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Archiv "Ärztestatistik: Moderater Zugang, Überalterung setzt sich fort" (14.05.2004)

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nde 2003 waren in Deutschland 388 201 Ärztinnen und Ärzte bei den Ärztekammern registriert, meldet die jüngste Statistik der Bun- desärztekammer (Köln). Dies sind 1,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und entspricht in etwa den Steigerungs- raten der vorhergegangenen Jahre.

Zieht man von der Gesamtzahl aller Ärztinnen und Ärzte die 84 084 Ärz- tinnen und Ärzte ohne ärztliche Tätig- keit ab, gab es Ende 2003 in West- und Ost-Deutschland 304 117 berufstätige Ärztinnen und Ärzte, also 3 750 mehr als am 31. Dezember 2002. Der Zu- gang mit 1,0 Prozent ist damit geringer als im Vorjahr. Damit setzt sich der Abschwächungstrend der letzten Jah- re fort. Die Zuwachsraten der letzten drei Jahre betrugen 1,1 Prozent (2002), 1,2 Prozent (2001) und 1,5 Pro- zent (2000). Diese Daten verdecken allerdings, dass es regionale Unter- schiede gibt. So ist in Westfalen-Lippe die Zahl der berufstätigen Ärzte um 0,2 Prozent gesunken. Bei den einzel- nen Arztgruppen fallen die Zuwachs- raten unterschiedlich aus. Relativ große Steigerungsraten sind bei den Gebieten Herzchirurgie (+18,7 Pro- zent), Plastische Chirurgie (+17 Pro- zent), Psychiatrie und Psychotherapie (+15,2 Prozent) sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychothera- pie (+10,8 Prozent) zu finden. Die größten Rückgänge gab es bei Ärz- ten folgender Gebietsbezeichnungen:

Pathologische Physiologie (–7,1 Pro- zent), Biochemie (–5,2 Prozent) sowie Lungen- und Bronchialheilkunde (–2,6 Prozent).

Eine Aufteilung nach Tätigkeitssek- toren (Arztstruktur) gibt folgendes Bild: Im ambulanten Sektor waren Ende letzten Jahres 132 349 Ärztinnen

und Ärzte berufstätig. Im stationären Sektor waren 145 536 (+ 1,2 Prozent) Ärztinnen und Ärzte tätig. Die Zu- wachsrate liegt damit auf dem Niveau des Vorjahres (1,1 Prozent). Unter den Klinikärzten dominieren rund 130 800 in nichtleitender Funktion. In leiten- der Position (Chef- und Oberärzte) waren rund 14 700 Krankenhausärzte tätig. Unter den Krankenhausärzten waren rund 11 000 für Spezialgebiete ermächtigt, an der ambulanten Versor- gung teilzunehmen. Mehr als ein Fünf- tel der Hochschulabsolventen beginnt nach dem Staatsexamen nicht mehr das Pflichtpraktikum von 18 Monaten als Arzt beziehungsweise Ärztin im Praktikum. Meldeten sich im Jahr 1998 noch 7 862 Absolventen des Medizin- studiums bei den Ärztekammern an, so betrug die Zahl Ende 2002 nur noch 6 675. Dies entspricht einem Rück- gang von 15,1 Prozent in diesen vier Jahren. 2003 verzeichneten die Ärzte- kammern 6 802 Neuzugänge an Ärz- ten im Praktikum.

Ursachen des Ärztemangels

Die Ursachen des Phänomens Ärzte- mangel liegen in einer Zangenbewegung begründet: Bedingt durch die ungünstige Altersstruktur, gehen viele Ärzte in der nächsten Zeit in den Ruhestand. Zu- gleich bricht der Nachwuchs weg, weil immer weniger junge Ärzte bereit sind, in der kurativen Patientenversorgung tätig zu werden. 2003 ist die Zahl der am- bulant tätigen Ärzte in sechs Ärztekam- merbezirken (alle neuen Bundesländer und Bremen) gesunken.

Aufgrund des geringen Zugangs an jungen Ärzten verschiebt sich die Al- tersstruktur weiter zu den älteren Jahr-

gängen. So verringerte sich der Anteil der unter 35-Jährigen von 17 Prozent im Jahr 2002 auf jetzt 16,5 Prozent. Im Jahr 1991 betrug dieser Wert noch 27,4 Prozent. Seit dieser Zeit ist der Anteil der jungen Ärzte um 40 Prozent gesun- ken. Gleichzeitig betrug der Anteil der über 59-Jährigen im Jahr 2002 10,6 Prozent. 1991 lag dieser Wert noch bei 7,5 Prozent.

Der Anteil der Ärztinnen an der Gesamtzahl der berufstätigen Ärzte ist 2003 leicht angestiegen und hat jetzt 38,2 Prozent der Gesamtzahl (2002:

37,9 Prozent) erreicht. Der Anteil der Ärztinnen an den berufstätigen Ärz- tinnen und Ärzten lag 1991 noch bei rund einem Drittel (33,6 Prozent).

Seitdem hat sich der Frauenanteil um 13,7 Prozent erhöht. Der Anteil der Ärztinnen an den ambulant tätigen Ärzten ist 2003 deutlich von 33,7 Pro- zent auf 36,1 Prozent gestiegen. Damit hat sich auch im niedergelassenen Be- reich die steigende Tendenz des Anteils der Ärztinnen bestätigt.

Die Zahl der niedergelassenen Ärz- tinnen und Ärzte stieg um 1 063 Ärz- tinnen und Ärzte – dies entspricht 0,9 Prozent – auf 124 203. Weil im gleichen Zeitraum die Zahl der bei der Kas- senärztlichen Bundesvereinigung regi- strierten Vertragsärzte um 0,5 Prozent auf 116 695 Ärzte, die in 96 084 Praxen praktizieren, stieg, bedeutet dies einen höheren Anstieg der Zahl der aus- schließlich privatärztlich tätigen Ärz- tinnen und Ärzte.

Die Zunahme bei den Vertragsärzten resultiert daraus, dass bei Kinder- und Jugendpsychiatern (6,7 Prozent), Pa- thologen (4,4 Prozent), Mund-/Kiefer-/

Gesichtschirurgen (4 Prozent) und Anästhesisten (3,1 Prozent) relativ hohe Zuwachsraten festzustellen sind.

Nachdem die vertragsärztlich tätigen Psychotherapeuten in den letzten bei- den Jahren zahlenmäßige Rückgänge zu verzeichnen hatten, konnten sie im vergangenen Jahr mit 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr eine beachtliche Zuwachsrate aufweisen. Die Zahl der Psychologischen Vertrags-Psychothera- peuten hat im Bundesgebiet um 4,9 Prozent zugenommen. Die Zahl der Kinder- und Jugendlichenpsychothera- peuten ist um 5,8 Prozent gestiegen. Bei der Berufsgruppe der Psychotherapeu- T H E M E N D E R Z E I T

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A1396 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2014. Mai 2004

Ärztestatistik

Moderater Zugang,

Überalterung setzt sich fort

Ergebnisse der jüngsten Statistik der Bundesärztekammer

und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

(2)

ten ist bundesweit ein Anstieg um 5,4 Prozent zu verzeichnen. Es gibt aller- dings auch Rückgänge bei den Ver- tragsärzten, und zwar bei den Augenärz- ten um 0,1 Prozent, bei den Kinderärz- ten um 0,5 Prozent, bei den Nervenärz- te/Neurologen/Psychiatern um 0,9 Pro- zent und bei den Hausärzten um 0,2 Prozent. Die Zahl der Hausärzte ist im Zuständigkeitsbereich von zwölf Kas- senärztlichen Vereinigungen zurückge- gangen. Gravierend entwickelt sich die Situation in den neuen Bundesländern.

Dort sind Hausarztzahlrückgänge zwi- schen 1,1 Prozent in Sachsen-Anhalt und 2,1 Prozent in Brandenburg zu ver- zeichnen. Die Zahl der Vertragsärzte in den neuen Bundesländern ist gering- fügig – um 0,02 Prozent – gesunken.

Dies beruht vor allem darauf, dass folgende Vertragsarztgruppen zahlen- mäßige Rückgänge zu verzeichnen ha- ben: Urologen (0,3 Prozent), Hautärzte (0,6 Prozent), Frauenärzte (0,7 Prozent), Chirurgen (0,9 Prozent), Augenärzte (1,2 Prozent), HNO-Ärzte (1,2 Pro- zent), Hausärzte (1,3 Prozent), Kin- derärzte (2,0 Prozent). Fasst man die Tätigkeitsfelder bei Behörden/Körper- schaften und in sonstigen Bereichen zu- sammen, so waren dort mit 26 232 etwa 1,3 Prozent mehr Ärztinnen und Ärzte tätig als im Vorjahr. Der Anteil der be- rufstätigen Ärzte, die in diesem Bereich tätig sind, liegt damit wie im Vorjahr bei 8,6 Prozent. Er ist damit über die Jahre gesehen relativ konstant. Daher gibt es

keinen Hinweis darauf, dass approbier- te Ärzte ihren klassischen Tätigkeits- feldern Krankenhaus und Praxis den Rücken kehren und sich vermehrt Tätigkeiten in anderen Bereichen zu- wenden.

Ohne ärztliche Tätigkeit

Der Anteil der Ärztinnen und Ärzte, die nicht ärztlich tätig sind, hat sich im Jahr 2003 um 4,7 Prozent erhöht. Dies entspricht 3 802 Ärztinnen und Ärzten.

Der Zuwachs liegt damit höher als in den beiden Vorjahren, als die Zuwachs- raten 3,8 Prozent beziehungsweise 3,6 Prozent betrugen. Von den Ärztinnen und Ärzten ohne ärztliche Tätigkeit sind 54 Prozent im Ruhestand, 1,6 Pro- zent sind berufsunfähig, 0,4 Prozent be- finden sich in der Freistellungsphase der Altersteilzeit, 5,6 Prozent sind aus- schließlich im Ausland tätig, 2,5 Prozent sind berufsfremd tätig, 5,7 Prozent be- finden sich in der Elternzeit, 11,8 Pro- zent sind arbeitslos, und schließlich ge- ben 18,3 Prozent einen sonstigen Grund an. Am Stichtag, dem 15. September 2003, waren bei den Arbeitsämtern nur noch 5 910 Ärztinnen und Ärzte als arbeitslos gemeldet. Dies bedeutet einen Rückgang um 161 Ärztinnen und Ärzte beziehungsweise 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Seit gesamtdeutsche Zah- len vorliegen (1993), wurden noch nie so wenig arbeitslose Ärztinnen und

Ärzte registriert. Der Anteil der Ärztin- nen unter den Arbeitslosen beträgt 60,7 Prozent (3 589).

Die Zahl der in Deutschland tätigen ausländischen Ärztinnen und Ärzte ist 2003 um 1 158, das sind 7,2 Prozent, auf 17 318 gestiegen. Die Zuwachsrate ist höher als im letzten Jahr (6,7 Prozent) und liegt auch drastisch über der der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte.

Besonders ausgeprägt stellt sich die Wachstumsrate der ausländischen Ärz- tinnen und Ärzte dar, die im Kranken- haus tätig sind; sie beträgt 12,3 Prozent.

Die stärksten Zuwächse verzeichnen mit 1 100 Ärzten die Ärztinnen und Ärzte aus den europäischen Staaten.

Der größte Zustrom konnte aus Polen (185), Österreich (166), der Ukraine (115), sowie Russland/ehemalige So- wjetunion (98) verbucht werden. Die größte Abwanderung erfolgte, wie bereits im Jahr zuvor, durch iranische Ärztinnen und Ärzte (85).

Ausländische Ärzte füllen auf

Dem Nachwuchsmangel wird dadurch entgegengewirkt, dass verstärkt Ärzte im osteuropäischen Ausland und Öster- reich angeworben werden. Vakante ärztliche Stellen in den Krankenhäu- sern der neuen Bundesländer können fast nur noch mit Ärzten aus Polen, Russland, der Ukraine, Tschechien und der Slowakei besetzt werden. Die Zahl der ausländischen Ärzte, die in den Krankenhäusern der neuen Bundeslän- der arbeiten, ist im Jahr 2003 um 56,4 Prozent gestiegen, die Zahl der osteu- ropäischen Ärzte in diesen Kranken- häusern um 90,6 Prozent. Ohne die aus- geprägte Zuwanderung ausländischer Ärzte in die neuen Bundesländer wäre die Zahl der berufstätigen Ärzte dort um 0,2 Prozent gesunken. Dies bedeu- tet, dass das deutsche Gesundheits- wesen in zunehmendem Maße vom

„Import“ ausländischer Ärzte abhängig wird. Ohne den erhöhten Zustrom an ausländischen Ärzten, der seit zwei Jahren zu beobachten ist, ist dessen Funktionsfähigkeit gefährdet.

Dr. rer. pol. Thomas Kopetsch Kassenärztliche Bundesvereinigung Herbert-Lewin-Straße 3

50931 Köln T H E M E N D E R Z E I T

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A1398 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2014. Mai 2004

Grafik

Bestand an Vertragsärzten, die zum jeweiligen Jahresende 60 Jahre oder älter sind

25 000

20 000

15 000

10 000

5 000

0

8,8% 8,9% 9,2% 9,9% 10,3% 10,7% 10,6% 12,6% 14,3% 15,6% 17,1%

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

% = Anteil am jeweiligen Gesamtbestand

Quelle:Bundesregister der KBV

9 196 9 484 9 912 10 839 11 366

12 013 12 002 14 372

16 577 18 242

20 068

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