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(1)567 Rin persisches Amulet mit einer Pehlewi - Inschrift

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567

Rin persisches Amulet mit einer Pehlewi -

Inschrift. Avesta.

(Mit einer Kupferlafel).

Von

Theodor Beufey.

üas arcliäulogisclie Institut der Universität zu Göttingen liut

iu letzter Zeit ein Amulet uus der Sassaniden - Zeit erworbeu.

Es bestellt aus einem Kegel vun Clialcedun mit einer Oeffnung,

durcb welclie ein Hund gezugcii werden kunn, um es um den

Hals zu trugen. Ks beßndet sicb duruuf ein Bild , su wie eine

vertieft (siegelartig) eiiigesclinilteuc Inschrift. Ueide sind zwar

durch andre ähnliche Darstellungen schou im .4IIgeineiueu bekannt.

Doch hat dus Uild auf diesem Amulet vur ulleu bisher verülTent-

lichten uhnliclicii eutscbiedene Vorzijge und in Betreff der In¬

schrift zeigt sich eiue Eigeiithiinilichkeil , welche mir für die

Erklärung derselben vun Bcdeulung scheint. Ich habe duher für

dienlich gehalten , dieses Amulet sorglich nachbilden zu lassen

(s. dasselbe auf der unliegeiiden Kupferlafel nr. 1).

VVas zunächst das Itild betrifft, so ist deutlich ein geflü¬

gelter Stier zu erkennen. Nimmt auch die Ausführung vom Stand¬

punkt der Steinsclincidekunst im Allgemeinen keine sehr bedeu¬

tende Stellung ein, SU überragt sip doch unzweifelhaft die meisten

derartigen persischen .Arbeiten und gehört sowohl in Rezug nuf

Bild als Schrift zu den besten Alustern dieser Art aus der Sos-

sanidenzeit. Die angedeutete Eigenthümliehkeit der Inschrift

macht es, wie wir weiterhin sehen werden, höchst wahrscheinlich, dass dieses Amulet uuter den bisher veröffcntlichteu mit wesenilich

gleicher Inschrift dus älteste ist. Vergleicht man die mancherlei

mit dem Bilde verwandten Darstellungen auf andern sassanidischen

Ueinmen und überhaupt unter deu persiscben, babylonischen und

assyrischen Alterlhümern, so ist kaum zu bezweifeln, dass dieser

geflügelte Stier sich seinem Ursprung nacb an den bekannten ni¬

nivitischen geflügelteu Stier mit Menschenkpf schliesst, welcher

auf eiuer Gemme selbst noch in der isluinitischeo Zeit erscheint

(s. die Abbildung derselben bei Edw. Tbomus iiu Journul of the

Royal Asiatic Sociely T. Xlll (1844) zu p, 428. IM. ill. ur.

21 A.). Acliulicli wie in unserm Bilde an die .Stelle des Meu-

ii.i. MI. 37

(2)

r>GS Uenfey , ein pers . Amulel mil einer Pehlewi-Inschrift. Avesla.

Bclieiiko|)fs mit dem Stierleibe, in Harmonie mit letzterem, ein

Stierkopf getreten ist, ist aus dem ninivitisclien Menscbenleib mit

Habicbtskopf (l.ayard Niniveb and its remains I, 64) — gewis¬

sermaassen dem Gcgenbilde von jenem — ein vierfüssiges ge¬

flügeltes Tbier mit demselben Kopf hervorgegangen, der soge¬

nannte Greif (I^avard a. a. 0. II, 459 und Lajard Introduction

ä I'etude du culte etc. du Mithra PI. XXVI, 4. XLII, 7. LVI, 9

vgl. 7 und LXII, 8, Thomas a. a. 0. nr. 19. 20). Aus dem

Umstand, dass die Inschrift unsres Bildes mit einem erweiternden

Zusatz auch neben dem geflügelten .Stier mit dem Alcnschenkopf

(bei Lajard Introd. XLIV, 7), sowie neben dem geflügelten Menschen-

kopf (ohne Körper) erscheint (bei Silv. de Sacy in Histoire ct Me¬

moires de I'lnstitut Royal de France T. II (1815) IM. II, nr. ft),

darf man übrigens nichts für diesen Zusammenhang scbliessen,

da die Inschrift vcrliäitni.sstnässig sehr bäuflg vorkommt und sich

neben ganz verschiednen Bildern lindet. Schlagend aber entschei¬

det dafür die Vergleichung der Bilder selbst. So stehn auf der

Gemme mit dem mannsköpligen geflügelten Stier bei Edw. Tho¬

mas a a. 0. nr. 21 (nachgebildet auf unsrer Kupfertafel nr. 2)

und bei'Silv. de Sacy n. a. 0. IM. II, nr 3. (vgl. aucb Lajard

Introd. XLIV, 7. XLVI, 11. 12) die Flügel ganz eben so in die

Höhe, wie auf unserm Amulet; zwar zeigt sich darin ein Unter¬

schied, dass sie dort vom Leib aus schon beginnen, während sie

auf unsrer Gemme erst auf dem Rücken anheben ; dass dieser

aber unwesentlich, zeigen die Greifen auf nr. 19. 20 bei Tho¬

mas, wo der Anfang der Flügel ebenfalls etwas difl'erirt. Der

Zendavesta stellt sich zwar auch mehrere seioer heiligen Wesen

in Thiergestalt vor und zwar die yazata's Tistrja und Verethra¬

ghna unter andern auch in Stierkörpern (vgl. Vend. 19, 37. Yasht

8, 16 und 14, 7), allein was hier sehr wesentlich: diese Stier¬

köper sind nicht geflügelt. Doch selbst so möchte ich, bei dem

jetzt unverkennbar hervortretenden grossen Einfluss der assyri¬

schen Religion auf die persische, diese Vorstellung der heiligen

Wesen unter Thiergestalten bei Weitem mehr von eben diesem

als von ererbten arischen Anschauungen ableiten und halte es

daher auch keineswegs für unmöglich, dass, in Folge des im

persischen Reich eingetretenen Synkretismus der religiösen Ideen

und Vorstellungen des assyrischen und babylonischen Kreises mit

denen des vedisch- und zoroastrisch-arischen , der Stier nuf un¬

serm Amulet als Symbol eines heiligen Wesens aus dem letzten

angesehen wurde. Tistrja ward ausser als Stier noch als Pferd

vorgestellt (Yasht 8, 18); ebenso auch Verethraghna (14, 9) und

dieser ausserdem noch als Kamel (14, 11), als Eber (14, 15),

Vogel (14, 19), Widder (14, 23) u. a., wo der Eber und Widder

an indische Vorstellungen erinnern, letztrer insbesondre an Indra,

dessen Hauptbeiname ja auch der iadische Reflex des zendischen

Verethraghna ist. Wie dieser Yazata noch unter mehr Thierge-

(3)

Uenfey, ein jiers, Amulel mit einer- Peltlewi-Insvhrifl. Avesla. 569

stillten vorgestellt wird , so erselieinen aucli auf den Gemmen

noch mehr Tliicrfiguren , jedoch ebenfalls vorwaltend geflügelte.

Ausser dem sclion erwähnten geflügelten Greif, ein geflügeltes

Pferd bei Thomas a. a. 0. nr. 22, Lajard Introd. XLIII, 28,

ein geflügelter Pferdekopf ohne Leib bei Lajard XLIII, 27; fer¬

ner ein geflügelter Löwe bei Lajard Introd. XXVI, 7. XLII, 6,

Ouselev Kpitomc of the ancient history of Persia p. 75, ein ge¬

flügelter Lö\venko])f bei Thomas a. a. 0. nr. 35, Lajard Introd.

XLIII, 6. Das was der Hirsch auf nr. 40 bei Thomas auf dem

iVackcn hnt, sind sicher keine Flügel, sondern scheint einen Ge¬

schirr-artigen Putz — vielleicht von Federn — mit Glöckchen

vor der lirust darzustellen. Dagegeo ist die ganz roh darge-

.stelltc Figur auf nr. 47 ebds. .sicher geflügelt und soll vielleicht,

oder wobl wahrscheinlich, wie auf unserm Amulet, einen geflü¬

gelten Stier bedeuten. Der Stier und das Pferd erscheiuen auch

uugeflügelt (jener bei Thomas 31; 87 vgl. auch 30; dieses La¬

jard XLIII, 25) und so auch überaus oft das Kinhoro und Zwei-

liorn (vgl. Tlioiniis 29 und insbesondere Lnjard vielfach) und

andre. Zu diesen erlaube ich mir ein Thier hinzuzufügen, wel¬

ches sich auf einem Carneol beiludet, der ebenfalls dem archäo¬

logischen Institut in Göttingen angehört. Auch dieser hat eine

Oeffnung gehabt, um ein Ituiid (lurclizuzicben und ihn als Amulet

umzuhängen, doch ist der Tlieil über der Oeffnung abgebrochen.

Das IMiier hat In seinem Kopf eine, jedoch etwas entfernte, Aehn¬

lichkeit mit dem der Greifen bei Thomas iir. 19, 20. Da ich es

noch nirgends abgebildet gefuudcn liaLe, so habe ich es auf bei¬

liegender Kupfertafel als nr. 3 abstechcu lussen.

Doch kehren wir zu dem Stier uuf unserm Amulet zurück.

Kr ist, wie uus der Vergleichung mit Thomas nr. 31 und 87

hervorgeht, mit einem Buckel versehen — ein Buckelochs —.

Der Buckel ist behaart, wie auf der erwähnten nr. 87 uod bei

Lajard Introd. XLIII, 6. — So viel von dem Bild (vgl. noch v.

Hummer, Mithriaca Atlas Vlll, 3). Wenden wir uns jetzt zu der

Inschrift.

Diese lautet deullieh af(;lanni oder ap(;taiim dJNnODN. Dass

sie wesentlich identisch ist mit derjenigen, welche in allen bis¬

her veröfteutlichlcii Kxemplaren TNPDBN, af^tan oder apctan (ohnem) geschrieben wird und tbeils, wie hier, ullein, tbeils in Verbindung mit nachfolgendem iNTT"» bl ul yazdan und anderen Buchstaben,

tbeils endlicli mit noch einem vorhergehenden Wort vorkommt,

bedarf kaum einer besonderen Bemerkung.

Allein kommt afglao oder apgtan ]NnODN vor bei Thomas

nr. 32 (s. anliegende Kupfertafel nr. 4) und 87 neben einem

Buckelochsen; ferner bei Lajard Introd. LiV, 13 nebeu einem

Löwen, wo jedoch nur af^t oder ap^t deutlich zu erkennen;

cbciiduselbst 14 neben einem Stierkopf und einem Menschenkopf,

(4)

570 Benfey , ein pers. Amulel mil einer Ihhlewi-Jnschrifi. Avesla.

wo ebenfulls nur uf^t oder up^t deutlicb, und XLIV, 25 ni hcn

eineni Stier.

Mit dem Zusatz ul yazdan ]Nir bei Tbomus nr. IS (s.

anliegende Kupfertafel nr. 4) neben einem Menscbenkopf , nr. 22

neben einem Klügelpferd (die Insebrift nicbt vullständig); 34 ne¬

ben einem rubenden [.lüwen , ß4 mebrfucli mit Stern und äbnlicbcn

Bildern; 70 A neben einem Bilde, welclies drei Lotus (?) dur¬

stellt; ferner bei Silv. de Sacy a. a. 0. PI. II, nr. 6 (wo da.s

letzte an feblt) neben einem Menscbenkopf, und ebds. .'S neben

einem Menscbenkopf mit Flügeln; endlicb bei Lajard XI.,111, 3

nnd LIV, 20 neben dem Zeicben des Abura mazdäo (vgl. 8).

Mit noch einem Wort vor der vollen Insebrift (af^tan oder

ap(;tan ul yazdan) bei Tbomas nr. 16 (s. anliegeude Tafel nr. 4)

um einen Menscbenkopf (statt yazdan nur yada), nr. 20 (s. an¬

liegende Tafel nr. 4) um einen Greif (im letzten Wort fehlt

dnn), und nr. 84. üiese letzte Nummer ist der Beschreibung

nach die höchst interessante Gemme, welche sich bei Ouseley

Epitome S. Ih abgebildet befindet, aber, wie aus jener ebenfalls

hervorgeht, nicht ganz genau, üocb ist sicher, dass das vor¬

angesetzte Wort den Namen Hormuzd bedeutet, üieser wird auf

den Münzen vorwaltend intÖimN Ochramazdi geschrieben (s.

Mordtmann in dieser Zeitschrift VIII, 37 ff. 100 ff.), doch er¬

scheint auch unter andern rann (Mordtmann S. 45) und auf

einer von Mordtmann beschriebenen Gemme -«nTia^in (ebds. .S.

39). üieser letzteren Schreibweise nähert sich fast ganz die auf

Ouseley's Gemme, welche ■'itöin liest, üa dieses voranstebende

Wort wohl sicher als Eigenname zu nehmen ist, so werden wir

auch die Wörter in den beiden andern Fällen, obgleich sie nicht

sicher zu erkennen sind, mit Spiegel (Grammatik der Uuzväresh-

sprache S 184) ebenso fassen. In nr. 16 transcribirt Thomas

die beiden ersten Buchstaben durch ml, den 3. und 4. Iässt

er unbestimmt, den 5. und 6. liest er ""D ki. In 20 liest er

-irD (ptui); .Spiegel (a. a. 0.) schlägt 'piz (mtn) vor, welches die

Huzvaresch- Form für Mithra sein würde; dus u ist jeduch un¬

verkennbar.

Eudlich erscheinen noch hinter uf^tan oder apgtan ul yaz¬

dan, oder einer Verkürzung des letzten Wortes, mehr oder weniger

Buclistaben bei Thomas ur. 23 neben einem Flügelpfcrd , nr. 37

neben einem Tigerkopf und nr. 61 neben einer Hund. Alle drei

Inschriften siud auf der anliegenden Kupferlafel unter nr. 5 nach

Thomas Facsimile nachgestocbeii. Er liest nr. 23 bl ^NnöB!«

N'^MIT"" (af^tan oder apgtan ul yazdan ya) , nr. 37 (bi ]NnDEt«

(i ^'BitdD) -v'DOa't Tl 111 (af^tan oder apQtan ul yazd li zim <;pir

(^m apir? ; nr. 61 "D^ra Nif bl ].snDDN (afijtan oder ap(;tan

ul yazda mtraki).

Was die Erkäruiig der Inschrift betrilft, so ist bezüglich des

(5)

Bm/ey , pers. Amulel mil einer Pehlewi-Inschriß. Avesla. 571

Zusatzes ul yazdan die Deutung, welche Spiegel a. n. O. gege¬

beu hat, indem er in ul das Dativzeiclien der Huzväreschspracke

erkennt und yazdan mit der Parsifurm yazdann identificirt, un-

zweit'ellialt. Duch Wullen wir, dieser Deutung gemäss, diese

Wurte nicht mit ibm durch „auf Gutt" iibersetzen, sondern wört¬

lich entweder ,,deu Ized's" oder eher „zu den Ized's" (vgl. bei

Spiegel iu dieser Ztschrft IX, 104, 6 ur rushana „zum Licht"),

iieiläufig bemerke ich , dass mir dieses ul mit dem semitischeu

bN ,,zu" identisch scheint; wogegen mich nur der Umstand be¬

denklich macht, dass Spiegel Gr. d. Uuzvärescbspr. §. 51 diese

Zusammenstellung uiclit erwähnt und demnach Gründe zu haben

scheint, welche gegen ihre Zulässigkeit sprechen

Das davorstehende Wort, welches, wie bemerkt, iu alleu

bisher veruflentlicbten Fällen, ausser auf der hier zuerst bekannt

gemuchteu Gemme af^tnn oder ap^tan lautet, erklärt Spiegel

(a. a. 0. S. 184) aus dem armenischen Wort uiufiuummL (abas-

dau) ,, Zuflucht, A.syl , Hoffnung, Vertrauen." Gegeu die Benutz¬

ung des uahe verwandten Armenischen zur Erklärung eioes im

arischen Kreise vorkommenden Wortes lässt sich au und für

sich nichts wesentliches geltend machen, so dass die Deutung —

so lange uur die Schreibweise ohne m bekannt war — sowohl der

Form als der Bedeutung nach , für eine befriedigende Vermuthung

hätte ungesehen werdeu können. Allein durch die Form, weicbe

auf unserm Amulet erscheint, af^tanm oder ap^tanm, wird sie

sehr in Frage gestellt.

Wir verdanken Spiegel die, so viel mir scheint, einzig rich¬

tige Erklärung des persischen Pluralzeichens, welches im Pursi

und Huiväresch anu und au (Sp. Huzv. §. 45. 46) und im Neuper¬

sischeu ^.^ ün luutet, aus dem zendischen Genitiv Pluralis (Sp.

in Höfer's Zeitschrft f. Wiss. d. Spr. I, 220). Der Genitiv ist

uls Partitiv eioer Plurulität gefusst, etwu im Sinn von „voo

den . . ." Ich &iu daher der Ansicht, duss uuch die putronymische

Euduog än im Neupersischen dem Ursprung nach mit ibm iden¬

tisch ist, so dass also z. B. .Ardeshir-Babegän eigentlich bedeu¬

tete „Ardeschir (einer) vou den Babek's" = Sobn des Babek.

Spiegel liest die im Huzvärescb entsprechende Endung ebenfalls

än (S. 126); sollte sie aber uicht ann zu leseu sein? Das Ver¬

hältniss des Neupersischen ^ im Plural uud Patronymikum zu

dem ann des Huzvaresch und Pursi im Plural, erklärt sich da¬

durch, dass wie iu anderu Sprachen, das eiue n eingebüsst ward

(wie aucb im Plural des Huzvärescb) und zum Ersatz dufür, der

vorhergeheode Vokal gedehnt.

Die Grundform dieser Pluralformen ist demnach die zendische

Eudung anm und, wo sie aus ursprünglichen Themen aufa stammen,

zendisch aoaum, welches aber schon im Zeud liäufig durch Assimi¬

lation anui wird vgl. z. B. aei^iuuum ueben uS^inuuuum, haomaum

(6)

57'2 Uenfey , ein pers. Amulel mil einer Pehlewi-Inschr ifl. Avesla

neben baomananm und vielfacb auf diesem Wechsel berulieude

Varianten. Die synkopirte Form leitet bier zu der neueren I'iu-

rulform binüber und so babe icb in dieser Ztscbrft Vlll, 4()Ö dus

persisebe Aniran mit dem zendischeu Genitiv Pluralis anagbra-

nanm identificirt.

Die Endung anm verwandelte sich durch nahe liegende Assi¬

milation des auslautenden m an das vorhergehende u in uuu uud

diese Form ist uuch schon in die Zendschrifteu eingedrungen,

wovon weiterhin einige Beispiele vorkommen werden. Umgekehrt

scheiot mir uber auch im Plural des Pronomens der 2. Person

in der Huzvärescbspracbe (.Spiegel §. 72) uämlich iu DZDb uocli

die organischere Form auf nm bewahrt zu sein, wie denu die

Pronomina bekanntlich am ehesten geneigt siud, ältere Stufen

einer Sprache zu bewahren.

Aus der durch Assimilation cutstandencu Huzvärescb - und

Parsi-Form ann entwickelt sich die Nebenform der Huzväresch-

sprache an und die neupersische äu (anders deutet das Verbältniss

von diesem an zu ann im Huzvaresch Spiegel § 22, 2).

Diesem gemäss erkenne ich in af^taum oder ap(;tuum ueben

af^tan oder ap^tan die organischere somit ältere Form von letzterem.

Die vermittelnde mit auslautendem uu ist noch uicht nachgewiesen.

Im Worte selbst sebe ich also eiuen Plural. Ist es aber ein

Plural, so wird schon dadurch die Bedeutung, welclie ihm Spie¬

gel giebt, zweifelhaft. Ferner gehört alsdann das ii in demsel¬

ben zu der Endung, nicht zu dem Thema, wozu es unzweifel¬

haft in dem armenischen Wort zu rechnen ist, aus welchem Spiegel

es ableitet (vgl. Aucher Diet, armen, et fran^. a bas dau subst.

et adj. asile, refuge, lieu de sürete, abri , franchise; refugie,

confie uud davon abgeleitet ab asd unu bah qui est conserve

dans un lieu sür; abasdanaran refuge, usile, retruite ; ubas-

danel assurer, commettre, fier uud andre). Dadurch werden wir

unbedingt genöthigt, Spiegel's Deutung aufzugeben.

Ist aum und an Ausdruck des Plurals, so ist es, um «las

Thema zu erlangen, abzutrennen, so dass uus uf^t oder api^t,

oder, da die Themen auf a dieses vor dem a der Eudung viel¬

fach schon im Zend cinbüssten (wie oben iu haomaum statt bao¬

mananm), af^ta oder apgta als solches übrig bleibt.

Es wird wohl jedem andern, so gut als mir, die grosse

Lautähnlicbkeit insbesondre von afgta mit dem Nameu der hei¬

ligen Scbrift der Perser, Avesta, entgegentreten. .4uch Silv. de

Sacy, welcher der ersle war, der diese Inschrift, bis auf einen

Buchstaben, schon ganz richtig las, war sie uicht eutguugeu

(Hist, et Mem. de rinsl. T. II, 1815, p. 224).

Diess, wenn auch nahe liegeude, doch iiiiinerhiu etwus auf¬

fallende Zusammentreffen — mir war schou, noch ehe ich .Silv.

de .Sacy's Abhandlung gelesen, die Ideotität vou ufi^ta mit Avestu

höchst wuhrscheiulich — liess mich diese Ziisaiumenstelluug fest-

(7)

Uenfey, ein pers. Amulel mit einer Pehtewi-lnschrifl, Avesla. 573

bulteu und icli werde iui Fulgenden die Richtigkeit oder weuig¬

stens huhe Wahrscheinlichkeit derselben zu begründen suchen.

Der Huzvärescb - Name des Avesta lautet pwrODN (vgl. .Spie¬

gel Grainiu. des i'ärsi S. 206); dieae Form unterscheidet sich

vun dem zuletzt erkannten Thema uf^ta NnoSN nur durch das

hinzugetretene p. Dieses tritt aber bekanntlich im Huzvärescb sehr

häufig sowohl an .Substantive als Adjective und zwar, wie ins¬

besondre sein Gebrauch im Particip Perfecti Passivi zeigt

(welches durch ta uud tuq gebildet wird), grösstentheils ohne

die Bedeutung wesentlich zu inudificiren (vgl. Spiegel Gr. d.

Huzv. .S. 126, 5 uud 127, 12). Im Parsi entspricht, mit wieder

eiogebüsstein q, Ua^^I Avesta; der Eintritt von j v flir das D

im Huzvärescb inucht es höchst wahrscheinlich, dass dieses c f

gesprochen ward , nicht p. Denn ein Wechsel zwischeu f und v

tritt selbst in den Zendschrifteu schon häufig ein (vgl. weiterhin, wo er sich iu aw^ina" uud avgmu" neben afgma finden wird) und auch der Uebergang vou p in v lässt sich nicht gut ohne Vermittlung

vou f denken. Wenn aber das d als f gesprochen ward, so ist

— da zunächst höchst wahrscheinlich der Name des Avestu schou

uus dem zendischeu Wortschutz stumint, weiter über eio f im

Zeud bekaiiutlich fast nie ursprünglich ist, soodern durch Einfluss

eines aspii-irendcn Cunsunuiiteu entstand, welcher darauf folgt,

oder eiust gefolgt war — die ursjirüngliclie Aussprache der Huz¬

värescb - Form ut\'taq, nicht, wie man nach Analogie der Aus¬

sprache Avesta auf den ersteu Anblick anzunehmen geneigt seia

möchte, afegtai). Es ist demnach der Vokal erst später einge¬

schoben , um die harte dreiconsouantische Gruppe zu spalten, wie

dies iu so vielen Sprachen und auch insbesondre in den mit dem

Zend zusuinmeiibäugenden vorkommt (mun vgl. z. B. die Formeo,

welche uus dem zendischen Qpentu ärmaiti hervorgegangen sind:

Sapandomad, .Sepeudarmod, Sefeudärmed in „Monatsnamen einiger

alten Völker« S. 41 ff., Hyde His,t. rel. vet. Pers. S. 258, 266,

und die uuf diesen Eiuschiebungen berubeudeu häufigen Varianten

iu deu Zeudliandschriften).

Deu letzteu Versuch einer Etymologie von Avesta hat Spie¬

gel iu dieser Zeitschritt I.V , 191 gemacht. Nach begründeter

Abweisung zweier andrer fahrt er fort: ,,lch möchte daher das

Wort lieber mit dem im Avestu öfter vorkommenden aber noch

dunklen Wurte af(:ma af(;inaua zusammenstellen, welches die

Uebersetzer gewöhnlich mit (sanskritisch) pramäna wiedergeben

. . . . leb treunc af(;-ma uud erhalte somit die Wurzel afg

vou der awagtä mit dem (Huzvaresch) Suffixe pnn (persisch)

u abgeleitet wäre, wie pNnOTl U-..^ vou rudh wachseu. Eine

audre Ableituug aus derseHjeo Wurzel wäre das neupersisehe

fcjl».sl Erzählung, Märchen, zusammeuhängeud mit in¬

caututio."

3 8*

(8)

574 Henfey, ein pers. Amulel mil einer l'elUewi-Inschrifl. Avesla.

1)hs hier mit af^taq auf dieselbe Wurzel afg reducirte afgma

afgmanu wird , wie von Spiegel bemerkt ist, gewöbulich durch

pramäna iibersetzt, welches „Maass, Grösse" u. s. w. bedeutet;

wesentlich ebensu, wie Anquetil du Perron mittheilt (ZA. I, 2,

141 n. 1), im Parsi durch vazan „Gewicht." Vergleichen wir

die Stellen , in denen es vorkommt, so lässt sich nicht verken¬

nen, dass die Bedeutung „Maass" in leichten Modificationen

oder nahe liegenden Weitercntwickelungen allenthalben zum Ver¬

ständniss ausreicht.

Das Wort erscheint zusammengesetzt, unzusammenges^.tzt

und mit sekundärem Suffix. Zusammengesetzt und unzusammen¬

gesetzt in YaQu. 19, 16 (Westerg.) a^tatca vacö mazdäo-ukhtem

thri-aftjmem cathru-pistrem paüca-ratu räiti hnnkerethem.

käis li& afgmän. humatem hükhtem hvarstem. Wir können hier

iibersetzen: „Dieses drei Maasse (Dimensionen), vier Gasten (?),

fünf Herrn enthaltende von Mazdao gesprochene Wort spendet

Seligkeit. " Dann folgt eine Frage ,, Worin bestehen seiue

.Maasse? (wörtlich: wodurch sind seioe Maasse?)." Darauf danu

uls Antwort „gutgedaclites, gutgesprochenes, gutgcthanes." Die

afgma sind hier ebenso charakterisirt, wie Yugna 58, 1 cithra

.Samen; hier beisst es „diejenige Verehrung, dereu Samen ist

gutgedachtes, gutgesprochnes, gutgethanes, diese Verehrung soll

uns behüten vor dem Dämon und dem feindlichen Menscben."

In 19, 16 bietet der Text und die Varianten einige Momente, auf

welche ich früher hingedeutet habe und ich erlaube mir desshalb

sie hier hervorzuheben. Der Text hat als Plural uud zwar im

Sinne eines Nominativs afgmän fafgmanu), also schon ganz die

Pluralform des Huzvärescb und Pursi. Dufür erscheint uls \'n-

riante afgmäm (afgmanm), worin wir die obeu bemerkte orga¬

nischere Form dieses Plurals vor uns haben, iu welcher wir noch

deutlich seine Entstehung nus dem Genitiv Pluralis erkennen

können. Ausserdem erscheinen Varianten mit w für f a w g m Ti u

awgmäm, in welchen wir den Debergang von f in w selien.

Endlich erwähne ich auch die Variante des VS. bei Broekhaus

afgemüm als Beispiel einer Gruppenspaltung.

Mit vigpö zusammengesetzt findet es sich Yasht 24, 14 iu

ganhäni (24, 13) ... . da^nainca mnzdayagnim vigiiäm vigpu-

afgmanam „ich will preisen .... auch das mazdajasnische

Gesetz, dus ganze, alle Muusse entliultende." Die Varianten habeu

hier mit v, w und Gruppeiispaltung vor dem g, grade wie in

awasta, "avagm" und "awagin". Die Form ist eine Bahuvrihi-

Cumposition im Accus, sing. fem. vom Thema "afgmana.

Mit peretbu zusammengesetzt erscheint es Yasht 13, 126 in

varegmö perethu-nfgmö ashaono fravasbim yazamaide. Eine

Variante lautet perethwagind und die&e hat auch Anq. du Perron

ZA II, 311, doch übersetzt cr nombreux (II, 277), welches auf

ufgmu deutet , .breites Maass habend." Wessen Ferver hier au-

(9)

Itevfcy , fin pers. Amulet mit einer'Pehlewi- Inschriß. Avesla. 575

gcrufe" wird , vcrinng ich nicht zu erklüren. Die Form der Zu¬

sammensetzung scheint ein Nominativ Sing, von "afgma, aber im

Sinn eines Genitivs zu steheu, wie diess in diesen späten Com¬

positionen, in welchen die Grammatik schon gauz zerrüttet ist,

nicht auffallend.

Mit vorhergehendem mat zusammengesetzt erscheint cs Vis¬

pered 14, 1 als Iteisatz zu gäthäin (s. Westerg. zu dieser Stelle),

welches von yazamnidd abhängt; es folgen noch mehr Beisätze näm¬

lich im Ganzen inat-afginanäm mat - vacagtastiin mat-äzaintim

mat - peregviin mat - paiti - percgvim mat vagjebyäca padhcbhyagcu

huframaretäin framarenäm hufräyastäm frayazeütäm. Anquetil du

Perron (ZA. I, 2, 176) nimmt nuf diesen Zusammenhang keine

Rücksicht, sondern übcrselzt mat als unzusaminengesetzte , das

folgende regierende Präpositiou. Ohne Zweifel ist Westerg.

Annahme (vgl. V.S. p. 227) die richtige u.nd die Zusammensetzung

mit mat entspricht ganz der in den Veden so häufigen mit dem

entsprecbenden vedischen smad. Anq. du Perron überträgt das

Wort selbst hier und iu den weiter zu erwähnenden Stellen durch

phrases, allein hier wCrde entschieden passen ,,mit Maass = Metruin

versehen," denn dass die Gäthä's wenigstens im Allgemeinen ver-

sificirt waren, ist doch, trotz Burnouf's Bemerkuog (Etud. sur

la lnnguc et sur les textes Zcnds T. I, p. 119), kaum zu be¬

zweifeln An den weiler zu erwähnenden Stellen ist diese Be¬

deutung minder passend, über wenn wir — was doch keine grosse

.Schwierigkeit macht — annehmen, dass „Maass im .Sinu von

Metrum" für ,, metrische Composition" gebraucht ward, ähnlich

wie wir Jamben, Sloken, Hexameter u. s. w. für ein Gedicht iu

diesen Versmaassen gebrauchen, so reibt sich auch die Bedeutung

in diesen .Stellen nn die überlieferte und bisher als passend er¬

kannte. Die letzterwähnte Stelle übersetzt Auq du Perron I, 2,

176 .Avec les phrases, avec la parole, avec (la parole) vivante,

avec les questions, avec les reponses, avec les phrases mesurees,

bien rappel^es, dites avec attention, faisant bien izescbne. Ich

Uberselze (Wir preisen das Lied) das mit Melrum versehene, mit

Wortordnung versehene, mit Kenntniss (?) versehene, mit Frageu

versehene, mit Antworten versehene, mit den Worten sowobl

als Füssen wohlausgesprocliene von den Sprecheoden, mit Ver¬

ehrung wnhl dargebracbte vou den mit \°erehruDg Darbringenden."

An diese Stelle reiht sich zunächst Vispered 13, 2 häitisca

afgmanäca vacagca vacagtastimca [fragraotbrem framarethremcu

fragäthremca frayastimca]. Abgesehen von dem noch etymologisch

und seiner eigentlichen Bedeutung nach dunkelu häiti (vielleicht

sanskritisch säti Abstract vou san lieben u. s. w.), siod auch bier

Eigenschaften , die bei der Abfassung und dem Vortrag von hei¬

ligen Liedern in Betracht kommen, aufgezählt, so duss af^-

manä recht gut die Maasse Metra bezeichuen kanu; bei Anq.

du Perron ist es 'I, 2, 166) auch hier phrases übersetzt. Der

(10)

576 Uenfey , ein pers. Amulel mil einer Pehlewi-Inschrifi. ..iveskt.

ganze Satz liesse sich aber übertragea „(Wir verebreu) di« Ijäiii

(Liebesspenden, als Bezeicbuung der Gesäuge u. s. w. überbuupt ()

die Metra, die Wortfügung, das Krtöneulassen , das Ausspreclien

das Singen, uod dus verelirungsvolle Vortrugen."

Dagegen in Yagn. 71, 4, wo liinter der Verebrung des gan¬

zen Gesetzes uod vor der des guuzen heiligeu Wortes und des

ganzen Vendidad die Stelle vorkommt vigpem cu ufgmu uem yuz"

kunn afgmaoa auf keinen Fall Metrum beissen , sondern muss

wenu wir an der gegebeneu Entwickelung festlialteu wollen :

„ein metrisch abgefasstes heiliges Lied" bezeichneu (Auij. du

Perron übersetzt es (I, 2, 256) toute expression). Dasselbe iüt

wohl auch Yagn. 46, 17 anzunehmen. Westerg. liest daselbsl

yuthrä ve afshmäni gei'ihäni ndit auufsliinüm u. s. w. , doch

giebt er uls Vuriunte afsinänä und liruckhuus S. 364 o. 54

hat afgmäni und im Text anafsmüin, su duss "afg" wohl auch

beidemal zu schreiben ist; dafür spricht auch Aui|. du Perron'^

Uebersetzuug ZA. 1, 2, 198 Lorsque J'unnoiicc cc que vous uvez

prononce, in welcber afshmäni augcuscheiulicb im Siun eines

Accus, plur. und der lledeutung ,,Wort" genommen ist. Ich

wage keine Entscheidung über den grammatischen Werth, deu die

hier vorliegeuden Formen an dieser Slelle Iiuben; deutlich ist je¬

doch, dass der Sinn nur „Lied" seiu kauu.

Eudlich mit einem Suflix versehen, welches dem sanskriti¬

schen vant entspricht, erscbeint cs Yugnu 57, III, 8. Die Stelle

luutet yd puoiryö gätbäo fragrävayat yäo puficu gpitämuhe ushuonü

zaratbustrube afgmanivün (V. L. nwgmane väu) vacugtnstivut

inut-äzaintis mut - paiti - fragäo anieshauüm gpentanäm yagnäica u.

s. w. Bei Atit[. du Perron I, 2, 225 ist sie übersetzt II fuut

d'abord, saint et excellent Zoroastre, celebrer a haute voix le^

cinq Gähs pronongunt bien tous les mots recitaiit avec cteiidue

(les paroles) Vivantes, les reponses uux questions (i|ue vuus uvez

faites) ; et faire Izescbne aux Ainsliuspuiids leur faire iieuesch etc.

Die Stelle reiht sich fast gunz genuu au die besprochenen Vispe¬

red XIV, 1, XIII, 2 und demgemäss übersetze ich ,, welcher

(oämlich ^''''"^'■i') zuerst die fünf Lieder des heiligsten wuhrhuf-

tigen Zaratljustra ertönen machte, mit Maassen vetseheu, mit

Wortorduung verselieu, mit Kenntniss (?) versehen, mit Aotwur-

teu versehen zum Preise u. s. w. der heiligen unsterblichen.

lu ufgmaniväu babeu wir wieder die Pluralform auf ün wie im

Huzvärescb uud Parsi uud zwar als ob das Tbema zu ufgmaiiiva

(aus organisch "uivaut) verstümmelt wäre. Da diese Verstüm¬

melung auch schon im Sanskrit erscheint (vgl. Vollst. S^kr. Gr.

S. 243 Suff, vu) , so liesse sie sich uucb im Zend uuuebmeu,

doch kauu dieser augcuscheiulicb späte Plural auch eiue aoders

entstandene Curruptiou seiu; iu vucagtustivat dieut das blosse

Tbema als Plural, so duss wir uuch duriu deutlicbe Spuren der

Störung des grammutischeu Bewusstseins der Sprache erkennen.

(11)

Uenfey, ein pers. Amulel mil einer Pehlewi-lnschrifl. Avesla. 577

So viel von der liedeutung dieses Namens. Wenden wir uns

jetzt zu dem radikaleu Uestaudtlieil desselben : afg. Diesem eut¬

spricbt im Sunskrit ups, welcbes in der vediscben Sprucbe sowobl

uls Verbultbema, wie aucb als Radicaltbeil in zwei Nominibus

erscbeint. Die Stelle, wo es als Verbum erscbeint, werde icb

weiter bin vullständig mittbeilen; die beiden Nomiua sind aps-as

und ups-u ; letzteres fiudet sicb jedocb nur iu der Zusammen¬

setzung vigväpsu Rv. 1, 148, 1. Die Vergleicbung dieses letzte¬

ren erbält nocb mebr Wicbtigkelt, wenn wir drei Umstände be-

rückslcbtigen , welche durch die neuereu Spracbuutersuchuugen, insbesondre mehrere Bemerkungen iu meinen .Sunskritgrammatiken,

wohl als unzweif^haft feststehend angesehen werden dürfen ,

weun sie gleich im Zusammenhang noch nicht gunz vollständig

entwickelt sind, nämlich: 1) dass uf(;ma sowobl als ufgmaou auf

eineni Thema afg-man beruhen, .aus welchem sie nur — das eine

durch die so häufige Abstumpfung, das andre durcb den noch häufige¬

ren Zusatz vou a — auf phooetlschem (nicht dynamischem) Weg her-

ivorgegangeu siud ; 2) dass das sanskritische Suffix u verhältniss¬

mässig überaus häufig uus orgunisclierein van — durch Abstum¬

pfung zu va und nuchfolgende Vokulisirung zu u — hervorgegan¬

gen ist (vgl. z. B. par-u nebeu jiar-vau „Knoten", und rtk - va

neben nk-vuii „lobpreisend") ,so duss also ups-u aus urgauischerem

aps-van entstunden sein kann; 3) dass die Suffixe mau und vun

in den iiidogcrinunischen Sprachen dynamisch gleich siud und sich

uur phonetisch gespalten haben. Bei dieseu drei, au uud für sich

unzweifelhaft sicheren, Voraussetzungen wird muu auf die Ver¬

muthung geleitet, dass ufg-inu, ufgmauu und apsu_ ursprünglich

Identiscb sind, Indem jene auf afg-inan beruhen, dieses auf dem

damit radikal uud suffixal gleichen ujis-vun. Für, oder wenig¬

stens uicht gegen, diese >'ermuthuiig spricht auch die Bedeutung,

welche die indische Traditiou sowohl für upsus uls npsu aufstellt,

nämlich „Gestalt". Wir haben zwar als erste Bedeulung für

afgma afgmana der persischen Traditiou gemäss ,, Maass" ange¬

uommen, ullein wir sehen uns im gesammten Kreis der indoger-

inauischcn Spruchen vergebens nuch einer luutllcli hieher pussen-

deu Wurzel — oder genuuer im Geiste des Organismus dieser

Sprachen gesprochen, in welchen wir dus Wort Wurzel als Be¬

zeichnung eines positiven Begrlüs abwelseu müssen , da sie vou

Verben ausgeben, — nach einem Verbalthenia um, aus welchem

diese Bedeutung unmittelbar hätte hervorgehen können. Es ist

daher höchst wahrscheiulicb, duss ,. Maass" erst eine sekundäre

oder tertiäre Bedeutung ist, welche die primäre oder sekundäre

im Sprachbewusstsein vielleicht ganz verdräugt bat. Ging ihr

die iu den verglichenen vcdischeu Wörtern hervortretende ,, Ge¬

stalt" vorher, so erklärl sich der Uebergang iu die Bedeutung

,, Maass" obne grosse Schwierigkeit vermittelst des im Sanskrit

sn häuligen Gebrauchs eines Wurtes in prägnantem Siun. etwa

(12)

578 Uenfey , ein pers. Amulel mil einer Pehlewi-lnschrifl. Avesla.

durcli zwisclienliegendes „bestiuimte Gestalt, genissermasseu Nur-

inalgcstalt uud iusofern „Maass". Ja ich weiss nicht, ub mau

uicht aunebmen darf, dass wenigstens in einigen der bespruche-

nen Stellen für afgma afgmana eine Bedeutung passender ist,

welche sich enger an die von ,, Gestalt" schliesst, etwa vermit¬

telst „geistig (iu Worteu) gestaltetes" „eine bestimmte Form vou

Poesie", leb will diess hier nicht weiter im Einzelnen verfolgeu.

Doch liätle es die Verwendung von noijjaii;, no(rif.ia, noaiirjq

eigentlich „das Gestalten, Gestalt, Gestalter" zur Bezeichnung

vou „Dichten, Gedicht, Dichter" für sich uud ebeu so die vedi¬

sche von kärü , eigentlich „der Gestaltende", in der Bedeutung

,, Sänger, Dichter". Dafür aber, dass in der That auch das

Zendwort die primärere Bedeutung „Gestalt", oder eine selir

ähnliche etwa „Gefüge" haben mochte, spricht I) bei der innigen

Verwandtschaft des zendischen uud vedischen Wortschatzes und

dem im Allgemeinen höheren Alter der Veden als der Zendschrif¬

ten, die hohe Wahrscheinlichkeit, dass in deu Veden die primärere

Bedeutung treuer bewahrt seiu wird, 2) die Etymologie des vedi-^

scheu Verbalthcma aps, von welcbem die besprochenen Nomina

wohl unzweifelhaft abgeleitet seiu werden.

Dieses habe ich schon vor Jahren in meiaer Vollst. Sskr. Gr.

§. 194, Bem. als vedisches Desiderativ v. äp gefasst. Die Richtigkeit

dieser Erklärung ergiebt sich insbesondre aus der weiterhin uiit-

zutheilendeu Stelle, in welcher es vorkömmt. Dieselbe Auffassung

geben jetzt auch Böhtliugk und Rotb in ihrem Wörterbuch (unter

äp). Was die Formation betrifft, so steht aps in demselben Ver¬

hältniss zu dem regelmässigen sskrt. Desiderativ von äp , nämlich

ips, wie das nur in Nominalbilduugen (uksh-i, aksb-a, „Auge")

erscheinende Thema aksli zu iksh ,, sehen". Die Uebereinstim¬

mung im Auslaut (der Eintritt von sh für das Desiderativsuf(ix s

ist unwesentlich, da er nur phonetisch, durch Einfluss des k,

herbeigeführt ist) und im Vokal zwischen iksh uud ips macbt es

fast gewiss, dass wir auch in iksh ein ursprüngliches Desiderativ

vor uns haben; die Anspannung des Sehorgans beim Sehen legt

es nahe, dessen Thätigkeit gewissermaassen als eiu „Sehen wol¬

len" aufzufassen, wodurch dauu im Lauf der spraclilicben Ent¬

wicklung das Desiderativ an die Stelle des primären Verbum trat

und dieses spurlos verdrängte. Auf einer Zwischenstufe sehen

wir in mehreren der indogermanischeo die Reflexe des Desiderativ

des Verbum, welches im Sskrt. gru lautet und „hören" bedeutet,

iodem sie in ihnen theils auch theils nur in der Bedeutung des

primären Verbum erscbeinen (vgl. Pott EF. 213 uud mein GWL.

II, 179), und so ist auch ohue Zweifel das iu deu Veden er¬

scheinende grush als ursprünglich vedisches Desiderativ von gru

zu nebmen (ohne Reduplication, welche io vedischen uod über¬

haupt alten Bildungen oft fehlt, und obne die nur phonetische

Dehnung des u, stalt des classischen gugrüsb), obgleich es in

(13)

Henfey , ein pers. Amulel mil einer Pehlewi-lnschrifl. Avesla. 570

die Itcdeutung des primären Verbum zurückgesunken ist. Ist nber

iksb ein altes Desiderativ, so ist bei der Uebereinstimmung in

der Bedeutung und dem charakteristischen Auslaut dieselbe An¬

nahme auch für aksh schon überaus wahrscheinlich. Es wird

sich ergeben, dass dieses sicb von iksh wesentlich nur durch

den Mangel der Reduplication unterscheidet. Diese fehlt, wie

bemerkt, in alten Bildungen oft und es ist wohl kaum zu be¬

zweifeln, dass sich dadurch auch das Verbältniss von aksh „er¬

reichen" zu dem gleichbedeutenden ag erklärt; auch iu diesem

aksh ist ein nicht reduplicirtes altes Desiderativ zu erkennen,

welches aber eben wegen dieser Anomalie von dem nuch der

späteren Regel gebildeten agigish aus dem desiderativischen Ge¬

brauch verdrängt ward, und, wie dieses iu solcheo Fällen ge¬

wöhnlich geschah, zur primären Bedeutung zurücksank.

Die gewöhnliche Regel für die Bildung der Desiderativredu-

plication bei vokalisch anlautenden \'crbcn besteht im Sanskrit be¬

kanntlich darin, dass der dem Vokal folgende Consonant mit i

reduplicirt wird ; dunacb bildet z. B. das erwähnte ag agig und mit

dem Charakter des Desiderutivs agigish; da es aber vielfach die

Endungen obne Bindevokal i anknüpft, so ist kuum zu bezwei¬

feln, duss dicss einst uuch im Desiderativ geschehen konnte, in

welchem F'all dunn ngiksh entstanden wäre; nacb derselben Ana¬

logie würde äp äpips haben bilden müssen. Allein die Ueberein¬

stimmung dieser Reduplicutionsweise mit der der reduplicirteu

Aoriste (vgl. ägigam vou ag, äpipam vou äp im Causale), sowie

deren Verhältniss zu dem griechischen reduplicirteu Aorist (vgl.

z. B. '*äjijnm von aj im Causale mit griech. i'juyov von dy Kurze

Sskr. Gr. §. 114 Bem. 2) zeigt, dass i hier, wie so oft, nur

Schwächung von a ist, so dass''agiksh für organischeres *agaksh

stände; aus diesem mochte dann aksh, wenn es nicht schon ur¬

sprünglich ohue Reduplication gebildet war, durch Einbusse der¬

selben bervorgegangen sein. Denn die Analogie des Intensivs,

welches der Regel nach aus vokalisch anlautenden Verben gar

nicht gebildet werden kann, und des Perfecti reduplicati, wel¬

ches nur nus wenigen Classen der vokaliscb unlautendcn Verba

formirt wird — augenscheinlich weil ihr Hauptcharakteristikum,

die Reduplication , bei vokulisch anlautenden nicht hinlänglich

ins Gehör fiel, — macht es höchst wahrscheinlich, dass man

ursprünglich vokalisch anlautende Verba gar nicht zu redupliciren

wagte. In den Fällen aber, wo schou iu alter Zeit das sprach¬

liche Bedürfniss zur Reduplication unumgänglich nöthigte, folgte

man gewiss ursjirünglicb den Analogien, die sich im weitesten

Umfang in den cousonantisch anlautenden Themen fixirt hatten.

Dies zeigen die beschränkten Fälle, in denen ein Perfectum re-

duplicntum aus vokalisch anlautenden Verben gebildet ward. Denn

Formen wie z. B. i-y-esh-a vou ish entscheiden dafür dass, trotz

der spätren Scheu des Sanskrit vor hiatus, ish -us z. B. einst

(14)

580 Uenfey, ein pers. Amulel mil einer l'ehlewi-lnschrifl. Avesla.

jish-us ges|iroclien ward, also, ganz nacli Analogie von lilili-iis

(aus lili)i durcli Verdoppelung des Anfangs Iiis inclusive ilcii

ersten Vokal gebildet war. Im Verlauf der Zeit macbte sicb

dunn für vokaliscb anlautende die Verdoppelung des Aiifuiigs bis

inclusive den ersteu Consonunten und tlieilweis Delinung des \o-

kals in der Wurzelsylbe geltend (vgl. tiy-ay-ov und sskrt. Intensiv

agäg von ag, arar von ar, griecb. l'erf. ogrog von ug). Aus die¬

ser entwickelte sicb dann die des sanskritisclieu Desiderntivs und

Aorists, weicbe die Kigenlieit annahm, dass der Vokal, welcher

in der Reduplicationssylbc bewahrt war, sich in der Wurzelsylbe

zu i schwächte. Da sich dus Desiderativ — im Gegcnsutz zu

den i'brigen verwundten Sprachen — im .Sanskrit uls umfassend¬

ste Kategorie im Sjiraclibewusstsein bcliuupiete, so gewann diese

Reduplicationsbildung die ausgedeliuleste Geltung. Diess schliesst

aber natürlich nicht aus, dass einst, ehe diese Regel die herr¬

schende geworden, Desiderutive nucb Analogie der übrigen Re-

duplicutionsregelu gebildet waren und ich kann nicht umbin zu

bemerken , dass sich Spuren derartiger Hildungeu iu nicht unbe¬

trächtlicher Anzahl erhalten haben. War diesem gemäss das De¬

siderativ von äp früher uucb Anulogie der consonuntisch anlau¬

tenden wie z. Ii. sishäts (von sädh) gebildet, so luutete es ipiips.

Gunz nach derselben Anulugie wie sich z. It. die einstige

*riräts (von rädli) , *didlinps (von dainbli) zu den iu der Sprache

geltend gewordnen Desiderutiven rits und dliips oder dhips syn-

kopirtcn, entstand aus diesem ""ipäps ips (mit i wie in dlii|is ).

In diesen und ähnlichen Fällen ist bekanntlich der dem Rediipli-

cationsvokal nachfolgende Consonant ausgestossen und jener mit

dem Wurzelvokal zusammengezogen ; es ist keinem Zweifel zu

unterwerfen, dass durch diese Zusummenziehung ursprünglich

langes i entstand ; es erscheint aber iu deu meisten hieher ge¬

hörigen Fällen kurzes, und diese Kürze erklärt sich durch die

im Sanskrit schon vielfach, im Prakrit aber durchgehend, hervor¬

tretende Gleichgeltung von natürlicher hänge und Position. Diese

erklärt dann auch die X erkürzung des ä in der Form ups, wenn wir

nicht vorziehen wollen, nach Analogie von lateinisch ;ip = sskrt. äji

und dem Verhältniss von sskrt. gläpaya zu gläpaya uud äliulicheu.

unzunehmen, dass auch im Sanskrit einst äp neben äp bestand.

Diesem gemäss ist aps entweder scbon ohne Reduplication ge¬

bildetes Dcsiderutiv von äp , oder aus ipliiis, oder selbst ajinps —

welches zu einer Zeit formirt wo die .Schwächung eines redu-

plicativen a zu i sich noch nicht fixirt halte (vgl. Kurze Sskr.

Gr. §. 109, 112; — durch Rinbusse der Reduplication entstun¬

den. Kben so ist uksli iksh zu deuten, letztres durch Annulimc

der Einbusse eines Consonanten hinter i, welcher jedoch, da das

primäre Verbum von iksh noch nicht sicher ist, noch nicht näher

bestimmt werden kann.

(15)

Hf-nfcy , ein pers. Amulet mil einer Pehlewi-lnschrifl, Avesla. 581

In ä)) , lalciniscli np, griecli. np-tn s. vv. treten die Be¬

deutungen ,, erreichen, erlangen, verbinden (vgl. auch sskrt. apti

Verbindung), passen, fügen" hervor und ich halte es daher kaum

für zu gewagt, für aps-as aps-u afg-nia afg-mana ,, Verbindung

Gefüge Gestalt" als die ursprüngliche Bedeutung anzunehmen.

Dass das desiderativiscbe Begriffsinonieut in diesen nicht deutlich erkennbar ist, hnt seine Analogie in fast allen Numinalbildungen,

welclie aus alten, nicht mehr im Sprachbewusstsein als zu dieser

Kategorie gehörig erkennbaren, Desiderativeu abgeleitet sind.

VVie afg-ma afg - mana vermittelst mau von diesem aps oder

vielmebr dessen in den Zendschrifteu zwar nicht nachweisbarem

aber wobl sicher eiust im Zeud heimisclicin Reflex afg abgeleitet

ist, so neliine ich afg-fa , welches wir als Thema der auf den

Gemmeu ersclieincuden Formen erkannten und afgtaq , den Huz-

väresch-Nameu des Avesta, zunächst als dessen Part. Perf. Pass,

und zwur um so unbedenklicher, da grade in dieser Form im

Huzvaresch ta und tuq neben einander erscheinen (Sp. Gr. d. Huzv.

§. 119). Mun könnte zwar dugegen einwenden, dnss im .Sskrt.

consonuntisch uuluutende .Suffixe an Desidcrative durch deu Binde¬

vokal i geschlossen werden; allein diese Regel gehört, so wie

der Bindevokal überhaupt, sicherlich nicht der alten Entwick¬

lung an und speciell lässt sich dus vedische Part. Perf. Pass,

(jruslila vergleichen, da grush, wie schon bemerkt und durch Ver¬

gleichung des althochdeutschen lilos-cn slavischen cloush u. s. w.

über allen Zweifel erhoben wird, ebenfalls ein altes Desiderativ

ist; grushta erscheint zwar nur im .Säma Veda uud der Rigveda

hat dafür eine Variante, allein dus häufig vorkommende grusbti

ist eine ebenso scblugende .Anulogie, da die Themen auf ti sich

ebenso wie das Part. Perf. Pass, ansehliessen — natürlich, weil

sie ursprünglich dessen Femininum sind.

Was nun die Bedeutung dieses Part. Perf. Pass, afgta oder

afgtaq anbetrifft, so wäre es nicht ganz abzuweisen, wenn man

ihm eine den in den oben besprochenen Wörtern ähnliche zuspre¬

chen wollte; allein bei dem innigen Zusammenbang, welcher

zwischen den Participien uud dem Verbum waltet, da sie sich

dem .Sprachbewusstsein gegenüber früh uls systcinutisch zusam¬

mengehörig geltend inuchtcu , ist es schon an und für sich ge¬

ratbener, sich in diesem Fall enger au die Verbalbedeutung zu

halten, und zwar um so mehr, da diese im ^'eda entschieden

dus desiderativiscbe Begriffsmoment aufweist und wir dadurcb für

das Wurt Avesta als Bezeichnung der heiligen Schrift eine Uber¬

aus passende, ja wubl die passendste Deutung erhalten.

aps erscbeint nur Rv. I, 100, 8; der Vers lautet:

täm apsunta gävasa utsavesliu näro näram ävase täm dhänäya

so andhe cit tämusi jyütir vidut marülvän no bhavutv indra uti' ').

|1 F.s isl zu spreolicn Jii'itir (vgl. iliv) und hli.ivnlu.

(16)

582 Benfey, ein pers. Amulel mil einei Peltlewi-Inschrift. Avesla.

ups von äp „erlangen^ eigentl. „erlangen wollen" bedeutet bier

„für sich , zu sich wünschen", ,, anrufen". Ich übersetze : Den Helden ihn riefen um Hiilf und Keiehlhum die llelden um leslliiheu

Tag der .Slarke;

Er spendet Licht selbsl in der finslern Dunkelheit; samml den Maruti sei uns zum Schulz, u Indra!

Die gewöhnliche Bedeutung des Desiderutivs von äp ist

,, wünschen" (ebenfalls aus ,, erlangen wollen") , und das I'artic.

l'erf. Pass, heisst eigentlich ,,das Gewünschte"; ferner aber auch

mit einer im Sanskrit zur Regel erhobnen, aber auch in andern

.Sprachen vielfach hervortretenden Eigenheit, der gemäss das Neu¬

trum des Part. Perf. Pass, auch die Bedeulung des primären .Ab¬

stract haben kann, „Wunsch". ,, Wunscb" ist nun schuu an und

für sich uls einer der schlagendsten Ausdrücke für „Gebet, An¬

rufung der Götter" zu erkennen, zumal da in älteren Religions-

zuständeu, speciell den altarischen, die Anrufungeu und Gebete

wescutlicli in „Bitten und Wünschen" bestehen. Damit in Ueber¬

einstimmung dient in den Veden auch ein andres eigentlich

„Wunsch" ausdrückendes Wort zur Bezeichnung für „Gebet"

z. B. Rv. 6, 74, 1 prä väm islitäyö 'rain agnuvantu ,, rasch mögen

(meine) Wünsche (Gebete) zu euch gelangen I" Auch idä, die

Personification des Gebets, so wie die verwandten id idu und

das Verbum id lobpreisen siud von „Wünschen" ausgegangen,

indem sie nur auf einer dialektischen (fast prakritartigen) Um¬

wandlung eines uus ishti oder ishia „Wunsch" hervorgetretenen

Denominativs *ish( beruhen. Dieses verhält sich zu ish grade

so, wie sskrt. kit zu ki, cit zu ci, dyut zu div, yat zu yam

(vgl. yata, yati), cyut zu cyu, welche alle ebeufalls ursprüng¬

liche Denominative aus dem Part, auf ta oder dem Abstract auf ti

sind, isbl würde prukritisch illh werden, diulektisch wohl auch

ill, wie durch die Verba, welche io gleicher Bedeutung auf Iii

und t auslauten (z. B ca(/i und gal, hel/i bei) und ebenfalls dia¬

lektischen Ursprungs sind, erwiesen wird. Das l erweicht sich

alsdaun, wie ebenfalls in vielen dialektischen Verbalthemen, wel¬

che in gleicher Bedeutung auf l und d auslauten, z. B. khol

khod, khet khed, cuul cuad, nai aad (dialektisch aus sskr. uart

für uft) yuul yuud; ein T-Luut ward alsdann eingebüsst, wie io

cul neben cuK, pul neben pull u. u. , und in id der Vokal zum

Ersatz des Ausfalls gedehut, grade wie tüd und tod neben tudd

erscbeinen. Manche dieser (prakritartigen) dialektischen Verba

zeigen uns völlig dieselbe Lautgeschichtc ; so beisst z. B. gans

„ preisen "; davon das Purtp. Perf. Pass, gusta. Dieses würde

mit prakritischem Uebergang gadAa (Lassen Inst. I. Pr. 265);

daher deuu das Verbum (eig. Dennminativum) gal/t oder gal und

mit d und Debnung gäd, weiter dann mit dem ebenfalls schoo

(17)

Ben/ey, ein pers Amulel mil einer l'ehlewi-lnschrifl, Avesla. 583

vedischen Weclisel von d und I gäl und gal , grade wie auch neben

id noch id ida mit kurzem i und il und ila mit I erscheinen.

Nach diesen Ausführungen wage ich unbedenklich den Plural

afgtanm und afgtau auf unsern Gemmen durch „Gebete" zu deuten

und demgemäss die vollere Inschrift afglan ut yazdan „Gebete zu

den Izeds" zu übersetzen; afgta, Avesta, fasse ich als „Gebet"

in collectiviscbem Sinn. Diese Bezeichnung der heiligen Schrift

würde mit dem auiserordentlichen Werth in Cebereinstimmung

stehen , welcher in ihr grade dem Gebete beigelegt wird.

Wie angemessen für ein Amulet die inschriften ,, Gebete"

,, Gebete zu den Ized's (deu Heiligen)", des Hormuzd (oder irgend

eines iindren Trägers des Amulets) Gebete zu den Ized's" seien,

bedarf keiner weiteren Ausführung.

Heber die auf den hier besprochenen Inschriften vorkommen¬

den Eigennamen weiss ich nichts weiter Förderndes mitzutheilen.

Dagegen kann ich nicht umhin zu bemerken , dass das bei Tho¬

mas 1. 10. 33. 70. 81 hinter Eigennamen (z. B. in 70 hinter

Varahran = neupersisch Bahram) vorkommende zi wohl unzweifel¬

haft dem neupersischen zädeh „Sohn" entspricht; ganz eben so

wird letztres auch im Afghanischen seltner durch zai es'j (D""'

Bull, scientif publ. par l'Acad. de St. Petersb. IV, 6 n. 7, zoe

bei Leach Grammar of the Pashtoo p. 10), am häufigsten durch

reflectirt; letzteres erscheint überaus oft am Ende der Stamm'

nainen der Afgbanen (vgl. viele Beispiele der Art in meinem Ar

tikel „.lusufsey" in Ersch und Gruber Encyclop. II, XXX, 182).

K.l \ll.

(18)

584

Die Stamme des nordöslliehen Kurdistan

> (III

Ur. O. Blnu.

Auf jenem merkwürdigen Dreieck, in dessen Milte das ehr¬

würdige Haupt des Ararat auf die Gränzen dreier Reiche lierab-

hlickt, und dessen Spitzen durch drei Seen, den Gökdsche auf

russischem, den Schaiii auf persischem, den Van-See auf türki¬

schem Gebiete bezeichnet sind, schieben sich Vorposten dreier

Nationen in einander, die auch als Anhänger dreier verschiede¬

ner Glaubensbekenntnisse sich gegenüberstehen.

Von Westen und Norden her ziehen sich die armenischen

Ansiedelungen, von Osten her tu rk manische Stämme, von

Süden her kurdische Clans bis in diesen Winkel herauf.

Die Reibung der Gegensätze hat noch nicht vermocht, die

Schranken zu beseitigen, welche Natur und Politik, Nationalität

und Glaube zwischen diesen Völkern gesetzt haben; aber es ist

unvermeidlich, dass die fortgesetzten vielfachen Berührungen der¬

selben unter einander allmälig die Eigenthümlichkeiten eines jeden

zu verwischen und einen unentwirtbaren Knäuel ethnographischer

Verquickung zu erzeugen drohen. Es dürfte daher an der Zeit

sein, die Trümmer dieser Nationalitäten für die Wissenschaft zu

bergeu, ehe sie völlig zu Grunde gehen. Im Folgenden soll ein

solcher Versuch unter besonderer Berücksichtigung der kurdi¬

schen Slämme, uls derjenigen, deren .Selbstständigkeit am meisten

bedroht ist, gemacht werden.

Vier Kurdenstämme sind es vornehmlich, deren Wundergebiet

das Land zwischen den drei Seen bildet: die Dschelali, M e-

lanli, .Schakaki und Haideranli.

Die Dschelali stehen von allen Kurden am meisten ausser¬

halb des Zusammenhanges mit der alten .Stammverfassung, welche

die südlicheren .Stämme bewahrt haben. Wie sie örtlich am wei¬

testen von dem Mittelpunkte Kurdistans versprengt sind, so haben

sie auch in sich bereits eine .Menge nichtkurdischer Elemente

aufgenommen, und sind mit armenischem, jesidiscbem und turk-

manischein Blute versetzt. Ihren Namen tragen sie angeblich')

von einem mächtigen und kriegerischen armenischen Fürsten,

I) Wngner, Weise n.ioh frr.sien II, S- 232.

Referenzen

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