griff ab. Nach totaler Parathyreo- idektomie mit Replantation kann bis zur Funktionsaufnahme des Trans- plantates eine längerfristige (bis zu sechs Monaten) Kalzium-Substitu- tion erforderlich sein, die mit Vit- amin-D-Abkömmlingen kombiniert werden sollte (15).
Das PTH normalisiert sich beim pHPT, von Einzelfällen abgesehen, in der Regel bis zum dritten postope- rativen Tag. Die PTH-Spiegel beim sHPT fallen aufgrund der Exkre- tionsstörung verzögert ab. Ihre lang- fristige Normalisierung wird meist nicht erreicht. Im eigenen Kranken- gut stiegen sie postoperativ erneut
an als Hinweis auf die Funktion re- plantierten Epithelkörperchengewe- bes (16), betrugen jedoch nur etwa ein Zehntel der Ausgangswerte.
Die Symptomatik des Hyper- kalzämiesyndroms ist rasch rückläu- fig. Nephrolithiasis und Cholelithia- sis sind irreversibel, postoperativ je- doch nicht progredient und bedürfen gegebenenfalls weiterer Eingriffe (15). Pruritus und Knochenschmer- zen sprechen ebenfalls gut auf die operative Therapie an. Die Rückbil- dung der knöchernen Veränderun- gen kann sich über Monate bis Jahre erstrecken. Schwierig zu beeinflus- sen sind Weichteil- und Gefäßver-
kalkungen. Die Gefahr eines Er- krankungsrezidivs ist bei adäquater Therapie gering.
Die Zahlen in Klammem beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, zu beziehen über die Verfasser.
Anschrift für die Verfasser:
Professor Dr. med.
Theodor Junginger Klinik für Allgemein- und Abdominalchirurgie der Universität Mainz Langenbeckstraße 1 6500 Mainz
Kassenärztliche Arzneitherapie
Zu dem Kurzbericht von Prof. Dr. med. Hans Friebel und Mitarbeitern in Heft 42/1988
Funktionelle Störungen in der Mehrzahl
Die Autoren bemängeln den
"partiellen
Verzicht vieler Arzte auf naturwissenschaftliche Fundierung ihrer Therapieentscheidung". Die Mehrzahl der heutzutage in der täg- lichen Sprechstunde geklagten Be- schwerden fallen aber in die Katego- rie der funktionellen Störungen. Be- handlungsmethoden aus dem Reper- toire der Schulmedizin sind für die- sen Beschwerdetyp ein ungeeignetes Instrument, weil es sich um Störun- gen der Wahrnehmung und Erleb- nisreaktion handelt. In solchen Fäl- len muß sich die Therapie nach den Prinzipien der Zuwendung und Be- lohnung richten, wenn sie erfolg- reich sein soll.Die wissenschaftliche Medizin, vor allem die institutionalisierte, kann sich den Wünschen der Patien- ten gelegentlich verschließen, wenn sie irrational sind — nicht aber der niedergelassene Arzt! Würden sich die Ärzte ausschließlich auf die Be- handlung der Krankheiten beschrän- ken, die nach unserem heutigen Er- kenntnisstand definiert und mit na- turwissenschaftlichen Methoden, das heißt nach dem Kausalprinzip be-
handelbar sind, so wäre die Kosten- ersparnis enorm. Dies ginge aller- dings auf Kosten der allgemeinen Zufriedenheit. Unzufriedene Patien- ten in einer Gesellschaft, in der Ge- sundheit als das „höchste Gut" gilt, kann sich heute weder ein Politiker noch ein niedergelassener Arzt auf die Dauer leisten.
Prof. Dr. med. E. A. Schnieder HNO-Arzt
Hauptstraße 11c • 7913 Senden
Schlußwort Qualitätssicherung
Der jeweilige Anlaß für den Arzt, ein bestimmtes Arzneimittel auszuwählen und zu verschreiben, konnte aus den Dortmunder Verord- nungsdaten nicht erschlossen wer- den. Orientierende Informationen über die behandelte Morbidität konnte die Zuordnung der von etwa 250 Allgemeinärzten und Internisten verordneten Therapeutika zu den In- dikations-Hauptgruppen der Roten Liste vermitteln, ergänzt durch mehrstündige protokollierte Thera- piegespräche mit etwa 100 Dortmun- der Kollegen. Aus beiden Informa- tionsquellen ergaben sich keine Hin-
DISKUSSION
weise, daß die Erfahrung des Kolle- gen Schnieder, „die Mehrzahl der heutzutage in der täglichen Sprech- stunde geklagten Beschwerden fällt . . . in die Kategorie der funktio- nellen Störungen", verallgemeinert werden kann. Anwendungsempfeh- lungen und Verordnungshäufig- keiten der 1987 im deutschen Arz- neimittelmarkt führenden Fertigarz- neimittel (GKV-Index) und die Schwerpunkte der Verordnung in Dortmund weisen nicht in diese Richtung.
Unser Hinweis auf den partiel- len Verzicht vieler Ärzte auf eine na- turwissenschaftliche Fundierung ih- rer Therapieentscheidungen findet in dem Leitgedanken für indi- kationsgerechte qualifizierte Arz- neitherapie seine Begründung, daß eine rationale arzneitherapeutische Patientenversorgung die Verord- nung von Arzneimitteln erfordert, an deren Wirksamkeit kein vernünftiger Zweifel besteht. Wir sind der An- sicht, daß ein vierzigprozentiger An- teil von klinisch-pharmakologisch uneinheitlich oder negativ beurteil- ten Fertigarzneimitteln oder weniger sinnvoll zusammengesetzten Kombi- nationspräparaten unter den am häufigsten von Allgemeinärzten und Internisten verordneten Arzneien der Korrektur bedarf.
Prof. Dr. med. Hans Friebel Uferstraße 42 • 6900 Heidelberg A-546 (58) Dt. Ärztebl. 86, Heft 9, 2. März 1989