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Archiv "Drogenpolitik: Widerspruch" (14.03.1997)

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A-628 (8) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 11, 14. März 1997 faul“, ich kann kein frisches

legen. Ob eine ärztliche Ethikkommission Richtlinien für eine Hierarchie medizini- scher Wirklichkeit aufstellen sollte? Ob wir einen „Preis- Leistungs-Katalog“ entwik- keln? Vielleicht werden da- mit ohnehin bald die Kran- kenkassen anfangen . . .

J. D. Fuhr, Die Schmittenhö- fe 25, 34537 Bad Wildungen

Wenig Sachverstand

. . . Wer mit dem Hinweis auf das gesellschaftliche Phä- nomen der unterschiedlichen

„Beurteilung des Stellenwer- tes der eigenen Gesundheit“

Alkoholikerin einem Satz mit Drachenfliegern und Renn- fahrern nennt, hat offensicht- lich immer noch nicht reali- siert, daß Alkoholabhängig- keit eine schwere psychische Erkrankung ist (übrigens die zweithäufigste nach Depres- sionen) und nicht mit eigener Risikoabschätzung zu tun hat.

Es ist schon ärgerlich ge- nug, daß die Medien wenig sensibel und eher sensatio- nell alljährlich den neuer- lichen deutschen „Weltre- kord“ im Pro-Kopf-Alkohol- konsum vermelden. Wenn nun auch Mediziner in einem Fachorgan den Herren nach dem Mund reden, die den Konsum von Alkohol tolerie- ren und fördern, die Opfer, nämlich die Erkrankten, aber in eine selbstverschuldete Ecke stellen, beweisen sie we- nig Sachverstand . . .

Wolfgang Schmitt-Tecklen- burg, Arbeitskreis Alkohol in der Freien Hansestadt Bremen, Osterdeich 63, 28203 Bremen

Drogenpolitik

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Schritt ins Abseits“ von Norbert Jachertz in Heft 7/1997:

Widerspruch

Der Meinung von Herrn Jachertz und einem Teil der Ärzteprominenz muß ich vehement widersprechen:

Heroin und Kokain sollen weiterhin nur durch die Ver- brecherorganisationen ver- kauft werden. Die guten Er- fahrungen, die man in Zürich mit der kontrollierten Abga- be (auf Rezept natürlich) ge- macht hat, werden totge- schwiegen. Und man lernt nichts daraus, daß China bei- spielsweise erwischte Dealer erschießen oder aufhängen läßt und immer weitere Dea- ler erwischt werden, weil die Todesstrafe auch hierbei nicht abschreckt. Die Prohi- bition in den USA hat den Lernfähigen gelehrt, daß Ver- bote ein Anreiz sind, diese zu umgehen, und damit viel Geld zu verdienen ist . . . Ich meine: auch Lernen muß ge- wollt sein.

Dr. med. K. H. Kramer, Von- der-Leyen-Straße 13, 66907 Glan-Münchweiler

Ärgerlich

Es ist schon recht ärger- lich, was für unausgegorene Geistesprodukte man auf Sei- te eins des Ärzteblattes zu le- sen bekommt. Man mag ja geteilter Meinung sein, wie- viel Nutzen Substitutionspro- gramme in der Suchttherapie letztendlich erbringen, bei der Debatte darüber sollte man aber vermeiden, daß die Argumente, die man ins Feld führt, allzu albern klingen.

Da tippt doch Herr Jachertz tatsächlich darauf, daß die Drogenbosse sich ins Fäust- chen lachen, wenn Vater Staat als Abnehmer (für Heroin) auftritt. So ein Argu- ment würde sogar so man- chem beim Frühschoppen im Gasthaus „Zum strammen Ochsen“ als unsinnig erschei- nen, denn Heroin, so darf ich die Redaktion des Ärzteblat- tes aufklären, kann bereits seit den zwanziger Jahren von jedem Pharmaproduzenten für Pfennigbeträge herge- stellt werden. Sie brauchen also nicht zu befürchten, daß Seehofer im Falle eines Mo- dellversuches seine Mitarbei- ter zum Einkauf des Substitu- tes auf die Platte schicken müßte und daß er dort dann

S P E K T R U M LESERBRIEFE

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A-630 (10) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 11, 14. März 1997 zur Freude der Drogenbosse

die Schwarzmarktpreise in die Höhe treibt.

Und wenn es schon um die Kostenfrage geht, dann scheint es mir doch eine der billigsten Lösungen zu sein, ökonomisch denkbare Wege als bequemen Ausweg zu verwerfen und mit ein paar vollmundigen Worten dar- über zu klagen, daß sich der Staat kaum noch für den Ausbau teurer Therapieplät- ze gewinnen läßt. Daß sich teure Lösungen im Gesund- heitswesen heute kaum noch durchsetzen lassen, sollte der Redaktion des Ärzteblattes bekannt sein, wenn nicht, empfehle ich Ihnen, einmal bei sich selbst nachzulesen.

Deshalb ist die Klage über den mangelnden Ausbau teu- rer Therapieplätze besonders billig, weil jeder doch weiß, daß das wohlfeile Klagen vor leeren Kassen zu nichts ande- rem mehr nützt, als einen tu- gendhaften Eindruck zu er- wecken. So ist der Artikel tatsächlich, was sein Titel verheißt: ein „Schritt ins Ab- seits“ ernstzunehmender Dis- kussionsbeiträge.

Dr. Michael Depner, König- steiner Straße 18 b, 45529 Hattingen

Realitätsfern

Auf mich, als Arzt in ei- ner Drogenberatungsstelle, wirken die veröffentlichten Statements realitätsfern und frei von jeder Fachkenntnis.

Heutzutage noch von Hero- insüchtigen zu sprechen ist bereits Wischerei. Das, was die Konsumenten sich im Raum Hamburg zuführen, ist jedenfalls die einzige mir be- kannte intravenöse Applika- tionsart von Paracetamol (zir- ka 80 Prozent) mit einer Bei- mengung von acht bis zwölf Prozent der Substanz, über die hier beraten wird (Quelle:

LKA Hamburg). Wissen wir beim Diacetylmorphin noch eine ganze Menge über Wir- kung und Nebenwirkungen, so stehen wir bei diesem Stoffgemisch absolut vor dem Aus. Undenkbar, einem Dia-

betiker Paracetamol mit einer Beimengung an Insulin zu re- zeptieren. Und eben da ha- ben wir leider dann doch eine medizinische Begründung, festgehalten in Berufsord- nung und Arzneimittelgesetz, denn darunter fällt die Sub- stanz, so sie in der BtmVV er- wähnt ist.

Am ärztlichen Stand- punkt, der auf Therapie und Rehabilitation setzt, will ich bei der Heroinabhängigkeit genauso wenig rütteln wie beim Herzinfarkt. Trotzdem ist bei letzterem die Gabe von Diazepam i.v. im Einzelfall sinnvoll, nicht Therapie, aber eine Erstmaßnahme von vie- len. Heftig widersprechen muß ich, jedenfalls für den norddeutschen Raum, es gä- be zu wenig Therapieplätze.

Wenn denn jemand eine The- rapie anstrebt, ist der Platz die geringste Hürde. Es man- gelt jedoch an Plätzen für die Entgiftung davor. Die Warte- zeiten betragen oft Monate und wirken sich ausgespro- chen motivationsmindernd aus . . . Es lohnt aber auch, sich die Therapieeinrichtun- gen genauer anzusehen. Wir haben nicht wenige Besucher, die bereits mehr als eine Ab- stinenztherapie ohne dauer- haften Erfolg absolviert ha- ben. Einer meiner Patienten hat unter dem Druck der Ju- stiz, sich einer Therapie zu unterziehen oder inhaftiert zu werden, in nur eineinhalb Jahren 14 (!) Entgiftungen und vier Therapien über sich ergehen lassen, zu Lasten der Solidargemeinschaft. Sicher kein Einzelfall. Aber prima!

Ganz dem „ärztlichen Stand- punkt“ gemäß.

Bei der Freigabe von Heroin denkt niemand daran, den Süchtigen zu schaden oder irgendwelche Gefahren zu verharmlosen. Genauso polemisch ist es, anzuneh- men, Vater Staat würde als Abnehmer bei den Drogen- bossen fungieren. Vielmehr gilt es, das Spektrum der Akutbehandlung um eine weitere Maßnahme zu erwei- tern . . .

Manfred Muske, David- straße 30, 20359 Hamburg S P E K T R U M

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