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Archiv "Rückenschmerz: Wichtige Informationen und Denkanstöße" (22.06.2012)

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A 1324 Deutsches Ärzteblatt

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Heft 25

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22. Juni 2012 In seinem neuen Buch bietet der

Freiburger Arzt, Philosoph und Me- dizinethiker Giovanni Maio zwei Dinge. Zunächst einen aktuellen Überblick zu allen wichtigen Pro- blemfeldern der medizinischen Ethik – hervorragend lesbar und angereichert mit nützlichen Tabel- len, instruktiven Abbildungen und wichtigen Textdokumenten. In 24 Kapiteln führt der Autor die Leser von philosophischen und histori- schen Grundlagen über Kernthe- men des ärztlichen Alltags (Aufklä- rung im Arzt-Patient-Gespräch, Au- tonomie, Schweigepflicht) hin zu Spezialbereichen, etwa den morali- schen Implikationen der Reproduk- tionsmedizin, der Transplantation und der Forschung am Menschen.

Auch kontrovers diskutierte The- men, wie der zunehmende Einfluss der Ökonomie, die wunscherfüllen- de Medizin oder die Sterbehilfe, MEDIZINETHIK

Fundierte Kritik am Mainstream

Giovanni Maio: Mittelpunkt Mensch.

Ethik in der Medizin. Schattauer, Stuttgart 2012, 444 Seiten, gebunden, 19,95 Euro i M i Mitt l kt M h

stellt der Autor präzise und ausge- wogen dar. Besondere Praxisrele- vanz ergibt sich aus der Erörterung einer Vielzahl von Patientenge- schichten, die einen lebensnahen Einblick in die Komplexität mög - licher Konfliktsituationen bieten.

Hier schöpft Maio aus seinen lang- jährigen Erfahrungen mit der klini- Aufgrund der hohen Prävalenz und

der enormen sozioökonomischen Bedeutung von Rückenschmerzen wurde eine Nationale Versorgungs- Leitlinie für den sogenannten nicht- spezifischen Kreuzschmerz unter Beteiligung zahlreicher Fachgesell- schaften erarbeitet und im Jahr 2011 publiziert. Das Buch ist nun keine Wiedergabe dieser Leitlinie, wie der Untertitel zunächst vielleicht vermu- ten lässt. Der Bogen spannt sich von der Epidemiologie, sozioökonomi- schen Aspekten, Anatomie und Pa- RÜCKENSCHMERZ

Wichtige Informationen und Denkanstöße

thomorphologie über Psyche und Psychosomatik sowie klinische und apparative Diagnostik bis hin zur einfachen monomodalen Therapie und zu komplexen multimodalen in- terdisziplinären Therapieprogram- men und deren Wertung. Die Inter- disziplinarität stellt eindeutig eine große Stärke des Buches dar.

Das Buch setzt sich mit dem Pro- blem der Abgrenzung von spezifi- schen und nichtspezifischen Rü- ckenschmerzen und deren Differen- zialtherapie auseinander. Es mag in der Natur der Sache und dem aktuellen Stand des Wissens be- gründet liegen, dass dabei viele Fragen nach wie vor offenbleiben.

In der Grundkonzeption bleibt es diesbezüglich etwas widersprüch- lich, da zum einen sehr ausführlich pathomorphologische Veränderungen und Krankheitsbilder dargestellt werden, die aber andererseits wie- der bedeutungslos für das Rücken- schmerzsyndrom sein sollen. Das Buch fokussiert auf den nichtspezi- Jan Hildebrandt, Michael Pfingsten

(Hrsg): Rückenschmerz und Lendenwirbelsäule. Interdisziplinäres Praxisbuch entsprechend der Nationa- len Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz.

2. Auflage, Elsevier Urban & Fischer, München 2012, 478 Seiten, gebunden, 89,95 Euro men in mir regelmäßig Neid-, Un-

zulänglichkeits- und Minderwertig- keitsgefühle auf. Ich gehöre zu der in meinen Augen bemitleidenswer- ten Gattung der Psychologischen Psychotherapeuten, der mit 33 Sit- zungen in der Woche fast an der Höchstgrenze des Erlaubten arbei- tet, sein Telefon selbst bedient, sei- ne Gutachten sogar noch selbst schreibt, sein Qualitätsmanage- ment selbst betreibt und der sich abends in Supervisionsgruppen über die eigene Performance Ge- danken macht. Ich habe keine Lu- xus- oder gehobene Ausstattung in meiner Praxis wie so mancher Arzt, die ja auch von den Versi- cherten finanziert wird, und die ich von meinen Einnahmen abziehen kann, um zu meinem Überschuss zu gelangen. Ich gehöre zu der be- sonderen Spezies von Leistungser- bringern, die mit einem Über- schuss von circa 60 000 Euro über die GKV den durchschnittlichen Ärzteüberschuss um satte 33 000 Euro verfehlt. Ich will gar keinen BMW fahren, aber manchmal möchte ich ihn mir zumindest leis- ten können.

Meistens geht es mir trotzdem gut mit meinem Verdienst – allerdings eben nur, bis ich wieder so einen Artikel lese, wo etwas über die Ein- künfte der anderen Arztgruppen ge- schrieben steht. Soll ich die jetzt nun lesen und mich ärgern und schlecht fühlen? Oder soll ich die besser nicht mehr lesen und mich stattdessen an die Vergangenheit halten, als ich noch weniger gesell- schaftliche Anerkennung und Geld hatte? . . .

Ist das nun Jammern auf hohem Niveau oder soll ich die den Psy- chologen immanente Beißhem- mung überwinden und mich em- pören über diese Behandlung?

Sollten in mir Zweifel reifen, ob meine Arbeit vielleicht tatsächlich weniger wert ist? . . . Mich tröstet die Erkenntnis, dass ich nicht der Einzige bin, der sich in diesem in- neren Dilemma befindet. Gleich- wohl wünsche ich mir mehr Ge- rechtigkeit in der Verteilung der im Schnitt zu geringen Über- schüsse.

Dipl.-Psych. Jörg Stolley-Mohr, 90419 Nürnberg

B R I E F E / M E D I E N

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Medizin/Naturwissenschaft

Volker Schmiedel, Matthias Augustin (Hrsg.):

Leitfaden Naturheilkunde. 6. Auflage, Urban &

Fischer, Elsevier GmbH, München 2012, 1174 Seiten, kartoniert, 69,99 Euro

Tomas Jelinek (Hrsg.): Kursbuch Reisemedi- zin. Thieme, Stuttgart, New York 2012, 544 Sei- ten, gebunden, 129,99 Euro

Peter Graf Kielmansegg, Heinz Häfner (Hrsg.): Alter und Altern. Wirklichkeiten und Deutungen. Springer, Berlin 2012, 224 Seiten, gebunden, 29,95 Euro

Manfred Spitzer: Nichtstun, Flirten, Küssen und andere Leistungen des Gehirns. Schattauer, Stuttgart 2012, 348 Seiten, kartoniert, 19,95 Euro

Christof Schaefer, Horst Spielmann, Klaus Vetter, Corinna Weber-Schöndorfer: Arznei- mittel in Schwangerschaft und Stillzeit.

8. Auflage, Elsevier GmbH, Urban & Fischer, München 2011, 796 Seiten, gebunden, 77,95 Euro

Jörg Fegert, Christian Eggers, Franz Resch (Hrsg.): Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters. 2. Auflage, Sprin- ger, Berlin 2011, 1052 Seiten, gebunden, 159,95 Euro

Thomas Dietlein, Günter Krieglstein, Peter Wiedemann: Glaukom und Makula 2010.

Springer, Berlin 2011, 250 Seiten, gebunden, 9,95 Euro

Yael Adler: Hautkrankheiten. Symptome, The- rapie, Beratung. Wissenschaftliche Verlagsge- sellschaft, Stuttgart 2011, 311 Seiten, gebun- den, 58 Euro

Ratgeber

Kirsten Caspers: Das andere Lächeln. Babys mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. 2. Auflage, Zuckschwerdt, Germering/München 2012, 192 Seiten, kartoniert, 19,90 Euro.

Elisabeth Jedelsky: Heimhilfe. Praxisleitfaden für die mobile Betreuung zuhause. 3. Auflage, Springer, Wien, New York 2012, 283 Seiten, kar- toniert, 29,13 Euro.

Ines Ehmer: Probleme im Intimbereich . . . damit müssen Sie nicht leben. 3. Auflage, Zuck- schwerdt, Germering/München 2012, 180 Sei- ten, kartoniert, 19,90 Euro

Ursula Vehling-Kaiser: Krebs – was kann ich tun? Moderne Krebstherapien Ziele, Wirkungen, Nebenwirkungen. Ratgeber für Patienten und Angehörige. 2. Auflage, Zuckschwerdt, Mün- chen 2011, 228 Seiten, kartoniert, 19,90 Euro

NEUEING ÄNG E

schen Ethikberatung, wodurch es ihm sehr gut gelingt, die Bedeutung philosophischer Grundbegriffe und Theorien für die alltägliche Arbeit deutlich zu machen.

Zu etwas Besonderem wird das Buch durch einen zweiten Aspekt:

In den Schlusskapiteln formuliert der Autor eine ebenso persönliche wie fundierte Kritik am Mainstream der modernen Medizin und ihrem Menschenbild, indem er Fehlent- wicklungen benennt und für die Rückbesinnung auf die eigentlichen Grundanliegen des Arztseins plä- diert. Bei diesen Überlegungen wird ihm nicht jeder überall folgen wol- len und doch zugeben müssen, dass die derzeitigen Nöte von Patienten und Ärzten selten so prägnant ge- schildert worden sind. Gerade des- halb sollten „Mittelpunkt Mensch“

alle Kollegen lesen, die sich in der längst überfälligen Diskussion um die moralische Beschaffenheit der gegenwärtigen Medizin beteiligen möchten. Axel Karenberg fischen Rückenschmerz und kann die Sichtweise des Nicht-Orthopä- den nicht verbergen.

Das Buch überzeugt nicht nur durch die sehr gute Übersichtlich- keit, sondern auch durch sinnvolle Bebilderung, Grafiken, Tabellen und Zusammenfassungen. Wesent- liche Inhalte der Nationalen Versor- gungs-Leitlinie Kreuzschmerz sind an den passenden Stellen eingear- beitet, ohne eine banale Wiederho- lung zu sein. Die Ausführungen hinsichtlich spezifischer Ursachen und vor allem deren Wertung mö- gen aus orthopädischer Sicht nicht ganz überzeugend sein.

Das Buch erhebt aber auch nicht den Anspruch eines orthopädischen Lehrbuchs. Das richtige Maß zwi- schen einem Zuwenig und Zuviel an Diagnostik und Therapie zu fin- den, stellt unverändert eine große Herausforderung dar, ebenso wie die Differenzierung zwischen spe- zifisch und nichtspezifisch und zwi- schen harmlos und schwerwiegend.

Das Buch gibt hierzu wichtige Informationen, Anregungen und Denkanstöße. Bernd Kladny

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M E D I E N

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