Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 109|
Heft 4|
27. Januar 2012 A 161 PNEUMOKOKKEN-ERKRANKUNGENErster Konjugatimpfstoff für Erwachsene
Die Frequenz der Boosterung, um den Schutz gegen
die 13 enthaltenen Serotypen aufrechtzuerhalten, ist noch unklar.
A
mbulant erworbene Pneumo- nien führen die Liste der In- fektionskrankheiten an, 90 Prozent sind bakteriellen Ursprungs und Pneumokokken die Hauptverursa- cher (40 Prozent). Zur Prävention bietet Pfizer seit kurzem für Perso- nen im Alter von 50 Jahren und mehr den 13-valenten Konjugat - impfstoff Prevenar 13® an. Diese aktive Immunisierung sollte spe- ziell bei Komorbiditäten angestrebt werden. Bislang stand für (Kinder und) Erwachsene ein Polysaccharid- impfstoff zur Verfügung (in Deutsch- land Pneumovax®23).Wie Prof. Gerhard Rohde, Maas- tricht, ausführte, können Pneumo- kokkeninfektionen prinzipiell zwar alle Altersgruppen treffen, speziell gefährdet sind jedoch Kleinkinder und ältere Personen mit chroni- schen Erkrankungen. Bei Erwach- senen steigt die Inzidenz ambulant erworbener inva siver Pneumokok- ken-Pneumonien auch bei gesun- den über 65-Jährigen wegen der nachlassenden Funktion des Im- munsystems (Grafik).
Die erweiterte Zulassung der ersten konjugierten Vakzine für Äl-
tere erfolgte nach Auswertung der klinischen Studien zur Immunoge- nität und Sicherheit bei mehr als 6 000 Erwachsenen. Noch ist nicht klar, wie häufig eine Boosterung notwendig ist, um den Schutz ge- gen die 13 enthaltenen Serotypen aufrechtzuerhalten. Bei der Poly- saccharid-Vakzine sind Fünfjahres- intervalle empfohlen, bei Konjugat - impfstoff erwartet Rohde längere Abstände.
Wenn bei Älteren auch eine Vak- zinierung mit dem 23-valenten Po- lysaccharid-Impfstoff geplant ist, empfahl Laura York, Pfizer Paris, den Konjugatimpfstoff zuerst zu
verabreichen, da er ein immunolo- gisches Gedächtnis bewirkt. Beim 49th Annual Meeting of the In- fectious Diseases Society of Ameri- ca in Boston wurde dazu eine aktu- elle Studie mit 720 über 60-Jäh - rigen präsentiert: Die Immunant- wort auf den Konjugatimpfstoff fiel dabei niedriger aus, wenn die Po - lysaccharid-Vakzine zuerst verab- reicht wurde.
Bei Kindern ersetzt Prevenar 13 seit Dezember 2009 den 7-valenten Konjugatimpfstoff. Mit der älteren Vakzinierung ist bei unter Zwei - jährigen bereits nach etwas mehr als einem Jahr eine Reduktion aller invasiven Pneumokokken-Erkran- kungen um 56 Prozent dokumen- tiert (Rückinger S et al., Vaccine 2009; 27(31): 4136). Eine Saison danach war im Vergleich zum Zeit- raum 1997 bis 2003 ein Rückgang der Erkrankungen durch die sieben Serotypen um 90 Prozent erreicht.
Entsprechende Wirksamkeitsdaten zum 13-valenten Konjugatimpfstoff sind bislang weder für die pädiatri- sche Gruppe noch für Erwachsene
verfügbar.
▄
Dr. rer. nat. Renate Leinmüller
European Educational Media Briefing in Grange Castle/Dublin, Veranstalter: Pfizer
GRAFIK
Ambulant erworbene Pneumokokken-Pneumonien
70 000 60 000 50 000 40 000 30 000 20 000 10 000 0
18–19 20–29 30–39 40–49 50–59 60–69 70–79 80–89 ≥ 90 Verteilung nach
Alter und Geschlecht (Guidelines for the Management of community- acquired pneumo- nia in adults:
update 2009)
Anzahl
Alter
■
Männer■
FrauenQuelle: Thorax 2009; 64: 1064
Cave: Velcade® nur intravenös ver- abreichen – Janssen-Cilag weist in einem Rote-Hand-Brief darauf hin, dass sein Zytostatikum Velcade® (Bor- tezomib) ausschließlich intravenös ver- abreicht werden darf. Hintergrund sind drei Fälle einer versehentlichen intra- thekalen Applikation mit tödlichem
Ausgang seit der Erstzulassung. Bor- tezomib wird in Kombination mit Melp- halan und Prednison oder als Mono- therapie bei Patienten mit multiplem Myelom eingesetzt. Die Information enthält zudem Empfehlungen, um das Risiko einer unsachgemäßen Applika-
tion zu reduzieren. EB