Rutherford Streuung
Historisch: Streuung von α-Teilchen an Metallfolien Ernest Rutherford , 1906
Allgemein: Streuung geladener Teilchen an anderen geladenen Teilchen unter der Wirkung der Coulomb-Kraft.
F
1F
2r
12q
1= Z
1·e
q
2= Z
2·e
12 2 2
0 12 2 1 2
1
1 ˆ
4 F
F r
r e
Z
Z ⋅ ⋅ = −
ε π
⋅
− ⋅
=
Zentralkraft, entlang der Verbindungslinie.
α-Teilchen aus radioaktiven Präparaten waren historisch die bevorzugten Projektile.
Z1 = +2e Masse M1 = 4 amu E1 ≈ 5 MeV
Darf man bei der Rutherford-Streuung nicht-relativistisch rechnen?
Geschwindigkeit der α-Teilchen:
s 10 m 55 . MeV 1
5
v 2
71
1
= ⋅ = ⋅
M e
051 .
v c
1= 0
0.9987 1 0.00131 v
2
1 ⎟ = = −
⎠
⎜ ⎞
⎝
−⎛ c
Nicht-relativistische Rechnung ist noch zulässig!
Reichweite von α-Teilchen mit E = 5MeV in Luft: ca. 3.5 cm
Dichte der Luft bei Normalbedingungen:
Unter der Annahme, daß die mittlere Ionisationsenergie für die Luftmoleküle ca. 35 eV beträgt, kann man die Zahl der Stöße N eines α-Teilchen berechnen:
3 25 23
0 2.69 10 m
4 . 22
10 02 .
6 1
mol mol
1
⋅
⋅ =
= l
n
Mittlere Zahl der Stöße eines
α-Teilchen:1 . 42 10
5eV
35 MeV
5 = ⋅
= N
3.5 cm
Fläche A
Im Volumen A·3.5cm sind n
0·A·3.5cm Luftmoleküle vorhanden.
Die Zahl der „Trefferstöße“ N = 1.42·10
5. Der totale Wirkungsquerschnitt für einen Stoß ist also:
19 2 2
3 25
5
0
m 10
5 . 1 m
10 5 . m 3 10 69 . 2
10 42 . 1 cm
5 .
3
1−
−
= ⋅
⋅
⋅
⋅
= ⋅
⋅
⋅ ⋅
=
σ n A
A N
„Ionisationsradius“: π r
ion2= σ r
ion= 2.2·10
-10m
Rutherford Versuch:
Streuung von α-Teilchen an dünnen Metallfolien (z.B. Goldfolien, weil sich Gold sehr dünn ohne Löcher zu Folien verarbeiten läßt).
Annahme: Ionisationsquerschnitte sind ähnlich wie bei Luft.
Reichweite in Gold: d
Gold ≅ ρLuft/ρ
Gold·3.5cm
ρLuft= 1.29kg/m
3 ρGold= 19.3·10
3kg/m
3d
Gold ≅2.3·10
-6m = 2.3µm.
D.h. man benötigt sehr dünne Goldfolien.
Schematische Streuanordnung:
Metallfolie
Detektor
Radioaktives Präparat
α-Teilchen
Historisch (1906): Detektor war eine Kombination aus:
Szintillationsschirm + Lupe
+ menschliches Auge
+ Gehirn (Zähler ) Wichtigstes Meßergebnis:
Überraschend:Es gibt Streuereignisse bei großen Winkeln ϑ bis 180°.
Die meisten Teilchen werden jedoch unter ganz kleinen Winkeln gestreut.
1/sin4(ϑ/2) divergiert sogar für ϑ → 0
Die Rutherford‘sche Streuformel kann mit folgenden Annahmen hergeleitet werden:
1. Das Atom hat einen positiv geladenen Kern, Ladung +Z2·e 2. Praktisch die gesamte Masse des Atoms ist in diesem Kern.
3. Der Kern hat einen Radius von ~ 10-14m
4. Auf das α-Teilchen (Projektil) wirkt ausschließlich die Coulomb-Kraft durch das elektrische Feld.
r r r
e
E ⋅ Z ⋅
= πε
224
01
Da die Atomradien ca. 10-10m betragen, ist das Volumen des Kerns Vkern zum Atomvolumen Vatom sehr klein:
12 3
10 14
atom
kern
10
m 10
m
10
−−
−
⎟ =
⎠
⎜ ⎞
⎝
≈ ⎛ V
V
Das Innere des Atoms ist fast vollständig leer!
Neutralität des Atoms nach außen: Um den Kern befinden sich Z2 negative Elementarladungen, Elektronen, mit verschwindend kleiner Masse.
Sehr knappe Herleitung der Rutherford-Streuformel
Stoßparameter p:
Abstand der Einfallgeraden in unendlicher Entfernung.Kraft F immer in Richtung r Drehimpulserhaltung.
Drehimpuls: M·
v0x r = M·v
0·r·sin(ϕ)
≈
M·v
0·r·p/r = M·v
0·p
Aus der Drehimpulserhaltung kann nun ein Zusammenhang zwischen dem Stoßparameter p und dem Streuwinkel ϑ hergeleitet werden.
Eine Herleitung findet man z.B. in Haken/Wolf, Atom- und Quantenphysik, S.44-46 . Man erhält:
) v cot(
4 2
2 1
2 0 0
2 2
⋅ ⋅ ϑ
= πε
M e
p Z
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180
0 2 4 6 8 10 12
cot(Streuwinkel/2)
Streuwinkel
2 2
2 2
0 0
2 1 1
4 2 v sin ( /2)
dp Z e d
M ϑ
πε ϑ
= − ⋅
Um die Zahl der „Treffer“ im Bereich p , p +dp zu berechnen, benötigt man die Ableitung:
ϑ d dp
Damit kann man jetzt den differentiellen
Wirkungsquerschnitt berechnen.
dΩ
ϑ
dϑ p
dp
Differentieller Wirkungsquerschnitt
Fläche: da = 2πp·dp (Kreisring)
Dünne Folie, Dicke D, Fläche A
N : Dichte der Goldatome (pro Volumeneinheit)
„Aktive Fläche“: dA = 2πp·dp·N·D·A
dΩ
ϑ
dϑ p
dp
Wahrscheinlichkeit für einen Stoß unter dem Winkel ϑ , ϑ - d ϑ:
he Gesamtfläc
Fläche Aktive
2 =
=
= N D p dp
A
W dA π
Das Raumwinkelelement dΩ ist im wesentlichen: (
AbstandFlächeDetektordes −DetektorsStreuzentrum)
2Werden n α-Teilchen pro Zeiteinheit „eingeschossen“:
Ω
⋅
⋅ ϑ ⋅
πε ⋅ Ω =
ϑ D N d
M e Z n
d
dn ( )
) 2 / ( sin
1 )
v (
4 ) 4
(
4 )
, (
2 4 02 2
0
4 2 2
Mit Ekin = 1/2Mv02 und Z2 = 2 ( für α-Teilchen) erhält man den Rutherford-WQ:
) ( sin
1 ) 16
(
2 1
4 2
0
2 1 2
⋅ ϑ
⎟ ⎠
⎜ ⎞
⎝
⎛
⋅ πε
⋅
= ⋅ Ω ⋅
Ω = σ
E
kine Z
Z d DN
n dn d
d
Charakteristisch:
∝1/E
2kin∝
1/sin
4(ϑ/2)
Diese starke Winkelabhängigkeit erfordert Messungen über einen weiten Dynamikbereich