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(1)139 Tod und Andenken des Chalifen Jezid I

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(1)

139

Tod und Andenken des Chalifen Jezid I.

VoD Ign. Goldzlher.

I.

Das fortlaufend erscheinende ausgezeichnete Werk H. Lammens'

über die Regierung des Omajjaden JezTd I. (Mölanges Beyrouth,

Bd. IV — V) bringt mir eine das Ende dieses Chalifen betreffende

schl'itische Version in Erinnerung.

Es ist nicht auffallend, wenn Schl'iten den ihnen .als Ver¬

ursacher des Märtyrertodes des 5usejn noch mehr als die anderen

Omajjaden verhaßten Jezid nicht eines so ruhigen Todes sterben

lassen woUen, wie dies in der allgemeinen historischen Überlieferung

geschieht, die übrigens auch von 'alidisch gestimmten Historikern i

rezipiert ist. Ihre Gesinnung fordert vielmehr im Sinne historischer Gerechtigkeit eine fürchterliche Ahndung des durch Jezid begangenen

Verbrechens. Er müsse des Feuertodes sterben, eine Antizipierung

des Höllenfeuers, dem er doch ohne Zweifel verfallen • ist. Es ist

ja ihre allgemeine Anschauung von der Regierung der Omajjaden,

daß das „Blut der heiligen Familie' während ihrer Regierungszeit

unablässig nach Rache rief. Am Morgen, der auf die Tötung des

Husejn folgte, fand man in Jerusalem frisches Blut unter jedem

Stein, den man von der Erde aufhob. Die Herrscher der Dynastie

selbst waren sich der bösen Folgen ihrer 'Alidenverfolgung bewußt.

Diese Überzeugung habe den 'Abdalmalik veranlaßt, dem grausamen

Wüten des IJag^äg b. Jüsuf Einhalt zu gebieten^).

1) Leidener Handschrift Amin, Nr. 271, fol. 6»: i\ft*Jt liUs

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(2)

140 Goldziher, Tod und Andenken des Chalifen Jezid I.

Ein Postulat dieser Anschauung ist nun auch die im folgenden

einem zejditischen Werke entnommene Fabel über den Tod Jezid's.

Der Verfasser ist der als zejditische Autorität bekannte Imäm al-

Mahdi li-din Alläh Ahmed b. Jahjä (st. 840/1437); das Werk^)

6 hat — wie aus fol. 34" der Handschrift Leiden, Amin Nr. 271,

die das Buch enthält *), ersichtlich ist — den vollen Titel : o^aSS^

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yjJl yy-^s^Äl! xjy:c5 ^ytlt syijtll. Hier wird fol. 3" die Todes¬

art des Jezid in folgender Weise erzählt. Der Chalif habe einen

10 seiner Vertrauten zu einem intimen Abendessen geladen und ihn

bei dieser Gelegenheit in sehr zuvorkommender Weise bedient.

Während des Mahles fragte der Gast in sehr eindringlicher Weise

den fürstlichen Gastfreund, ob er böse Folgen der Tötung des

5usejn erfahren habe. Der Chalif verneinte; es habe ihn nicht

16 nur kein Unheil betroffen, sondern alles gehe ihm vielmehr seither

nach Wunsch. Mittlerweile wollte Jezid das niedergebrannte Ende

des Lampendochtes entfernen , indem er es rnit seinem kleinen

Finger zerdrückte. Da ging das brennende Feuer der Lampe auf

seinen Finger, und als er es ausblasen wollte, ergriff es seine Lippen

20 und zog von da durch seinen ganzen Körper. Auf der Stelle ging

er durch Feuertod zu Grunde,

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1) Fehlt bei Brockelmann, Arab. Lit. II, 187; vgl. auch Strothmann, Der Islam, I, 362.

2) Vgl. Landberg, Catalogue de Manuscrits arabes provenant d'une Blblio- thfeque priv^e & El-Medina (Leide 1883) 83.

3) Cod. ^tyiJt. 4) Wohl zu lesen ^\ . 5) Cod. Jij^.

6) Cod. XAÄÄÄ. 7)

(3)

Goldaiher, Tod und Andenken des Chalifen Jezid I. 141

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'«5Jö ^ »jy

Diese Version hält der Verfasser unter den verschiedenen

riwöjät über das Ende des Chalifen für die wahrscheinlichste.

II. 10

Wir ersehen aus dem vorangehenden Textstück, daß — frei¬

lich mit völliger Unbestimmtheit (,in einem der Werke des ö.,

dessen Titel, den unser Gewährsmann genau angab, uns während

der Abfassung [dieses Buches] zweifelhaft geworden ist") — Gazäli

als Quelle der Erzählung angegeben wird. Diese grundlose Berufung 18

ist jedoch als Moment der anderswoher bezeugten Erscheinung von

Interesse, daß die Zejditen dem G. Sympathien für ihre Partei

nachrühmen; er sei als Zejdit gestorben (btX-^j oLo)*). Hingegen

ist die Angabe, daß ö. die Verfluchung des Jezid mißbilligte, gut

begründet. Er hatte sich ja in einem besonderen Petwä, in dem so

er eine hierauf bezügliche Anfrage beantwortete , in einem dem

Andenken des JezTd nicht feindseligen Sinne ausgesprochen^). Diese

Gesinnung des (j. sowie die des ääfi'itischen Erzählers ist dem

Ahmed b. Jahjä um so auffallender, als sie ihm damit im Gegen¬

satz zu ihrer Säfl'itischen Norm zu stehen scheinen. Wenn auch «5

diese Annahme im allgemeinen berechtigt ist'), so kann sie dennoch

nicht als ausnahmslos gelten. Vgl. eine Auseinandersetzung darüber

1) So. 2) Cod. v^'b^,

3) Ich finde den Ort nicht in den zugänglichen geographischen Quellen;

vielleicht ist er identisch mit dem unklaren _lX.aJ1 (im Gebiete von bei Hamdänl ed. D. S. Müller, I, 106, 1.

4) Cod. obi^yS.

5) Bei E. Gritfini, Manoscritti arabi delta Biblioteca Ambrosiana I, 29, 6 v. u, (= Rivista degli Studi Orientali, 1911, 573).

6) Ibn Cballikän s. v. al-Kijä al-HarräsI (ed. Wüstenfeld V, 16), vgl.

ZDMG. 53, 646.

7) ZDMG. 56, 229, 3 v. u.; vgl. zur Frage Lammens, Le califat de Yazid 23 (Milanges Beyrouth IV, 255).

(4)

142 ' Ooldmher, Tod und Andenken des ChaUfen Jezid I.

bei A]jimed al-^irwänl'-) , wo der ääfi'itische Standpunkt mit den

Worten gekennzeichnet wird: ^^xlil jj~>- Jö Lu^lJo« JUjI {J^^

gJt Xuoftj. Im Anschluß hieran kann auch darauf hingewiesen

werden, daß auch im l^anbalitischen madhah, in welchem im all¬

gemeinen die Apologie der Omajjaden als der Vertreter der Sünna-

Kontinuität vorherrscht und folgerichtig auch das Andenken des

Jezid geschont' wird, sich Voten für die Schmähung des letzteren

kundgeben. Abu-l-farag ibn al-6auzl ist der hervorragendste Ver¬

treter dieser Anschauung*). Darüber belehrt uns auch das hier folgende

Siück aus den fabakät al-^^anäbila des 'Abdalra^^män ibn

Be^eb s. v. 'Abdalmugit b. Zuhejr al-Harbi (geb. ca. 500)*):

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LLx^s u^Jö ^ v_AJüoj &AM ^.i t.i v:;:/ujm lXac '^I-^ iu^Lai/«

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1) Hadlkat al-afräh li-iz&hat al-atrSh (BülSk 1282) 168. Der Verfasser selbst, sowie der von ihm zitierte Sa'd al-dTn al-Taftazäni lassen dem Namen JezTd's kräftige Flucbformeln folgen.

2) Vgl. im Einzelnen ZDMO. 53, 646 Anm. 2.

3) S. die Leidener Hs. 'Warner 959, Katalog, 2. Aufl., II, 58.

4) Handschrift der Leipziger Universitätsbibliothek, Völlers, Nr. 708, fol. 79 ».

5) Vgl. JRAS. 1904, 273 (Amedroz). 6) Brockelmann I, 503, Nr. 16.

(5)

Goldziher, Tod und Andenken des Chalifen Jezid 1. 143

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1 5

(6)

144

Noch einmal Al| TTjv {*,axaipav.

Von Dines Andersen.

Als ich vor kurzem mit einer Untersuchung der indischen

Verba Y kal und ut-Ykal (hinausvrerfen , hinausschmeißen) und

ihrer Derivate^) beschäftigt war, vrarde meine Aufmerksamkeit

nochmals von der interessanten Geschichte von dem Bock und

5 dem Messer (Jätaka Nr. 481, Vol. IV, p. 281) gefesselt. Die

Leser dieser Zeitschrift werden sich erinnern, daß diese Geschichte

eine Reihe von gelehrten Abhandlungen hervorgerufen hat; s. be¬

sonders ZDMG. Bd. 43, 44, 46, und zuletzt 47, 86 ff. (Pischel), wo

auf die obengenannte Jätaka-Erzählung zur Lösung der schwierigen

10 Fragen hingewiesen wurde. Ich beabsichtige hier nicht auf die

vielen Einzelheiten jener Abhandlungen näher einzugehen , sondern

nur einen neuen Vorschlag zur Übersetzung desjenigen Mahä¬

bhärata-Verses zu geben, der damals eine Crux der Philologen war

und auch später unbefriedigend erklärt geblieben ist. Wie man nun

16 auch die grammatischen Schwierigkeiten des genannten Verses

(Mhbh. II, 2193 [C] = 66, 8 [B]) erklären möge, so bleibt doch

immer klar, daß sein Sinn kurz und bündig folgendermaßen aus¬

gedrückt werden kann : Man darf sich nicht mit allzu gefährlichen

Gegnern in Kampf einlassen, denn es geht einem sonst wie in der

20 Geschichte vom Bock mit dem Messer, das er verschlingen wollte,

und das ihm im Halse stecken blieb, sodaß er eine schlimme Ver¬

wundung erleiden mußte. Dieses und nichts mehr, glaube ich, ist

wirklich auch durch die Worte des Textes deutlich ausgesprochen ;

es gilt bloß die richtige grammatische Erklärung zu finden. Ich

25 gebe gleich hier meine Übersetzung :

Ein Bock wollte (einmal) , sagt man, ein Messer verschlingen ;

als (aber) das Messer mit der Spitze unten im Rachen verkehrt

kam, wurde seine Kehle schrecklich zerfleischt.

1) Die Resultate dieser Untersuchung, die durch den Aufsatz von J. Hertel („Die angebliche Wortfamilie utkaläpana, etc.", Idg. Forsch. XXIX , 215) ver¬

anlaßt wurde, werden demnächst in der Übersiebt der Verbandlungen d. K. dän.

Ges. d. Wiss. erscheinen.

1 5

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