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Archiv "Weltweite Zunahme des Asthma bronchiale: Epidemiologischer Nachholbedarf in Deutschland" (05.09.1991)

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(1)

Tabelle 1: Einflußgrößen auf die Mortalität des

Asthma bronchiale

gesicherte Einflüsse keine

— — mögliche Einflüsse

- Unterdiagnostik (22)

—Therapiegewohnheiten (20)

—Zunahme

der Prävalenz (21) - Zunahme der Schwere (24) unwahrscheinliche Einflüsse - diagnostische Probleme

(Bronchitis — Asthma) (13)

—Fehldiagnosen auf

Totenscheinen (23)

—Änderung der Klassifi- kation (ICD 1979) (12)

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis,

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

KUR ERICHT

Dennis Nowak**

Matthias Claussen**

Jürgen Berger' Helgo Magnussen**

D

as Asthma bronchiale ist eine der häufigsten chro- nischen Erkrankungen des Kindes- und Erwach- senenalters. Die Erforschung der Er- krankung ist die Nummer 1 in der Prioritätenliste der Amerikanischen Lungenliga (18). Obwohl bei frühzei- tiger Diagnose die Erkrankung der meisten Patienten gut behandelbar ist, starben im Jahre 1989 laut Anga- ben des Statistischen Bundesamtes Wiesbaden in der alten Bundesrepu- blik Deutschland 5115 Menschen am Asthma bronchiale.

Beispiele zur Mortalität

Die Angaben zur Mortalität des Asthma bronchiale variieren welt- weit erheblich, so beträgt zum Bei- spiel im Bereich der Europäischen Gemeinschaft die altersstandardi- sierte Mortalitätsrate in Italien 0,15, in Nordirland 1,03 auf 100 000 Ein- wohner (9).

Überdies zeigt die Mortalitätsra- te in vielen Ländern eine steigende Tendenz. So fand sich in Großbri- tannien ein dramatischer Anstieg der Mortalität zwischen 1962 und 1967, der in der Altersgruppe der 5- bis 34jährigen 200 Prozent betrug (27). Nach einem vorübergehenden Rückgang zeigt sich in dieser Alters-

* Die Studie wird vom Bundesministerium für Forschung und Technologie unterstützt.

"* Zentrum für Pneumologie und Thorax- chirurgie (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med.

Helgo Magnussen), Krankenhaus Gro13- hansdorf

*** Institut für Mathematik und Datenverar- beitung in der Medizin (Direktor: Prof. Dr.

med. Jürgen Berger), Universitätskranken haus Eppendorf, Hamburg

gruppe seit 1974 eine kontinuierliche jährliche Zunahme der Mortalität um 4,7 Prozent (4). Neuseeland ver- zeichnete ebenfalls einen ersten Mortalitätsgipfel in den Jahren 1966 bis 1968 und einen zweiten, höheren, in den Jahren 1977 bis 1982. Das Ma- ximum der Mortalität lag im Jahre

1979 bei 4,2/100 000 (12). Diese oft als „Epidemie" bezeichneten Anstie- ge in Großbritannien und Neusee- land können vielfach durch einen übermäßigen Gebrauch sympathiko- mimetischer Dosieraerosole erklärt werden. Meist hatten Ärzte und Pa- tienten die Schwere des Krankheits- bildes unterschätzt und die notwen- dige Steroidtherapie nicht durchge- führt (27).

In Tabelle 1 sind die Einflußfak- toren auf die Mortalität des Asthma bronchiale zusammengestellt. Ver-

mutungen dominieren, gesichertes Wissen fehlt.

Die Prävalenz des Asthma

Die Angaben zur Prävalenz des Asthma bronchiale schwanken welt- weit zwischen 0,3 Prozent (Asaro- Tal in Papua-Neuguinea, 34) und 24,7 Prozent (kumulativ, Großbri- tannien, 2). Die Unterschiede sind offensichtlich nicht nur auf methodi- sche Differenzen zu beziehen. Insge- samt ist das Asthma bronchiale in den Industrieländern häufiger als in der sogenannten dritten Welt. Zur Häufigkeitsentwicklung des Asthma gibt es nur wenige aussagekräftige Studien, einen Uberblick vermittelt Tabelle 2. Die vorliegenden Untersu- chungen zeigen ausnahmslos eine zunehmende Prävalenz. — Welche Risikofaktoren für die Prävalenz ge- sichert und welche unbewiesen sind, zeigt Tabelle 3.

Der Erkenntnisstand in Deutschland

In der alten Bundesrepublik Deutschland war im Zeitraum 1974/1978 bis 1980/1984 für die 5- bis 44jährigen ein Anstieg der alters- standardisierten Mortalitätsraten von 0,86 auf 1,02 auf 100 000 Ein- wohner zu verzeichnen (9).

Die Prävalenz des Asthma bron- chiale im Kindesalter wurde auf- grund von Studien, denen keine Messung der Empfindlichkeit der Atemwege

zugrunde lag, mit 1,3 Pro- zent

(Nordrhein-Westfalen, 33), 1,6 Prozent (Hamburg, 8), 3 Prozent (München, 30), 4,7 Prozent (Bayern, 15) und 5 Prozent (Freiburg, 14) an-

Weltweite Zunahme

des Asthma bronchiale

Epidemiologischer Nachhollaedarf in Deutschland*

Dt. Arztebl. 88, Heft 36, 5. September 1991 (67) A-2903

(2)

Tabelle 2: Studien zur Prävalenzentwicldung des Asthma bronchiale

Ort Methodik 1) Alter Erstuntersuchung Nachuntersuchung Literatur Jahr Prävalenz Jahr Prävalenz

P K K P P K K P

25 29 19 7 6 1,28 1,28 10 Birmingham

Genf Neuseeland Cardiff England Neuguinea Neuguinea Taiwan

B B B BLE

B BL(E) BL(E)

B

5-6,15-16 4-6, 15

11-13 12 6-12 5-20

>20 7-15

1956 1,8 1968 1,8 1969 7,1

1973 4,2

1973 2,0

1972 0

1972 0,3 1974 1,3

1974 6,3

1981 2,4

1982 13,5 1988 9,1 1986 4,1 1985 0,6 1985 7,3 1985 5,1

1) B = Befragung, L = Lungenfunktionsmessung, E = Messung der Empfindlichkeit der Atemwege K = Kumulative Prävalenz seit Geburt,

P = Periodenprävalenz innerhalb des letzten Jahres

gegeben (kumulative Prävalenzen bis zur Einschulung beziehungsweise bis zum 10. Lebensjahr). Die Zahlen lie- gen damit niedriger als die anderer westlicher Industriestaaten, in denen neben der Befragung und Untersu- chung auch die Messung der Emp- findlichkeit der Atemwege durchge- führt wurde. Wie problematisch Fra- gebogenuntersuchungen sein kön- nen, ergibt sich daraus, daß die rich- tige Diagnose „Asthma bronchiale"

in Großbritannien nur bei jedem achten Kind (26) und nur bei jedem vierten Erwachsenen (22) mit dieser Erkrankung gestellt wurde. Diese diskrepanten Angaben sind der Grund, weshalb auch bei epidemio- logischen Erhebungen nicht mehr auf die Messung der Empfindlichkeit der Atemwege verzichtet werden kann.

Zahlen über die Prävalenz des Asthma im Erwachsenenalter fehlen hierzulande völlig.

Konzept einer

internationalen Studie

Trotz vielfältiger Bemühungen ist die weltweite Verteilung der Häu- figkeit und Schwere des Asthma bronchiale nicht bekannt, und auch die Zunahme des Asthma bronchiale kann nur unzureichend erklärt wer- den. Daher hat eine europäische Ar- beitsgruppe von Pneumologen und Epidemiologen unter Koordination von Burney in London ein Studien-

protokoll erarbeitet, das die in Tabel- le 4 gestellten Fragen beantworten soll. Weltweit haben sich bislang 51 Zentren aus 16 europäischen und neun außereuropäischen Ländern angeschlossen. In allen Zentren er- hält eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung (20 bis 44 Jahre, je- weils 1500 Männer, 1500 Frauen) po- stalisch einen Screening-Fragebogen über Atemwegsbeschwerden. Dieser Erhebung folgt eine ausführliche standardisierte Befragung, wobei der Schwerpunkt auf der Erfassung mög- licher Risikofaktoren liegt. Weiter-

Tabelle 3: Einflußgrößen auf die Prävalenz des Asthma bronchiale

gesicherte Einflüsse

— genetische Disposition (17) für Atopie

—Allergenexposition (32)

—mütterliches Rauchen (16) (Kinder)

— Urbanisierung (31) (Entwicklungsländer) mögliche Einflüsse

— chemisch-toxische (11) Umweltnoxen

—Salzaufnahme ( unwahrscheinliche Einflüsse

—soziale Faktoren ( 3 )

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis

hin wird eine Lungenfunktionsprü- fung, eine Messung der Atemwegs- empfindlichkeit, eine Prick-Allergie- testung und eine Untersuchung des Gesamt- sowie des spezifischen Im- munglobulins E auf verschiedene Al- lergene (Phadiatop-Test) durchge- führt. Häusliche Peak-flow-Messun- gen sowie die Bestimmung der Na- triumausscheidung im 24-Stunden- Urin können ergänzend erfolgen.

Die Untersuchung in Hamburg

Das Krankenhaus Großhansdorf untersucht in Zusammenarbeit mit dem Institut für Mathematik und Da- tenverarbeitung in der Medizin eine repräsentative Stichprobe in Ham- burg. Ein Schwerpunkt unserer Un- tersuchung ist die Messung der Atem- wegsempfindlichkeit der Bevölke- rung auf Schadstoffe (SO 2, Ozon).

Die Höhe der inhalativen Schadstoff- konzentrationen orientiert sich dabei an den tatsächlich vorkommenden, Konzentrationen. Die ersten Ergeb- nisse unserer Fragebogen-Erhebung liegen bereits vor. Danach klagten 23 Prozent der Befragten, die auf die er- sten beiden Anschreiben antworteten (bisher 1443), über pfeifende und brummende Atemgeräusche im ver- gangenen

Jahr, 3,6 Prozent hatten in- nerhalb

der letzten zwölf Monate ei- nen Asthmaanfall erlitten, und 27 Prozent litten an einer allergischen Rhinitis.

Dt. Ärztebl. 88, Heft 36, 5. September 1991 (69) A-2905

(3)

Tabelle 4: Fragestellungen ei- ner internationalen Studie

1. Wie häufig sind diagnosti- zierte Atemwegserkrankun- gen, speziell Asthma bron- chiale?

2. Wie häufig ist das Asthma bronchiale tatsächlich?

3. Wie häufig ist eine (noch asymptomatische) Überemp- findlichkeit der Atemwege?

4. Wie häufig sind allergische Erkrankungen?

5. Welche Risikofaktoren be- einflussen die Prävalenz des Asthma?

6. Sind unterschiedliche Prä- valenzen verantwortlich für unterschiedliche Mortalität?

7. Können Unterschiede in der Therapie die regional unterschiedliche Mortalität er- klären?

8. Welche Risikofaktoren gehen mit einer Prävalenz- zunahme einher?

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Zu dem Beitrag von Dr. med. Jochen Blum und Prof. Dr. med. Jürgen Rudigier

in Heft 49/1990

Die operative Behandlung

der Tendovaginitis stenosans

Ausblick

Aufgrund der Untersuchungser- gebnisse erwarten wir neue Hypo- thesen über Risikofaktoren, aus de- nen sich Konzepte zur Vermin- derung des Risikos entwickeln las- sen. Wiederholte Querschnittunter- suchungen oder kontrollierte Kohor- tenstudien mit adäquater Methodik werden überdies die drängende Fra- ge nach der möglichen Zunahme asthmatischer und allergischer Er- krankungen im europäischen und deutschen Raum beantworten.

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonder- druck, anzufordern über die Verfasser.

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Helgo Magnussen Krankenhaus Großhansdorf Wöhrendamm 80

W-2070 Großhansdorf

Die zervikale Wurzelreizung

Zu Ihrem Beitrag über die ope- rative Behandlung der Tendovagini- tis stenosans möchte ich als nieder- gelassener ambulant operativ tätiger Orthopäde einige Ergänzungen hin- zufügen, die mir wesentlich erschei- nen. Sowohl bei dem schnellenden Finger als auch bei der Tendovagini- tis stenosans deQuervain möchte ich auf die Mitbeteiligung der zervikalen Wurzelreizung hinweisen, die sowohl in der Differentialdiagnose als auch bei der Pathogenese dieser Erkran- kungen eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Durch zervikale Wur- zelreizungen kommt es über das va- so-nervale Reflexgeschehen zu öde- matösen Schwellungszuständen im Bereich der Hände, am häufigsten im Ausbreitungsgebiet der Nerven-

Schlußwort

Bezüglich der Zuschrift von Herrn Hüsing ist von seiten der Au- toren wenig zu entgegnen. Ödematö- se Schwellungszustände, wodurch auch immer ausgelöst, spielen si- cherlich eine Rolle bei verschiede- nen Tendovaginitiden, im weitesten Sinne allerdings auch bei der Genese eines Karpaltunnelsyndroms, was je- doch nach Meinung der Autoren nichts an der Notwendigkeit der ope- rativen Behandlung ändert. Hin- sichtlich des Hautschnitts bei der Tendovaginitis stenosans de Querva- in wurde bereits im Artikel auf beide Möglichkeiten hingewiesen. Es ist kein Zweifel, daß der quere Haut- schnitt die Spaltlinien besser berück- sichtigt und daher unauffälligere Narben zu erwarten sein sollten. An- dererseits mußten wir gelegentlich Patienten nachoperieren, bei denen

wurzel C6, wodurch die Sehnen- scheidenverdickungen begünstigt werden. Als weitere Anmerkung möchte ich anfügen, daß die Querin- zision bei der operativen Behand- lung der Tendovaginitis deQuervain die kosmetisch weitaus bessere Al- ternative ist, bei schonender Opera- tionstechnik in Blutleere ist die Ge- fahr einer Verletzung der sensiblen Nervus-Radialisäste in der Hand des Geübten nicht sehr hoch. Der Längs- schnitt führt häufig zu sehr unbefrie- digenden Narben, was ja gerade bei Frauen besonders störend empfun- den wird.

Im übrigen halte ich Ihre Dar- stellung für sehr gelungen.

Dr. med. Ulrich Hüsing Orthopäde

Oranienstr. 40/41 W-1000 Berlin 36

von solchen queren Hautschnitten aus entweder ein weiteres Sehnen- fach im ersten Sehnenfach überse- hen wurde. Unserer Erfahrung nach ist daher der längsverlaufende Haut- schnitt sicherer. Dies bedeutet je- doch nicht, daß ein entsprechend er- fahrener Operateur nicht bei der querverlaufenden Hautinzision ver- bleiben sollte. Bezüglich der Kosme- tik konnten wir keine Reklamation seitens der Patienten vermerken, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, daß wir an dieser Stelle sorgfältig adaptierende Hautrückstichnähte mit feinsten Nadeln und Fäden an- wenden.

Für die Autoren:

Prof. Dr. med. Jürgen Rudigier Chirurgische Klinik II

Kreiskrankenhaus Offenburg Ebertplatz 12

W-7600 Offenburg A-2908 (72) Dt. Ärztebl. 88, Heft 36, 5. September 1991

Referenzen

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