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Archiv "Drogenpolitik: Zu Leserbriefen" (28.03.1997)

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A-794 (6) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 13, 28. März 1997

Drogenpolitik

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Schritt ins Abseits“ von Norbert Jachertz in Heft 7/1997:

Vorhandene Therapie- plätze nutzen

. . . Es ist falsch, daß es viel zu wenig Therapieplätze für Drogenabhängige gibt. Rich- tig ist vielmehr, daß vorhan- dene Therapieplätze nicht ge- nutzt werden.

Wenn ein Drogenabhängi- ger abstinent leben will, bin ich jederzeit in der Lage, einen Therapieplatz zur Verfügung zu stellen. Sollte es so sein, daß meine Klinik randvoll be- legt ist, rufe ich einen Kolle- gen an und reiche den Thera- pieplatzbewerber weiter. Es ist in den letzten zehn Jahren nie vorgekommen, daß alle Fachkliniken für Drogen- entwöhnungsbehandlungen gleichzeitig voll waren. Über die Therapieplatz-Informati- onsbörse (TIB) in Köln erfah- re ich unter der Telefonnum- mer 02 21-21 60 93 jederzeit, wo es freie Plätze gibt.

Wenn trotzdem die Lüge von den angeblichen Warteli- sten immer wieder neu ver- breitet wird, sehe ich dafür folgende Ursachen:

l Der Drogenabhängige hat eine zwiespältige Motiva- tion zur Abstinenz und be- wirbt sich nur in der Klinik, von der er weiß, daß sie voll ist, nach dem Motto: solange ich warten muß, habe ich ei- nen Grund, weiter Drogen nehmen zu müssen, nehme ich Methadon oder Heroin

„zur Überbrückung“.

l Inflexible bürokratische Leistungsträger wie die BfA

schreiben den Drogenabhän- gigen vor, daß nur Kliniken im selben Bundesland oder mit einem bestimmten Kon- zept von ihnen belegt werden.

Auf diese Weise verhindern sie, daß ihre Versicherten so- fort Hilfe zur Abstinenz be- kommen. Böswillig formu- liert: solange mein Versicher- ter auf irgendeiner Warteliste steht, verursacht er mir keine Kosten.

l Vereinzelt mag es lei- tende Ärzte geben, die selbst derart narzißtisch gestört sind, daß sie einen hilfesu- chenden Drogenabhängigen lieber auf der eigenen Warte- liste „verhungern“ lassen, als daß sie ihn an eine andere Klinik, die gerade sofort auf- nehmen kann, weiterleiten.

Eine Klinik mit Warteliste ist nicht etwa Zeichen für Qualität, sondern Ausdruck schlechter Organisation und überheblicher Arroganz, so- lange nicht alle Häuser voll sind.

Durch die von der Kohl- Regierung zu verantworten- den Spargesetze sind die Leistungsträger gezwungen, 25 Prozent der Therapieko- sten einzusparen. Infolgedes- sen werden durch Nichtge- währung von Kostenzusagen 25 Prozent der vorhandenen Therapieplätze leer stehen, solange sich die Versicherten dies gefallen lassen. In dieser Situation dem kostspieligen Ausbau neuer Therapieplät- ze das Wort zu reden. . . ist schlicht Unsinn. Ungewollt wird damit der Suchtmittel- verteilungspraxis das Wort geredet.

Dr. med. Ralf Cüppers, Phö- nix-Haus Peers Hoop, We- sterstraße 4, 24969 Sillerup S P E K T R U M

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