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Archiv "Nachgefragt" (27.05.2005)

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Die „Drugs for neglected diseases Initiative“(DNDI) aus Genf wurde 2003 unter anderem von „Ärzte ohne Gren- zen“, dem malaysischen Gesundheits- ministerium und dem französischen In- stitut Pasteur gegründet. Die Geldgeber kommen in erster Linie aus dem öffent- lichen Sektor und sind neben den Grün- dungsmitgliedern die EU und das Gen- fer Kanton. Der Etat für die nächsten zehn Jahre beträgt 255 Millionen Euro.

Ein erster großer Erfolg: Durch ein Ab- kommen zwischen Sanofi-Aventis und der DNDI wird ein neues Malariamedi- kament auf Artemisin-Basis auf den Markt kommen. Das Kombinations- präparat aus Amiodaquin und Artesu- nat wird einerseits kostengünstig sein, andererseits verzichtet Sanofi auf das Patent. Für Simon Croft, Forschungs- und Entwicklungsleiter der DNDI, ist es wichtig, dass privater und öffentlicher

Sektor im Interesse der Menschen an ei- nem Strang ziehen: „Wir müssen das Wissen, das wir haben, teilen.“

Entwicklung nicht rentabler Arzneimittel

Einen neuen Weg beschreitet das Insti- tute for One World Health (IOWH). Es handelt sich um ein gemeinnütziges Pharmaunternehmen. Als nicht profit- orientierte Firma konzentriert sich das IOWH auf die Entwicklung von Arz- neimitteln, die nicht rentabel sind. Im Mittelpunkt stehen hier die Leishma- niose, die Chagas-Krankheit und die Malaria tropica. Erfolge kann das Un- ternehmen in der Therapie der viszera- len Leishmaniose verzeichnen, an der noch immer jährlich circa 200 000 Men- schen sterben. Das Präparat Paro-

momycin hat sich hier als effektiv und nebenwirkungsarm erwiesen. WHO und IOWH erhielten von Pharmacia (jetzt Pfizer) die Rechte an der intra- muskulär injizierbaren Form des Präparates. Eine lukrative Vermark- tung war nicht zu erwarten. Das IOWH führte die klinische Testung durch.

Noch in diesem Jahr soll das Präparat auf den Markt kommen.

Wer selbst keinen Gewinn erwirt- schaftet, ist auf andere angewiesen: Das IOWH finanziert sich aus Spenden.Von den 17,39 Millionen US-Dollar, die das Leishmaniose-Projekt bisher erhalten hat, stammen 17,25 Millionen von der Bill & Melinda Gates Stiftung. Für die Malaria-Forschung des IOWH sagte die Stiftung mehr als 40 Millionen US- Dollar zu. Die herausragende Stellung, die Microsoft in der Computerbranche einnimmt, kommt der Gates-Stiftung mittlerweile in der Arzneimittelfor- schung für „vernachlässigte“ Erkran- kungen zu. Mehr als vier Milliarden US-Dollar flossen bereits in Weltge- sundheitsprojekte. Das Vermögen von Bill Gates wird auf etwa 46 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Dass das Engagement für die Dritte Welt imagefördernd sein kann, hat sich mittlerweile auch in der Arzneimittelin- dustrie herumgesprochen. Das Interes- se an PPPs ist groß. Novartis unterhält ein Forschungslabor in Singapur, in dem sich Wissenschaftler in erster Linie mit Tuberkulose und Dengue-Fieber befas- sen. AstraZeneca hat in Bangalore ein Zentrum zur Entwickung neuer Tuber- kulose-Medikamente eingerichtet.

GlaxoSmithKline betreibt ein For- schungszentrum mit 100 Mitarbeitern in Tres Cantos bei Madrid eigens zur Ent- wicklung neuer Medikamente für die Erkrankungen von Entwicklungslän- dern, insbesondere Malaria und Tuber- kulose. Im Rahmen von PPPs beteiligen sich die TB Alliance und die MMV. Sie bezahlen die Hälfte der Mitarbeiter in Tres Cantos. Das Engagement des Phar- ma-Riesen erklärt Lynn Marks, Vize- Präsident für die Medikamentenent- wicklung gegen Infektionskrankheiten bei GlaxoSmithKline, mit der sozialen Verantwortung des Konzerns: „Es ist nicht genug, ein gutes Unternehmen zu sein. Wir wollen ein großartiges Unter- nehmen sein.“ Dr. med. Birgit Hibbeler P O L I T I K

A

A1494 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 2127. Mai 2005

DÄ:Wie kamen Sie dazu, ein gemeinnütziges Pharma- unternehmen zu gründen?

Hale:Unser Schwerpunkt waren die vernachlässigten Erkrankungen der Entwick- lungsländer. Daher war es unmöglich, Risikokapital auf- zutreiben. Wir mussten uns zunächst um Spenden küm- mern und den Weg der Ge- meinnützigkeit einschlagen.

Das hat außerdem den Vor- teil, dass niemand One World Health kaufen oder damit fu- sionieren kann. Als Non-pro- fit-Unternehmen sind wir un- abhängig und können unsere eigenen Ziele verfolgen.

DÄ: Warum konzentrie- ren Sie sich momentan auf Leishmaniose?

Hale: In unserem ersten Projekt wollten wir uns auf parasitäre Erkrankungen konzentrieren, denn diese Krankheiten hängen eng mit Armut zusammen. Ich selbst habe die verheerenden Aus- wirkungen von Leishmaniose in einer der ärmsten Regio- nen Indiens, Bihar, gesehen.

Mit Paromomycin hatten wir zudem ein Erfolg versprechen- des Präparat. Weil es bereits jahrzehntelang für andere In- dikationen auf dem Markt gewesen war, wussten wir, dass es nebenwirkungsarm ist. Der wohl wichtigste Grund war, dass die indische Regie- rung ein Programm zur Aus- rottung der Leishmaniose plante und nur auf ein wirk- sames Medikament wartete.

DÄ:Die Gelder des IOWH stammen in erster Linie von der Gates-Stiftung. Fühlen Sie sich da nicht abhängig?

Hale:Wir sind der Gates- Stiftung sehr dankbar für die Unterstützung unserer Ent- wicklungsprojekte für Medi- kamente und Impfungen. Al-

lerdings benötigen wir neben den derzeitigen Fördergel- dern weitere Mittel. Dafür wollen wir auch andere Geld- quellen erschließen. Das trägt dazu bei, unseren Bestand langfristig zu sichern.

DÄ:Welche Zukunftsplä- ne haben Sie?

Hale: Unser Nahziel ist die Zulassung von Paro- momycin gegen Leishmanio- se in Indien noch in diesem Jahr. Stellen Sie sich die Schlagzeile vor: „Non-profit- Pharmaunternehmen be- kommt Medikamentenzulas- sung.“ Die Entwicklung von Präparaten gegen Malaria und Durchfallerkrankungen steht außerdem auf unserer Agenda.

Dr. Victoria Hale ist pharmazeuti- sche Chemikerin. Sie gründete in San Francisco das gemeinnützige Pharmaunternehmen „Institute for One World Health“. Erster großer Erfolg: Paromomycin ge- gen Leishmaniose. Noch in die- sem Jahr soll das Präparat in In- dien die Zulassung erhalten.

Foto:OneWorldHealth

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