Spezifische Gefahren bei Störungen des Betriebs
von Biogasanlagen
Thema
„Analyse spezifischer Gefahren –
bei Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs
zur Herstellung von Biogas –
Entwicklung von Leitszenarien und Prämissen für die Gefahrenabwehr“
Kurz:
Was macht eine Biogasanlage gefährlicher als
Anlage zur Herstellung von Biogas
Austritt großer Mengen Faulsuspension Gasaustritt
Behälterdachbrand Pyrolyseprodukte:
Chlorwasserstoff
2 [C2H3Cl] + 5 O2 = 4 CO2 + 2 H2O + 2 HCl Schwefeldioxid
S + O2 = SO2
Personen in Zwangslagen
Spezifische Szenarien
Rohstoffe
aus Sicht der Gefahrenabwehr
Substrat Krankheit Risikogruppe Einstufung nach BioStoffVO
Ganzpflanzensilage, Landschaftspflegematerial
Clostridium Tetani
2 [TRBA 230,2007]
Festmist, Flüssigmist aus der
Nutztierhaltung div.
2 [TRBA 230,2007]
3 bei erkrankten Tierbeständen
Kommunale Abfälle div. 2 [TRBS 214,2013]
3 zeitweilig
Biogas?
aus Sicht der Gefahrenabwehr
• Zu erwartende gefährliche Bestandteile
Verbindung Bekannte Konzentration durch Fermentation Methan bis 75 Vol.-%
Kohlendioxid bis 50 Vol.-%.
Schwefelwasserstoff bis 0,3 Vol.-% (ACHTUNG Sonderfall) Wasserstoff Kurzlebiges Zwischenprodukt
Biogas? – Aus Sicht der Gefahrenabwehr
• Annahmen zur Gefährlichkeit eines unbekannten Gemisches aufgrund unbekanntem Prozessstatus
– Hochentzündlich – Giftig
– mit menschlichen Sinnen nicht wahrnehmbar
– keine Aussage zum Dichteverhältnis zur Luft
Sonderfall: Säure-Base Reaktionen
Essigsäure- und Methanbildung:
pH Wert 6,5 bis 8
Gefahr:
Große Mengen Schwefelwasserstoff können
Aus aktuellem Anlass
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung,2016
Am 26.09.2016 berichtet die Neue Osnabrücker Zeitung:
„Brand in Biogasanlage
350 Liter Schwefelsäure in Lengerich ausgelaufen“
Am 27.10.2016 berichtet die Neue Osnabrücker Zeitung:
„Schwefelsäuretank in Vechta- Langförden explodiert“
Gärrestaufbereitung - Brandereignisse
Getrocknete Gärreste haben sehr große Ähnlichkeiten zu getrocknetem Torf.
Aus aktuellem Anlass
Bindung von Ammoniak in
„Luftwäschern“
In Trocknungsanlagen für Gärreste wird
Schwefelsäure eingesetzt, um Ammoniak zu binden.
Schwefelsäure wird i.d.R.
in Kunststofftanks gelagert.
Es handelt sich um einen Gärrestaufbereitungs- Prozess, der nicht zwingend mit der
Produktion von Biogas in Schwefelsäure:
Zusammenfassung
1. Es gibt nicht DIE Biogasanlage
2. Szenarien sind gleichartig, Gefahren jedoch unterschiedlich
3. Zuordnung jeder Biogasanlage aufgrund der verwendeten Stoffe mindestens in die Gefahrengruppen
IIC und IIB
Ausblick
Auslaufende EEG Vergütung führt zu Zurückhaltung bei Investition- und Wartung
→Sinkende Anzahl von Anlagen, aber auch sinkendes Sicherheitsniveau oder
Weiterentwicklung der Technologie zur wirtschaftlichen Eigenständigkeit
→Andere Produkte mit neuartigen Gefahren