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Archiv "Gesetze: Scharf und liebenswert" (14.12.1989)

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untersuchung mag die psychische Hemmschwelle, die Angst vieler Menschen vor einem möglicherweise positiven Befund, dem „Urteil", zu der unbefriedigenden Beteiligung beigetragen haben. Bei der neuen Gesundheitsuntersuchung wird es diese Hemmschwelle nicht geben.

Das ist unsere Chance!

Hinführen zu höherem Gesundheitsbewußtsein Was kann der Arzt zusätzlich tun, und wie kann der Arzt seine Pa- tienten zu Gesundheitsuntersuchun- gen motivieren? Kann er es über- haupt? Ich bin davon überzeugt, daß viele Patienten dankbar dafür sind, wenn der Arzt sich intensiv mit ihnen und ihren Problemen beschäftigt und auf sie eingeht. Entscheidend ist, daß es gelingt, die in Form der Gesundheitsuntersuchung angebote- ne Prävention beim Patienten zu eta- blieren und ihn dazu zu motivieren, teilzunehmen und Wiederholungs- untersuchungen alle zwei Jahre durchführen zu lassen.

Im Unterschied zu den Scree- ning-Methoden vieler der früheren Modellversuche, die mit übergroßen Erwartungen begrüßt und später um so heftiger kritisiert worden sind,

Italien ist ein liebenswertes Land. Eine Tatsache, die immer wie- der zur Erheiterung beiträgt, ist die, daß dieses Land ein Super-Rechts- staat ist. Immerhin waren es schon die alten Römer, die lange vor Chri- stus Gesetzestafeln einführten, die die Rechte des Individuums gegen- über der herrschenden Kollektivität

— dem Staat — begründeten (und des- halb sind die Römer die wirklichen Begründer des Abendlandes, nicht die alten Griechen, die zwar schöne Skulpturen machten, aber auch sol- che Tyrannis-Ideologen wie Platon hervorbrachten!).

Eine der auf das heutige Italien ausstrahlenden Folgen ist die, daß die höchstangesehene Berufsgruppe

bieten jetzt die Gesundheitsuntersu- chungen gerade für den Bereich der Herz-Kreislauf-Störungen durch ih- re Organisationsform den Vorteil ei- ner besseren Erkenntnis psychoso- zial bedingter Schäden.

Das zentrale Anliegen präventi- ver Maßnahmen ist das Gespräch des Arztes mit dem Versicherten.

Die sogenannten „technischen" Lei- stungen werden in den wenigsten Fällen Ausgangspunkt für verhal- tensändernde Maßnahmen sein. Das hat die Sachverständigenkommission schon im September 1973 erkannt und eigene Vorschläge angekündigt, wie man den Versicherten helfen könne, Risikofaktoren „in individuell geeigneter Weise zu überwinden".

Zu diesen Vorschlägen ist es nicht gekommen. Es ist unsere Aufgabe — Aufgabe des einzelnen Arztes —, ei- gene Wege zu suchen, die Gesund- heitsuntersuchung über die Samm- lung von Daten hinauszuführen in das Gebiet eines unserem geschärf- ten Sinn entsprechenden Gesund- heitsbewußtseins.

Dr. med. Klaus Voelker, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Herbert-Lewin-Str. 3, 5000 Köln 41

des Landes die Anwälte sind, die

„avvocati". Wenn ein Tankstellen- mensch den Kunden mit „avvocato"

anredet, dann ist das viel mehr als der österreichische „Herr Doktor"

oder der „Herr Baron". Und wenn in italienischen Zeitungen ohne Namen von „l'avvocato" die Rede ist, dann weiß jeder, wer gemeint ist: Gianni Agnelli, Chef des FIAT-Konzerns, zufällig auch noch approbierter Ju- rist — aber das ist eben sein wichtig- ster Titel! (Übrigens: In der sozialen Hierarchie folgt auf dem zweiten Umfrageplatz der Journalist; der Arzt ist etwa auf Nummer neun- zehn . . .)

Weiteres, hierher Passendes aus letzter Zeit: Man meint bei uns, daß

man in Italien im Ernstfall „durch die Finger schaut". Nichts derglei- chen. Der neue Gesundheitsminister Dr. med. de Lorenzo schickte kürz- lich die NAS der Carabinieri („nuc- leo antisofisticazione", eine Spezial- truppe) aus, um in italienischen Re- staurants nach dem Rechten zu se- hen. Irgendwo beim Südtiroler Pu- stertal, am Pragser Wildsee, fanden sie ein Hotel, das aus hygienischen Gründen auf der Stelle geschlossen werden müßte. Und es wurde. Es half dem Wirt nichts, daß sich bei ihm gerade der urlaubende Minister- präsident Giulio Andreotti angemel- det hatte. Il Presidente del Consiglio mußte sich ein anderes Lokal für sei- ne Colazione suchen (das geschlos- sene Hotel war übrigens im ersten Weltkrieg Hauptquartier des öster- reichischen Generalstabs!)

Und noch ein Beispiel: Ein ho- her Richter hat in einem Zeitungsar- tikel darauf hingewiesen, daß es mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau in Italien nicht so weit her sei. Frauen seien ganz erheblich be- vorzugt. Sie dürfen inzwischen ziem- lich frei abtreiben. Aber die Vasek- tomie ist nicht erlaubt, und ein Arzt, der sie vornimmt, riskiert einige Jah- re „in galera" — da haben die Römer, wenigstens sprachlich, doch etwas aus alten Zeiten übernommen . „Ga- lera" ist heute nicht mehr die Ruder- bank, sondern das ganz normale Ge- fängnis.

Ein deutscher Tourist wurde einmal als Zeuge von einem Gericht an der Riviera geladen, weil ihm et- was geklaut und von den Carabinieri (übrigens: Sie gehören zum Heer!) wiedergebracht worden war, unter Festnahme der jugendlichen Diebe.

Seine Aussage bewirkte, daß aus dem schweren ein leichter Diebstahl wurde. Als er den Justizpalast ver- ließ, stand da unten an der pompö- sen Freitreppe die ganze Verwandt- schaft der beiden Diebe, was zu- nächst bedrohlich wirkte. Er ging mutig darauf zu — und die nahmen ihn auf die Schultern und trugen ihn zu einer Riesen-Fete. Er hatte eben mit seiner Aussage den Freispruch wegen geringer Schuld von Ersttä- tern bewirkt!

Manchmal ist das Gesetz eben

doch liebenswert. bt

Gesetze: Scharf und liebenswert

A-3850 (18) Dt. Ärztebl. 86, Heft 50, 14. Dezember 1989

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