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Lamotrigin bei primär generalisierten tonisch- klonischen Anfällen

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ARS MEDICI 11 2007 S T U D I E

Eine doppelblinde, plazebo- kontrollierte Studie hat die Effektivität von Lamotrigin als Zusatzmedikation bei pri- mär generalisierten tonisch- klonischen Krampfanfällen untersucht.

N E U R O LO GY

Das Ausmass, in dem sekundär und pri- mär generalisierte tonisch-klonische An- fälle phänomenologisch und physiolo- gisch voneinander abweichen, ist noch nicht geklärt. Deshalb kann nicht ohne Weiteres davon ausgegangen werden, dass ein Antiepileptikum, das für einen dieser Anfallstypen gut wirkt, auch beim anderen effektiv ist. Auf der Basis bishe- riger Daten zeigt das Antiepileptikum Lamotrigin (Lamictal® und Generika) ein gutes Behandlungspotenzial bei einem Spektrum von neu diagnostizier- ten primär oder sekundär generalisierten sowie partiellen Anfällen. Die vorlie- gende plazebokontrollierte Studie wollte gezielt die Wirkung bei primär generali- sierten Anfällen untersuchen und dabei eine gute Abgrenzung zu sekundär generalisierten Anfällen vornehmen.

Methodik

Für die internationale Studie an 38 Zen- tren kamen Patienten ab zwei Jahren in Betracht, bei denen eine Epilepsie mit primär generalisierten tonisch-klonischen Anfällen diagnostiziert worden war und die trotz Therapie mit einem oder zwei Antiepileptika in einer achtwöchigen Ba-

sisperiode mindestens drei Anfälle erlit- ten hatten. Aufgrund von Anamnese und EEG-Befunden wurden Patienten mit partiellen Anfällen oder interiktalen par- tiellen EEG-Entladungen ausgeschlossen.

Bei Aufnahme in die Studie erfolgte zu- nächst eine Titrationsphase bis zur Lamotrigin-Zieldosis und anschliessend eine zwölfwöchige Erhaltungsphase für das Prüfmedikament beziehungsweise Plazebo (zusätzlich zur vorbestehenden antiepileptischen Medikation).

Die Anfallshäufigkeit während der Stu- die wurde anhand von Anfallstagebü- chern der Patienten oder Pflegepersonen erfasst.

Resultate

Von 184 initial gescreenten Patienten er- füllten 121 die Einschlusskriterien und wurden zu Plazebo oder Lamotrigin randomisiert. 117 Teilnehmende traten in die Titrationsphase ein (58 erhielten Lamotrigin und 59 Plazebo). Von diesen 117 Patienten beendeten 87 die Studie (42 in der Lamotrigin- und 45 in der Pla- zebogruppe).

Hinsichtlich der relevanten Patienten- charakteristika erwiesen sich die Patien- ten in den beiden Studienarmen als gut vergleichbar. Bei Aufnahme in die Studie war jeweils etwa die eine Hälfte der Teil- nehmenden mit einem Antiepileptikum eingestellt, die andere mit zwei.

Die mediane Anfallsanzahl während der Basisphase unterschied sich in Lamotri- gin- und Plazebogruppe nicht. Signi- fikant grössere mediane prozentuale Re- duktionen in der Anfallshäufigkeit traten in der Lamotrigin-Gruppe im Vergleich zur Plazebogruppe während der Titra- tionsphase, während der Erhaltungs- phase und über den gesamten Zeitraum

der Titrations- und Erhaltungsphase be- trachtet auf. Dies gilt sowohl für primär generalisierte tonisch-klonische Anfälle als auch für alle generalisierten Anfälle.

Während der kombinierten Titrations- und Erhaltungsphase betrug die me- diane Reduktion der Häufigkeit primär generalisierter tonisch-klonischer An- fälle unter Lamotrigin 66,5 Prozent und unter Plazebo 34,2 Prozent (p = 0,006).

Die entsprechenden Zahlen für die Titra- tionsphase waren 60,6 Prozent und 32,8 Prozent (p = 0,038) sowie für die Erhaltungsphase 81,9 Prozent unter La- motrigin und 43,0 Prozent unter Plazebo (p = 0,006). Während der Erhaltungs- phase erfuhren in der Lamotrigin- Gruppe 72 Prozent und in der Plazebo- gruppe nur 49 Prozent eine mindestens 50-prozentige Reduktion der Häufigkeit von primär generalisierten tonisch- klonischen Anfällen (p = 0,014). Ein ähn- liches Muster zugunsten von Lamotrigin wurde auch für alle generalisierten An- fälle beobachtet. Während Titrations- und Erhaltungsphase kombiniert profi- tierten signifikant mehr Patienten unter Lamotrigin auch von einer ausgeprägte- ren (mindestens 75-%igen) Reduktion sämtlicher Anfälle.

Nebenwirkungen, die die Prüfärzte während der doppelblinden Phase in Verbindung mit der Medikation brach- ten, wurden in der Lamotrigin-Gruppe bei 22 Prozent der Patienten und in der Plazebogruppe bei 10 Prozent notiert.

Häufigste medikamentöse Nebenwir- kungen waren Benommenheit (Lamotri- gin: 5%, Plazebo: 2%), Somnolenz (5%

vs. 2%) und Nausea (5% vs. 3%).

Lamotrigin bei primär generalisierten tonisch- klonischen Anfällen

■ Das Antiepileptikum Lamotrigin erwies sich in einer Studie bei sorgfältig ausgewählten Patien- ten mit primär generalisierten tonisch-klonischen Anfällen als Zusatzmedikation im Vergleich zu Plazebo als effektiv hinsicht- lich Anfallsreduktion und als gut verträglich.

M M M

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L A M O

L A M O T R I G I N B E I P R I M Ä R G E N E R A L I S I E R T E N T T R I G I N B E I P R I M Ä R G E N E R A L I S I E R T E N T O N I S C H - K L O N I S C H E N A N F Ä L L E N O N I S C H - K L O N I S C H E N A N F Ä L L E N

ARS MEDICI 11 2007

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Nebenwirkungen, die zum Absetzen führten, waren unter Lamotrigin je 1-mal Status epilepticus, Desorientiertheit, Benommenheit, Überdosierung/redu- zierter Bewusstseinszustand und gene- ralisierte, nicht schwerwiegende Urti- karia. In der Plazebogruppe kam es zu 2 Therapieabbrüchen, je 1-mal wegen Apnoe/Krampfgeschehen und Kopf- schmerz. Weder schwere Hautaus- schläge noch eine Gewichtszunahme wurden unter Lamotrigin beobachtet.

Diskussion

Die Besonderheit dieser Studie lag sicher in der sehr sorgfältigen Erfassung der Anfallstypen mit einem Screening-EEG und allfälligen Wiederholungs-EEG zum Ausschluss interiktaler partieller Krampf- entladungen als Hinweis auf ein sekun- där generalisiertes Krampfgeschehen.

Die Ergebnisse zeigen, dass Lamotrigin bei der Kontrolle der primär generali- sierten tonisch-klonischen Anfälle und sämtlicher generalisierter Anfälle effek- tiver ist als Plazebo. Die Plazebo- ansprechrate liegt in ähnlicher Höhe wie bei früheren kontrollierten Studien zu primär generalisierten grossen Anfällen.

Die Studie war nicht darauf ausgelegt, Lamotrigin-Effekte auf andere Anfalls- typen (Absenzen, myoklonische An- fälle) zu evaluieren, es ergaben sich aber keine Hinweise, dass sich die Anfalls- kontrolle hinsichtlich solcher epilepti- scher Erscheinungen unter Lamotrigin verschlechtert hätte.

Die vorliegende doppelblinde, plazebo- kontrollierte Studie weitet die Kennt- nisse über Lamotrigin bei primär genera- lisierten tonisch-klonischen Anfällen aus. Das Wirksamkeitsprofil von Lamo-

trigin lässt es als angemessene therapeu- tische Option erscheinen, wenn es nicht möglich ist, mit letzter Sicherheit zu be- stimmen, ob ein Patient eine idiopathi- sche generalisierte Epilepsie oder eine

fokale Epilepsie hat.

V. Biton et al.: Double-blind, placebo-controlled study of lamotrigine in primary generalized tonic-clonic seizures.

Neurology 2005; 65: 1737–1743.

Interessenlage: Die Studie wurde von der Firma GlaxoSmithKline (GSK) finanziert. Einige Ko- autoren sind Mitarbeiter dieser Firma.

Die Hauptautoren haben auch an anderen von GSK gesponserten Studien teilgenommen.

Halid Bas

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