0 IS Grafik 1995 • 526 Que Eurobarometer
Teledoktor im Süden beliebter
Von je 100 Bürgern würden sich soviel vom Arzt per Bildschirm-Dialog
behandeln lassen
Deutschland 38
Frankreich 43
Griechenland 73
Spanien 70
Italien 69
Großbritannien 69
Dänemark 37
POLITIK NACHRICHTEN
Aus Bund und Ländern
Neue Methode zur Verringerung von Tierversuchen
BONN. Die vom Bundes- ministerium für Gesundheit 1994 mit dem Tierschutzfor- schungspreis ausgezeichnete Arbeit des Wissenschaftlers Prof. Dr. Dietrich Henschler (Institut für Toxikologie der Universität Würzburg) hat nun auch auf internationaler Ebene Anerkennung gefun- den. Die von Henschler und seinen Mitarbeitern ent- wickelte Zellkulturmethode als Ersatz für toxikologische Prüfungen an Hühnern wurde von der Organisation für wirt- schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in die Prüfrichtlinien zur Te- stung von Chemikalien aufge- nommen. Damit kann künftig auf die toxikologische Prü- fung an Hühnern verzichtet werden.
Die OECD schreibt in ihren Richtlinien Prüfmetho- den für Industriechemikalien fest. Sie werden inzwischen auch bei der Prüfung von Pflanzenschutzmitteln, Le- bensmitteln und Bedarfsge- genständen angewendet.
Durch die Harmonisierung innerhalb der 25 beteiligten Staaten wird eine Wiederho- lung von Tierversuchen ver- mieden; zudem werden im- mer mehr Alternativmetho- den eingeführt. WZ
Arbeitsgemeinschaft Geriatrie in
Bayern gegründet
MÜNCHEN. Hans Sitz- mann, ehemals Geschäftsfüh- rer der AOK in Bayern, hat im Ruhestand eine neue Auf- gabe übernommen: Er ist Vorstandsvorsitzender der neugeschaffenen „Arbeitsge- meinschaft Geriatrie Bay- ern". Sie wurde laut Satzung ins Leben gerufen, „weil die Verantwortung für die Ge- sundheit und die Lebensteil- nahme der älteren Menschen eine gemeinsame Aufgabe ist und deshalb auch die Weiter-
entwicklung der Versorgung eine gemeinsame, abge- stimmte Anstrengung sein muß".
Beteiligt sind sämtliche Krankenkassen Bayerns, die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns sowie Vertreter von Universitäten, Kliniken, Par- teien und des Landtags. Trä- ger ist der Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrent- ner Deutschland.
Die drei Maximen „Reha- bilitation vor Pflege", „ambu- lant vor teilstationär" und
„teilstationär vor stationär"
lassen sich nach Auffassung Sitzmanns nur dann zur Norm entwickeln, wenn alle Verant- wortlichen durch bewußtes Aufeinanderzugehen zu einer kooperativen, vernetzten, auf Ganzheitlichkeit ausgerichte- ten Betreuung gelangen. KG
Verstärkte Kontrollen bei Arbeitsunfähigkeit
BONN. Seit Jahresbeginn sind die Krankenkassen auf- grund einer im Zusammen- hang mit der Pflegeversiche- rung in Kraft getretenen Vor- schrift verpflichtet, den Medi- zinischen Dienst einzuschal- ten, wenn Zweifel an einer at-
Für eine ärztliche Behandlung durch Bildschirm-Dialog sprechen sich über- wiegend Bewohner von Staaten mit niedriger oder mitt- lerer Wirtschafts- kraft aus. Dagegen stehen die Bevölke- rungen der Länder Deutschland, Frank- reich und Dänemark dieser Behandlungs- art eher skeptisch gegenüber.
testierten Arbeitsunfähigkeit bestehen.
Den Arbeitgebern ist das Recht eingeräumt worden, von den Krankenkassen zu verlangen, daß ein Gutachten des Medizinischen Dienstes eingeholt wird, ohne dafür wie bisher „berechtigte Zwei- fel" an der Arbeitsunfähig- keit ihres Mitarbeiters glaub- haft machen zu müssen.
Seit Inkrafttreten des neu- en Entgeltfortzahlungsgeset- zes im Juni 1994 können Ar- beitgeber die Bescheinigung über die Arbeitsunfähigkeit bereits am ersten Fehltag ein- fordern. WB
Public Health boomt
BONN. Für die 94 Einzel- projekte der fünf regionalen Forschungsverbünde „Public Health" (an denen 13 Univer- sitäten partizipieren) hat das Bundesforschungsministeri- um für vier Jahre Fördermit- tel im Umfang von 55 Millio- nen DM zur Verfügung ge- stellt. Eine wichtige Zielset- zung dabei ist der Aufbau ge- eigneter interdisziplinärer Strukturen in Forschung und Lehre dieser noch jungen Dis- ziplin. Vorstellung des Mini- steriums ist es, daß auf länge-
re Sicht die Weiterführung entsprechender Vorhaben durch eine finanzielle Beteili- gung der Nutzer ihrer Ergeb- nisse ermöglicht wird.
Dieser Idee gegenüber sind die Krankenkassen offen- bar nicht abgeneigt. Vertreter der Spitzenverbände der ge- setzlichen Krankenversiche- rung äußerten ihre Bereit- schaft zu stärkerer Kooperati- on mit den Forschungsver- bünden. Sie stellten bei ent- sprechenden Mitspracherech- ten in der Auswahl von For- schungsthemen auch finanzi- elle Förderungen in Aussicht.
Sie regten bei einem Work- shop an, ökonomische und or- ganisatorische Gesichtspunk- te des gesundheitlichen Ver- sorgungssystems in Zukunft stärker zu berücksichtigen und auch den Nutzen thera- peutischer und diagnostischer Verfahren für die Patienten unter die wissenschaftliche Lupe zu nehmen. IW
Giftinfozentrum Erfurt:
1994 fast 6 000 Anrufe
DRESDEN. Das Gemein- same Giftinformationszen- trum (GGIZ) in Erfurt, an dem sich neben Mecklen- burg-Vorpommern und Sach- sen-Anhalt auch Sachsen und Thüringen finanziell beteili- gen, hat seinen ersten Tätig- keitsbericht vorgelegt. 1994 beantworteten die Mitarbei- ter des GGIZ demnach 5 949 Anrufe.
Die meisten Anfragen er- reichten das Zentrum aus Kli- niken (52 Prozent), außerdem aus Privathaushalten (19 Pro- zent) sowie Arztpraxen (16 Prozent). Bei 66 Prozent der Anrufe wurde das GGIZ we- gen akuter Vergiftungen kon- sultiert. In mehr als der Hälfte dieser Fälle (etwa 2 000 von rund 3 900) waren Kinder be- troffen.
Bei den auslösenden Fak- toren der Vergiftungen gab es kaum Unterschiede zwischen den Bundesländern: Arznei- mittel, chemische Produkte (zum Beispiel Haushalts- reiniger) und Pflanzen führ- ten stets die Liste an. LK A-920 (22) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 13, 31. März 1995