisches Sprachgut bei Herodot 12»

'rtbnw: Schaeder, p. 67)'*; 'ApTaßaTT)?'^ = *Artapäta „vom Arta ge¬

schützt" (cf. avest. o^a.pöta-Vyt. 42); 'Ap-uxw-itic; = *Arta-uxta- „Yom Arta verkündet" (cf. avest. aäaoxSa- Yt. 5, 77 nach der Interpretation

von Babtholomae, Sp. 239)'^; 'ApraijvTK]? (mit fem. 'Apxauvni sowie

'ApTovTY)?) = *Artavanta „rechtschaffen" (cf. avest. asauuant- und als

Name aramä. 'rtwnt: Driver, p. 38)'*; 'ApracppsvY)?'^ = *Artafarnä

, ,das Arta als Ruhm habend' ' (belegt als aramä. 'rtprn : Schaedeb, p . 70);

'ApTax<xi7]<; = *Artaxaya ,,?"'* (belegt als elam. Ir-da-ka^-ia und aramä.

'rthy: Driver, p. 84); 'ApTe[i.ßapY]<; = *Artambara ,,das Arta tragend"

(belegt auch als akkad. ™Ar-ta-am-ba-ra und lyk. Artumpara: Eilers 5,

p. 628f.; cf. ved. Häm 6Aar RS. 9, 97, 24d); 'ApTiicpio?" = *Ardufya

,,Adler"'^ (belegt als elam. Ir-tup-pi-ia"); BaSpYji; = *badra „glücklich"

(für das Altpersische außerdem erwiesen durch elam. ab-bat-ra^ =

*äbadra^''); Ayjwxtji;** = *Dahyuka (belegt auch als akkad. Dayaukka;

wenn iranisch^^, dann wohl Hypokoristikon zu *dahyupati- = avest.

daiyhupati- ,, Provinzherrscher" nach Justi, p. 76b); MapS6vT7)(; =

*Brdavanta ,, erhaben" (belegt als avest. B9r3zauuant-Y^ ; MaaioTY)?

(mit patronymischem MoLaiazioq) = (med.) *MasiSta , .größter" (alt-

Die Etymologie bei Justi, p. 32b ist falsch; cf. Babtholomae, Sp. 954.

'2 Bei Xenophon erscheint die Namensform ' ApTaTraTr); ; die herodotische

Form ist volksetymologisch umgedeutet (cf. unten 6.2.).

" Eine andere Etymologie bietet [Christian] B[ar]th[o]l[omae], Re¬

zension von Justi, LO 1896, Sp. 160. Die von ihm beigezogene GäOästelle

Y. 49,9 d muß aber etwas anders interpretiert werden.

'* 'ApTai5vTr]i; spiegelt sicher einen ,thematischen' Stamm *artavant-a-

wider; vergleichbar sind altpers. tunuvaHahyä DNb 9 (Gen. Sing.; cf. Kent,

p. 65a § 188 II.) und einige jungavestische Belege, die Christian Bartho¬

lomae, „Awestasprache imd Altpersisch", in: Grundriß der Iranischen

Philologie, 1:1, Straßburg 1895—1901, p. 220 § 394 zusanunenstellt.

7S Wegen -9P^vif)? = -fama of. Anm. 12 und unten 6.2.

" Der Bedeutungsansatz ist unsicher, die Etymologie bei Justi, p. 34a

falsch ; am wahrscheinlichsten handelt es sich um ein Hypokoristikon.

" Daneben gibt es die Form 'ApTiißto?, die im Hinterglied volksetymolo¬

gisch umgestaltet sein dürfte. — Das Vorderglied beider Namen ist wohl an

äpTu?, dpTiito assoziiert.

'8 Emile Benveniste, „Etudes iraniennes", TPhS 1945, 67; cf. Bban¬

denstein-Mayrhofer, p. 105.

Emilb Benveniste, „Elements perses en Arameen d'Egypte", JA 242,

1954, 307.

Emile Benvenistb, , .Notes sur les tablettes elamites de Persepolis", JA 246, 1958, 50.

81 Pick, p. 314 erwägt für die griechische Form Anlehnung an die vielen

Namen mit Ayji-.

*2 E. A. Speiser, Introduction to Hurrian, New Haven 1941 {AASOR 20),

p. 8"' hält den Namen für hurritisch.

Diese Deutung finde ich zum ersten Male bei Stoneciphee, p. 44.

ZDHO 117/1

(12)

130 BüDiGEB Schmitt

pers. maOiSta-, avest. masiSta-)^; MeyaTtaTTi^sB = *Bagapäla „von Gott

geschützt" (belegt als akkad. ^Ba-ga-'-pa-a-tü und vielleicht auch ara¬

mä. Bgpt: Deivek, p. 58); MeyaSocTyii;'*« = *Bagaduäta „dem Gott

lieb" (belegt in nichtechtpersischer Lautgestalt als akkad. "^Ba-ga-'-zu

us-tü und aramä. Bgz{w)§t: Eilebs 2, p. 177^ und Eilebs 12, p. 332 a;

cf. Brandensteln-Maybhoeeb, p. 109f.); MeyaTcavo? = *Bagapäna

„von Gott Schutz habend" (belegt auch als akkad. ^Ba-ga-a-pa-na:

EiLEES 2, p. 177*; cf. auch die Wendung A^Pa 24 f.: mäm Auramazdä

utä MiOra baga pätuv „Ahura Mazdä und der Gott Miöra sollen mich

schützen"); MiTpaSaTTji; = (med.) *Midradäta ,,von MiÖra gegeben"

(belegt als aramä. mirdi: Schaedeb, p. 72 und Eilebs 12, p. 332 b);

MiTpoßaTTji;" = (med.) *Mi6rapäta ,,von MiSra geschützt" (vielleicht

belegt in echtpersischer Lautgestalt als aramä. Mspt = *M^apäta:

Eilebs 12, p. 332 a; cf. auf jeden Fall aber die mehrfache Fügung MiQra

mäm pätuv „MiOra soll mich schützen" auf den Inschriften Artaxerxes' n.); 'T\Lcär\(^^ = *Umäya ,, schöne Gedanken habend" (belegt als avest.

humäiia- und Fraueimame Humäiiä-: cf. Babtholomae, Sp. 1833 f.);

'T(TTav7)?8' _ *ustäna ,, guten Stand habend" (so schon Justi, p. 512;

belegt als aramä. WStn = *UStäna-: Schaedeb, p. 70 und Eilebs 5,

p. 35"; cf. auch ved. suathänd- RS. 9, 97, 27 d in gleicher Bedeutung);

^japavSaTY)? (mit OepevSaTV)?)*" = (med.) *Famadäta ,,vom Glück ge¬

geben" (belegt als demot. *Farnadäta: Meillet-Benveniste, p. 63).

2.2.2. Weiblicher Personeimame:

'ApTUCTTcovY)** = *ArdvafStäni „die mit aufrechten Brüsten"'* (cf. avest.

9r9duuafSni- : Babtholomae, Sp. 350).

Fick, p. 314 meint, der Name sei aus einem Titel hervorgegangen, und

verweist auf die in DB häufige Substantivierung („Oberbefehlshaber"). Von Herodot 9, 20 wird der Name als griech. MajttoTioi; „übersetzt".

Daneben findet sich bei Ktesias die Form BayaTraTTji; ; in der herodoti¬

sehen Form sind beide Kompositionsglieder an Griechisches angeschlossen:

cf. Schaedeb, p. 97.

Dies ist (gegen Meya>.6arrii;) die Lesart der stirps Florentina.

" Die herodotische Form zeigt griechischen Fugenvokal und voUcsetjrmo- logisches -ßa-ry)?: cf. Schaedeb, p. 97 und unten 6.2.!

88 Die herodotische Form ist im Anlaut den zahlreichen iranischen Namen

wie 'TSdcpvT)?, 'Ta-zicnr/ii, vielleicht auch griech. 'Tpi^vatoc: angeglichen.

89 Zum Anlaut cf. 'Ty-o-lfii und Anm. 88!

*o OapavSdtTifis findet sich an beiden Belegstellen (der Namensträger ist

der gleiche) einhellig in der stirps Florentina, während die stirps Romana

an der einen Stelle (7, 79) m OepevSÄTTj?, an der anderen (9, 76, 1) in Oapva- SdtTT)? zusammengeht. Dagegen findet sich 7, 67, 1 durchgehend C>epev8dtTT)i;,

das nach den griechischen Namen mit $epe- umgestaltet sein könnte. —

Die Form OapavSa-tTj? ist mir unerklärlich.

" Die griechische Form ist im Vorderglied wohl von ap-ni^, iprlxa beein-

(13)

Medisches und persisches Sprachgut bei Herodot 131

2.2.3. riußname:

Xoacnr/]?'* = *Umspa „mit guten Rossen" (belegt altpers. uvaspa- als

Epitheton der Persis, avest. huuaspa- und fem. Flußname Huuaspä Yt.

19, 66 f.: cf. Eilebs 11, p. 186*2f.).

2.2.4. Völkername :

Mapatpioi = *Marafiija „?" (belegt als Ortsname in elam. Ma-rap-pi-ia :

cf. Benveniste, l.c. Anm. 80, p. 56 f.).

2.2.5. Appellativa:

'Opoaayy/)? „euepy^TT]?"** = *varusanha ,, weitberühmt" (nach der Deu¬

tung von Hans Heinbich Schaedeb: cf. Eilebs 5, p. 24°; Bbanden-

stein-Maybhoeee, p. 146f. und meine Anm. 67 zitierte Dissertation,

p. 60 und p. 258***; ef. ved. urusdmsa- ,, weitberühmt"); (TaTpamfjiY),

Ableitung von ciaTpiiuY)«;»* = (nichtechtpers.) *xSa6rapä ,,das Reich

schützend" (belegt ist altpers. xSagupävan ; produktiv wurde dieser Titel in der nichtpersischen (-ör- !) und suffixlosen Form als akkad. ^^ah-Sä-da-

ra-pa-an-nu, altindoar. ksatrapa-, chatrapa-, lyk. kssadrapa: Beanden-

stein-Mayehofee, p. 126); (TTtaxa ,, Hündin" = *spaka (cf. avest.

spaka- „himdeartig", eine Ableitung von span- ,,Hund").

2.3. Durch die in den Abschnitten 2.2.1.—5. vorgenommenen Verglei¬

chungen können wir die oben 1.3.3. erstellte LauttabeDe in manchem

Punkt modifizieren :

2.3.1. An Sicherheit gewinnen wir etwas für die Entsprechung s = a

durch den neu hinzukommenden 'ApTefxßapT]?, für p, = 6 dm-ch MapSov-

TT)?. Griech. o dient nieht nur zur Wiedergabe von u und vä (auch an¬

lautend: opoCTayyv]?), sondern auch von ava in den Namen 'ApTÖvxT]?

flußt: cf. Anm. 77! Das Hinterglied könnte den Namen auf -(ivTj angeschlos¬

sen sein.

»2 Diese glänzende Deutung von Benveniste, l.c. Anm. 78, p. 67 (cf.

Brandenstein-Mayehopeb, p. 105) ersetzt die verfehlte Deutung von

Justi, p. 515 („von reiner Seele").

Zur Flexion cf. RosiiN, p. 71. — Die griechische Form gibt ein lücht-

persisches Original (*X'"a-) wieder.

'* Die griechische Form muß nicht — wie im Gefolge Schaedebs allge¬

mein angenommen wird — ein ecbtpersisches *varuOanha- widerspiegeln,

sondern enthält wahrscheinlicher ein (medisches) *varu8anha- (cf. Anm.

63!). — Zur Wiedergabe des iranischen -nh- [gÄ] gab es keine andere Mög¬

lichkeit als --n"- {V9\-

Zu der ungenauen Wiedergabe des Anlautes xi- durch a- (gegenüber

Theopomps i^aTpaTr»)?) ist zu bemerken, daß es in Kleinasien einen weiter

verbreiteten Lautwandel 5 > <J(o) gab (cf. Schwyzeb, p. 211) — was auf

die vermittelnde Rolle einer dortigen Sprache schließen läßt. Die -^-Formen

als „die speciell lydisch-karischen, nicht als ioiüsch-griechische Formen

der persischen Titel" betrachtet Otto Hoxthann, Die Griechischen Dialekte, 3. Band, Göttingen 1898, p. 270.

(14)

132 RÜDIGER Schmitt

und MapSovTV)?. Umgekehrt vertritt u nicht nur w und am, sondem

nach Aussage von 'ApxauvxY]!; und 'ApTUffTWvv] auch va.

2.3.2. Die oben (cf. Anm. 53!) aufgestellte Korrelation ff = 2 (in den

Namen der Provinzen Drangiane und Chwarezm) und die hinzukom¬

mende Entsprechung ^ = zd stützen sich gegenseitig (cf. 'ApTaßaJ^o? =

*Artavazdä).

2.3.3. Schon bestehende Zweifel werden in einigen Fällen erhärtet:

So können wir für die Namen und Wörter, in denen griech. a persisches

0 wiedergibt (MafftoTT)?, opoGiyy-fiq), Entlehnung aus einem nichtpersi¬

schen Dialekt aimehmen (cf. Anm. 63!). Für eine Entsprechung t =

entfallen 'Apvjcpiot; und 'ApTucTTOivvj ebenso wie 'IvxaippevT]? (cf. Anm.

77 und 91!).

2.3.4. An neuen Lautentsprechungen können in Ergänzung von Ab¬

schnitt 1.3.3. folgende verzeichnet werden:

ap = r MapS6vT7]<; = *Brdavanta.

ß = v** 'ApTocßa^o? = *Arta?;azdä.

o = V XoaffTOji; = *X"'aspa.

^ = zd*' 'ApTaßaJ^oi; = *Artava2<iä.

'» Die Wiedergabe von iran. v durch ß im Ionischen so früher Zeit ist

einigermaßen auffälHg und läßt sich auch durch die Inschriften nicht be¬

legen (der älteste Zeuge für spirantisches Beta im Ionischen scheint EüSöfito?

SGDI 5617, 20 aus Smyrna zu sein). Immerhin aber lassen sich in anderen

Bereichen des griechischen Sprachgebiets sichere Spuren dieses Lautwandels

schon im 5. Jahrhundert nachweisen: Lakonien. Argolis. Zu beachten ist

jedenfalls bei der Beurteilimg dieser Frage, daß der betreffende iraiüsche

Laut [v] dem ionischen Dialekt jener Zeit fremd war imd deshalb durch

einen möglichst nahestehenden Laut wiedergegeben worden mußte: das er¬

klärt die vielen Varianten bei der Wiedergabe von iran. v, auch va und ava

(of. 2.3.1.).

9' Diese Korrelation beruht wie die soeben behandelte ß = v allein auf

der Deutung von 'ApTiißa^oq als *Artavazda (cf. Anm. 69), die der communis

opinio widerspricht. Dazu führten mich folgende Überlegungen: 1. Die ge¬

läufige Rückführung von 'ApTäßaCo?, Meyaßal^o? etc. auf iran. *AnabazuS,

*BagabazuS bereitet inhaltliche Schwierigkeiten. Solohe Komposita mit

Körperteilnamen als zweitem Bestandteil köimen nur Bahuvrihis sein;

werm sie im Vorderglied ein Substantiv enthalten, fallen sie in die Rubrik

von § 109o bei Jacob Wackebnagel, Altindische Orammatik, 11:1. Göttin¬

gen 1905, p. 279 oder § 199 bei Jacques Duchesne-Guillemin, Les Composis

de VAvesta, Liege-Paris 1936, p. 156 (wo der Verweis auf Wackebnagel

fehlerhaft ist). Aber was soll „das Arta im Arm habend, Gott im Arm

habend" heißen? (Cf. schon Arun. 69!) — 2. Die Vertretung des iranischen 2 durch Zeta ist in dieser Zeit noch nicht möglich, da Zeta noch nicht stimm¬

hafte Spirans ist. Das im ionischen Phoneminventar jener Zeit unbekannte

[2] wäre durch das nächstliegende Sigma wiedergegeben worden (of. Anm.

53 wegen Sapäyyai) und nicht durch X, = \zd}. — 3. Die angenommene

iranische Grundform -bäzuä zeigt nichtpersische Lautung. Neben den vielen

(15)

Medisches und persisches Sprachgut bei Herodot 133

3.1. Es verbleibt eine Menge iranischer Namen und Appellativa, für

deren etymologische Beurteilung wir keine sicheren Anhaltspunkte

haben. Die Auswertung dieser Gruppe des Materials für iranistische

Zwecke muß deshalb mit äußerster Vorsicht und Zurückhaltung erfol¬

gen. Im großen ganzen müssen für dieses Sprachgut die in den Abschnit¬

ten 1.3.3. und 2.3.1.—4. gewonnenen Resultate den Ansatzpunkt bilden.

Viele vorgeschlagene Etymologien werden bei genauer Einhaltung dieser

Grundsätze zu verwerfen sein, manche neue Deutung mag hervortreten.

3.2.1. Männliche Personennamen:

'Aßpoxop-Y)!;'*; 'AJ^dv7)i;**; 'AixopyT]?""»; 'Ava(pyji; {Kurzname; ef. Justi,

p. 15 b) ; 'Aptaßiyvv)? = *Ariyabigna (mit etymologisch unklarem Hinter¬

glied: cf. BEANDENSTEra-MAYRHorEB, p. 109); 'ApiaJ^oi; (oder doch

"ApiCoc, der stirps Florentiiui'i'i ; wohl Kurzname zu einem *Ariya-

Namen) ;' ApiofJiapSo? = *Ariyamarda (wohl) , .arische Männer habend"*"! . (med.) 'App.aji,t^py)i;*"*; (med.) 'ApTraYV)?*"*; 'Ap(jap,ev7i? = *ArSamanä

Namen auf -ßa^o? sollte man bei dieser Erklärung doch wenigstens auch

einige Spuren der echtpersisohen Form *-haduS, also »-ßaSoi;, erwarten, das

sich jedoch nicht finden läßt. — 4. Bei einer Rückführimg von 'Apxäßa^o;

auf *Artavazda erhalten wir dagegen einen im jimgeren Avestacorpus ge¬

läufigen Namen, der zudem eine Wendung altarischer Dichtersprache fort¬

setzt. — 5. Die ionische Lautvertretung bietet für [zd] das erwartete C da¬

gegen erwächst aus der Wiedergabe des [v] durch Beta die einzige Schwierig¬

keit: dazu cf. Anm. 96! Darauf, daß dieser iranische -aA-Stamm im Griechi¬

schen nicht mit dem Ausgang -r]?, sondern -o; erscheint, darf man rücht

allzuviel Gewicht legen; volksetymologischer Anschluß an ßdtl^Etv „schwat¬

zen", ein vorwiegend poetisches Wort, ist aber abzulehnen.

»8 Der Name ist vielleicht in der Form völlig ionisiert (cf. 'Aßpox6(ia(;) ;

eine verfehlte Etymologie findet sich bei Stonecipher, p. 15.

" Variante ' ApxavT)? der stirps Bomana wohl schlechter ; unhaltbare

Etymologien bei Justi, p. 54 a und Stonecipher, p. 16; darf man an eine

Kurzform zu einem Namen wie *Azdakara „Kundmacher" (immerhin ein

offizieller Titel: mittelpers. azdegar) denken? Ähnlich dachte auch schon

Saxemann bei Vasmer, l.c. Anm. 69, p. 50 an iran. *azdana- „*kundiger

Marm": doch beruht sein Bedeutungsansatz wohl auf einem Germanismus

(„kundig" wegen altpers. azda ,,kund").

100 Bevor man den Namen aus dem Iranischen deutet (Justi, p. 15a mid

Stonecipher, p. 16: *umarga „schöne Wiesen habend"), müßte Beeinflus¬

sung seitens des Insehiamens 'A|j,opY6i; und der Sippe von Ä(x£pYciv ,,pflük- ken, ernten" ausgeschaltet werden.

101 Diese alte Deutung von Keiper, p 243 und Justi, p. 26b gewinnt

durch den von Mayrhofer, p. 86f. entdeckten AriyärSa „arische Männer

habend" an innerer Wahrscheinlichkeit.

'02 Der Anlaut dieses Namens ist nach griech. 6ip[xa , .Wagen" umgestaltet;

eine Vermutung zu der iranischen Grundform bei Filers 2, p. 173'.

103 Der volksetymologisch nach griech. apTtay)?) „Raub" umgeformte

Name ist nach Eilers 2, p. 173'f. vielleicht identisch mit dem in akkad.

"^Ar-ha-ku und griech. 'Apßaxif)? (Ktesias) widergespiegelten Hypokoristikon.

(16)

134 Rüdiger Schmitt

„männlichen Sinn habend"*"*; 'ApTatoi; (wohl Kurzname zu einem

*.4rfa-Nainen) ; 'Apxavy)«; (Kurzname zu einem *Arta-'Na,men, wohl zu

*Artanamä = avest. Asa.ndmah- Yt. 13, 127); 'ApT6x(i.7]<;*"8 ; 'ApudcvSr]?*"« ;

(med.) 'AorTuayy)!;*"' ; Bayato? (Kurzname zu einem *.BagFa-Namen) ;

BaCT(Tax7]<;i"8; Boyv)?*"»; BGußap-/)?"" ; Tepyi?; (med.) AöcTt? (wohl Kurz¬

name zu einem Namen wie *Dätafarnä — AaTacpepvv]; bei Arrian);

AauptoY]?"* ; Awtoi; (Kurzname ; sicher gräzisiert) ; ZcoTrupo?"* ; &a.[iiGLoc, ; 'I&afAiTpT]?*"; KpavaCTTCT]?***; (med.) MaJ^apy]? = *Mazdara (Kurzname

mit Suffix -ra- zu einem *lfo2(iä-Namen : Schulze, p. 221=275); Macr-

xafj.7]?!*^ ; MaciCTayr]? ; Meyaßat^oi; = *Bagavazdä (und nicht *Baga-

bäzuS)^^^; MsyadiSpyii;**' vielleicht = *Bagacidra ,, göttliche Abstam¬

munghabend""«; 'Odcpi!:o<;"»;Oißap7)(;i2"; Owßa^o?***; 'Opo^TT)?; 'Oxa- 10* Dieser Name bildet eine Gruppe zusammen mit den gleichbedeutenden

*ViraTnana (elam. m,i-ra-'ma{n)-na: Benveniste, l.c. Anm. 80, p. 53; gräzi¬

siert vielleicht in "lEpaji^vTi? bei Thukydides) imd *Nrmana (avest. N3r3-

manah-, ved. nrmdnas-: cf. zuletzt meine Anm. 67 zitierte Dissertation, p.

85f.).

1"* Eine etymologische Vermutung bei Justi, p. 516 und Stonecipher,

p. 29. Bei der Deutung von Marquabt, l.c. Anm. 66, p. 637 bleibt die Wort-

bildimg unklar.

1"« Die alten Verknüpfungen mit avest. *hauruuant- „schützend" (Justi, p. 40b) resp. auruuant- „schnell" (Markwart, p. 9 und 27) sind bloße Ver-

mutimgen, die auch wegen der lautlichen Wiedergabe im Griechischen nicht

überzeugen.

Der Name ist sicher im Vorderglied (ädru „Stadt"), wohl auch im

Hinterglied volksetymologisch umgestaltet; etymologische Spekulationen

bei Oppert, l.c. Anm. 48, p. 23 und Markwart, p. 13.

108 Ju schwächerer Überlieferung findet sich die Lesart BaYao(o)(4xYi<;.

10« Deutimgsversuche bei Justi, p. 70a und Stonecipher, p. 35.

110 Justi, p. 71b und Stonecipheb, p. 35 interpretieren den Namen unter

Vergleichung von altindoar. bhübhrt- als „Landesherr, Fürst".

"1 Sicher verfehlt ist die Etymologie von Justi, p. 82 a.

112 Ist ein iranischer Name dem griechischen Namen Zwirupoc völlig assi¬

miliert?

113 Der Name ist nur an einer Stelle (9, 102, 4) einheitlich überliefert ;

eine Schauderetymologie bietet Justi, p. 143b und p. 503.

11* Ein Etymologieversuch bei Justi, p. 166a.

115 Eine ganz unsichere Etymologie bieten Keiper, p. 266; Justi, p. 498

und Stonecipheb, p. 45.

11« Diese meine Auffassung widerstreitet der communis opinio ; cf. Amn.

97 zu 'ApTdtßa^o? = *Artavazda.

11' Der Ansatz des Nominativs auf -v]5 erfolgt gegen Powell, l.c. Anm. 4,

p. 217b (-0?).

118 Diese Etymologie, die sich schon bei Keipee, p. 269 findet, hat zwei

schwache Punkte, die nicht unerwähnt bleiben dürfen: -tr- vertritt nur in

diesem Fall die Stelle von iran. -<5- (nicht Vergleichbares bietet Eilebs 9,

p. 12159) obendrein ist für die Wiedergabe der iranischen Lautgruppe

-6r- dieses Wort das einzige diskutable Beispiel mit (eigentlich imverständ-

(17)

Medisches und persisches Sprewhgut bei Herodot 135

OTTY)!; wohl = *Hütä3pa „angetriebene Rosse habend" (Justi, p. 237 a);

IlaTi^Ei'&Yl';***; naTipa[X9y)<;i*ä ; npy]5dcCT7t7)<;i**; SavStoxYji;"* ; SaTaaTtv)?

wohl = *Satäspa , .hundert Pferde besitzend"***; Sipo[i.iTpv)?**'; Sktoc- (XV7)(;; i;iffi[X(xxYi<; (wohl Kurzname); S[i.EpSo[i.evy)(; wohl = * Bj-dimani§

oder *Brdimanä „mit erhabenem Sinn"**«; TaßaXo?; Tiypavy].;; (med.)

Ti&aioc; (Hypokoristikon, vielleicht zu Tiö^pauaTV)? bei Xenophon);

TTOpavS-/)?**»; 'TpoiaSyi?*^'' ; OapvaJ^aS-py)? wohl für <l)apva5aS-p7i<;*»*

lichem) -Sp-; das andere von Schulze, p. 217 = 271f. angeführte Beispiel,

der Gebirgsname IlapuixSpYii;, hat neuerlich eine andere Erklärung gefunden :

cf. RÜDIGER Schmitt, „Ein neuer iranischer Bergname in Kleinasien",

BNF 15, 1964, 297f.

**» Solange die Lesung nicht sicher steht (es gibt die Varianten "Apit^o?

und 'A6piCo?), sind alle Etyraologieversuche zum Scheitern verurteilt

(Keiper, p. 259; Justi, p. 340b; Josef Mabquart, ,, Untersuchimgen zur

Geschichte von Eran. I, 5—10", Phüologm 55, 1896, 240; Hoffmann-

Kutschke, p. 190).

120 Etymologische Vermutungen zu diesem Namen bieten Justi, p. 232 a;

Stonecipheb, p. 52 und Hebzfeld, p. 281. Die Deutung als *Vahubara-

„Gutes bringend" stammt von Mabquabt, l.c. Anm. 66, p. 638, der memt

(p. 639), die Wiedergabe von iran. -au- durch griech. -oi- lasse sich „am ein¬

fachsten durch die Annahme erklären, daß jene Namen den Griechen durch

Vemüttlimg der Phryger ... zukamen".

121 Die Variante Olaßal^oi; an zwei Stellen köimte vielleicht darauf führen, diese Form in den Text zu setzen (-o- als griechischer Kompositionsfugen¬

vokal). Oiäßat^oi; könnte dann altpers. *Vahyavazda widerspiegeln, das ge¬

genüber dem avestischen Namen Vohuuazdah- im Vorderglied den Kompa¬

rativ zeigt (zur Frage von -ßa^o? cf. Anm. 97!). Vasmer, l.c. Anm. 69,

p. 47 sieht darin den Namen des Daeva Vaiia-; cf. Bartholomae, Sp. 1358.

122 Uber frühere Deutungsversuche urteilt richtig Eilebs 5, p. 118. Fest

steht nur so viel, daß der Name eigentlich der Titel des Mannes ist: cf.

Peteb J. Junge, „Patizeithes", RE 18:2, Sp. 2171.

123 Ein schwacher Deutungsversuch stammt von Justi, p. 507.

12* Der Name wurde im Vorderglied aus irgendeiner iranischen Form, die

sich trotz zahlreicher Versuche (z.B. Justi, p. 255a; Hüsing, p. 128; Stone¬

cipheb, p. 57) nicht ausmachen läßt, nach dem Muster der Namen mit

np7)5(i)- gräzisiert.

125 Die Versuche von Justi, p. 283a und Marquabt, l.c. Anm. 38, p. 105^

sind abzulehnen. 12* Zum Lautlichen cf. Anm. 63!

12' Verfehlt ist die Deutung von JuSTi, p. 303 a. Cf. Anm. 22!

12" Der Name ist einem griechischen Namen (cf. Bechtel, l.c. Anm. 21.

p. 55) völlig angeglichen. Geistreich ist die Vermutung von Justi, p. 488 und

Fick, p. 311, die unter Bezug auf avest. barantö Yt. 10, 20 ein Vorbild alt¬

pers. *ubaranta „gut reitend" annehmen.

130 Die etymologischen Versuche bei JuSTi, p. 133b resp. p. 508 und

Stonecipheb, p. 66 zeigen Schwächen. Darf man auch hierin den in der

elamischen Nebenüberlieferung erhaltenen Namen *Virayauda (Mi-ra-ia-u-

da) „qui combat des guerriers" (Benveniste, l.c. Anm. 80, p. 53) sehen?

131 Zu den Verschreibungen von C und ^ cf. Schulze, p. 2161=2713 und

Wackbrnagel, p. 462= 1212.

(18)

136 BÜDIOEB Schmitt

= (med.) *FarnaxSadra „das Chvamah zur Herrschaft habend"*'*;

^)apvaxY)(; (Kurzname zu einem *farwaÄ-Namen,vielleichtzumfolgenden) ;

C)apva(jTi:7)(; = ^Farnäspa „?"; OapvoiS/T)!; (Hypokoristikon) ; X^paCT[j.ic*33_

3.2.2. Weibliche Personennamen :

"A[i,Y]ffTpi?*^;'ApToCtociTpY) wohl = (nichtechtpers.) *ArtazauStn „Aera.

Arta zugetan" (fem.)*'*; "AToacia = Wtausä^^; KaaaavSavy) ; (med.)

MavSavT); Hdcpjxui;; (med.) ÜTraxo) „Hündin"*"; OaiSifXT]*'« ; <I>paTO- yotiv/) wohl = *Frätagaunä „feuerfarbig"*'*.

3.2.3. Flußiiamen:

"AxT]?**«; 'Apa^vj? = *AraxSa „nicht leuchtend; dunkel"***; TövSt)? =

*Gunda „dick"***; ZaßaTO?**'.

tiber das Verhältnis von Chvarna imd Königtum cf. etwa Hbbman

LoMMEL, Die Yäät's des Awesta, Göttingen-Leipzig 1927, p. 170f.

Die stirps Bomana bietet diuchgehend X6pacjj.i?.

134 Etymologische Versuche bieten außer den bei Justi, p. 14b Genarm¬

ten Justi, p. 512 (zustimmend Eick, p. 307) und Stonecipheb, p. 16.

135 Diese Deutung bietet schon Kbipeb, l.c. Anm. 69, p. 351. — Die

griechische Form (als Variante findet sich ohne griechischen Fugenvokal

'Apxa-) ist wohl nach griech. i^öjaxpa, I^uarpa ,, Gürtel" umgeformt worden, vielleicht aus »'ApTaacdoxpr).

138 Diese Interpretation des Namens und die Identifizierung mit avest.

Hutaosa (of. Babtholomae, Sp. 1822) geht auf Spiegel bei Keipeb, p. 249

zurück tmd darf trotz der schwer damit zu vereinenden griechischen Form

als communis opinio gelten. Nach den in Abschrütt 1.3.3. gewormenen Korre¬

lationen erwarteten wir aus altpers. *ütattsa eigentlich »'ÜTtüxn). Mir ist die Form "A-rocTCTa nicht erklärlich. — Zur Etymologie des (avestischen) Namens cf. einerseits Keiper, p. 251 (,,gut spendend") und anderseits (auf Daeme-

STETBB fußend) Babtholomae, Sp. 1822.

13' Die exakte medische Stammform ist wegen der gräzisierenden Um¬

formung auf -ti nicht zu ermitteln; die Deutung als solche keimt schon

Herodot, der daneben (1, 110, 1) die griechische Übersetzung des Namens

als Kuvö) bietet (-riiv yap xiiva xaX£ou(jt cnrixa M^Sot).

138 j)er Name (so die Lesung der stirps Florentina gegenüber fl>at8u(x(v]) scheint im Anlaut irgendwie an griech. 9atSi(j.0(; ,, glänzend" assimiliert zu sein.

139 Altiran, [om] wird normalerweise im Griechischen durch to, teils (cf.

oben 1.3.3.) durch ou wiedergegeben, das immerhin auffällt (cf. Eduard

Schwyzer, „Iraiusches", Z7I 6, 1928, 241i). Darf daraus auf diphthongische

Aussprache des ou bei Herodot geschlossen werden, wie Theodor Nöldeke,

„Persische Studien", SÖAW 116, 1888, 4193 und Mabquart, l.c. Anm. 66,

p. 637 wollen? — Das erschlossene altiran. *frata- „Feuer" lebt in dem

armenischen Lehnwort hrat „dass." fort.

1*° Eine etymologische Spekulation findet sich bei Tomaschek, ,,Akes 1)",

EE l, Sp. 1162. Da er in einem märchenhaften Bericht erscheint, handelt es

sich jedoch wahrscheinlich um einen rueht existierenden Fluß (cf. Legband

ad 3, 117, 4). 1** Flüsse dieses Namens finden sich im Iran mehr¬

fach; zur Deutung cf. Eilers 10, p. 695» rmd Eilers 11, p. 231.

1*2 Diese Deutung wird Eilebs 11, p. 187^3 verdankt.

1*3 Der Name beruht an der einzigen Belegstelle 5, 52, 4 nur auf einer

Konjektur: er ist in der handschriftlichen Tradition ausgefallen.

(19)

Medisches und persisches Sprachgut bei Herodot 137

3.2.4. Völkernamen:

'Auapurai*** ; 'Api;:avTOi*« ; 'ApratoiH« ; Bo^iSioii« ; Boüaaii« ; AaSixai"» ; Aapeirai. ; Ayjpoucnaioi ; ApoTtixoi**" ; Sajxavaioi*" ; Mixp8oi(mit MapSo?)"* ; MatTTTtoi; HaxTue? (mit ITaxTU'Cxoi;)"' ; Ilavö-iaXaioi***; IlapTjTaxvjvoii**;

Ilapixavioi.***; naaapYoiSai.*"; Hauaixaioder IlauCToi**«: STpoiixaTe?"'.

Eilebs 7, p. 347"* sieht darin die „Bewohner eines *Ä-parvata d.h.

.Berglandes'", Mabquabt, l.c. Anm. 38. p. 175 und Emile Benveniste,

„L'£rän-vez et l'origine legendaire des Iraniens", BSOS 7, 1934, 269 identi¬

fizieren den Namen sogar mit avest. Pouruta- Yt. 10, 14, wozu maji Babtho¬

lomae, Sp. 900 und Eilebs 7, p. 3471«' vergleiche.

Nach Oppert, l.c. Anm. 48, p. 7 ist das *aryazantu- ,,von arischem

Geschlecht" — was mir zu gewagt und lautlich mit der griechischen Form

unvereinbar erscheint.

1*« Der Name gehört sicher (so auch Weissbach, „Artaioi", RE 2, Sp.

1303) zu altpers. "rta- „Wahrheit" (nach Heuzfeld, p. 291 ist er mit "rtävan-

identisch), andere (so Eduard Meyer, „Artaios", RE 2, Sp. 1303) halten

ihn für ,,aus dem Ariemamen entstellt". — Bestimmt falsch ist die von

Mabquart, l.c. Anm. 119, p. 236—239 vertretene Ansicht.

Eine (zu gewagte) Deutung von Oppert als „Landbauern" wird von

Heinrich Kiepert, Lehrbuch der alten Oeographie, Berlin 1878, p. 68 mid

Weissbach, „Budioi", RE 3, Sp. 991 erwähnt.

1*8 Eine unhaltbare Vermutung findet man bei Oppert, l.c. Anm. 48, p. 7;

cf. Weissbach, „Busai", RE 3, Sp. 1073.

1*» In ganz phantastischer Weise sieht Mabquart, l.c. Anm. 38, p. 175

darin eine Bezeichnung der Dardstämme (*Dadika-).

15" Die Form ApuoTCixot bietet nur Powell, l.c. Anm. 4, p. 94a.

151 Über diesen Namen spekuliert Marquabt, l.c. Anm. 38, p. 176.

152 Der Name erscheint auch (bei Strabon und Ptolemaios) ohne Aphärese

in der Form "A(iap8oi ; cf. Eilebs 5, p. 32i und den vergleichbaren Fall bei

2aY(ipTiot. Die griechische Form spiegelt wohl iranisches *Ämrda- wider;

man vergleiche hierzu Eilebs 11, p. I8621 und vielleicht den neupersischen

Namen der Stadt Ämul (cf. Andbeas, l.c. Anm. 51, Sp. 1733).

153 Diesen Namen führte zuletzt Habold W. Bailey, „Kusanica",

BSOAS 14, 1952, 430f auf iranisches *paxtu- zurück, das er m dem Namen

Pätu (Bezeichnung für die Khö) wiedererkennt.

15* Die stirps Romana bietet den Namen als navS-TjXeoi ; der Stamm ist

nichtarisch nach Kiepert, l.c. Anm. 147, p. 64'.

155 Hierzu cf. Eilebs 7, p. 348i«» !

15« Eine abenteuerliche Etymologie bieten Kiepert, l.c. Anm. 147, p. 62

imd Stein, ad 3, 94, 1. Der Name ist wohl vorarisch, zumal Peteb J. Junge.

..Parikanioi", RE 18:2, Sp. 1482f. auch den Stamm für vorarisch hält.

15' Der Stammesname ist vom gleichlautenden Ortsnamen naorapyiiSai

nicht zu trermen; am wahrscheinlichsten ist der Ortsname gegenüber der

Stammesbezeichnung primär (cf. Eilbrs 7, p. 310*) und nach der alten

Etymologie bei Stephanos von Byzanz (510, 4f. Meinekb: ivofxti^ETai 8^ yj

7t6Xi<; 8iEp[j.T]veui>cTcra IlEpatöv aTpaxÖTTESov) als altpers. *Pärsagarda ,, Perser¬

lager" zu deuten : cf. zuletzt den ausführlichen ArtU^el von Hans Tbeidler,

„Pasargadai", RE Suppl. 9, Sp. 777ff.

158 Die handschriftliche Überlieferung der einzigen Belegstelle ist ver¬

derbt. — Eine Schauderetymologie bietet Mabkwabt, p. 10'.

168 Oppert, l.c. Anm. 48. p. 7 bietet eine allzu gewagte Etymologie.

(20)

138 Rüdiger Schmitt

3.2.5. Appellativa:

'Ayyap'^ltov „Kurierdienst, Post" vou ayyapo? „Eilbote" (vielleicht akkadisches Lehnwort); dcxivaxY]!; ,,IIep<nxöv ^1901;, Krunnnsäbel""»;

ava^uptSe? ,, Hosen"*"; apTaßv] (persisches Hohlmaß)"*; xupßaffiT)

„Spitzmütze" (iranisch?); TtapaCTayYV]? (Wegmaß)"'; paStvdcxT) ,,öl"

(ohne Deutungsversuch); Tiapa? (Kopfbedeckung)"*; TUXTa „Mahl"*«*.

3.3. Die wenigen Beispiele, bei denen es überhaupt möglich ist, eine

iranische Form wiederherzustellen, erfordem gegenüber den früher ge¬

wonnenen Ergebnissen (cf. 1.3.3. und 2.3.1.—4.) keine Modifizierungen,

da der Sicherheitsgrad für die Deutung dieser Namen ohnehin sehr

gering ist. So dürfen wir zum Beispiel aus einer Vergleichung MsyacriSpT]!;

= *Bagacidra keinesfalls die Entsprechungen 8p = 6r und a = c als

gerechtfertigt ansehen : für beide wäre dies der einzige Beleg.

4.1. Bei der Aufstellung der oben 1.3.3. gebotenen Tabelle der Laut¬

entsprechungen zwischen den iranischen und den herodotisehen For¬

men war die StammbUdung bewußt außer Acht gelassen worden. Die

Untersuchung der Stammbildung dieser Namen muß ja selbstverständ¬

lich im Ganzen vorgenommen werden, wobei allerdings die verschiedenen

Namenstypen (Personennamen, Orts-, Fluß- und Völkernamen) genau

auseinanderzuhalten sind.

*"> Den ersten iranischen Zeugen für dieses Wort fand Emile Benveniste, Textes Sogdiens iditis, traduits et commentis, Paris 1940, p. 202 in buddhist.- soghd. kyn'k, für das nach der chinesischen Version die Bedeutimg „Schwert"

feststeht.

161 Vittore Pisani, „Altpers. ävaSuptSe;, avest. anaidim, lat. süra",

ZDMG 96, 1942, 82f. leitet das Wort aus iranischem *anaxSuri- „das Bein

entlang (seiend)" her — mit gelenkheterokütischem Umspringen in die

Stämme auf griech. -tS-.

Iranischen Ursprung bezweifelt Schaeder, p. 68*; das Wort ist

ägyptischen Ursprungs nach Hjalmar Frisk, Griechisches Etymologisches

Wörterbuch, 1, Heidelberg 1960, p. 153 s.v.

i«3 Die mittel- und neuiranisohen Fortsetzer (mittelpers. frasang, neu¬

pers. farsang, buddhist.-soghd. 'ßs'ny, marüchä.-soghd. fswx, christl.-soghd.

fsx) weisen auf *frasanhva-, das Markwabt, p. 4 schlagend als „Anzeiger,

Verkimder" deutet und als Bezeichnung für den Meilenstein auffaßt. Das

Wort ist jedenfalls mit dem „Stein"-Wort altpers. *adanga- unverwandt;

cf. Brandenstein-Mayrhofer. p. 107. Den griechischen Anlaut tt- für

iran. /- legt Mabkw.4.rt, p. 4^ einer vermittelnden kleinasiatischen Sprache zur Last, die keinen /-Laut besaß.

16* Dieses orientalische (ob iranische?) Lehnwort erscheint bei Herodot 1, 132, 1; 3, 12, 4; 7, 61, 1 einheitlich in der Form xidcpa?, 8, 120 ebenso einheitlich in der ionischen Form Tirjpvji; überliefert.

i«5 Das Wort deutet Emile Benveniste, „Etudes sur le Vieux-Perse",

BSL 47, 1951, 38f. überzeugend als Huxta-, Partizip zur Wurzel *taug

„payer, dedommager".

(21)

Medisches und persisches Spraehgut bei Herodot 139

4.2.1. Bei den maskulinen Personennamen finden wir in der großen

Mehrheit den Ausgang •■f\c„ der verschiedene iranische Stammklassen

vertritt. Altpersische -ah- und -ore-Stämme, bei denen der Nonunativ

auf -ä auslautete, liegen vor in 'ACT7:a'9'[vy]<;, 'IvTacppew)?, 'ApTacppevT)!;,

'Ap(Ta[xevY)(; resp. Sep^Y]?. Auf iranischen -a-Stämmen beruhen allein

aus der ersten Gruppe (1.2.1.) die Namen 'AptapatAvv)?, 'Apadtfiv)?,

'ApTO^ep^v]?, FtoßpÜTic, Kap.ßrja7)(;, Kua^apy)?, 'OxavY]?, TptTavTaoxfxv)?,

'TSapvT]? und 'TaTaaTOr)?. Daß wir da „une finale purement grecque"

vor uns haben, vermuten Meillet-Benveniste, p. 29. Auffällig ist aber

insbesondere, daß auch iranische -i-Stämme (mit dem Nominativ -is)

zu Stämmen auf -r)? wechseln: bei Herodot finden sich als Beispiele

hierfür 'Axaifisv-/)?, Tioty]? und Opaop-nrii;, vielleicht SfxepSofxevT)«;.

Jedenfalls darf das als Regel gelten*««; die Erklärung dafür liegt auf der

Hand: die Namen hätten mit einem Ausgang *-ic, „trotz [iavTL?, nicht

männlich genug" geklungen*«'. Der geläufige Ausgang -oc, vertritt nur

ausnahmsweise iranische -a-Stämme (in MapS6vi,o?, Msyaßu^O!;, aber

wohl auch in'ApTÜcpwi;, MsYaTravo? und 'Apt6p,apSo(;) oder -aA-Stämme,

dies m.E. bei den Namen auf -ßdcJ^o? < -vazdah- ('ApTaßa^oi;, Msy*-

ßaCo?). Dagegen werden ganz regelmäßig die -m- Stämme (Nominativ -u§)

in griechische o-Stämme übergeführt*««: Außer den Namen Aäpeüoi;,

Küpe? und *ApTaßavoc zeigen das der Flußname 'IvSo? und der Titel (xayo?.

4.2.2. Über die femininen Personennamen läßt sich nur aussagen, daß

-7) sowohl iranische -i-Stämme ('ApTuaTtovT), 'ApToCwCTTpT)) als auch

-ä-Stämme (<I)paToyo)jvy)) vertritt.

4.2.3. Die zugrunde liegenden iranischen Völkernamen waren sämtlich

-a-Stämme. Diese folgen im herodotisehen Sprachgebrauch teilweise den

Maskulinen der „ersten" Deklination (KaTCTtaSoxai, H^paat, Sdcxai, Sa-

payyat), teilweise sind sie in die ö-Deklination übergeführt worden (Aaoi,

MyjSot, HapB-oi). Das ist die Regel bei-io-Stämmen ('Aptxevioi, FavSocptot,

SayapTioi, Xopa(7[xioi; wohl auch Mapa9ioi), wo die Griechen ihr

Adjektivsuffix -loi; assoziierten. Wir haben also etwa *'Ap[i.£vtoi ävSpsi;

zu verstehen*«". Vom T3^us her gesehen gehört denn auch hierher die

Bezeichnung TteSiov ... Nirjoatov.

4.2.4. Die iranischen Ortsnamen, die im Werke Herodots vorkommen,

sind dem geläufigen griechischen Ortsnamentypus der Neutra pluralia

angegUchen: t« 'Ayßarava, t« BaxTpa, Ta Soüaa.

*«« Cf. Schmitt, l.c. Anm. 118, p. 298.

*" August F. Pott, „Über altpersische Eigennamen", ZDMG 13, 1859, 363 f.

*«« Cf. Eilebs 11, p. 192". — Den Grund erkannte Pott, l.c. Anm. 167,

p. 364 darin, daß es kaum Namen auf -u? gab.

*" Cf. Otto Paul, „Die Fepfiävioi bei Herodot imd das heutige Kirman",

ZONF 8, 1932, 118.

(22)

140 Rüdiger Schmitt

4.2.5. Die Flußnamen TiypT)? < -ä sowie 'Apa^Y); und TuvSk]? < -ä

passen sich dem allgemeinen Bild der anderen Namenkategorien an,

während EuqspYjTY)? < -uS ohne Parallele bleibt. Nichts Ungewöhnliches sind ferner die griechischen Formen aaTpaTry)? < -ä und opoCTayyvji; < -ä.

4.3. Im Anschluß an die eben behandelten morphologischen Fragen

ist ein Wort nötig über Herodots eigene Bemerkungen zu den iranischen

Namen. Er schreibt an einer vielbehandelten Stelle (1, 139): xal roSe

aXXo a({ii wSe (ju[j.TO7CTWxe ytvsa&ai, to Hepaai; [xev auTou? XeX7]9-e, riiiia.i;

[ihnoi oö. Ta oüv6[i.aTa 091 sovxa o[i.oia toicti aü[Laiai xai [AeyaXoTcpeTO'.v) TsXsuTCOCTi TravTa sc, tcouto ypafifxa, to Aapiiec; [xsv oav xaXeoucii, "Iwve?

Se aly [LOL ,,Und etwas Anderes ist eigentümlich bei ihnen, was die

Perser selbst nicht merken, wohl aber wir. Ihre Namen entsprechen

den Individuen und ihrem vornehmen Wesen und enden alle auf

den gleichen Buchstaben, den die Dorer San, die loner Sigma nennen".

Auf Herodots Iranischkeimtnisse wirft diese Bemerkung nicht gerade

ein günstiges Licht*™. Seine Beobachtung*'* ist nämlich einfach falsch

und mußte daher den Persern auch verborgen bleiben : Herodot konnte

nur die maskuhnen Personennamen gemeint haben, denn die femininen

enden ja auf -tj. Aber selbst bei den maskulinen hat er nicht die iranische Form, sondern jeweils die griechische Wiedergabe im Auge. Interpretiert

man diesen Tatbestand, so kann das doch nur heißen, daß Herodot die

iranischen Namen nicht unmittelbar aus persischem Munde gehört hat,

sondern daß Mittelspersonen — wohl aus Kleinasien — in dem Weg der

Überlieferung anzunehmen sind.

5.1. Zu einer Gesamtbehandlung des fremden Sprachguts gehören des

weiteren die Lehnübersetzungen. Diese sind im ganzen schwerer zu er¬

mitteln*'* und lassen unter Umständen die zugrunde liegende, über¬

setzte Form offen. Hierher gehören folgende Wörter und Wendungen:

5.2.1. In der Erzählung vom ,, Königsspiel" scheint 1, 114, 2 der Titel orpö-aXpLO? ßacnXeoi; ,,Auge des Königs" auf. Die persische Bezeichnung dieses Amtes ist wahrscheinlich *j)atiyaxSa- „Seher" gewesen*"; anderen

Vorschlägen gegenüber — die gleichbedeutenden *kasaka-, *spasaka-

und *didäka- standen zur Auswahl*'* — verdient wohl wegen der mittel¬

iranischen Fortsetzer dieses Wort den Vorzug.

*'» Dazu cf. die Worte von F. Weissbach, „Sayaprla", RE 1 A, Sp. 1737.

171 Pott, l.c. Anm. 167, p. 369 betont besonders, daß es Herodots eigene

Beobachtung sei.

*'2 Auf "Vollständigkeit erhebe ich in diesem Abschnitt keinen Anspruch.

173 Antonino Pagliaro, ,,Mediopersano hitaxS, Armeno bdeaSx, 6 6<p&aX- [jiö? TOÜ ßaaiX^cdc", RSO 12, 1929—30, 160—168 und „Riflessi di etimologie iraniche nella tradizione storiografica greca", RAIAnc 9, 1954, 134—146; cf.

femer Herzfeld, p. 210f. und Brandenstein-Mayrhofee, p. 139f.

*'* Dazu cf. Eilbrs 5, p. 23», 26* und 119.

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