A 896 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 18|
3. Mai 2013T E C H N I K
ANATOMIE
Virtueller Seziertisch
Medizinstudierende der Universität Heidelberg können sich im Institut für Anatomie seit kurzem an zwei
„virtuellen Seziertischen“ einen Überblick über die Lage von Orga- nen, Blutgefäßen und Nervenfasern im menschlichen Körper verschaf- fen (www.ana.uni-heidelberg.de).
Die Hightechgeräte der Firma Anatomage Inc. zeigen die lebens- große dreidimensionale Darstellung eines Menschen, die an beliebigen Stellen geschnitten und – anders als bei der realen Präparation – von al- len Seiten betrachtet werden kann (www.anatomage.com/product-The Table.html). Die Computermodelle werden als Ergänzung im Präparier- kurs und bei Tutorien genutzt.
Die virtuellen Darstellungen ba- sieren unter anderem auf realen Schnittbildern, Daten der 3-D- Com putertomographie (CT) sowie grafischen Abbildungen der Struk- turen, die mit bildgebenden Verfah- ren nur schwer zu erkennen sind.
So können etwa CT-Aufnahmen der inneren Organe und des Skeletts um exakte Zeichnungen des Gefäß- und Nervensystems ergänzt werden.
Auch Kombinationen mit Röntgen- bildern oder MRT-Aufnahmen sind möglich.
Eine umlaufende Kamera am Rand des Tisches registriert Bewe- gungen auf der Bildschirmoberflä- che und erlaubt die Bedienung per Fingerzeig. Auf diese Weise ist es möglich, den virtuellen Körper be- liebig zu drehen, quer oder längs zu schneiden, Gewebsschichten zu ent- fernen und einzelne Bereiche zu ver- größern. Darüber hinaus sind CT- Aufnahmen von Menschen mit un- terschiedlichen Erkrankungen abruf-
bar. So können am dreidimensionalen Modell krankhafte Veränderungen wie Tumoren gezeigt werden, die an den Leichen sonst selten zu sehen sind oder weggeschnitten werden.
Für den Einsatz im Präparierkurs werden CT-Daten von den Körper- spendern, die in dem jeweiligen Kurs seziert werden, auf den Anato- mage-Tisch überspielt. „Ich zeige anhand der 3-D-Aufnahmen meiner Demonstrationsleiche, worauf es bei der realen Präparation am Nach- bartisch ankommt“, erläuterte Sara Doll, die als präparationstechnische Assistentin der Fachrichtung Medi- zin den Präparierkurs betreut. „Die Studierenden können direkt zwi- schen CT-Aufnahme und Situation im Körper vergleichen, das prägt sich besonders gut ein und ist später nicht mehr möglich. Außerdem macht die virtuelle Präparation sie schon in der Vorklinik mit radiolo- gischer Bildgebung vertraut.“
Der Tisch ergänzt das Seminar
„Virtuelle Anatomie“, welches das Institut für Anatomie als einziges Lehrinstitut in Deutschland in die- ser Ausführung anbietet. Im Semi- nar arbeiten die Studierenden in der Vorklinik mit Programmen, die Ra- diologen ursprünglich für die Kli- nik, etwa zur Operationsvorberei- tung, entwickelt haben. EB Am virtuellen
Seziertisch erhalten Heidelberger Medi-
zinstudierende parallel zum „realen“ Präparieren der Leichen einen hervorragenden Überblick über die Lage von Skelett, Organen, Blutgefäßen oder Nervenfasern.
Foto: Universitätsklinikum Heidelberg
Verschiedenartige Biobanken kön- nen seit kurzem simultan fall- und probengenau über ein vom Fraun- hofer-Institut für Biomedizinische Technik hierfür entwickeltes und in das Deutsche Biobanken-Register integrierte Portal durchsucht wer- den. Register und Projektportal sind mit einer einmaligen Registrierung zugänglich (Single sign-on unter:
www.biobanken.de). Die Suche läuft – datenschutzgerecht – auf anonymisierten Daten.
Am Portalaufbau haben sich zunächst sechs Biobanken be - teiligt:
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BioPsy, Fokus: Neuropsych - iatrische Erkrankungen (Mannheim)●
ColoNet, Fokus: Darmkrebs (Lübeck)●
Komp-Net HIV/Aids, Fokus:HIV/Aids (Bochum)
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Pediatric Diabetes Biobank, Fokus: Diabetes bei Kindern (Ulm)●
GHRC/HIV-Bank, Fokus: HIV/Aids; Impfstoff-Entwicklung (Saar- land)
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PopGen, Fokus: Epidemiolo- gie/Populationsgenetik (Kiel).Mit der Integration der anonymi- sierten Daten steht eine gemeinsame webbasierte Plattform für krank- heitsspezifische Biobanken und eine epidemiologische Kohorte zur Ver - fügung. Damit ist der „Proof of Con- cept“ einer für alle Bereiche der me- dizinischen Forschung gleichzeitig nutzbaren gemeinsamen Biobanken- Plattform erbracht. Das Projektportal steht allen im Deutschen Biobanken- Register verzeichneten Biobanken zur Integration ihrer Daten offen und wird stetig weiterentwickelt. EB
BIOBANKEN-PORTAL
Simultane Online-Recherche
Objektträger mit eingefärbten Gewebeproben
Foto: picture alliance