• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Zum 116. Deutschen Ärztetag in Hannover: „Das Arztsein als solches ist zeitlos“" (17.05.2013)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Zum 116. Deutschen Ärztetag in Hannover: „Das Arztsein als solches ist zeitlos“" (17.05.2013)"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A 980 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 110

|

Heft 20

|

17. Mai 2013

A

lle Jahre wieder berät und dis- kutiert das Parlament der Ärzte im Rahmen von inzwischen 115 Deutschen Ärztetagen mit viel Herzblut über Belange der deut- schen Ärzteschaft. In diesem Jahr findet zum vierten Mal nach Ende des Zweiten Weltkrieges ein Deut- scher Ärztetag in Hannover statt.

Tagesordnungspunkte sind diesmal unter anderem die Anforderun- gen an eine Krankenversicherung in der Zukunft, gesundheitliche Aus- wirkungen von Armut, aber auch die regelmäßig wiederkehrenden Themen Überarbeitung der (Mus- ter-)Fortbildungsordnung, Novel- lierung der (Muster-)Weiterbil- dungsordnung sowie die Änderung der Geschäftsordnung des Deut- schen Ärztetages. Einer der be- kanntesten Niedersachsen, Wilhelm Busch, lässt sich an dieser Stelle trefflich zitieren: „Ausdauer wird

früher oder später belohnt – meis- tens aber später.“

Ein kurzer Rückblick in die Chro- niken Niedersächsischer Ärzteblätter soll die jeweilige damalige (be- rufs-)politische Lage im Nachkriegs- deutschland, den Zeiten des Wirt- schaftswunders und direkt am Tag nach der Katastrophe von Tscherno- byl erhellen sowie zur Entdeckung verschiedener Kleinoden anregen.

52. Deutscher Ärztetag 1949

Über dem Tagungsort, der Nieder- sachsenhalle, ragte noch der zer- störte Kuppelbau der Stadthalle em- por. Im Niedersächsischen Ärzte- blatt vom 1. September 1949 schrieb der Präsident der Ärztekammer Niedersachsen, Dr. med. Ludwig Sievers: „Möge der Ärztetag . . . da- zu beitragen, den Willen der Ärzte- schaft zum gemeinsamen Handeln zu stärken, Zweifelsfragen zu klä-

ren, die Not des Ärztestandes klar- zulegen und Wege zur Linderung zu finden. Hierzu sollen insbesondere die Behandlung sozialhygienischer und standespolitischer Fragen, der Berufsordnung, der Flüchtlingspro- bleme und der Gestaltung der ärzt- lichen Fürsorge und Versorgung für alte Ärzte und Arzthinterbliebene dienen.“

Der damalige Ehrenpräsident Dr.

med. Erich Rosenberg führte unter anderem aus: „. . . so möchte ich zu- nächst der Kollegen gedenken, wel- che immer noch das bittere Los der Kriegsgefangenschaft tragen müs- sen; in alter Verbundenheit grüßen wir die Kollegen in Berlin und der Ostzone, die so schwer unter den inneren Unfreiheiten leiden müs- sen. [. . .] Vielleicht aber gestatten Sie mir, einige wenige Worte über die Stellung des deutschen Arztes nach dem Umbruch zu sagen. Da ZUM 116. DEUTSCHEN ÄRZTETAG IN HANNOVER

„Das Arztsein als solches ist zeitlos“

In der niedersächsischen Landeshauptstadt findet in diesem Jahr der 116. Deutsche Ärztetag statt. Es ist dort der vierte seit dem Zweiten Weltkrieg. Ein Rückblick darauf und ein Blick auf die Sehenswürdigkeiten Hannovers und Niedersachsens

T H E M E N D E R Z E I T

(2)

Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 110

|

Heft 20

|

17. Mai 2013 A 981 bin ich in der glücklichen Lage fest-

stellen zu können, dass trotz allem Schweren, was uns der völlige Zu- sammenbruch unseres Vaterlandes an körperlicher, geistiger und seeli- scher Not auferlegt hat, die grund- sätzliche Einstellung zu dem eigent- lichen inneren Wesen unseres schö- nen Berufes dieselbe geblieben ist.

Das Arztsein als solches ist zeitlos, entstanden aus dem körperlichen und seelischen Leid der Kreatur, welche nach sachverständiger Hilfe ruft . . . Mit schmerzlichem Bedau- ern haben wir aus den Nürnberger Verhandlungen ersehen müssen, dass sich eine kleine Ärztegruppe hat dazu bestimmen lassen, Hand- lungen vorzunehmen, die unserem Berufsethos und jeder Menschlich- keit ins Gesicht schlagen. [. . .]

Trotz der äußerlich noch festen Fassade hockt in manchem Arzt- haus Frau Sorge, und der ärztliche Beruf erfordert heute mehr denn je jenen Idealismus, der hier und da auch in dem warmen Aufleuchten eines dankbaren Auges oder dem stummen Druck einer schwieligen Hand seinen Lohn findet.“

72. Deutscher Ärztetag, 1969

Viele Ärzte, die den 52. Deutschen Ärztetag in Hannover miterlebt hat- ten, waren von den beeindrucken- den Wiederaufbauleistungen in der damals fast vollständig zerstörten Stadt beeindruckt. Prof. Dr. med.

Ernst Fromm, Präsident des Deut- schen Ärztetages und der Bundes- ärztekammer, bemerkte, man fühle sich heute genauso wohl wie da- mals, „nur sei, wie man sehe, die Prosperität an der Stadt und den

Ärzten nicht spurlos vorübergegan- gen.“ Themen dieses Ärztetages waren unter anderem die Ausübung der Heilkunde durch Nichtärzte und eine Neufassung der Berufsordnung für die deutschen Ärzte. Der dama - lige Präsident der Ärztekammer Niedersachsen, Prof. Dr. med. Paul Eckel, Vater des diesjährigen Eh- renpräsidenten, bemerkte: „Ich hoffe, dass aber auch die Kollegen, die infolge Zeitmangels nicht selbst nach Hannover kommen können, das für die gesamte Ärzteschaft be- deutungsvolle Ereignis zum Anlaß nehmen, sich der Notwendigkeit ei- ner fest in sich gefügten Ärztege- meinschaft zu erinnern. Die Grund- lage hierfür ist die ,Berufsord- nung für die deutschen Ärzte‘, die – ein Hauptthema des diesjährigen Ärztetages – neu gefaßt und den Zeiterfordernissen angepaßt wer- den soll.“

89. Deutscher Ärztetag, 1986

Dieser wurde im Wesentlichen von dem Thema „Umwelt und Gesund- heit“ geprägt. Prof. Dr. med. Heyo Eckel, damals Mitglied des Vorstan- des der Ärztekammer Niedersach- sen, führte in das Thema ein, das an- gesichts der am Tag zuvor ausgebro- chenen Katastrophe von Tscherno- byl von besonderer Relevanz war.

Daraus resultierte auch eine vielbe- achtete Entschließung des 89. Deut- schen Ärztetages, in der es heißt:

„Der Deutsche Ärztetag ist tief be- fremdet darüber, dass in der Sowjet- union Kernkraftwerke betrieben werden dürfen, deren Sicherheit am unteren Ende des internationalen Standards angesiedelt ist.“ Seinen

großen persönlichen Beitrag zu ei- nem umstrittenen Thema leistete auch der damalige Präsident der Ärztekammer Niedersachsen, Dr.

med. Gustav Osterwald. Ihm war die eindeutige Meinungsbildung des Ärztetages zur Katastrophenmedi- zin, zur Warnung vor Gewalt, Krieg und Atomkrieg wesentlich mit zu verdanken. Der damalige Präsident der Bundesärztekammer, Dr. med.

Karsten Vilmar, befasste sich im Rahmen der Eröffnungsveranstal- tung in einem zukunftsweisenden Referat mit dem Thema „Gesund- heit 2000 – ökonomische oder me- dizinische Prioritäten?“ Legendär und bis heute noch Gesprächsge- genstand war der Auftritt Freddy Quinns mit zwei Elefanten im Rah- men des festlichen Gesellschafts- abends im Kuppelsaal des Kon- gresszentrums.

Messe- und Universitätsstadt

„Ich hoffe, dass Sie am Rande der Plenarsitzungen ein wenig Zeit finden, Hannover zu entdecken“, schrieb der Präsident der Bundes- ärztekammer, Prof. Dr. med. Frank Ulrich Montgomery, in der Einla- dung zum diesjährigen Deutschen Ärztetag. Hannover ist die Landes- hauptstadt des nach Bayern größten Bundeslandes der Bundesrepublik.

Die berühmten 300 Jahre alten Kö- nigsgärten des Frühbarocks in Her- renhausen, historisch geprägte Bau- werke wie Leineschloss, Fachwerk- häuser am Ballhof, Beginenturm, Stadtmauer und alte Kirchen setzen besondere Akzente inmitten moder- ner Neubauten. Theater, Museen, Bibliotheken und Hochschulen be- legen, dass Hannover kultureller Mittelpunkt Niedersachsens ist.

Man kann sich zur Erkundung von 36 Sehenswürdigkeiten an einem 4,2 km langen, auf das Straßen- pflaster aufgemalten „roten Faden“

der Innenstadt orientieren. Dane- ben ist Hannover eine wichtige Messestadt.

Bedeutende Hochschulen der Stadt sind die Gottfried-Wilhelm- Leibniz-Universität, die 1965 ge- gründete Medizinische Hochschule, die Tierärztliche Hochschule Han- nover – 1787 als Königliche Roß- Arzney-Schule eröffnet und 1887 Die Skyline

von Hannover – Blick vom Neuen Rathaus

Der 72. Deutsche Ärztetag 1969 fand ebenfalls in Hannover statt: Die Redaktion hat in Archi- ven geforscht und Video- und Bildmaterial gefunden: www.aerzteblatt.de/aerztetag2013

www.aerzteblatt.de/aerztetag2013

Foto: Fotolia/mapics

T H E M E N D E R Z E I T

(3)

A 982 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 110

|

Heft 20

|

17. Mai 2013 zur Hochschule erhoben – ferner

die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, zu der Stu- denten aus aller Welt strömen.

Die Regionen Niedersachsens

Alle Regionen Niedersachsens ha- ben ihr eigenes Gesicht mit zum Teil herausragenden Kulturgütern: die Nordseeküste mit den ihnen vorge- lagerten (Bäder-)Inseln, die Lüne- burger Heide, der Harz mit der 1000-jährigen Kaiserstadt Goslar.

Das Weserbergland ist geprägt von zahlreichen heilkräftigen Brunnen und Badeorten, dessen bekanntester Bad Pyrmont ist. Die Straße der Weserrenaissance bietet eine Viel- zahl eindrucksvoller Gebäude der Sandsteinarchitektur. Besuchenswert sind die Klöster von Bursfelde und Corvey. Im benachbarten Höxter ist das „Forum Jacob Pins“ sehenswert, das Ausdruck einer kaum für mög- lich gehaltenen Versöhnung eines weltbekannten, emigrierten jüdi- schen Malers mit seiner Heimatstadt ist. Weitere Kulturzentren sind ne- ben vielen anderen Braunschweig, Osnabrück und die Universitätsstadt Göttingen.

Herausragende Ärzte

Eine Tour d’Horizon in einem Ärz- teblatt wäre unvollständig ohne die Erwähnung einiger herausragender Ärzte, die in Hannover beziehungs- weise Niedersachsen gewirkt ha- ben: so der Arzt Johann Georg Zim- mermann, ein Schweizer Arzt, Ge- lehrter, Philosoph und Schriftsteller, der seit 1786 in Hannover wirkte und ebendort 1795 starb. Er hatte in Göttingen unter anderem Medizin studiert. Seit 1768 war er als „Kö- niglich Großbritannischer Hofrat und Leibarzt“ am Hof Georgs III. tä- tig. „Als letzte Hoffnung” behandel- te er den preußischen König Fried- rich II. im Juni und Juli 1768 in Potsdam und Sanssouci. Friedrich der Große soll Georg Ritter von Zimmermann gefragt haben: „Wie viele Kirchhöfe haben Sie ange- füllt?“ – Und Zimmermann soll ge- antwortet haben: „Nicht so viele wie Eure Majestät, aber auch nicht mit so vielem Ruhme.“ Zimmermanns Hauptwerk „Über die Einsamkeit“

spielte bei der Diskussion über das

aktuelle Thema Melancholie eine große Rolle. Sein Grab befindet sich auf dem Neustädter Friedhof in Hannover, einem denkmalgeschütz- ten Park am Königsworther Platz.

Dort findet man auch das Grabmal des Arztes Johann Stieglitz, das die Inschrift trägt: „Zu helfen der lei- denden Menschheit, zu streben nach Wahrheit, zu beglücken die Sei- nen, war bis zum letzten Athemzuge seines schönen Lebens heiliger Zweck.“ Er wurde 1802 Hofmedi- kus, 1806 Königlicher Leibarzt, 1820 Hofrat und 1832 Obermedizi- nalrat und Direktor des Obermedizi- nalkollegiums in Hannover. Diese bürgerliche Karriere wäre dem kon- vertierten Israel Stieglitz ohne christliche Taufe nicht möglich ge- wesen. Carl Georg Heinrich Müh- ry (1806–1840) studierte in Han - nover und Göttingen. Aus gesund- heitlichen Gründen ließ er sich 1832 auf Norderney als Badearzt nie- der. Louis Strohmeyer (1804–1876)

wirkte als Chirurg und Generalarzt im Ausland und hatte Professuren in Erlangen, München, Freiburg, Lon- don und Kiel. 1851 ernannte man ihn zum Generalstabsarzt der Schles- wig-Holsteinischen Armee und be- rief ihn 1854 als Chef des Hanno- verschen Heeressanitätswesens. Er nahm 1866 an der Schlacht von Lan- gensalza und 1870 an der Schlacht von Sedan teil. Nach ihm ist der Strohmeyer-Haken benannt. Sein Denkmal befindet sich an der Ge- orgstraße nahe dem Opernhaus.

Dr. Eisenbart (1663–1727), der sein Gewerbe im Umherziehen an nachweislich 83 Orten ausübte, ku- rierte hauptsächlich Augenleiden (Staroperationen), Leisten- und Ho- denbrüche, Blasensteine, Hasen- scharten und Krebs. Am 1. Septem- ber 1727 machte er in Göttingen sein Testament. Am 11. November 1727 starb er in Hann.-Münden. Sein Sterbehaus, das damalige „Gasthaus zum wilden Mann“ befindet sich an der Langen Straße 79. Beigesetzt ist er in der Gruft im Chorraum vor dem Altar in der St.-Aegidien-Kirche, an deren Nordseite sein barocker Grab- stein aufgestellt ist.

Der Arzt Peter Bamm (1897–

1975, eigentlich Dr. Curt Emmrich) fand seine letzte Ruhe auf dem se- henswerten Stöckener Friedhof in Hannover. Ihm verlieh die deut- schen Ärzteschaft 1960 die Paracel- sus-Medaille. Er war auch Journa- list und Schriftsteller, veröffentlichte zahlreiche, interessante Feuilletons,

naturwissenschaftliche, medizinische Essays, kulturhistorische Reisebe- richte und anderes. Zu seinen be- kannten und lesenswerten Werken gehören „Ex ovo. Essays über die Medizin“, „Frühe Stätten der Chris- tenheit“ (Reisebericht) sowie die Autobiografie „Eines Menschen Zeit“. Er stellte fest: „Die Forderun- gen, die an den Arzt gestellt wer- den, werden immer über das hinaus- gehen, was ein einzelner Mensch zu

leisten vermag.“

Dr. med. Stephanie Krannich

Foto: Fotolia/johar

Der Holzmarkt liegt am Rande der Altstadt Hannovers in Nähe der Leine.

Dort befinden sich schöne, zum Teil re- konstruierte Fach- werkhäuser.

T H E M E N D E R Z E I T

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

TOP VII: Bericht über die Jahresrechnung der Bundes - ärztekammer für das Geschäftsjahr 2011/2012 (1. Deutscher Ärztetag in Hannover. vom 28.. März 2013 b) Bericht des Vorsitzenden

Ein Taster auf dem Schaltkästchen (Unterbringung am Armaturenbrett oder der Mittelkonsole) bewirkt die Füllung des einen Kissens. Durch Druck auf einen andersfarbigen Schalter

Im ganzen Burgdorfer Land sind prächtige Fach- werkhäuser und eine Rei- he bemerkenswerter Dorf- kirchen sehenswert; für ein der Landschaft ange- messenes Fortbewegungs- mittel

Auch in diesem Jahr werden wieder drei Ärzte auf Beschluß des Präsidiums des Deutschen Ärztetages für bei- spielhafte ärztliche Haltung, hervor- ragende wissenschaftliche

Leider ist es der Kaiser Wilhelm Gesellschaft nicht möglich, einen Delegierten zu entsenden, dasie durch Sitzungen Während dieser Zeit sehr stark in Anspruch genommen ist. Ich

schaftlichen l*‘orschungsarbeitauf dem Gebiet der Elektrotechnik in Tesla’s Sinne, ein eigenes Institut in der Hauptstadt des Landes seiner Herkunft zu errichten und

Für unsere Elektrotechniker habe ich einen echt tollen Roboter aufge- stöbert, der einen Waltungsschrank wie ein Mensch bedienen kann. Für unsere Biomedical Engineering

Von Orwell konnte er noch nichts wissen, uns nicht schulterklopfend versichern wollen, so schlimm sei es ja nun doch nicht geworden — aber auch keine neuen Hiobsbot-