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ie beiden großen christli- chen Kirchen in Deutsch- land haben sich anlässlich der gemeinsamen Woche für das Leben gegen jegliche Form aktiver Sterbehilfe ausge- sprochen. Eine Freigabe der aktiven Sterbehilfe käme ei- ner Bankrotterklärung der Menschlichkeit gleich, warnte der Ratsvorsitzende der Evan- gelischen Kirche in Deutsch- land, Bischof Wolfgang Hu- ber. Menschliches Leid dürfe nicht durch Tötung beendet werden, sondern ihm müssemit Zuwendung und einer
„Kultur der Achtsamkeit“ be- gegnet werden. Der Vorsit- zende der Deutschen Bi- schofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, bezeichnete gesetzliche Regelungen und gesellschaftliche Konventio- nen, die einer aktiven Ster-
behilfe den Weg ebnen, als
„Irrweg“. Alte, behinderte, schwerstkranke und sterben- de Menschen würden damit
„unter einen enormen Druck gesetzt, der Gesellschaft nicht zur Last zu fallen und sich de- ren Forderungen zu beugen“.
Zu einem von Achtung ge- prägten Umgang mit Ster- benden gehörten persönliche Begleitung und respektvolle Pflege sowie eine palliativme- dizinische Versorgung.
Auch der Europarat be- fasst sich zurzeit mit dieser Thematik. Der Schweizer Li- berale Dick Marty fordert,
die aktive Sterbehilfe euro- paweit zu empfehlen. Wenn Kranke den andauernden und gut überlegten Willen hätten, ihr Leben zu beenden, müsse es Ärzten oder Pflege- personal erlaubt sein, ihnen dabei zu helfen, heißt es in der Vorlage. „Die Tötung von Pa- tienten durch den Arzt soll sa- lonfähig gemacht werden“, kritisierte der CDU-Euro- paabgeordnete Dr. med. Pe- ter Liese diesen Vorstoß.
Der zuständige Sozialaus- schuss des Europarats be- schloss, das Thema Ende April
zu erörtern. Kli
Patientenmobilität
Ergebnisbericht veröffentlicht
Europäische Kommission gibt Empfehlungen zur grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung.
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ie Generaldirektion Ge- sundheit und Verbrau- cherschutz der Europäischen Kommission (SANCO) hat einen Ergebnisbericht zur Pa- tientenmobilität in Europa veröffentlicht. Der Bericht enthält Empfehlungen für ei- ne mögliche europäische Zu- sammenarbeit im Bereich der grenzüberschreitenden Ge- sundheitsversorgung, bei der die nationalen Zuständigkei- ten der Mitgliedsländer unan- getastet bleiben sollen.So wird unter anderem empfohlen, alle vorhandenen Informationen über Rechte und Pflichten von Patien- ten aus Mitgliedsländern der Europäischen Union zu sam- meln, um ein besseres gegen-
seitiges Verständnis für die Situation in anderen Ländern zu erreichen. Darüber hinaus wird vorgeschlagen, bereits existierende grenzüberschrei- tende Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Gesundheit, wie zum Beispiel bei Euregio- Projekten, auszuwerten und Netzwerke zwischen diesen Projekten aufzubauen. Wei- terhin wird der Kommission empfohlen, ein Expertengre- mium für die Beratung von politischen Entscheidungsträ- gern einzurichten und zu fi- nanzieren, das sich vorwie- gend mit sozialen, wirtschaftli- chen und ethischen Gesichts- punkten auseinandersetzt.
Die Europäische Kommis- sion plante, bis Ende März ei- ne Mitteilung zur grenzüber- schreitenden Gesundheits- versorgung auf der Grundla- ge der Empfehlungen vorzu-
legen. MM
A K T U E L L
Christliche Kirchen
Zuwendung gefordert
Bischof Huber und Kardi- nal Lehmann lehnen aktive Sterbehilfe ab.
Die Kirchen werben für eine
„Kultur der Achtsamkeit“.
Tuberkulose
Alarmierende Zahlen
Erkrankungsfälle und Arzneimittel-Resistenzen nehmen weltweit zu.
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uberkulose (TB) und resi- stente Erreger machen an den Grenzen nicht halt“, stell- te die Weltgesundheitsorgani- sation (WHO) anlässlich des Welttuberkulosetages am 24.März fest. Auch in Deutsch- land war bei der Resistenz- entwicklung im Jahr 2002 eine steigende Tendenz gegenüber
dem Vorjahr erkennbar. Der Anteil der Erreger mit einer Resistenz gegen mindestens eines der fünf Standardmedi- kamente lag hierzulande bei 12,1 Prozent; im Jahr 2001 wa- ren es 10,9 Prozent.
Weltweit tragen rund zwei Milliarden Menschen das My- cobacterium tuberculosis in sich, es erkranken jährlich acht Millio- nen Menschen an Tuberkulose, ein Drit- tel davon stirbt an den Folgen der Er- krankung, obwohl es wirksame Medika- mente und eine effi- ziente Strategie der WHO zur Behand- lung und Kontrolle gibt: Beim DOTS- Regime (Directly Observed Treatment Short Course) neh- men die Patienten ihre Medikamente unter Auf- sicht eines Gesundheitshel- fers ein. So wird sicherge- stellt, dass die Antibiotika nicht zu früh abgesetzt wer- den – einer der Hauptgründe für die Entwicklung von Resi- stenzen.
In den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion hat sich die Sterblichkeit an Tuberkulose seit 1990 na- hezu verdreifacht: auf 20 pro 100 000 Einwohner. Hinzu kommt, dass in Osteuropa der weltweit höchste Anstieg von HIV-Infektionen beob-
achtet wird. Zyl
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Brasilien: Patienten mit multiresistenter TB warten auf ihre Behandlung.
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A888 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 142. April 2004
Foto:DAHW/Rolf Bauerdick