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Archiv "Präkanzerosen — Erkennung und Behandlung" (28.12.1981)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin KONGRESS-BERICHT

Betrachtet man den Zugewinn an le benswertem Leben kritisch, so sind im Bereich der Krebstherapie die Fortschritte mit „Stahl" und

„Strahl", Chemo- und Immunthera- pie im letzten Jahrzehnt trotz außer- gewöhnlicher Anstrengungen in al- len Industrienationen und trotz manch wichtiger TeilerfQlge weiter- hin insgesamt bescheiden. Eine grö- ßere Bedeutung kommt noch immer dem Verhindern der Entstehung so- lider Tumoren und ihrer Früherken- nungzu. Zu den wichtigen Aufgaben der Prophylaxe gehören die Erken- nung und gegebenenfalls die Entfer- nung präkanzeröser Veränderun- gen, aus denen sich mit unter- schiedlicher Häufigkeit ein Karzi- nom zu entwickeln pflegt. Wie gera- de die Tagung zeigte, sind dabei Präkanzerosen mit ihren Epithelaty- pien von frühen Stadien der Karzino- me mit ihrem invasiven Wachstum nicht scharf zu trennen.

Die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, Frau Dr. Mildred Scheel, bedauerte einleitend, wie wenige Männer (um 17,5 Prozent) und Frau- en (um 33,5 Prozent) in der Bundes- republik Deutschland von der ihnen gesetzlich garantierten Möglichkeit einer Vorsorgeuntersuchung Ge- brauch machen. Während zum Bei- spiel beim Brustkrebs 20 bis 25 Pro- zent der späteren Tumorträgerinnen einer Risikogruppe angehören, kommen um 70 Prozent ohne eine

„Vorwarnung" mit einem Karzinom zur Behandlung.

Der Präsident der Bundesärztekam- mer, Dr. Karsten Vilmar, wandte sich gegen eine zu starke Institutionali-

sierung der Krebsvorsorge, da sie die Qualifikation und die Kompetenz

— mit ihnen auch die Fortbildung — der praktisch tätigen Ärzte nicht er- setzen kann.

Im Hauptreferat unterschied der Pa- thologe G. Dhom, Homburg, zwi- schen der präkanzerösen Krankheit oder Kondition einerseits und der präkanzerösen Gewebeveränderung oder Läsion andererseits. Während einer mehr oder minder klinisch stummen Latenzperiode laufen mehrere initiierende und zum Teil irreversible Transformationsschritte ab, bis es schließlich in der Phase der Promotion zu einem klinisch nachweisbaren Tumor kommt.

G. K. Steigleder, Köln, behandelte die besonders leicht erkennbaren und besonders erforschten Präkan- zerosen der Haut, vor allem den Morbus Bowen, die Erythroplasie Queyrat, die Pigmentnävi, hier be- sonders die Lentigo praemaligna, die für rund 20 Prozent aller späte- ren malignen Melanome verantwort- lich ist.

Die von G. Kindermann, Berlin, be- handelten Präkanzerosen in der Gy- näkologie sind in allen ihren Vor- und Übergangsstufen an der Zervix am besten untersucht und zugleich praktisch besonders wichtig. An den Adnexen fehlt es noch weiterhin an Methoden, ein treffendes, siche- res Screening auf Präkanzerosen durchzuführen.

W. Höffken, Köln, sprach über die Frühdiagnose des Mammakarzi- noms und über die präkanzerösen

Veränderungen an der weiblichen Brust, wie lobuläres Carcinoma in situ, atypische proliferierende Mastopathie, Papillomatosen, für deren Differenzierung neben der (Raster-)Mammographie die Feinna- delbiopsie und die Probeexzision nötig werden können. Thermogra- phie, Galaktographie und Sonogra- phie sind wichtige differentialdia- gnostische Ergänzungen für die Dia- gnose des bereits bestehenden Kar- zinoms, nicht aber zum Test auf Präkanzerosen.

In der Gastroenterologie (K. Ewe, Mainz) gibt es eine Vielzahl von Präkanzerosen, die endoskopischer und/oder röntgenologischer Über- wachung bedürfen. Die Entartungs- tendenz ist am Dickdarm viel größer als am Dünndarm; umgekehrt wer- den wirksame Screening-Untersu- chungen zur Zeit fast nur auf kolo- rektale Tumoren hin durchgeführt.

Nach W. Vahlensieck, Bonn, ist der Maldeszensus des Hodens eine ein- deutige Präkanzerose. Im Bereich des Penis bedeuten Retention des Smegmas oder Phimosen einen Ge- fährdungsfaktor. Die Harnblase ist besonders gefährdet durch lange Einwirkungszeit zahlreicher chemi- scher Substanzen industrieller oder medikamentöser Herkunft.

In der Hämatologie (H. Heimpel, Ulm) erhöhen angeborene Anoma- lien wie der Mongolismus, das Bloom-Syndrom, die Fanconi-An- ämie, die Polycythaemia vera, das aplastische Syndrom besonders des höheren Lebensalters das Leuk- ämierisiko bis zum Einhundertfa- chen der Durchschnittsbevölkerung.

In der von R. Gross, Köln, geleiteten Diskussion wurde nochmals beson- ders die Abgrenzung präkarzinoma- töser Veränderungen von harmlosen Störungen herausgehoben, zum Beispiel des einfachen Pigmentnä- vus gegenüber der Lentigo prae- maligna, der Kraurosis vulvae ge- genüber dem M. Bowen, der zy- stisch-glandulären Hyperplasie ge- genüber dem Frühkarzinom des Corpus uteri und der (oft spontan verschwindenden) Mastopathie des

Präkanzerosen —

Erkennung und Behandlung

Bericht über eine gemeinsame Fortbildungstagung

der Bundesärztekammer und der Deutschen Krebshilfe e. V.

vom 5. Dezember 1981 in Köln

Rudolf Gross

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 52/53 vom 28. Dezember 1981 2483

(2)

Zur Fortbildung Aktublle Medizin

Propranolol

verhindert Varizenblutung

Propranolol senkt nachhaltig bei Pa- tienten mit Leberzirrhose den Pfort- aderdruck. In einer kontrollierten Studie, deren präliminäre Ergebnis- se unlängst publiziert wurden, er- hielten 12 Patienten mit Leberzirrho- se mit einer Blutungsanamnese aus Ösophagusvarizen (17) oder Magen- erosionen (7) Propranolol oder Pla- cebo. Während einer dreimonatigen Nachbeobachtungsperiode bluteten 5 Patienten erneut unter einer Place- bomedikation, während es unter dem ß-Blocker nicht zu einer gastro- intestinalen Rezidivblutung kam.

Möglicherweise läßt sich durch eine Dauermedikation mit Propranolol die ungünstige Prognose der Öso- phagusvarizenblutung günstiger ge- stalten.

Lebrec, D.; Nouel, 0.; Bernuau, J.; Bouyges, M.; Rueff, B.; Benhamou, J.-P.: Propranolol in prevention of recurrent gastrointestinal bleed- ing in cirrhotic patients, Lancet I (1981) 920-921 — Unitö de Recherches de Phy- siopathologie Höpatique (INSERM), Höpital Beaujon, 92118 Clichy, France

Tiefe Venenthrombose des Arms

60 Patienten mit venographisch ge- sicherter, tiefer Venenthrombose des Oberarms (Paget-von-Schroet- ter-Syndrom) wurden auf Störungen der Koagulation und der Fibrinolyse untersucht. Es konnte keine nen- nenswerte Erhöhung der Unregel- mäßigkeiten beim Faktor-VIII-Kom- plex, beim Antithrombin III oder bei den Inhibitoren der Aktivierungsmit- tel für die Fibrinolyse festgestellt werden. Ein eingeschränkter fibrino- lytischer Abwehrmechanismus, der einleuchtender ist als eine unzurei- chende Freisetzung fibrinolytischer Aktivatoren durch die Vene während der Stauung oder als eine vermin- derte fibrinolytische Aktivität der Venenwand, wurde bei 26 (49 Pro- zent) von 53 histochemisch unter- suchten Patienten nachgewiesen.

Die Autoren schlußfolgern, daß die tiefe Venenthrombose des Ober- arms ein multifaktorielles Krank-

heitsbild ist. Ein ungenügender fibri- nolytischer Abwehrmechanismus ist einer der Hauptfaktoren, die von pa- thogenetischer Bedeutung sein kön- nen. Ferner wurden vorausgehende Traumen bei 7 Patienten und das Syndrom einer unteren Thoraxaper- tur bei 3 Patienten als mögliche Ur- sachen ermittelt. Andere, für eine Thrombusbildung prädisponierende Faktoren waren bei einigen Patien- ten Karzinome und Blutandrang er- zeugende Herzerkrankungen. Nre

Sundqvist, S. B.; Hedner, U.; Kullenberg, H. K.

E.; Bergentz, S. E.: Deep venous thrombosis of the arm: a study of coagulation and fibrinolysis Brit. Med. J. 283 (1981) 265-267, Department for Coagulation Disorders, Department of Surgery, University of Lund, Malmö General Hospital, S-214 01 Malmö, Sweden

Cholezystektomie und Kolonkarzinome

Nach operativer Entfernung der Gal- lenblase steigt die Konzentration se- kundärer Gallensäuren in der Galle an. Die Pathogenese von Kolonkar- zinomen wurde u. a. auf diese Gal- lensäuren zurückgeführt. Daraus er- gab sich die Hypothese, daß eine Cholezystektomie für die Entwick- lung eines Kolonkarzinoms prädis- poniert. Um diese Hypothese zu überprüfen, verfolgten Linos und Mitarbeiter den Krankheitsverlauf von 1681 zwischen 1950 und 1969 cholezystektomierten Patienten über einen Zeitraum von 1 bis 29 Jahren nach dem Eingriff. Das Kran- kengut bestand aus 460 Männern und 1221 Frauen. Kolonkarzinome entwickelten sich bei mehr Patien- ten, als die Autoren erwartet hatten.

Die Abhängigkeit war jedoch nur bei den Frauen signifikant, überdies war sie für rechtsseitige Karzinome stär- ker ausgeprägt. Die Verfasser ziehen daraus den Schluß, ihre Ergebnisse untermauern die Vermutung, daß die Cholezystektomie bei Frauen ein prädisponierender Faktor für die Entstehung eines Kolonkarzinoms ist. Nre

Linos, D. A.; Beard, C. M.; O'Fallon, W. M.;

Dockerty, M. B.; Beart, R. W.; Kurland, L. T.:

Cholecystectomie and carcinoma of the colon, Lancet II (1981) 379-381, Department of Surgery, Medical Statistics and Epidemiology, and Surgical Pathology, Mayo Clinic and Mayo Foundation, Rochester, Minnesota, USA

mittleren Frauenalters gegenüber rasch wachsenden Mastopathien bis zum „minimal breast cancer". Die intestinale Polyposis hat eine unter- schiedliche Karzinominzidenz, ähn- liches gilt für die Colitis ulcerosa, bei der nur der fortgeschrittene oder generalisierte Befall zur Kolektomie führen sollte. Gerade im Magen- Darm-Kanal haben sich die verschie- denen Formen des Haemoccult- Tests (mit 1 bis 4 Prozent positiven

Resultaten, darunter 20 bis 30 Pro- zent bei Karzinomen, 40 bis 50 Pro- zent bei Polypen) sehr bewährt. Der Test stellt eine Art von Kompromiß gegenüber der zu empfindlichen (häufig falsch positiven) und der zu wenig empfindlichen (häufig falsch negativ) einfachen Guajakprobe dar.

Nach Ewe senken regelmäßige Rek- toskopien und gegebenenfalls Polypektomien die Häufigkeit der Kolonkarzinome um etwa 85 Pro- zent. Steine in den Harnwegen be- deuten kein erhöhtes Karzinomrisi- ko, wohl aber die Hyperplasie der Blasenschleimhaut sowie die (mit dem Alter zunehmenden) Karzinome der Prostata in situ (Vahlensieck).

P. Hellriegel, Köln, machte beson- ders auf die sogenannte Präleukose, das heißt: auf Funktionsdefekte der Blutzellen aufmerksam, die vor al- lem in Verbindung mit Chromoso- menanomalien häufig zu Leukosen führen.

E. Machtens, Bochum-Langendreer, betonte im Mundhöhlenbereich be- sonders die Bedeutung von Leuko- plakien, die immer der Klärung durch den Fachmann — am besten mit Histologie — bedürfen.

Professor Dr. med. Rudolf Gross Direktor der

Medizinischen Klinik (Lindenburg) der Universität zu Köln

Joseph-Stelzmann-Straße 9 5000 Köln 41 (Lindenthal)

FÜR SIE GELESEN Präkanzerosen

2484 Heft 52/53 vom 28. Dezember 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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