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Die Wilde Mathilde. Die Wilde Mathilde auf Skiurlaub. Es ist schrecklich früh morgens und schrecklich kalt. So früh morgens, dass es fast

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Academic year: 2022

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Andrea Bræin Hovig Ulf K. (Illustrationen)

Die Wilde Mathilde

Die Wilde Mathilde auf Skiurlaub

E

s ist schrecklich früh morgens und schrecklich kalt. So früh morgens, dass es fast noch Nacht ist, und so kalt, dass Mathilde und Papa mit den Zähnen klappern.

Mathilde friert nicht nur ganz fürchterlich, sie ist auch noch hundemüde und sauer wie eine Zitrone. Es sind

Osterferien und Mathilde und Papa stehen am

Busbahnhof und warten auf einen Bus. Der Bus soll sie ins Gebirge bringen, wo Papa eine Hütte

gemietet hat. Dort sollen sie Ski laufen und es sich gut gehen lassen. Ha ha, es sich gut gehen lassen ... Mathilde mag nicht Ski laufen. Und mit

»nicht« meint sie absolut nicht, niemals, never.

Sie findet: Das ist das Schlimmste auf der ganzen Welt! Sie hat aber schon einen Plan. Und dieser Plan sieht so aus: Jeden Morgen will sie Papa sagen, dass ihr etwas schrecklich wehtut. Nicht immer das Gleiche, sonst könnte Papa ja Verdacht schöpfen. Mathilde ist sehr zufrieden mit ihrem raffinierten Plan. Sie weiß, eigentlich darf man nicht lügen, aber um bei minus hundert Grad das Skifahren zu vermeiden, muss so ein bisschen Schwindeln doch wohl erlaubt sein, oder?

Zum Vorlesen für Kinder ab 5 Jahren!

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Mathilde trägt einen großen Rucksack. Er ist idiotisch schwer, ein Grund mehr für ihre schlechte Laune. Aber zum Glück liegen ganz oben im Rucksack ein Comicheft und eine Tafel Schokolade. Wenn sie an die beiden Dinge denkt, dann wird ihre schlechte Laune ein klein wenig besser.

»Papa, wann kommt eigentlich dieser blöde Bus?«, fragt sie. Um sie herum stehen viele andere Leute und warten auf den gleichen Bus. Alle tragen sie einen großen Rucksack auf den Schultern und haben ganz verschiedene Skier dabei. Einige haben große Skier, andere kleine. Lange Skier und kurze Skier. Dass die das freiwillig mitmachen, denkt Mathilde. Dabei sind sie doch erwachsen und dürfen selbst entscheiden.

»Ich weiß auch nicht, wo dieser Bus nur bleibt, Mathilde. Er sollte schon vor einer ganzen Weile hier sein.«

In dem Moment kommt eine Frau in einer blauen Uniform zu ihnen. Sie erklärt, dass der Bus, der ins Gebirge fahren sollte, nicht fährt, weil die Busfahrer streiken.

»Streiken?«, flüstert Mathilde Papa zu. »Was bedeutet das?«

»Still, Mathilde. Lass uns hören, was die Frau zu sagen hat.«

Die Frau sagt, sie würden glücklicherweise trotzdem ins Gebirge kommen, sie müssten nur einen anderen Bus nehmen mit einem Busfahrer, der nicht streikt. Alle sind erleichtert und froh – bis auf Mathilde – und laufen zu dem Bus, den die Frau ihnen zeigt. So ein Mist, denkt Mathilde. Fast wäre nichts aus dieser langweiligen Osterskitour geworden.

Mathilde, Papa und die anderen Fahrgäste verstauen die Skier und die Skistöcke in dem großen Gepäckraum im unteren Busteil. Einige legen auch ihre Rucksäcke mit hinein, aber das will Mathilde nicht. Schließlich hat sie das spannende Comicheft und die Schokolade da drinnen.

»Meine Güte, dieser Bus rumpelt und schaukelt aber!«, stellt Mathilde sauer fest. Die Straße ins Gebirge ist kurvig und sie merkt, dass ihr etwas übel wird. Außer ihr sind keine anderen Kinder im Bus, nur Erwachsene, die diese kalte, holprige und

schaukelige Busfahrt offenbar ganz toll finden. Und dass es einfach nur absolut fantastico sein wird, Ski zu fahren. Die Erwachsenen sind schon merkwürdig, denkt Mathilde.

»So, jetzt kann ich dir erklären, was ein Streik ist«, sagt Papa. »Das bedeutet, dass alle sich für eine Weile weigern zu arbeiten, um mehr Geld oder bessere

Arbeitsbedingungen zu kriegen.« Papa ist ganz eifrig am Erklären.

Mathilde versucht zuzuhören, versteht aber nicht alles, weil der Bus so rumpelt und der Motor so laut ist.

Als sie endlich den schrecklichen Bus verlassen können, hat Mathilde kalte Füße und ihr ist richtig übel. Das Comicheft liegt ungelesen im Rucksack, an die Schokolade mag sie nicht einmal denken.

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»Schau dich doch mal um, Mathilde. Ist das nicht schön? Schnee und Berge, so weit das Auge reicht!«

Papa friert nicht und ihm ist auch nicht übel, er ist einfach nur froh. Und das ist irgendwie noch ärgerlicher.

Um zu ihrer Hütte zu kommen, müssen sie ein Stück gehen. Zum Glück vergisst Papa vor lauter Begeisterung vorzuschlagen, sie sollten sich doch die Skier unterschnallen.

»Oh guck mal, Mathilde! Hast du je so eine gemütliche Hütte gesehen? Das ist ja wie im Märchen!«

Es ist die kleinste Hütte, die Mathilde jemals gesehen hat. Eher so eine Art

Schuppen. Aber Mathilde friert, sie will hinein und sich aufwärmen. Der Rucksack ist inzwischen so schwer, dass sie fast hintenüberkippt. Hoffentlich gibt es wenigstens einen Fernseher in dieser blöden Hütte.

In der Hütte scheint es noch kälter zu sein als draußen. Frostiger Atem kommt aus dem Mund und selbst Papa sieht jetzt etwas verfroren aus. Mathilde schaut sich um und ihre Laune wird noch schlechter. In dieser Minihütte gibt es nicht die Spur eines Fernsehers.

»Wir werden es uns gemütlich machen, Mathilde!« ruft Papa begeistert. Man hört, wie seine Zähne dabei klappern. »Wir werden wie in den alten Zeiten leben, ohne Strom oder elektronische Dinge wie Fernseher oder Computer! Ruhe und Frieden werden sich in uns und um uns ausbreiten und nach herrlichen Skitouren können wir Leib und Seele hier baumeln lassen!«

Obwohl Mathilde immer noch schlechte Laune hat, muss sie schmunzeln. Manchmal ist Papa aber auch zu komisch. Sie kennt keinen anderen Vater, der sich so

begeistern und ereifern kann.

»Nun, Mathilde, wie wär’s? Wollen wir uns die Skier unterschnallen und gleich mal den Schnee ausprobieren?«

Oh je. Mathilde beschließt, sogleich ihren raffinierten Plan umzusetzen. Sie macht das traurigste Gesicht, das sie nur zustande bringt und erklärt mit leiser Stimme: »Ich würde ja gern, aber ich habe solche Schmerzen …«

»Wo denn, mein Kind?«, fragt Papa mit besorgter Miene.

»Äh … in … in der Hand!« Hehe. Nicht schlecht, denkt Mathilde. Keine Skitour mit einer schmerzenden Hand!

»Aber das ist ja super!«, ruft Papa begeistert.

»Super?« Mathilde versteht gar nichts.

»Ja! Weißt du was, Mathilde? Vor richtig langer Zeit, da haben sie gar keine

Skistöcke benutzt beim Skilaufen. Da können wir jetzt so tun, als lebten wir in alten Zeiten, und du brauchst deine Hand, die dir wehtut, gar nicht zu gebrauchen! Mann, Mathilde! Das wird ja noch spannender, als ich gedacht habe!«

Verdammt, verdammt, verdammt.

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Jedenfalls ist Mathilde den schweren Rucksack los. Aber abgesehen davon gibt es keinen Grund, sich zu freuen. Die Skier rutschen nach hinten, wenn sie nach vorn sollen, und fahren viel zu schnell, wenn sie das gar nicht sollen. Die Brillengläser beschlagen und der neue Wollpullover kratzt ganz schrecklich. Mathilde fällt sicher zweihundert Mal hin, und zum Schluss ist sie so wütend, dass sie fast platzt. Wenn sie zumindest Skistöcke hätte! Papa fällt auch ein paar Mal hin, aber es scheint, als fände er das auch noch lustig. Was Mathilde nur noch wütender macht.

»Hoho. Wir brauchen zwar doppelt so lange wie geplant, aber dafür haben wir umso mehr Spaß!«

»Du, Papa?«, faucht Mathilde, mit dem Kopf im Schnee. »Wann sind wir endlich fertig mit dieser blöden Tour?«

»Siehst du die Bergkuppe da hinten? Da oben können wir unseren Proviant essen, da haben wir einen Blick über das ganze wunderschöne Land hier, und danach kehren wir um und gehen zurück!«

Mathilde schaut zu der Bergkuppe. Bis dahin ist es noch viel zu weit. Es muss etwas geschehen. Basta finale!

Da kommt ihnen eine kleine Truppe entgegen. Zwei Erwachsene und ein wütendes Kind.

»Nun komm schon, Fredrik. Es ist nicht mehr weit.«

Genauso klingen Erwachsene, wenn sie nach außen freundlich sein wollen, aber eigentlich wütend sind.

»Mir tun die Beine weh und außerdem ist das Gummi in meiner Unterhose gerissen, und jetzt ist mein Po eiskalt! Hört ihr mir überhaupt zu? Ich gehe keinen Meter weiter!«

Und dann hört Mathilde noch eine andere Kinderstimme, dieses Mal hinter sich.

»DIESE BLÖDEN SKIER! Ich will nie wieder Skilaufen! NIE WIEDER!«

Mathilde dreht sich um und sieht ein verschwitztes Mädchengesicht unter einer viel zu großen Mütze.

»Nun komm schon, Alma. Wir sind auch gleich da.«

»DAS HABT IHR SCHON TAUSENDMAL GESAGT! IHR LÜGT MICH DOCH NUR AN!«

Plötzlich stehen sie alle zusammen mitten in der Loipe und wissen nicht so recht, wer eigentlich wen vorbeilassen soll.

Da hat Mathilde eine Idee. Ihr fällt ein, was Papa ihr von dem Busfahrer erzählt hat.

Dass man streiken kann, um bessere Bedingungen zu kriegen. Das trifft ja wohl nicht nur für den Job zu?

»Hallo, Fredrik und Alma! Ich bin die Wilde Mathilde und ich lade euch zu einem Streik ein.«

»Streik?«, fragt Alma ganz außer Atem. »Was ist das?«

»Das heißt einfach, Nein sagen«, erklärt Fredrik. »Du sagst Nein, Nein und nochmals Nein und rührst dich nicht vom Fleck. Das ist Streik.«

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»Genau, Fredrik.« Mathilde nickt eifrig. »Und ich will einen Skistreik machen! Und zwar JETZTSOFORT!«

»Aber Mathilde«, sagt Papa unsicher. »Entschuldigen Sie bitte meine Tochter.

Manchmal ist sie leider etwas zu wild und forsch, doch das kriegen wir schon hin.

Gehen Sie nur vorbei, Mathilde und ich bleiben noch einen Moment hier stehen, um Kraft zu schöpfen. Wir wollen nämlich …«

»Wir wollen nirgendwo hin, Papa! Ich streike!«

»Ich auch!«, ruft Alma.

»Und ich auch!«, ruft Fredrik. Die Erwachsenen versuchen, den Protest der Kinder lachend herunterzuspielen, aber irgendwie kriegen sie das nicht hin.

Mathilde, Fredrik und Alma sind schon dabei, die Skier abzuschnallen und sich auf sie zu setzen.

»Runter mit den Rucksäcken, her mit den Leckereien!«, ruft Mathilde den Erwachsenen zu, mit der entschiedensten Stimme, die sie hat.

»Du bist ja verrückt«, kichert Alma.

»Ganz meine Meinung. Super«, flüstert Fredrik.

Die Erwachsenen sehen sich verblüfft an, dann müssen sie auch lachen und tun, was Mathilde fordert.

Die Kinder setzen sich gemütlich auf ihre Skier und stopfen Schokolade und Apfelsinen in sich hinein.

»Kakao für die Kinder, die streiken!«, ruft Fredrik und schenkt aus einer großen Thermoskanne drei Tassen ein. Sie kichern und haben Spaß zusammen. Und jedes Mal, wenn ein Erwachsener versucht, sie zum Weitergehen aufzumuntern, rufen die drei gleichzeitig: »Wir sind im Streik!«

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Schließlich bleibt den Erwachsenen gar nichts anderes übrig, sie geben auf. Etwas peinlich berührt stellen sie sich gegenseitig mit Handschlag vor und teilen dann untereinander das, was noch an Proviant übrig ist. Leider gibt es keine Schokolade mehr, dafür aber angefrorene Brotscheiben mit Käse.

Die restlichen Ferientage spielen Mathilde, Fredrik und Alma jeden Tag zusammen.

Sie spielen Gesellschaftsspiele, probieren den Hula-Hoop-Reifen aus und bauen Schneehöhlen. Und keiner von ihnen schnallt sich auch nur ein einziges Mal die Skier unter.

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Neugierig geworden?

Sie können das Buch im Buchhandel erwerben oder in Ihrer örtlichen Bücherei ausleihen.

Andrea Bræin Hovig Ulf K. (Illustrationen)

Die Wilde Mathilde

Geschichten zum Vorlesen Gerstenberg Verlag

ISBN: 978-3-8369-5872-1 Gebunden: 144 Seiten

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meinpapaliestvor@stiftunglesen.de

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