Finanzielle Selbsthilfe
Wer als Tourist schon mal über einen der örtlichen Märkte in Afrika oder Asien geschlendert ist, wird sich vielleicht gefragt haben: Was machen die Leute eigentlich mit dem Geld, das sie im Lau- fe des Markttages einneh- men? Sicher: in Ländern wie zum Beispiel Südafrika gibt es längst Banken, Sparkassen, Geldautomaten, Schließfä- cher wie bei uns. Aber im Hinterland gibt es noch sim- plere Gewohnheiten. Es ist das Verdienst von Prof. Dr.
Dieter Weiß vom Fachbe- reich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin, hier etwas aufgeklärt zu ha- ben; am Beispiel Togo.
Es ist ja manchmal viel Geld im Spiel. In Togos Hauptstadt Lome oder in Kpalime mit seinem riesigen Markt - man schätzt, daß dort am Markttag zehntau- send Menschen versammelt sind - hört man oft den Aus- druck "Nana Benz". Damit sind gemeint die reichen Marktfrauen, die morgens ih- re Waren mit einem Merce- des anliefern. Prof. Weiß ließ sich informieren über den Markt in Balanka, im mittle- ren Togo dicht an der Grenze zu Benin im Stammesgebiet der Bariba; seine Gewährs- frau ist Koko N'Diabi Affo- Tenin. Und ihre Stichwörter sind: finanzielle Selbsthilfe- gruppe; Susu-Gruppe; "Fly- ing Bankers".
Susu: das kommt vom Sous aus der französischen Kolonialzeit. Heute wird in CF A gerechnet, der Währung der früheren französischen Kolonien in Westafrika (1 Franc CF A = etwa 0,50 DM). Mit dem "Flying Ban- ker" schließt man monatlich einen Sparvertrag. Er kommt jeden Abend und sammelt die tägliche Sparrate ein; in der Stadt mindestens 25 Francs CF A, im Dorf 10 Francs CF A. Dieses Geld muß er für einen Monat aufbewahren und notfalls auch zwischen- durch Auszahlungen vorneh-
REISE
men; wie er es sichert, ist sein Problem. Manche "Flying Bankers" benutzen dafür das öffentliche Bankwesen, ande- re verwahren das Geld unter dem Kopfkissen, wieder an- dere benutzen es, um es im öffentlichen Lotto oder beim Zauberer zu vermehren. Im Normalfall leben sie davon, daß sie eine monatliche Ta- geseinzahlung für sich behal- ten dürfen. Haben sie das Geld aber verspielt, dann hilft nur die Flucht über die Gren- ze. Der Gläubiger hat zwar keine Rechtsmittel, aber der
"Flying Banker" genießt auch keinen Schutz. Deshalb funk- tioniert oft am besten die
"Susu-Gruppe"; sie verteilt das Risiko; und wer schlau ist, gehört mehreren "Susu- Gruppen" an, um das Risiko noch weiter zu verteilen. Da- für kann er darauf hoffen, daß
der "Flying Banker" beim
abendlichen Rundgang genü- gend Bargeld bei sich hat, da- mit man sofort etwas vom
"Konto" abheben kann ... gb
Holländische Gemälde aus Petersburg in Dijon
Geographisch etwas ver- wirrend, aber vielleicht gera- de deswegen reizvoll: Vom 20. Juni bis 27. September 1993 werden im Musee des Beaux-Arts in Dijon 40 hol- ländische und flämische Mei- sterwerke aus der Sammlung Katharinas TT. in der St. Pe- tersburger Eremitage gezeigt
eine Gelegenheit viel- leicht, das Genießen von Ru- bens, van Dyck, Frans Hals und Ruisdael zu verbinden mit einer Besichtigung der al- ten Hauptstadt der Herzöge von Burgund. Dafür bieten ausgewählte Hotels in Dijon (2 bis 4 Sterne) vom 1. Juli bis 31. August 1993 ein Pauschal- arrangement an: zwei Über- nachtungen mit Frühstück, Eintritt zur Ausstellung, Frei- karte für andere Museen, Stadtbesichtigung, Dokumen- tation, eine Flasche Burgun- der Rotwein (Office de Tou-
FrühbucherrabaH für
Kreuzfahrten mit "MS Arkona"
Im Februar 1994 führt Seetours International, Frankfurt, eine Kreuzfahrt in den Gewässern vor Mexiko, durch den Panama-Kanal bis hin nach Venezuela durch.
Für alle Frühbucher räumt der Veranstalter einen Ra- batt von 350 DM pro Person ein, wenn die Buchung bis zum 31. 8. 1993 erfolgt.
Die 15tägige Reise startet von Frankfurt aus per Son- derflug nach Mexiko. Mit dem Erste-Klasse-Schiff "MS Arkana" geht es dann entlang der mexikanischen Küste nach Costa Rica, durch den Panama-Kanal, nach Kolum- bien und Venezuela. Von hier aus dann wieder per Flug zurück nach Frankfurt. Na- türlich garantiert ein umfang- reiches Landausflugspro- gramm für unvergeßliche Eindrücke über Land und Leute. Der Veranstalter nennt zwei Preisbeispiele (ab- züglich des eventuellen Früh-
bucherrabattes): So kostet die Zweibett-Innenkabine 7150 DM, die Zweibett-Außenka- bine 7995 DM pro Person.
Der Reisetermin ist der 3. bis 18. Februar 1994.
~ Weitere Informatio- nen direkt über Seetours In- ternational, Gruppenverkauf, Seilerstraße 23, 60313 Frank- furt, Tel: 0 69/13 33-2 15 oder Fax: 0 69/13 33-2 54. R. S.
Weniger Geld fürs
Nebenhaus
Wird ein Urlauber nicht im zugesagten Hotel unterge- bracht, sondern in einem (ab- gelegenen) Nebenhaus, so kann er eine Minderung des Reisepreises (hier: in Höhe
von 10 Prozent) verlangen
(Landgericht Frankfurt am Main, 2/24 S 414/90). WB
risme de Dijon, Place Darcy, F-21022 Dijon Cedex, Tel:
(man spricht deutsch):
00 33/80 43 42 12, Fax:
00 33/80 30 90 02). AC
Luxus
im Kloster
Das neueste Hotel in Mai- land, das Four Seasons Hotel Milan, liegt mitten im Mode- zentrum an der via Gesu. 98 Zimmer und Suiten wurden in ein Gebäude eingebaut, das ursprünglich ein Kloster war und in der Mitte des 19.
Jahrhunderts zur Residenz für J osef Radetzky umge- baut wurde, den Österreichi- schen Feldmarschall und Statthalter. Beim jetzigen Umbau sind der ursprüngli- che Innenhof, der Säulengang und die Überreste der Fres- ken sorgfältig erhalten wor- den, ferner eine Sammlung von Zeichnungen aus dem 19.
Jahrhundert mit Entwürfen von Bühnenbildern für Auf- führungen in der Mailänder Scala (Informationen: Tel:
01 30/85 23 36). JH
Gast
im Schloß
Die Hotelkooperation
"Gast im Schloß" hat vor kur- zem weitere Häuser aus den europäischen Nachbarlän- dern ins Angebot aufgenom- men. Dazu zählen drei Schlös- ser in Frankreich (Loire-Tal, Champagne, Provence) sowie ein Kastell in Corno/Italien.
Außerdem wurden für vier Schloßhotels in· den neuen Bundesländern Patenschaften übernommen - ein Hinweis darauf, daß die Häuser den Qualitätskriterien der Hotel- kooperation noch nicht ent- sprechen, aber auf dem Wege dorthin sind. Informationen:
Gast im Schloß, Mannheim, Telefon 06 21!12 66 20, Fax
126 6212.
wz
A1-2026 (62) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 28/29, 19. Juli 1993