Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Phosgen-Vergiftung
Stunden nach der Inhalation keine röntgenologischen Ödemzeichen erkennbar, kann der Betroffene aus der ständigen ärztlichen Überwa- chung entlassen werden.
Als Basistherapie geben wir sofort Kortison-Präparate, sowohl inhalativ als auch systemisch: Bei mutmaß- lich leichten Fällen Auxiloson-Aero- sol 3x5 Hübe; Prednisolon 0,1 g i.
m.; bei mutmaßlich schweren Fällen eine ganze Packung Auxiloson- Aerosol sowie Prednisolon 0,25 bis
1,0 g i. v. Nach mutmaßlich hoher Inhalationsdosis ist der frühzeitige Einsatz von Überdruckatmung mit Sauerstoff notwendig; die Gabe ei- nes Breitbandantibiotikums emp- fiehlt sich zur Verhütung einer Su- perinfektion des toxischen Lungen- ödems. Im Einzelfall können weitere symptomatische Maßnahmen not- wendig werden, wie Sedativa, Anti- tussiva, Herzglykoside, Elektrolyt- und Flüssigkeitsausgleich, Bron- chialabsaugung.
Literatur
(1) Thiess, A. M.; Goldmann, P. J.: Ist die Phos- genvergiftung noch ein arbeitsmedizinisches Problem? Zbl. Arbeitsmed. 18 (1968) 133-141
— (2) Diller, W. F.: Radiologische Untersuchun- gen zur verbesserten Frühdiagnose von indu- striellen Inhalationsvergiftungen mit verzöger- tem Wirkungseintritt, Schriftenreihe d. Zen- tralblatts f. Arbeitsmedizin, Verlag f. Medizin, Fischer, Heidelberg (1976)— (3) Diller, W.; Dro- pe, E.; Reichold, E.: Eine Phosgen-Indikator- Plakette für den ärztlichen Notfall, VI. Interna- tionales Kolloquium für die Verhütung von Ar- beitsunfällen und Berufskrankheiten in der chemischen Industrie, Frankfurt/Main (1979)
—(4) Henschler, D.: Vergiftungen durch Kohlen- oxyd, Blausäure und Reizgase, Therapiewo- che 13 (1963) 382-386 — (5) Schulz, H.: Die submikroskopische Anatomie und Pathologie der Lunge, Springer, Berlin/Göttingen/Heidel- berg (1959) — (6) Diller, W. F.; Bils, R. F.; Kim- merle, G.; Huth, F.: Die Frühphase der Phos- genvergiftung im lichtmikroskopischen, elek- tronenmikroskopischen, röntgenologischen und klinischen Bild, Virchows Arch. Path. Anat 348 (1969) 230-248 — (7) Diller, W. F.: Zur The- rapie von Lungenreizstoffvergiftungen, Ar- beitsmed., Sozialmed. u. Präventivmed. 13 (1978) 233-236 — (8) Diller, W. F.: The Methena- mine Misunderstanding in the Therapy of Phosgene Poisoning, Arch. Toxicol. 46 (1980) 199-206 — (9) Moeschlin, S.: Klinik und Thera- pie der Vergiftungen, Thieme, Stuttgart (1980)
— Wirth, W., Gloxhuber, C.: Toxikologie Fibel, Thieme, Stuttgart (1981)
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med. W. F. Diller Ärztliche Abteilung
Bayer AG
5090 Leverkusen
FÜR SIE GELESEN
Konisation
bei Schwangerschaft?
Positive Zytologiebefunde in der Schwangerschaft sind grundsätzlich und so zeitig wie möglich abzuklä- ren und histologisch zu untermau- ern. Nur wenn anhand des differen- tial-diagnostischen und kolposkopi- schen Befundes ein invasives Ver- halten weitestgehend auszuschlie- ßen ist, kann bis nach der Entbin- dung abgewartet werden. Im ande- ren Fall ist eine Konisation unbe- dingt erforderlich. Sie ist um so mehr zu fordern, da die Prognose des invasiven Zervixkarzinoms bei einer Behandlung während der Schwangerschaft relativ gut, in der Post-partum-Phase jedoch ausge- sprochen schlecht ist. Ob der Ein- griff mit einer Cerclage verbunden werden soll, ist von Fall zu Fall und in Abhängigkeit vom Gestationsalter zu entscheiden. See
Schlegel, H.: Konisation und Schwanger- schaft, ZBI. f. Gynäk. 103 (1981) 668-677, Frau- enklinik des Bereichs Medizin der Karl-Marx- Universität DDR — 7010 Leipzig, Philipp-Ro- senthal-Straße 55
Diagnostik
der Typ-I-Allergien
Die Diagnostik der allergischen So- fortreaktionen vom Typ 1 nach Coombs und Gell stützt sich auf die spezielle allergologische Anamnese, den Hauttest, die Bestimmung des Gesamt-IgE (RIST, PRIST), die des allergenspezifischen IgE (RAST) und den Provokationstest. Der Autor un- tersuchte bei 456 Patienten die Zu- sammenhänge zwischen Hauttest und RAST. Er fand eine Übereinstim- mung beider Untersuchungsmetho- den in 78,4 Prozent aller Fälle. Be- züglich der einzelnen Allergene be- standen jedoch erhebliche Unter- schiede. Übereinstimmung bestand bei: Tierepithelien (Katze, Hund, Pferd) in 85,7 Prozent, Pollen (Grä- ser, Kräuter, Bäume) in 80,3 Prozent, Hausstaubmilbe in 67,2 Prozent, Hausstaub in 55,9 Prozent und Pil- zen in 40,5 Prozent. Der RAST hat also für die Diagnostik der einzelnen
Allergien einen unterschiedlichen Stellenwert, bei Diskrepanzen zwi- schen Anamnese, Hauttest und RAST ist weiterhin der Provoka- tionstest nötig, nach den Angaben des Autors vorwiegend bei Schim- melpilzen, Hausstaub und — seltener
—auch bei Hausstaubmilbe. Sie
Hötter, G.-J.: Anamnese, Pricktest, Gesamt- IgE und RAST in der Diagnostik von Typ-l- Allergien, Prax. u. Klin. d. Pneumol. 35 (1981) 141-143, Oberarzt Dr. G.-J. Hötter, Klinik Aprath, 5603 Wülfrath
Das Rauchen
und die Lungenfunktion
Bei Zigarettenrauchern sind Beginn und Progression von Abnormitäten der Atemwege noch immer unklar.
Die Autoren versuchten, in einer Studie die relative Bedeutung der Rauchergewohnheiten und der Ge- samtmenge an gerauchten Zigaret- ten für den Lungenfunktionsverlust bei Rauchern und Exrauchern zu quantifizieren. Bei 2817 Nichtrau- chern, 664 Exrauchern und 1209 Rauchern kamen sie zu folgenden Ergebnissen: Bei Rauchern (Männer und Frauen) findet sich mit zuneh- mendem Alter ein progredienter Ver- lust an Lungenfunktion. Dieser al- tersabhängige Trend ist vorwiegend von der Gesamtmenge der gerauch- ten Zigaretten abhängig. Der Beginn dieser Lungenfunktionsveränderun- gen liegt bereits in der Gruppe der 15- bis 24jährigen, und diese Verän- derungen sind bei Rauchern größer als bei Exrauchern. Offenbar kommt es nach Beendigung des Rauchens zu einer Verbesserung der Lungen- funktion, deren Ausmaß bei Män- nern und Frauen gleich ist. Die bei- den wichtigsten Größen für die Lun- genfunktion waren in dieser Studie die Dauer des Rauchens und die Ge- samtmenge an gerauchten Zigaret- ten; die unterschiedlichen Arten der Inhalation oder der Gebrauch von Filtern hatten keinen signifikanten Einfluß. Sie
Beck, G. J.; Doyle, C. A.; Schachter, E. N.:
Smoking and Lung Function; Am. Rev. of Resp. Dis. 123 (1981) 149-155, Dr. Gerald J.
Beck, Department of Epidemiology and Public Health, Yale University, P. 0. Box 3333, 60 College Street, New Haven, CT 06510, USA
70 Heft 2 vom 15. Januar 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A/B