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Arztbild 2.0

„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!“ postulierte Goethe in seinem (vermutlich) 1782 entstandenen Ge - dicht „Das Göttliche“. Die Ärzte- schaft als Teil des Ganzen wird hier- bei weder besonders hervorgehoben noch von diesem Wunsche befreit.

Uns allen ist diese Zeile wohlbekannt.

231 Jahre später findet sich im Feb- ruar-Editorial des „Ärzteblatt Sach- sen“ die Bedeutung des ärztlichen Ethos im Spannungsfeld zwischen Ökonomisierung und medizinischer Machbarkeit und schreibt diesem eine besondere und steuernde Rolle zu.

Wie soll aber nun der ideale Arzt beschaffen sein, welche Eigenschaf- ten sollten ihn auszeichnen, um in der Versorgungsrealität bestehen zu können? Eine der vielen möglichen Antworten gibt eine Studie der Uni- versität Regensburg aus dem Jahr 2002, die den idealen Arzt aus Sicht der Medizinstudenten charakterisiert (Dieter von Schmädel und Katja Götz: Das Arzt ideal bei Medizinstu-

denten. Allgemeinarzt. 2002;22:738 -774). Kompetent, aufmerksam, inte- ressiert, sympathisch und freundlich sollten wir uns präsentieren. Ist das für uns immer durchsetzbar? Vor allem – wie bekommt der Nach- wuchs diese Werte vermittelt? Die beschriebenen Eigenschaften lassen keine medizi nische Wertung zu, beschreiben vielmehr soziale Kompe- tenz und Umgangsformen. Ist Ein- flussnahme auf diese sogenannten

„soft skills“ an der Universität über- haupt möglich und notwendig? Im klassischen Kurssystem lässt sich das sicher nicht direkt vermitteln.

Betrachten wir im Kontinuum von Aus-, Weiter- und Fortbildung einmal die Verantwortung des Lehrenden, lässt dies unser Handlungspotenzial klar erkennen. Besonders bei der direkten Mitarbeit von Studenten in der Sprechstunde im Rahmen der Lehrpraxistätigkeit wird mir dies deutlich. Von meiner Seite lässt sich dabei ein weiter Bogen bereits erwachter als auch noch schlum- mernder Persönlichkeits kompetenz entdecken. Mit der jüngsten Novelle der Approbationsordnung verbrin- gen die künftigen Kollegen im Rah- men der Allgemeinmedizin nunmehr zwei Wochen im Blockpraktikum in hausärztlichen Praxen. Der größte Erkenntnisgewinn offenbart sich hierbei in der Neubewertung der Kompetenzfelder (haus)ärztlichen Handelns. Viele sind von der Breite der Gespräche, deren Tiefen und Untiefen überrascht, erleben die medizinisch-technischen Aspekte eher begleitend. Natürlich ist dieser Effekt von Fachgebiet zu Fachgebiet unterschiedlich stark ausgeprägt.

Geht man aber von der Tatsache aus, dass gut die Hälfte der niedergelas- senen Kollegen in der Primärversor- gung arbeiten (sollten), werden die Brisanz des Problems und die Hand- lungsmöglichkeiten deutlich. Im Bereich der Aus- und der Weiterbil-

dung werden noch viel mehr Kolle- gen be nötigt, um Studenten oder Weiterbildungsassistenten neben dem rein fachlichen Wissen auch diese Felder des täglichen Handelns – möglichst im 1:1 Kontakt zu vermit- teln. Beide sächsische Fakultäten freuen sich auf entsprechende Ver- stärkung aus dem niedergelassenen Kreis.

Jedes Jahr verabschiedet die Medizi- nische Fakultät Carl Gustav Carus in Dresden ihre Absolventen mit einem feierlichen Festakt in das künftige Berufsleben. Gleichzeitig werden hier in der vom Förderverein der Fakultät und des Universitätsklinikums orga- nisierten Veranstaltung auch die Carus-Förderpreise für hervorragen- de Promotionen vergeben. Wie in jedem Jahr war der Höhepunkt der Veranstaltung jedoch der Festvortrag.

Am 15. Dezember 2012 konnte hierzu der renommierte Arzt, Wis- senschaftler und Pionier der Palliativ- medizin in Deutschland, Prof. Dr.

Gian Domenico Borasio, gewonnen werden, der an der Universität Lau- sanne/Schweiz tätig ist. Seine drei an die künftigen Kollegen adressierten Wünsche wurden aus dem palliativ- medizinischen Kontext heraus erar- beitet. Dieser Festvortrag nimmt in seinen Thesen grundlegende Eigen- schaften, aber auch Probleme unse- res Berufstandes auf. An vielen Stel- len werden Sie die eingangs zitierten Wünsche an den idealen Arzt wie- derfinden. Die ge wählte Darstellung war im Moment des erlebten Vortra- ges so gewaltig, dass wir Ihnen die- sen Vortrag zur direkt nachfolgen- den Lektüre an empfehlen möchten.

Gleichzeitig möchte ich an dieser Stelle Prof. Dr. Borasio für die Weiter- gabe seines Vortrages danken.

Dr. med. Michael Nitschke-Bertaud Vorstandsmitglied

Editorial

132 Ärzteblatt Sachsen 4 / 2013

Dr. med. Michael Nitschke-Bertaud

© SLÄK

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