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Früh, aber nicht zu früh säen

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ACKERBAU

Eine frühere Saat bringt meist höhere Erträge als ein später Anbau. Doch aufgepasst: Wenn Sie zu früh säen kann der Schuss nach hinten losgehen.

Denn frühes Getreide fällt oft Schädlingen und Krankheiten zum Opfer.

Von Lothar BOESE

Wintergetreide

Früh, aber nicht zu früh säen

Risiken der Frühsaat

Grundsätzlich liegt zwischen Mitte Septem- ber und Anfang Oktober die Saatzeitspanne, in der alle Getreidearten immer die besten Ergeb- nisse brachten. Bei noch früheren oder späte- ren Saatterminen gingen die Erträge zurück.

Das gilt besonders für gute Weizenböden im Ackerbaugebiet. Auf leichteren Standorten oder in höheren Lagen liegt die optimale Saat- zeitspanne noch etwas früher.

Die Versuche zeigen auch, dass die Erträge bei extrem frühen Saatterminen Anfang Sep- tember immer abfallen. Dabei sind das Über- wachsen und das Auswintern der Bestände in den milderen Regionen kein Problem. Eine Ge- fahr stellt hier vor allem das höhere Befallsrisi- ko durch Krankheiten und Schädlinge dar.

Meist sind es Fußkrankheiten wie Schwarzbei- nigkeit oder Halmbruch, Virosen oder Schäd- linge wie die Fritfliege, die einen zusätzlichen Aufwand verlangen. Zusätzlich steigt der Druck durch Ungräser wie Ackerfuchsschwanz Zuerst die Gerste, dann den Roggen und

zum Schluss den Weizen säen. Das ist bei uns gängige Praxis. Doch ist das auch richtig? Die Expertenmeinungen zum optimalen Saatter- min von Wintergetreide haben sich in den ver- gangenen zwei Jahrzehnten teilweise gravie- rend geändert. Das gilt vor allem für den Win- terweizen. In Ostdeutschland wurde früher für gute Weizenstandorte die zweite Oktoberhälfte als optimal angesehen. Neuere Erfahrungen zeigen aber, dass heutzutage die zweite Sep- temberhälfte optimal wäre. Das beweisen un- sere Versuchsergebnisse aus Sachsen-Anhalt (Abb. 1). Nach Anfang Oktober fällt der Ertrag in den meisten Jahren zunehmend ab. Die Er- gebnisse schwanken jedoch von Jahr zu Jahr.

Dabei kostet den Landwirt jede Woche Anbau- verzögerung durchschnittlich 2,5 dt/ha im Schnitt aller Getreidearten. Die Versuche bestä- tigten gelegentlich auch die von den Züchtern beworbenen Sortenmerkmale „Frühsaateig- nung“ oder „Spätsaateignung“. Die Wirkung dieser Eigenschaften ist aber meist nur gering.

Auch bei früher Saat bringt eine höhere Saatstärke höhere Erträge. Foto: Landpixel

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ACKERBAU

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und Windhalm. Aber auch Blattkrankheiten treten bei Frühsaaten häufig schon im Herbst auf. Dagegen kann ein Landwirt jedoch mit ei- ner Pflanzenschutzmaßnahme und/oder einer umfassenden Beize gegenwirken.

Saatstärke anpassen?

Berater empfehlen oft, die Saatstärke an den Saattermin anzupassen. Frühsaaten sollten mit niedrigerer, Spätsaaten mit höherer Saatstärke ausgesät werden. Viele Versuche (Beispiel Win- terweizen Abb. 2) zeigen aber, dass auch bei Frühsaaten eine hohe Saatstärke meist mit hö- heren Erträgen einhergeht. Der Ertragsanstieg fällt hier jedoch etwas geringer aus als bei Spätsaaten. Umgekehrt sinkt der Ertrag bei ei- ner niedrigen Saatstärke bei der Spätsaat stär- ker ab als bei Frühsaat. Ähnliche Ergebnisse zeigen auch Versuche mit anderen Getreidear- ten.Wenn eine Frühsaat mit hoher Saatstärke zu Ertragsabfall führte, war dies fast immer durch Lager bedingt. Dem können Landwirte aber durch einen sortenspezifischen Einsatz von Wachstumsreglern gegensteuern.

Der Landwirt sollte unter schlechten An- baubedingungen wie bei einem groben, trocke- nen Saatbett, wenn kein Regen in Aussicht steht oder bei extremen Spätsaaten, die Saat- menge erhöhen.

Doch welche Saatstärken sind optimal? Hier sollte der Landwirt nicht nur auf den Korner- trag schauen, denn jede Erhöhung verursacht auch höhere Kosten. Diese sind bei zu geringen

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2009 2010 Durch-

schnitt

120 110 100 90 80 70 60 Kornertrag (dt/ha)

Anf. Sept. Mitte Sept. Anf. Okt. Mitte Okt. Anf. Nov. Mitte Nov.

Ertragszuwächsen nicht mehr gedeckt. Das be- stimmende Kriterium ist die monetäre saatgut- kostenfreie Leistung als Differenz aus Erlös (Kornertrag x Produktpreis) und Saatgutkosten (Menge x Preis). Diese können Sie auf der Grundlage von Versuchserträgen bzw. Erfah- rungswerten und geschätzten Preisen für jede Saatstärkenstufe berechnen. Entsprechende Szenarios zeigen, dass bei hohen Erträgen und Produktpreisen die Saatstärke erhöht werden kann. Ist das Gegenteil der Fall, sollten Sie die Saatstärke absenken. Auch Saatgut mit niedri- ger Tausendkornmasse und hoher Keimfähig- keit senkt die Kosten, da Saatgut in der Regel nach Masse gehandelt wird. Bei großkörnigen Leguminosen spielen diese Eigenschaften eine besondere Rolle. Allgemein sind bei konventi- onellem Saatgut bei Getreide Saatstärken von 270 bis 330 keimfähige Körner/m² optimal. Bei Hybridsorten schlägt jedoch der hohe Saatgut- preis (bei Weizen z.B. fünffach höher) durch, so dass die Saatstärke auf 150–200 Körner oder sogar darunter abgesenkt werden muss. n

Fazit

Eine zu frühe Saat geht in der Regel mit schlechteren Erträgen einher. Hier sind die Risiken durch Krankheiten und Schädlin- ge zu groß. Der optimale Aussaattermin liegt zwischen der zweiten Septemberhälf- te und der ersten Oktoberhälfte. Die Prob- leme mit Krankheiten und Schädlingen sind zu diesem Zeitpunkt bereits geringer und können meist ohne zusätzliche Auf- wendungen beherrscht werden. Dies gilt für alle Getreidearten in den Gunstlagen.

Auf leichten Standorten oder in höheren Lagen liegt die optimale Saatzeitspanne noch etwas früher. Nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten sind Saatstärken um 300 keimfähige Körner/m² unter mittleren Er- trags- und Preisverhältnissen optimal. Die Differenzierung der Saatstärke nach dem Saattermin ist nicht gerechtfertigt. Nur bei erkennbaren Aufgangsrisiken sollten Sie die Saatmenge erhöhen.

Dr. Lothar Boese arbeitet an der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt am Zentrum für Acker- und Pflanzenbau in Bernburg.

Abb.1: Kornertrag von Winterweizen in Abhängigkeit vom Saattermin in verschiedenen Versuchsjahren

(Bernburg; Mittel über jeweils verschiedenen Sorten und Saatstärken)

Abb. 2: Kornertrag von Winterweizen in Abhängigkeit von der Saatstärke zu unterschiedlichen Saatterminen

(Bernburg 2003–06, Mittel über zwei Sorten und vier Versuchsjahre)

Versuchsinfo

Versuchsergebnisse aus Sachsen-Anhalt vom Standort Bernburg am Südrand der Magdeburger Börde;

Schwarzerde, ca. 500 mm mittlerer Jahresniederschlag, 9 °C mittlere Jahrestemperatur.

Referenzen

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