Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Krebs - ein Industrieprodukt?
te Literatur eine relativ zufällige Aus- wahl dar, aus der auch nur das ver- wendet wird, was mit der vorgefaß- ten Meinung des Autors in Einklang zu bringen ist.
Egmont R. Koch vermengt wissen- schaftlich allgemein anerkannte Fakten und mehrheitlich vertretene Hypothesen mit Außenseitermeinun- gen und persönlichen Spekulatio- nen in einer Weise, die es dem mit der Materie weniger vertrauten Le- ser und insbesondere dem medizini- schen Laien nahezu unmöglich macht, zwischen wissenschaftlich erwiesenen beziehungsweise be- gründet vermuteten Zusammenhän- gen und kritiklos unterstellten Beziehungen beziehungsweise schlicht falschen Behauptungen zu unterscheiden. Durch Weglassen nicht in das Konzept passender Fak- ten, Versimplifizierung komplizierter Zusammenhänge und Falschdarstel- lung von Sachverhalten wird eine At- mosphäre erzeugt, in der beim Leser der Eindruck entstehen muß, daß die Ursachen des Krebsgeschehens hierzulande ein Produkt der Indu- strialisierung sind und heute als weitgehend abgeklärt angesehen werden können, aber — insbesonde- re in Mitteleuropa — infolge politi- scher Indolenz, medizinischer In- kompetenz und industrieller Igno- ranz nicht beseitigt werden.
Wir sind keineswegs der Ansicht, daß für den Schutz des Menschen vor der von ihm selbst geschaffenen Umwelt in der Vergangenheit genug getan wurde und in der Zukunft kei- ne Aufgaben mehr zu bewältigen seien; aber wir glauben, daß das Buch von Koch im Hinblick auf Ge- sundheitsgefahren und Gesund- heitsschäden durch Arbeitswelt und Umwelt keine wissenschaftliche Grundlage abgibt, um politisches Handeln in diesen Bereichen zu be- gründen.
Nicht zuletzt empfinden wir es als unangemessen, daß ein 31jähriger Nichtmediziner erfahrene wissen- schaftlich und klinisch tätige Kolle- gen in einer Weise persönlich diffa- miert, die unter dem Niveau von Boulevard-Blättern liegt.
Anschriften der Verfasser:
Professor Dr. phil. Fritz Eiden Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie der Ludwig-Maximilians-Universität Mürichen
Sophienstraße 10 8000 München 2
Professor Dr. med. Fritz H. Kemper Direktor des Instituts für
Pharmakologie und Toxikologie der Westfälischen
Wilhelms-Universität Münster Domagkstraße 12
4400 Münster
Professor Dr. med. Gerhard Lehnert Direktor des
Zentralinstituts für Arbeitsmedizin der Universität Hamburg
Adolph-Schönfelder-Straße 5 2000 Hamburg 76
Professor Dr. med. Dietrich Schmähl Direktor des Instituts für Toxikologie und Chemotherapie am
Deutschen Krebsforschungszentrum Im Neuenheimer Feld 280
6900 Heidelberg
Professor Dr. med. Carlos Thomas Direktor des Medizinischen Zentrums für Pathologie
der Philipps-Universität Marburg Robert-Koch-Straße 5
3550 Marburg
Professor Dr. med. Helmut Valentin Leiter des Instituts für
Arbeits- und Sozialmedizin und der Poliklinik für Berufskrankheiten der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg Schillerstraße 25 und 29 8520 Erlangen
Professor Dr. med. Gustav Wagner Direktor des Instituts für
Dokumentation, Information und Statistik am
Deutschen Krebsforschungszentrum Im Neuenheimer Feld 280
6900 Heidelberg
FÜR SIE GELESEN
Toxisches Schock-Syndrom nicht nur bei Menstruation
Untersuchungen haben ergeben, daß ein toxisches Schock-Syndrom (TSS) vorrangig bei jungen menstru- ierenden Frauen und erhöht bei An- wendung von Tampons auftritt. So wurde das TSS allgemein zur
„Tampon-Krankheit".
Das TSS kann jedoch, wie die Cen- ters of Disease Control jetzt berich- ten, unterschiedliche Ursachen ha- ben und bei Frauen söwie bei Män- nern aller Alters- und Bevölkerungs- gruppen auftreten.
Immer mehr Fälle von TSS stehen nicht im Zusammenhang mit der Menstruation (13,2 Prozent mit Krankheitsbeginn 1981). In den 54 Fallbeispielen des U.S.A. National Surveillance System von nicht-men- struationsbegleitendem TSS waren in dem Berichtszeitraum Januar 1980 bis Juni 1981 die Erkrankungen auf eine Infektion durch Staphylo- kokken zurückzuführen (bei kuta- nen oder subkutanen Verletzungen, infizierten Operationswunden, Bur- sitis, Mastitis, Adenitis, Lungenab- szeß, primärer Bakterämie), traten jedoch auch nach Entbindungen auf dem natürlichen Wege sowie durch Kaiserschnitt auf.
Patienten mit nicht-menstruations- begleitendem TSS unterschieden sich wesentlich hinsichtlich Alter und Rasse von denen mit Erkran- kung während der Menstruation.
Die klinischen Symptome bei nicht- menstruationsbegleitendem TSS und die Charakteristiken der bei die- sen Patienten isolierten Staphylo- kokken-Stämme ähnelten denen bei auftretendem Syndrom im Zusam- menhang mit der Menstruation.
Die mittlere Inkubationszeit bei post- operativen Fällen lag bei 2 Tagen. Lg
Reingold, A. L.; Shands, K. N.; Dan, B. B.;
Broome, C. V.: Toxic-Shock Syndrome not As- sociated with Menstruation, The Lancet I (1982) 1-4, Bacterial Diseases Division, Center for lnfectious Diseases, Center for Disease Control, Atlanta, Georgia 30333, U.S.A.
62 Heft 8 vom 26. Februar 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZItBLATT Ausgabe A/B