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Archiv "Medizin im Bild der Medien" (25.09.1992)

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Medizin im Bild der Medien

Winfried Göpfert Einfache Medienvvirkungsmodelle haben heute keine Gültigkeit mehr: Modelle, die davon ausgehen, daß einer gegebenen Infor- mation eine entsprechende Einstellungsveränderung folgt und daß diese sogar zu einer entsprechenden Verhaltensänderung beim Rezipienten führt. Meinungsbildung, soziale Lernprozesse und die Herausbildung eines stabilen Verhaltens sind hochkomplexe Vor- gänge, die vielfachen Einflüssen unterliegen. Dabei sind die medial vermittelten Informationen oder Anregungen nur ein Mosaikstein- chen unter vielen anderen. Thesen und Postulate eines Medizin- und Wissenschaftsjournalisten, die beim 40. Internationalen Fortbil- dungskongreß der Bundesärztekammer und der Österreichischen Ärztekammer in Davos/Schweiz zur Diskussion gestellt wurden.

Die Initiative der Bundesärzte- kammer hat dazu geführt, daß nun intensiv darüber nachgedacht wird, wie die ernährungsmedizinische Ausbildung der Medizinstudenten verbessert werden kann. Im Som- mersemester 1992 wurden an der Freien Universität Berlin sowie an der Georg-August-Universität Göt- tingen erstmals interdisziplinäre Vorlesungen in Ernährungsmedizin stattfinden, die auf den Inhalten des Curriculums basieren. An den Vor- lesungen beteiligen sich Internisten, Chirurgen, Anästhesisten, Pädiater und Biochemiker Die DGEM be- müht sich, ähnliche Vorlesungen für das Wintersemester 1992/93 an allen Medizinischen Fakultäten in Deutschland zu organisieren.

Zukunftsperspektiven

Das Curriculum wurde den De- kanen aller Medizinischen Fakultä- ten mit der Bitte um konstruktive Kritik zur Verfügung gestellt. Eine substantielle Verbesserung des er- nährungsmedizinischen Wissens der Medizinstudenten ist nur dann zu er- warten, wenn Ernährungsmedizin obligates Lehr- und Prüfungsfach wird. Wann sich die Universitäten zu einem derartigen Schritt durchrin- gen, ist schwer voraussehbar.

In Fortführung ihrer Bemühun- gen, die ernährungsmedizinische Versorgung der Bevölkerung zu ver- bessern, werden Bundesärztekam- mer und DGEM deswegen ein ge- meinsames Konzept zur ernährungs- medizinischen Fortbildung bereits praktizierender Ärzte entwickeln.

Literatur

1. Häußler, A.; Rehm, J.; Naß, E.; Kohlmeier, L.: Ernährung, Krankheit, Gesundheit — Wechselwirkungen. Bundesgesundhbl. 33 (1990) 94-96

2. 011enschläger, G.: Ernährungsverhalten und ernährungsbedingte Erkrankungen. Akt Er- nähr Med. 16 (1991) 314 —315

3. Schauder, P. Ernährungsmedizin: Herausfor- derung und Chance. Deutsches Ärzteblatt 88 (1991) A 3300-3302 (Heft 40)

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Peter Schauder Medizinische Klinik der

Georg-August-Universität Göttingen Robert-Koch-Straße 40

W-3400 Göttingen

Die Zeiten, in denen die Fern- seh-Gesundheitsmagazine Einschalt- quoten erzielten, die sich mit denen von großen Unterhaltungssendungen messen konnten, sind vorbei. Das Medienangebot ist schier unüber- schaubar geworden. Großangelegte Kampagnen oder Illustriertenserien unterliegen dem Wettkampf mit ei- ner vielfältigen Konkurrenz.

Das Wort hat keine lange Halb- wertzeit mehr, es geht unter im Wortgeklingel. Die Qualität des Wortes ist mit der zunehmenden Konkurrenz nicht gestiegen, sondern eher abgefallen.

Die (seriösen) Medizinpublizisten

Gute Medizinberichterstattung muß drei Bedingungen erfüllen: 1.

Der Nachrichtenwert muß stimmen.

Neuigkeitswert und Nutzwert müs- sen erkennbar sein. 2. Die Botschaft muß glaubwürdig sein, das heißt sie muß überprüfbar und haltbar sein, sie darf, wie es der Pressekodex vor- schreibt, nicht Angst machen oder fal- sche Hoffnungen wecken, und sie muß

drittens verständlich sein, das heißt, sie muß auch komplexe Dinge in ei- ner den Menschen angemessenen Sprache vermitteln. Die Fachverbän- de der Medizinjournalisten bemühen sich durch Diskussion in den eigenen

Reihen, derartige Standards zu for- mulieren und einzuhalten.

Die (seriösen) Ärzte

Ärzte haben es zunächst einfa- cher. Die Ausbildung ist einheitlich geregelt, für die Fortentwicklung der Disziplin gelten die Regeln der

„scientific community". Neue Er- kenntnisse müssen in Fachzeitschrif- ten publiziert und von anderen Gruppen reproduziert werden kön- nen, bevor eine neue These als wis- senschaftlich gesichert gelten kann.

Aber wir alle wissen, ärztliche Heil- kunst beruht nicht nur auf gesicher- ten Erkenntnissen, viele Wege füh- ren zum Heil, die Meinungen gehen oft weit auseinander. Auch hierfür wurden Berufsverbände und Fachge- sellschaften geschaffen, die Stan- dards definieren und versuchen, sie für alle festzulegen.

Ärzte und

Medizinjournalisten

■IMMII■16

Dort, wo sich Interessen treffen, ist Zusammenarbeit möglich. Wo sich gemeinsame Ziele definieren lassen, ist Interessenbündelung ge- fordert. Ärzte und Medizinjournali- sten sind an ähnlichen Zielen inter- essiert, ihre Interessen berühren Dt. Ärztebl. 89, Heft 39, 25. September 1992 (55) A1-3137

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sich. Ihre Zusammenarbeit funktio- niert tagtäglich und im Einzelfall vorzüglich. Die Zusammenarbeit im institutionellen Rahmen beginnt eben erst.

Genauso, wie Ärzte über Fach- gesellschaften verfügen, und genau- so, wie Medizinjournalisten Fachver- bände gegründet haben, genauso sollten Arzte und Medizinpublizi- sten gemeinsame Diskussionsforen einrichten, um über gemeinsame Ziele und die Standards der Zusam- menarbeit zu beraten.

Unterschiedliche Aufgaben

Ärzte und Journalisten haben unterschiedliche Aufgaben. Darüber darf man nicht hinwegsehen. Im Ge- genteil: Man muß sich über diese Unterschiede genau im klaren sein, damit man um so besser zusammen- arbeiten kann. Wichtige Unterschie- de sind beispielweise: Der Arzt muß den individuellen Fall sehen. Zur Behandlung eines Menschen gehört mehr als die Anwendung medizini- schen Lehrbuchwissens. Der Journa-

„Quick" ist zwar in- zwischen pleite.

Doch dieses alte Titelbild verdeut- licht, was häufig unter Medizin in Massenmedien zu verstehen ist. Die Abbildung stammt aus dem Buch

„Medizinjoumalis- mus in Massenme- dien", herausgege- ben von Heinz-Diet- rich Fischer.

list vermittelt allgemeingültige Infor- mationen. Er soll darüber hinaus den Medizinbetrieb und ärztliches Han- deln kritisch begleiten. Der Arzt muß viele Besonderheiten und kom- plexe Zusammenhänge berücksichti- gen. Der Journalist muß vereinfa- chen. Medizinische Experten sollen sich bei Falschmeldungen, Übertrei- bungen oder Verharmlosungen zu Wort melden.

Ärzte und Medizinpublizisten sind gemeinsam daran interessiert, daß der Medizinbetrieb zum Wohl der Patienten funktioniert. Sie sind gemeinsam daran interessiert, daß die Medizinberichterstattung dem Wohl der Patienten dient. Ärzte und Medizinjournalisten sind gemeinsam daran interessiert, daß beide Grup- pen die jeweils unterschiedlichen Aufgaben der anderen Gruppe ach- ten und daß die Rahmenbedingun- gen für die Arbeit der anderen Gruppe und der Zusammenarbeit für die gemeinsamen Ziele förder- lich sind. Sie unterstützen einander bei der Durchführung ihrer unter- schiedlichen Aufgaben.

Laien beziehen rund 50 Prozent ihres Wissens zu Gesundheitsfragen

über die Massenmedien. Nicht jeder informierte Patient verhält sich ge- sundheitsbewußt, aber nur ein infor- mierter Patient kann sich gesund- heitsbewußt verhalten. Drei Viertel aller Fernsehzuschauer äußern an Gesundheitsinformationen ein ho- hes Interesse. Viele Rezipienten wünschen zu Gesundheitsfragen mehr Informationen. Diese Informa- tionen sollten nicht einseitig, mög- lichst widerspruchsfrei und gut ver- ständlich sein.

Angst der Medien

Die Bedeutung der Themenfel- der „Wissenschaft" oder „Medizin", insbesondere die starke Nachfrage nach diesen Themengebieten spie- gelt sich nicht im Angebot der Me- dien. Vorrangig der öffentlich-recht- liche Rundfunk und das öffentlich- rechtliche Fernsehen sollten hier ih- rem Auftrag stärker nachkommen

• Weil die Bedeutung dieser Themenfelder so besonders hoch ist, weil Informationen aus diesen Ge- bieten eine so hohe Bedeutung für den Alltag haben, muß auf eine be- sonders hohe Qualität der Berichter- stattung Wert gelegt werden. Ge- meinsame Kommissionen von Ärz- ten und Medizinpublizisten können Qualitätsmaßstäbe definieren.

• Weil die Gesundheit der Pa- tienten/Rezipienten das höchste Ziel der jeweiligen Arbeit in beiden Gruppen ist, sollten sie in gemeinsa- men Aktionen kooperieren. Maß- nahmen zur Prävention stehen dabei im Vordergrund.

• In der ärztlichen Praxis wie in der Medizinberichterstattung sollte der ganze Mensch in allen seinen ge- sundheitsrelevanten Bezügen im Vordergrund stehen und weniger die einzelne medizintechnische Leistung oder die Anwendung eines einzelnen Präparates.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Winfried Göpfert Institut für Publizistik und Kommunikationspolitik der Freien Universität Berlin Malteserstraße 74-100 W-1000 Berlin 46 A1-3138 (56) Dt. Ärztebl. 89, Heft 39, 25. September 1992

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