Die V.A.C.-Instill zur Behandlung der akuten Wundinfektion
VAC Instill for treating acute wound infection
Abstract
As a special form of occlusive wound dressing, vacuum sealing ensures particularly favorable preconditions for wound healing by creating a
Wim Fleischmann
1physiological, moist-warm wound environment at slightly negative atmos-
pheric pressures (ca. 40 kPa). 1 Ludwigsburg-Bietigheim
gGmbH, Klinik für Unfall- und
Zusammenfassung
Die Vakuumversiegelung gewährleistet als Sonderform des okklusiven Wundverbands besonders günstige Vorraussetzungen für die Wundhei-
Wiederherstellungschirurgie, Bietigheim-Bissingen, Deutschland
lung, indem ein physiologisches, feucht-warmes Wundmilieu bei einem partiellem Unterdruck von etwa 40 kPa eingestellt wird.
Schlüsselwörter:Vakuumversiegelung, Instillationsversiegelung, Merkmale, Eigenschaften
Text
Prinzip
Die Vakuumversiegelung ist eine Sonderform des okklu- siven Wundverbands. Sie schafft günstige Vorraussetzun- gen für die Wundheilung, indem ein physiologisches, feucht-warmes Wundmilieu eingestellt wird. Die äußere Abdeckung besteht aus einer transparenten, nur für Wasserdampf durchlässigen Polyurethanfolie, die die Wunde zuverlässig vor schädlichen Umwelteinflüssen wie Auskühlung und Kontamination schützt. In unmittelbarem Kontakt mit der Wunde befindet sich unter der Folie der weiße Polyvinylalkohol- oder der schwarze Polyurethan- Schwamm.
Eigenschaften
Der Polyvinylalkohol- oder Polyurethan-Schwamm nimmt die Wundflüssigkeiten auf, die über ein Drainagesystem sofort wieder abgeleitet werden. Die Poren der Schwäm- me enthalten so stets frisch produziertes Wundsekret einschließlich zugehöriger biochemischer Komponenten.
Die Drainagekapazität ist nahezu unbegrenzt - ein Vorteil bei stark sezernierenden Wunden. Über die Schwämme wirkt ein partielles Vakuum auf die Wunde ein, das je nach verwendetem Schwamm und Wundtyp auf einen Unterdruckbereich von ca. 40 kPa eingestellt wird. Die so erzeugte Adhäsion von Schwamm und Wundoberfläche bewirkt einen innigen Kontakt, der die Wunde zur Produk- tion von Granulationsgewebe anregt. Die physikalischen Eigenschaften der Schwämme, insbesondere die Poren- größe, haben Einfluss auf das Ausmaß der Gewebeneu- bildung.
Instillationsversiegelung
Werden in den Schwamm alternierend therapeutische Lösungen eingebracht und nach einer exakt definierten Einwirkdauer wieder abgesaugt, indem der Unterdruck der Vakuumversiegelung wiederhergestellt wird, handelt es sich um die Instillationsversiegelung.
Diese aktuelle Weiterentwicklung der Vakuumversiege- lung wird bislang vorwiegend zur Behandlung akuter Wundinfektionen im orthopädisch-chirurgischen Bereich eingesetzt. Sie bietet aber auch für andere chirurgische Disziplinen oder für die Dermatologie interessante Mög- lichkeiten für eine intensive, topische Medikamentenappli- kation.
Die Instillationsversiegelung wird in drei unterschiedliche Phasen aufgeteilt:
• Die erste Phase ist die Instillationsphase, die je nach Größe der Wunde ca. 10 - 20 s andauert. Dabei ver- schließt sich zuerst die Vakuumleitung, dann wird die Instillationsleitung geöffnet, der Schwamm dehnt sich infolge seiner Elastizität aus und die Poren saugen die Wirkstofflösung auf. Der anfängliche Unterdruck baut sich dabei ab, und es werden schließlich Werte er- reicht, die je nach hydrostatischem Druck der Instilla- tionslösung deutlich über dem atmosphärischen Um- gebungsdruck liegen können. Dieser Überdruck entfal- tet die Wunde und ihre Oberflächen werden vollständig von der Wirkstofflösung durchdrungen. Durch die transparente Versiegelungsfolie hindurch wird beim ersten Instillationsvorgang die Zeit bestimmt, die der Schwamm benötigt, um die einströmende Flüssigkeit aufzunehmen und sich auszudehnen. Diese Zeit kann sehr einfach auf ein automatisiertes Therapiesystem,
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Übersichtsarbeit
OPEN ACCESS
den Instillamaten (V.A.C.-Instill, KCI), übertragen wer- den
• Als die zweite Phase folgt die Wirkphase. Sowohl die Vakuum- als auch die Instillationsleitung sind verschlos- sen. Es treten keine Flüssigkeitsbewegungen im Schlauchsystem auf, auch wenn es durch Lagerung oder Mobilisation des Patienten zu Veränderungen des hydrostatischen Drucks kommt. Die Wirkstofflö- sung hat Zugang zur gesamten Wundoberfläche, nicht nur bei oberflächlichen, sondern auch bei tiefen und zerklüfteten Wunden oder Gelenken. Die Zeitdauer der Wirkphase ist abhängig von der Pharmakokinetik der verwendeten Medikamente und der Empfindlich- keit der Krankheitserreger. Für das Antibiotikum Neba- cetinâ (Neomycinsulfat/ Bacitracin, Yamanouchi Pharma) oder das Antiseptikum sind mindestens 20 min erforderlich
• In der dritten Phase, der Vakuum-Phase, wird der hei- lungsfördernde Unterdruck der Vakuumversiegelung wieder hergestellt und gleichzeitig die verbrauchte Wirklösung entfernt, die durch Wundsekret verdünnt und mit Bakterien und Toxinen angereichert ist. Die Zeitdauer der Vakuumphase ist abhängig von der Be- schaffenheit des Wundsekrets, das Einfluss auf die Porosität des Schwamms hat. Je dickflüssiger und partikelreicher das Sekret ist, umso kürzer sollte die Vakuumphase sein, damit der kollabierte Schwamm nicht verklebt. Die Standardeinstellung der Vakuum- phase liegt zwischen 30 min und 1 h
Jeder Instillationszyklus entspricht im Grund einem Ver- bandwechsel. Mit einem automatisierten Instillationssys- tem ist die Zahl der Verbandwechsel allerdings praktisch unbegrenzt, so dass rund um die Uhr eine außergewöhn- lich intensive und wirksame Wundbehandlung schmerz- frei, ohne Blutverlust und mit minimalem Behandlungs- aufwand durchführbar ist.
Abbildung 1 enthält ein Beispiel für eine Instillationsthe- rapie bei akuten Osteitis.
Abbildung 1: Instillationstherapie einer akuten Osteitis bei distaler Unterschenkelfraktur links
Die Eindringtiefe von Wirkstoffen in das Körpergewebe und das Ausmaß ihrer Resorption sind abhängig von den Durchblutungsverhältnissen in der Wunde und dem Mo- lekulargewicht des Medikaments. Aus Sicherheitsgründen sollten nur gut verträgliche Pharmaka mit fehlender oder zumindest geringer Resorption Verwendung finden. Es ist nahe liegend, dass bei der Auswahl von Medikamenten mit einer geringen Penetrationstiefe und Resorptionsrate auch der therapeutische Effekt auf die Oberfläche be- grenzt bleibt. Deshalb gilt auch bei der Instillationsthera- pie der Grundsatz der septischen Chirurgie, dass durch einen möglichst raschen Behandlungsbeginn das Vordrin- gen der Bakterien in tiefer gelegene Gewebeabschnitte verhindert wird. Eine gleichzeitige, auf den Erreger ausge- richtete systemische Behandlung mit Antibiotika ist bei akuten Wundinfektionen unbedingt erforderlich.
Literatur
1. Fleischmann W, Russ M, Westhauser A, Stampehl M. Die Vakuumversiegelung als Trägersystem für eine gezielte lokale Medikamentenapplikation bei Wundinfektionen. Unfallchirurg.
1998;101(8):649-54.
2. Wolvos T. Wound instillation - the next step in negative pressure wound therapy. Lessons learned from initial experiences. Ostomy wound manage. 2004;50(11):56-66.
Korrespondenzadresse:
PD Dr. med. Wim Fleischmann
Ludwigsburg-Bietigheim gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Riedstr. 12, 74321 Bietigheim-Bissingen
Bitte zitieren als
Fleischmann W. Die V.A.C.-Instill zur Behandlung der akuten Wundinfektion. GMS Krankenhaushyg Interdiszip. 2006;1(1):Doc28.
Artikel online frei zugänglich unter
http://www.egms.de/en/journals/dgkh/2006-1/dgkh000028.shtml Veröffentlicht:30.08.2006
Copyright
©2006 Fleischmann. Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen
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