M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 27½½½½6. Juli 2001 AA1825
noch zu erleidenden Rezidive ab. Jede erneut auftretende allergische Reaktion führt aber zur Unterhaltung und Verstär- kung der Sensibilisierung infolge der Vermehrung von Gedächtniszellen.
PPD ist Ausgangsprodukt für viele Dispersionsfarbstoffe vom Azotyp.
Azofarbstoffe spalten bei Kontakt mit der Haut an der Stickstoffdoppelbindung (Grafik 3). Eines der Spaltprodukte ist p- Phenylendiamin. Dispersionsfarbstoffe (DP-Farbstoffe) sind in Textilien und Kunststoffen weit verbreitet. Sie gehen bei intensivem Kontakt mit Socken, Un- terröcken, Strumpfhosen, Futterstoffen und „Samt“-Leggings leicht in die Haut über. Warmes Wetter, ein fester Griff (zum Beispiel bei Gummi- und Kunst- stoffgriffen) und Schwitzen erleichtern das Ablösen und fördern den Übertritt in die Epidermis.
Dispersionsorange 3 (Grafik 3)löste im Epikutantest bei vielen der PPD-All- ergiker eine dreifach positive Reaktion aus. Im Schaumstoffpolster der Kopfhö- rer eines Walkman-Gerätes zählt Dis- persionsorange 3 zu den beliebtesten Farbgebern. Daher ist mit dick geschwol- lenen Ohren zu rechnen (11). Andere, weit verbreitete Dispersionsfarbstoffe, wie zum Beispiel DP rot 1 und 17, DP blau 106 und 124, rufen ebenfalls Kreuz- reaktionen hervor.
Eine Aufklärung ist dringend notwen- dig. Sie würde vielen jungen Menschen Leid und Schmerzen ersparen und hel- fen, Arbeitsunfähigkeit zu vermeiden und Krankenkosten zu senken.
Danksagung:Wir danken Dr. med. Radoslaw Spiewak, Lublin (PL) für die Beschaffung und Frau Henryka Chelmini- ak für die Übersetzung der polnischen Arbeit.
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 2001; 98: A 1822–1825 [Heft 27]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Anschrift für die Verfasser:
Prof. Dr. rer. nat. habil. (med.) Björn M. Hausen Dermatologisches Zentrum
Elbekliniken Stade Buxtehude Am Krankenhaus 1, 21614 Buxtehude E-Mail: b.hausen@elbekliniken.de
Es gibt nur wenige vergleichende Studi- en über die Effizienz verschiedener Pro- tonenpumpenblocker in höherer Dosie- rung bei fortgeschrittener gastroösopha- gealer Refluxkrankheit.
Die Autoren führten eine prospektive Studie bei 96 Patienten durch, die auf ei- ne Standarddosis von 30 mg Lansopra- zol täglich nicht beschwerdefrei gewor- den waren. Sie erhielten über sechs Wo- chen entweder Omeprazol 40 mg oder Lansoprazol zweimal 30 mg und muss- ten Häufigkeit und Schwere der Sym- ptome täglich registrieren. Darüber hin- aus wurde der Antazida-Konsum festge- halten und Nebenwirkungen dokumen- tiert. Auch wenn sich ein Trend für eine bessere Symptomkontrolle durch Ome- prazol bezüglich Sodbrennen tags oder
nachts und Säureregurgitation abzeich- nete, wurde beim Antazida-Verbrauch und bei unerwünschten Wirkungen kein Unterschied zwischen beiden Behand- lungsgruppen verzeichnet.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Omeprazol 40 mg einmal täglich und eine zweimal tägliche Be- handlung mit 30 mg Lansoprazol ver- gleichbar gute Ergebnisse liefern. w Fass R, Murphy U, Hayden CW et al.: Omeprazole 40 mg once a day is equally effective as lansoprazole 30 mg twi- ce a day in symptom control of patients with gastro-oeso- phageal reflux disease (GERD) who are resistant to conventional-dose lansoprazole therapy – a prospective, randomized, multi-centre study. Aliment Pharmacol Ther 2000; 14: 1–9.
Dr. R. Fass, Southern Arizona VA Health Care System, 111 G-1, 3601 S 6thAvenue, Tucson, AZ 85723, USA.
Hochdosis-Therapie der Refluxösophagitis
Referiert
Referiert
Fumarate sind die derzeit am häufigsten angewandten Wirkstoffe zur Systemthe- rapie der Psoriasis. Im Gegensatz zur reinen Fumarsäure liegen die in Fuma- raten enthaltenen lipophilen Ester in ei- ner resorbierbaren Form vor und sind damit systemisch wirksam. Jüngste Un- tersuchungen belegen eine proliferati- onshemmende Wirkung von Fumaraten auf Keratinozyten und immunmodulie- rende Einflüsse auf T-Lymphozyten- Zelllinien. Fumarate modulieren das überaktive psoriasistypische, pathologi- sche TH1-Zytokinmuster der T-Helfer- Zellen durch Stimulation der antient- zündlichen Zytokine IL-4, IL-5 und IL- 10. Die Änderung führt zu einer Zyto- kin-Verschiebung, von einer überstei- gerten entzündlichen TH1-Immunant- wort (IL-2, IFN-g) zu einer antientzünd- lichen TH2-Immunantwort (IL-4, IL-5), ohne dabei die für die antimikrobielle Abwehr des Immunsystems zuständigen Mechanismen Chemotaxis, Sauerstoff- freisetzung, Phagozytose und zelluläre Migration zu beeinflussen. Histologisch zeigt sich innerhalb weniger Wochen nach Therapiebeginn eine vollständige Rückbildung zunächst der Granulo-
zyteninfiltrate und dann auch der T-Hel- fer-Zellen sowohl intra- als auch subepi- dermal. Die Wirksamkeit von Fumara- ten bei Psoriasis konnte in den letzten Jahren anhand von mehreren, zum Teil placebokontrollierten und doppelblind angelegten Studien eindeutig belegt werden. Besonders gute Effekte werden bei der ausgedehnten chronisch sta- tionären Plaque-Psoriasis beobachtet.
Aber auch lokalisierte Psoriasisformen wie die Psoriasis pustulosa palmaris et plantaris und die Psoriasis capitis spre- chen gut auf Fumarate an. Zudem lässt sich bei einem Teil der Patienten mit psoriatischer Arthropathie eine Besse- rung erzielen. Bei günstiger Nutzen-Ri- siko-Relation sind Fumarate besonders zur Behandlung von schweren Formen der Psoriasis geeignet, sofern eine allei- nige äußere Therapie nicht ausreicht.
Das Nebenwirkungsprofil ist inzwischen gut bekannt und beherrschbar. jne Jansen T, Hoffmann M, Altmeyer P: Systemtherapie mit Fu- marsäureestern. Hautnah Dermatologie 2001; 17: 46–51.
Dr. med. Thomas Jansen, Klinik für Dermatologie und Aller- gologie, Ruhr-Universität Bochum, Gudrunstraße 56, 44791 Bochum.