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Archiv "Vergangenheit: Moralisches Desaster" (26.05.1995)

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1494/1495

BASF

Generics

ische Arzneitherapie

Arzneiverordnungen

Ratschläge für Arzte und Studenten

Herausgegeben von den Mitgliedern der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

17. Aufl. 1992, 896 S., 4 Abb., 34 Tab., Taschenbuch, DM 58,— / öS 452,— / SFr 57,—

ISBN 3-7691-1105-2

verord- nungen

Ratschläge für Ärzte und Studenten Herausgegeben von den Mitgliedern der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

17. Auflage 1992 Deutscher Ärzte-Verlag Köln

Dieser Ratgeber zur Arzneitherapie für den Arzt bietet unabhängige und kritische Infonnationen, die in Klinik und Praxis die individuelle Auswahl des geeigneten Arzneimittels erleichtern.

Angesichts des umfangreichen Arzneimittelangebotes leisten die hier weitergegebenen Erfahrungen der Mit- glieder der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft Hilfestellung und tragen damit zur Sicher- heit des ärztlichen Handelns bei. Studenten erhalten ein praxisorientiertes Arbeitsbuch.

Preisänderung vorbehalten (475a)

C7 Deutscher Ärzte-Verlag

Postfach 40 02 65 50832 Köln

Telefon (02234) 7011-316 Fax (02234) 49498

LESERBRIEFE

Vergangenheit

Zu dem „Seite eins"-Beitrag „Furcht- bare Jubiläen" in Heft 6/1995:

Das alte Rom läßt grüßen!

Wie werden kommende Generationen, zum Beispiel die Enkel von Herrn Ja- chertz, die Segnungen der letzten 50 Jahre dieses Jahr- tausends beurteilen oder ver- urteilen? (Die Selbstgefällig- keit des heutigen Zeitgeistes steht der einstigen nicht nach!)

Vielleicht erkennt man auch im nachhinein die ganze Liederlichkeit und Verkom- menheit dieser Zeit, voll von Kriegen und scheinheiligen Konferenzen, von Krimina- lität, Brutalitäten, Perversitä- ten, Sexualismus und Rauschgift, schlechthin den ganzen Sitten- und Wertever- fall, innerhalb dieser 50 Jah- re.

Wird anstelle von Eu- thanasie (in einiger Zeit wie- der vielleicht aktuell) der

„Fetocid" gegeißelt als Ein- läuten des Unterganges des Abendlandes? Das alte Rom läßt grüßen!

Dr. Manfred Häberle, Hein- kelstraße 11, 73033 Göppin- gen

Zu dem Beitrag von Thomas Gerst in Heft 18/1995: 1945-1947 „Arztli- che Selbstverwaltung in der frühen Nachkriegszeit":

Moralisches Desaster

Der Aufsatz von Thomas Gerst stellt erschreckend richtig fest, daß die Konti- nuität der Entwicklung der ärztlichen Selbstverwaltung über das Jahr 1945 fortlief.

Die vermeintlich neutrale un- schuldige Bürokratie über- ging die Stunde Null: „Auch wenn bestes deutsches Blut auf den Schlachtfeldern ver- strömt liegt. . . und dieses große und uneigennützig durchgeführte Werk nutzlos und spurlos im Chaos des all- gemeinen Zusammenbruchs versinken wird" (Zitat nach

KVD-Führer Hartmann 1945). Die Kontinuität wäre genau das gewesen, auf das die Ärzteschaft hätte verzich- ten müssen. Und zwar aus folgenden Gründen:

• Die Gleichschaltung der Ärzteschaft erfolgte durch die von den Nazis be- herrschte Reichsärztekam- mer, der alle praktizierenden Ärzte angehörten, die natio- nalsozialistische Ideologie wurde zum Maßstab ärztli- chen Handelns bestimmt.

• 45 Prozent aller Ärzte waren Mitglieder der NSDAP.

• Trotz der vielbeschwo- renen Kollegialität, die im Eid des Hippokrates konfir- miert wird, verloren mit fei- ger Beteiligung der Arztkol- legen 15 000 jüdische Ärzte ihren Beruf und zum Teil auch ihr Leben (1933 begann die offizielle Verfolgung der jüdischen Ärzte, im August 1939 wurden ihnen Kassen- zulassung und Approbation entzogen).

• Kontinuität in den Kammern bewirkte auch eine Kontinuität in der akademi- schen Medizin, und an deut- schen Universitäten konnten die Medizin-Professoren, die sich willfährig unter dem Na- zi-Regime eingenistet hatten, weiter an den Hochschulen die Lehre bestimmen Es un- terblieb die ideologische Säu- berung, die Wertmaßstäbe und Ethik für den ärztlichen Beruf neu definiert hätte.

• Die nur im geringen Umfange durchgeführte poli- tische Säuberung (Entnazifi- zierung) der Mediziner ist insgesamt für die Ärzteschaft auch heute noch eine schwe- re Belastung, da die Themen der ärztlichen Sterbebeglei- tung, der vorurteilsfreien ärztlichen Hilfeleistung, aber auch der Schutz des Lebens ärztliche Standardprobleme sind und bleiben werden. Der Verdrängungsprozeß in wei- ten Teilen der Medizin wirkt heute noch nach.

• Es war ein Begehren der ärztlichen Selbstverwal- tung, besonders schon in der frühen Nachkriegszeit, ärztli- che Ehrengerichte zu konsti- tuieren, jedoch Urteilen über A-1476 (6) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 21, 26. Mai 1995

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SPEK TRUM LESERBRIEFE

andere setzt besonders bei der Ehre klare ethische Wert- maßstäbe voraus.

Die Kontinuität der ärztli- chen Selbstverwaltung hat ei- ne notwendige Reinigung verhindert. Ein Neuanfang der ärztlichen Selbstverwal- tung, der akademischen Leh- re der gesamten Ärzteschaft ist unterblieben.

Wenige ärztliche Verbre- cher wurden zur Rechen- schaft gezogen, einzelne aber noch belobigt und mit Ver- dienstkreuzen versehen.

Das sensible Geschäft des Arztens kann nur dann er- folgreich sein, wenn es sich an langgeprüften Wertmaßstä- ben orientiert. Das Selbstver- ständnis der Ärzteschaft und deren Berufsausübung hat durch die nationalsozialisti- sche Ära großen Schaden ge- nommen, der bis heute mit Außen- und Innenwirkung fortdauert. Deutschland und seine Ärzte haben durch den Nationalsozialismus ein mo- ralisches Desaster erlitten.

Dr. med. Felix-Rüdiger G.

Giebler, Vincemus-Klinik, Am Ostersielzug 7, 25840 Friedrichstadt/Eider

Gedenken vermißt

Vor mir liegen die Ausga- ben Nummern 14 bis 18 die- ses Jahres. Ich fand in keiner dieser Ausgaben einen Hin- weis auf das Kriegsende, auf Befreiung und Ende des Na- ziterrors.

Es gab bisher kein Geden- ken des aberwitzigen Juden- mordes, dem auch viele deut- sche jüdische Ärzte zum Op- fer fielen. Es gab keinen Hin-

Zu dem Leserbrief „Nationalmaso- chismus" von Dr. med. J. F. Jacobs in Heft 13/1995:

Furchterregende Geschichtsbetrachtung

Der Leserbrief kann mei- nes Erachtens doch nur aus einem Grunde veröffentlicht worden sein: Um der gesam- ten deutschen Ärzteschaft samt studentischem Nach-

weis auf die Verbrechen deut- scher Ärzte in der Nazizeit wie die Fleckfieberversuche in Buchenwald, die Malaria- versuche in Dachau, die Sul- fonamidversuche in Ravens- brück und andere.

Nein, im Deutschen Ärz- teblatt beginnt alles in der Ausgabe 18/1995 mit dem Aufbau der ärztlichen Selbst- verwaltung, als ob dieses heu- te das Wichtigste für uns sei.

Es mag aber auch sein, daß Sie oder wir alle noch nicht den Mut haben, uns weiter mit der deutschen Vergan- genheit auseinanderzusetzen.

Sicher werden Sie einen Grund haben, warum Sie die- ses Thema nicht berühren. Er interessiert mich.

Dr. med. Jochen Dohse, Mörikestraße 13, 31157 Sar- stedt

Medizin im „Dritten Reich"

Mit der Medizin und dem ärztlichen Verhalten in der Zeit des Nationalso- zialismus beschäftigt sich das Buch „Medizin im ,Dritten Reich'", heraus- gegeben von Johanna Ble- ker und Norbert Jachertz (Köln 1993, Deutscher Ärzte-Verlag, 244 Seiten, 39.80 DM). Dieses Buch, das auch die geistigen Vor- läufer der Medizin im Dritten Reich behandelt, geht auf eine Artikel-Serie im Deutschen Ärzteblatt aus dem Jahr 1988 zurück.

Die zweite Auflage wurde wesentlich erweitert, Ver- fasser der einzelnen Bei- träge sind namhafte Wis- senschaftler. DÄ

wuchs auf möglichst plasti- sche und drastische Weise zu vermitteln, zu welch haar- sträubender und furchterre- gender Geschichtsbetrach- tung manch deutscher Arzt auch heute noch, fünfzig Jah- re nach dem von Deutschen, inklusive deutschen Medizi- nern, verschuldeten umfang- reichsten und grausamsten Massenmord der Weltge- schichte, fähig ist.

Ich denke, es gebietet der gute Ton und die demokrati- sche Tradition unseres Be- rufsstandes, sich im Namen der deutschen Ärzteschaft für eine Entgleisung dieser Art öffentlich zu entschuldi- gen, des Andenkens an die zahllos Gequälten, Gemor- deten, an die überlebenden Opfer und ihrer Angehörigen wegen.

Dem Autor besagten Le- serbriefes stehe ich gern je- derzeit zur Verfügung zwecks Überlassung umfangreichen literarischen und fotodoku- mentarischen Materials, die verheerende Rolle deutscher Ärzte im Dritten Reich und Zweiten Weltkrieg betref- fend. Des weiteren empfehle ich besagtem Kollegen die Befragung oder das Studium von Zeugenaussagen der Überlebenden von Sobibor, Treblinka, Auschwitz, Mai- danek, Chelmno und Groß- Rosen, wie und aus welchen Gründen sie denn die von dem Leserbriefschreiber in- kriminierten sowjetischen Truppen sahen, welche sie aus den deutschen KZ-Höl- len (in denen deutsche Ärzte ein wichtiger Teil der Tö- tungsmaschinerie waren) be- freiten.

Jürgen Schichterich, Lüh- bergstraße 40, 53945 Blan- kenheim

Unsinn

Die Leistungen von Ärz- ten kann man, natürlich, nicht bestreiten (das tut auch keiner, während des Krieges haben, leider, die Ärzte im- mer viele Möglichkeiten, ihre Leistungen zu erbringen).

Aber nach J. Jacobs haben wir jetzt das folgende Bild:

während die deutschen Ärzte ihre hervorragenden Arbei- ten leisteten, kamen Ameri- kaner, warfen die Bomben und zerstörten deutsche Städte, und von der anderen Seite kam der böse rote Jude Ehrenburg mit den Polen und nahm den armen Deut- schen alles weg. Das ist ein Unsinn, nicht wahr? Wenn es Leute gibt, die so denken und

so was schreiben, kann ich wenig dafür. Aber wie konn- ten Sie so was publizieren?

Erstens, so ein Quatsch hat mit der Meinungsfreiheit nichts zu tun. Zweitens, Sie haben sich bis heute nicht von diesem Brief distanziert, woraus ich schließen kann, daß Sie nichts gegen ihn ha- ben.

Ich fühle mich auch per- sönlich durch diesen Brief zu- tiefst betroffen, wenn nicht sogar beleidigt. Deswegen möchte ich Sie bitten, sich für diese Publikation zu ent- schuldigen.. .

Alexander Dobroslavski, Gurlittstraße 14, 40223 Düs- seldorf

Zwangsbehandlung

Zur zwangsweisen Behandlung von Roma-Frauen und Roma-Mädchen in Köln:

Dürfen solche

Personen Ärzte sein?

Am 8. April 1995 wurde in Köln-Poll ein verlassenes Ba- by gefunden. Laut Staatsan- walt Utermann war es dunkel pigmentiert. Das trifft auf zir- ka 20 Prozent der in Köln ge- borenen Kinder zu. Es wurde in eine Klinik gebracht und ist wohlauf.

Am 13. April 6.00 Uhr werden, unter dem Vorwand, die Mutter des Kindes zu su- chen, 43 Roma-Frauen und Romamädchen aus einem Heim für Asylbewerber, das zirka 500 m von der Stelle, wo das Baby gefunden wur- de, entfernt ist (in dieser Entfernung leben zirka 1 200 Personen), gegen ihren Wil- len, zum Teil gewaltsam vor den Augen ihrer schreienden Kinder per Bus abtranspor- tiert. 40 werden im Polizei- präsidium behandelt. Ihnen wird von Personen, die sich weder vorstellten noch aus- wiesen, mit vorbereitetem Injektionsbesteck Blut abge- nommen. Sie werden zum Teil photographiert, und ih- nen werden Fingerabdrücke abgenommen. Zwei Frauen A-1478 (8) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 21, 26. Mai 1995

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