DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Chronische Erkrankungen
Die Kollagenosen (im engeren Sinn: Lupus erythematodes disse- minatus, Panarteriitis, Sjögren- Syndrom, Polymyositis, Skleroder- mie) zeigen viele Misch- und Sub- formen (Herzer/München), etwa in der Gestalt des Sharp-Syndroms.
Von der rheumatoiden Arthritis (früher primär chronische Poly- arthritis) gerade im frühen Stadi- um schwer zu trennen, werden sie oft fälschlich mit Gold behandelt.
In Speziallaboratorien gibt es heu- te eine Fülle von Antikörper- und anderen Tests, die die Zuordnung und Stadienbeurteilung mit hoher Sicherheit ermöglichen.
Hyperthyreose
Eine schleichende Hyperthyreose (Usadel/Mannheim) zu erkennen, war bei atypischen Verläufen, vor allem ohne ausgeprägte sympathi- kotone vegetative Erscheinungen, immer schon ein Problem. Man- che unklare Herzinsuffizienz oder Rhythmusstörung fand in metabo- lischen Hyperthyreosen ihre Erklä- rung. Per definitionem kann die la- tente Hyperthyreose eine periphe- re Euthyreose aufweisen bei sup- primierter Produktion des thyreo- tropen Hormons (TSH). Usadel un- terschied zwischen autoimmunen Formen, zum Beispiel M. Basedow (mit oder ohne Struma) sowie au- tonomen Adenomen beziehungs- weise disseminierter Autonomie der Schilddrüse. Er betonte be- sonders auch die psychosomati- schen Veränderungen wie Depres- sion, Ängstlichkeit, emotionale Ir- ritabilität, Mangel an Aktivität.
Myelodysplasie
Die seit Dameshek bekannte, aber heute viel besser erforschte Mye- lodysplasie (Hunstein/Heidelberg) läuft unter Bezeichnungen wie
„Präleukämie" (meist als aplasti- sches Syndrom und therapiere- fraktäre Anämie!), auch mit einzel- nen Paraleukoblasten als soge- nannte „smoldering leukemia".
Sie kann jederzeit in eine akute Leukämie übergehen. Predniso-
Ion, Androgene, Pyridoxin (rund zehn Prozent Besserungen) haben bisher ebenso enttäuscht wie der frühe Einsatz von Zytostatika.
Hunstein hatte noch die besten Er- gebnisse mit niedrig dosiertem Cytosin-Arabinosid (Ara-C), Reti- noiden, 1,25 Vitamin D3.
Maligne Lymphome
Wilms/Würzburg referierte über Vor- und Frühstadien maligner Lymphome. Hier fällt die Tren- nung von Aktivierungen des lym- phatischen Systems (bei zahlrei- chen Erkrankungen) und maligner Transformation trotz beträcht- licher Fortschritte in den letzten Jahren —vor allem mit monoklona- len Antikörpern — immer noch schwer. Die infektiöse Mononu- kleose, verursacht durch das Ep- stein-Barr-Virus, stellt etwa den Grenzbereich dar, da das gleiche Virus zum Burkitt-Lymphom und (vor allem bei Chinesen) zu mali- gnen Tumoren des Schädels füh- ren kann. Andere Grenzfälle sind Speicheldrüsengeschwülste bei vorbestehendem Sjögren-Syn- drom (also einer Kollagenose) oder die angioplastische Lym- phogranulomatosis X von Lennert.
Entscheidend für die Beurteilung ist der Übergang von einer poly- klonalen (benignen oder semima- lignen) Form in eine monoklonale (das heißt maligne) Form.
Paraneoplastische Syndrome Wilmanns/München referierte über die paraneoplastischen Syn- drome. Sie können auftreten, schon bevor ein Tumor mit endo- skopischen und bildgebenden Verfahren nachweisbar ist. Dabei ist für die Definition die Ektopie wichtig: Das hormonal wirksame Peptid darf nicht im betroffenen Organ ohnehin (intopisch) gebil- det werden. Es gibt alle Arten von endokrinen (oft mehreren) Über- funktionen, neurologischen, hä- matologischen, dermatologischen Krankheitsbildern. Von den Neo- plasien sind am häufigsten Bron-
chialkarzinome, Pankreaskarzino- me und (auch im Magen-Darm-Be- reich angesiedelte) APUDome (Amin Precursor Synthese oder Uptake mit Decarboxylierung).
Entscheidend ist es, bei Syndro- men der genannten Art nach ei- nem Tumor zu fahnden oder eng- zeitlich zu beobachten. Tumoren können nach Kramer/Bonn auch zu gefährlichen Störungen der Isotonie oder Isoionie führen, die sofortiges Eingreifen oder inten- sivpflegerische Maßnahmen erfor- dern. Kramer behandelte in die- sem Zusammenhang die Hyper- natriämie, die Hypokaliämie, die Hypokalzämie, Störungen im Ma- gnesium- und Phosphathaushalt.
Prof. Dr. med. Rudolf Gross Haedenkampstraße 5 5000 Köln 41
NOTIZ
Malignes Melanom
Beitrag von Professor Dr. med.
Egon Macher in Heft 7/1986, Seiten 407 bis 409
Zu dem im Rahmen der Karzinom- Serie veröffentlichten Beitrag wer- den wir von Herrn Dr. med. H.
Rauschecker, Leitender Arzt der Sektion Chirurgische Onkologie der Universität Göttingen, sowie von Professor Dr. med. Th. Jungin- ger, Leiter der Chirurgischen Kli- nik und Poliklinik der Universität Mainz, darauf hingewiesen, daß in beiden Universitätskliniken die Hypertherme Perfusion mit regio- naler Chemotherapie ebenfalls durchgeführt wird. Die entspre- chende Passage auf Seite 409 muß daher lauten:
„3.1.3 Transitmetastasen der Ex- tremitäten:
Hypertherme Perfusion mit regio- naler Chemotherapie (in der Bun- desrepublik Deutschland: Chirur- gische Kliniken Erlangen, Essen, Gießen, Göttingen, Heidelberg, Köln, Mainz, München)." MWR 1378 (76) Heft 19 vom 7. Mai 1986 83. Jahrgang Ausgabe A