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Archiv "Berlin Geriatrie-Reform gefordert" (07.02.1992)

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Qualitätssicherung:

Ein unabdingbares „Muß"

Ziel aller Maßnahmen zur Qualitätssicherung in der Medizin ist es, Richtigkeit und Präzision bei Diagnose und Therapie zu erreichen.

Dabei muß die interne Qualitätssicherung Vorrang vor externen Kon- trollen haben. Qualitätssicherung sollte soweit wie möglich dem Prinzip der Freiwilligkeit folgen. Bei externen Qualitätssicherungs- maßnahmen muß die Beratung Vorrang vor Sanktionen haben. Im Vordergrund muß die Verbesserung der Patientenversorgung ste- hen; Wirtschaftlichkeitserwägungen sollten nicht mit Qualitätssiche- rungsmaßnahmen vermischt werden. So einige markante Thesen und Postulate eines Symposiums zum Thema „Qualitätssicherung in der Laboratoriumsmedizin — Trends in der Hämatologie" in Berlin, welches die Bundesärztekammer zusammen mit verschiedenen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften veranstaltete.

Berlin

Geriatrie-Reform gefordert

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

Nach Ansicht von Professor Dr.

med. Hermann Heimpel, Universität Ulm, der aus der Sicht der klinischen Hämatologie referierte, sind die An- forderungen an Verläßlichkeit, Ge- nauigkeit und Schnelligkeit von Ana- lysen im Kontext zum gesamten dia- gnostischen und therapeutischen Pro- zeß zu sehen. Je weitreichender die Konsequenzen aufgrund einer einzel- nen Analyse sind, desto größer müs- sen die Anforderungen an deren Qua- lität sein. Der behandelnde Arzt sollte darum möglichst präzise Anforderun- gen an die Analytik formulieren und die Ergebnisse angemessen in den Kontext anderer Daten einordnen.

Die Vielfalt der Analysemöglichkei- ten dürfe jedoch nicht dazu führen, daß mehr Daten angefordert werden, als für eine exakte Diagnostik- und Therapieabsicherung notwendig sind.

Hier müsse mehr an Kenntnissen und damit an Selbstsicherheit in der Aus- und Weiterbildungvermittelt werden.

Nach Auffassung von Professor Dr. med. Jürgen D. Kruse-Jarres, Stuttgart, der aus der Sicht der La- boratoriumsmedizin referierte, ist ei- ne gezielte Anforderung von Analy- sen angesichts des erreichten Stan- des in der Laboratoriumsmedizin ein unabdingbares Muß. Es helfe weder der Klarheit der diagnostischen Aus-

Weitere Vorträge spiegelten den aktuellen Stand der Qualitätssicherung in der hämatologischen Laboratori- umsdiagnostik wider. Ein Tagungsband mit den Refe- raten und Diskussionsbeiträgen wird vorbereitet.

sage noch der nicht mehr zu überse- henden Forderung nach einem ratio- nalen Mitteleinsatz, wenn ungezielt ein ganzer Katalog von Parametern angekreuzt und damit auch für den Laborarzt Erschwernisse bei der In- terpretation der Daten produziert werden. Keinen Zweifel ließ Profes- sor Kruse-Jarres an der Notwendig- keit zur Qualitätssicherung in der Laboratoriumsdiagnostik aufkom- men — dies vor allem, weil immer weiterreichende Konsequenzen auch aus einzelnen Analysenergebnissen gezogen werden.' )

Die Berliner Krankenhausge- sellschaft e. V. (BKG) hat an den Se- nat und an die Krankenkassenver- bände als Planungsbeteiligte appel- liert, bei der beabsichtigten Fort- schreibung des Berliner Kranken- hausplanes gleichzeitig Initiativen zur Versorgung der geriatrischen Pa- tienten im ambulanten und im statio- nären Bereich zu starten. Allein we- gen der Sondersituation von Ge- samt-Berlin und der dortigen überal- terten Bevölkerung seien sowohl im stationären Bereich als auch im am- bulanten und im teilstationären Be- reich Reformmaßnahmen zugunsten

Die zukünftige Entwicklung von Qualitätssicherungsmaßnahmen in der Laboratoriumsmedizin steht un- ter dem Vorbehalt von EG-Regelun- gen, die im Zuge des einheitlichen europäischen Binnenmarktes immer mehr Bereiche regeln. Dazu wurde in Berlin festgestellt, daß Verfah- rensregelungen wie die Qualitätssi- cherung in medizinischen Laborato- rien auf der Basis der „Eichordnung"

und des „Eichgesetzes", aber auch der „Medizingeräteverordnung" und des „Gerätesicherheitsgesetzes", in den Teilen, die sich an den Anwen- der richten, im Interesse des Patien- tenschutzes erhalten bleiben müs- sen. Dies sei — so Regierungsdirek- tor Dr. G. Schorn, Bundesministeri- um für Gesundheit — der Stand- punkt der Bundesregierung; dieser fließe in die Verhandlungen für ent- sprechende Regelungen auf EG- Ebene ein.

Für die Ärzteschaft wäre es wichtig, wenn eine größere Bereit- schaft bestünde, sich unmittelbar für das häufig „trocken" wirkende Nor- mierungsgeschehen zu interessieren und aktiv in nationalen und interna- tionalen Gremien mitzuarbeiten, um möglichst frühzeitig das medizini- sche Erfordernis in den einschlägi- gen Regelungen und Normen zu ver- ankern und einseitig an anderen In- teressen orientierte Regelungen zu verhindern. MB

der Geriatrie vordringlich. Der gel- tende Krankenhausplan von Berlin (von 1986) hätte jegliche „reformeri- schen Ansätze in der Geriatrie" ver- missen lassen.

Die Berliner Krankenhausge- sellschaft weist in ihren „Leitlinien zur Geriatrie-Reform" darauf hin, daß in Berlin (West und Ost) zur Zeit 490 000 Personen über 65 Jahre alt seien. Insbesondere durch die Unterversorgung im Ostteil der Stadt und die Vernachlässigung der statio- nären geriatrischen Versorgungsein- richtungen in den Ostbezirken seien kurzfristiges Handeln und eine nach- Dt. Ärztebl. 89, Heft 6, 7. Februar 1992 (25) A1-365

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„Psychiatrie im Abgrund"

haltige öffentliche finanzielle Förde- rung gefordert.

Im übrigen müsse auch im Be- reich der Geriatrie das Postulat der Trägervielfalt und der Subsidiarität gemäß § 1 Krankenhausfinanzie- rungsgesetz vollzogen werden. Der leistungsbedingte Mehraufwand für rehabilitative Maßnahmen im Be- reich der geriatrischen Versorgung müsse über die Pflegesätze finanziert werden.

Eine bedarfsgerechte Ausgestal- tung der stationären Angebotsstruk- tur müsse auch die Angebotsstruktur differenzieren in eine Akut-Geria- trie, in eine Rehabilitations-Geria- trie und in eine Langzeit-Geriatrie (Langzeit-Krankenpflege). Darüber hinaus müßten auch die Defizite in- haltlicher Art beseitigt werden.

„Übergangspflege"

Die BKG fordert krankenhaus- entlastende Einrichtungen wie semi- stationäre Versorgungsangebote, Tageskliniken sowie öffentlich geför- derte neue Modellvorhaben („Kran- kenwohnungen", „Betreutes Woh- nen" und „Angehörigen-Beratungs- stellen" an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versor- gung). Durch eine gezielte „Pflege- überleitung" und durch eine „Über- gangspflege" solle ein bruchloser Ubergang zwischen den verschiede- nen Versorgungsformen und Be- handlungsketten erfolgen. Ziel der Berliner Initiativen zur Geriatrie- Reform ist eine differenzierte, ge- stufte Versorgung mit unterschiedli- chen diagnostischen und therapeuti- schen sowie pflegerischen Einrich- tungen in der Akut-Geriatrie, in der Rehabilitations-Geriatrie und in der Geriatrie für Langzeitkranke. So sol- le ein abgestuftes geriatrisches Netz von Krankenhausleistungen sowie ambulanten Hilfen geschaffen wer- den.

Das bereits im Pflegeheimbe- reich praktizierte monistische Finan- zierungssystem (Betriebs- und Inve- stitionskosten werden von einem Ko- stenträger gedeckt) habe sich auch unter Wirtschaftlichkeitsaspekten bewährt; es sollte deshalb uneinge- schränkt beibehalten werden. HC

„. . . aber vor allem seid ihr herz- lose Menschen und wißt ja nicht, wie es einer Mutter dann zumute ist".

Das schreibt eine Kölnerin im Mai 1943, nachdem sie erfahren hat, daß ihr behinderter Sohn aus der Anstalt Hephata in Mönchengladbach „ver- legt" worden ist. Die evangelische Einrichtung, die in Mönchenglad- bach und Mettmann fast 900 geistig und psychisch behinderte Kinder be-

Lanclsch sverband Rheinland Archivberatungsstelle

Ralf Seidel Wolfgang Franz Werner

Psychiatrie

Im Abgrund

Spurensuche und Standortbestimmung nach den NS-PsyChtatne-Verbrechte

.Sept.i9e.

betakeleiter BauBl•r und Dr.med. Brandt

Bind unter Yeren.nr , .. bunn, t,t, - aisee cmmtl.:Ich tu teeti ,xaler Xrite er tu er - wetten, dant eutb seat.lteber irsexsea ,atneilt,r Kraniren iei britietniter beurteil, ihres Brat.

beiternetandee der Betateated far :Art ■eir..1m,

Der Umschlag des Buches zeigt die „Eutha- nasie"-Ermächtigung Adolf Hitlers mit dem Datum vom 1. September 1939.

treute, wurde nach langem Wider- stand dazu gezwungen, rund 550 Be- wohner in andere Einrichtungen zu bringen. 180 von ihnen wurden er- mordet.

Etwa 10 000 Patienten wurden ermordet

Die Darstellung des Schicksals der Bewohner der Anstalt Hephata im Dritten Reich ist Bestandteil ei- ner Dokumentation, die Einblick gibt in *die Situation von Anstalten und Kliniken im niederrheinischen Raum zur Zeit des Nationalsozialis- mus. Es ist nicht die erste Darstel- lung dieser Art. Ähnliche Studien

wurden bereits für andere Regionen im Bundesgebiet erstellt. „Die Aus- einandersetzung mit diesem dunklen Kapitel unserer Geschichte ist über- aus wichtig. Indem wir uns mit der Vergangenheit auseinandersetzen, können wir unsere eigenen Maßstä- be immer wieder von neuem in Frage stellen," sagte Dr. Ralf Seidel, ärztli- cher Leiter der Klinik Mönchenglad- bach und Mitherausgeber der Doku- mentation, vor Journalisten.

Die Beiträge der Studie „Psych- iatrie im Abgrund" entstammen ei- nem Symposion „Medizin ohne Menschlichkeit", das die Landeskli- nik Mönchengladbach anläßlich des 50. Jahrestages der „Euthanasie"- Ermächtigung im Jahr 1989 veran- staltet hatte. Berichtet wird über den Umgang mit hilfs- und behandlungs- bedürftigen Menschen. Tausende Psychiatrie-Patienten wurden in An- stalten außerhalb der Rheinprovinz

„verlegt". Etwa 10 000 von ihnen starben. Der überwiegende Teil wur- de in Vernichtungsanstalten wie Ha- damar und Meseritz-Obrawalde er- mordet.

Die Klärung von Patientenschicksalen

Die Autoren der Beiträge nä- hern sich ihrem jeweiligen Thema auf unterschiedliche Weise. Einige versuchen die Verstrickungen von kleineren rheinischen Anstalten in das nationalsozialistische „Euthana- sie"-Programm nachzuweisen und bemühen sich um die Klärung von Patientenschicksalen. Andere unter- nehmen Versuche zur Standortbe- stimmung und reflektieren unter an- thropologischen, historischen, philo- sophischen und psychiatrischen Ge- sichtspunkten die Verbrechen an be- hinderten Menschen und beschrei- ben ihre Bedeutung für den heutigen Umgang mit psychisch Kranken. Kli

(Ralf Seidel/ Wolfgang Franz Werner (Hrsg.), Psychiatrie im Abgrund. Spurensuche und Standortbestimmung nach den NS-Psych- iatrie-Verbrechen, Rheinprovinz Band 6 der Ar- chivberatungsstelle des Landschaftsverbandes Rheinland, Rheinland-Verlag, Köln 1991, 182 Seiten, 24 DM)

A1-366 (26) Dt. Ärztebl. 89, Heft 6, 7. Februar 1992

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