Physikalische Chemie I Musterl¨osung ¨Ubung 6 FS 2008
Musterl¨ osung ¨ Ubung 6
Aufgabe 1: Entropie
a) Weil die innere Energie eines idealen Gases nur von der Temperatur abh¨angt, gilt ∆U = 0 und somit
Q=−W =
V2
Z
V1
pdV =nRT ln V2
V1
=nRTln p1
p2
.
Daraus erh¨alt man die Entropie¨anderung ∆S bei reversibler isothermer Expansion als
∆S = Qrev
T =nRln p1
p2
= 1 mol·8.3145 J K−1mol−1·ln 10 = 19.14 J/K.
b) Da bei der reversiblen adiabatischen Expansion kein W¨armeaustausch stattfindet, gilt δQrev = 0 und damit auch
dS = δQrev T = 0.
Somit gilt f¨ur s¨amtliche reversiblen adiabatischen Volumen¨anderungen ∆S = 0, unabh¨angig von Anfangs- und Endzustand.
c) Zuerst m¨ussen wir die Endtemperatur ermitteln, die im Gleichgewicht herrscht. Bei kon- stanten Volumina gilt mit dem ersten Hauptsatz ∆UAr =−∆UHe und somit
nArcV,Ar(TA,Ar−TE) = nHecV,He(TE−TA,He)
TE = nArcV,ArTA,Ar+nHecV,HeTA,He nArcV,Ar+nHecV,He
= nArTA,Ar+nHeTA,He
nAr+nHe
= 2.5 mol·1000 K + 25 mol·300 K
27.5 mol = 363.6 K.
Die Entropie¨anderung berechnen wir ausgehend von der Definition dS = δQrev/T. Unter den obigen Bedingungen gilt f¨ur ideale Gase δQrev = dU = ncVdT. Somit folgt f¨ur die Entropie¨anderung von Argon
∆SAr =
TE
Z
TA,Ar
nArcVdT
T =nArcV ln TE
TA,Ar
=−31.5 J/K.
Analog erh¨alt man f¨ur Helium ∆SHe = 60.3 J/K und f¨ur die Gesamt¨anderung der Entropie ergibt sich ∆Stot = ∆SAr + ∆SHe = 28.8 J/K. Wegen ∆Stot >0 handelt es sich bei dem betrachteten Temperaturausgleich um einen irreversiblen (spontanen) Prozess.
d) Die Formel f¨ur die Mischungsentropie liefert
∆mischS =−RX
i
nilnxi =−pV T
X
i
xilnxi = 195.5 kJ/K.
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Aufgabe 2: Entropie¨ anderung in spontanen Schmelzprozessen
Es wird n¨aherungsweise davon ausgegangen, dass sich der See in Aufgabe a) und b) als ideales Bad verh¨alt, so dass er keine Volumenarbeit leistet und insbesondere seine Temperatur konstant bleibt. Im Gegensatz dazu sei das Gesamtsystem (also System plus Umgebung) in Aufgabe c) perfekt isoliert und lasse keinen W¨armetransport zu. Dort wird sich also eine neue Endtem- peratur einstellen, w¨ahrend in Aufgabe a) und b) der Eisw¨urfel (bzw. das daraus gewordene Schmelzwasser) die Temperatur des Sees annimmt.
Des weiteren unterscheiden wir zwei Prozesse, bei denen eine Entropie¨anderung stattfindet:
Zum einen die Entropiezunahme durch Erw¨armung, wo f¨ur konstanten Druck
∆S=
T2
Z
T1
δQrev
T =
T2
Z
T1
dH
T =ncp T2
Z
T1
dT
T =ncpln T2
T1
gilt, zum anderen die Entropiezunahme durch das Schmelzen bei konstanter Temperatur:
∆fusS =
Z δQrev T = Q
T = n∆fusH T . Betrachten wir nun die verschiedenen Schmelzvorg¨ange:
a) Die Entropiezunahme ist allein durch das Schmelzen bedingt. Deshalb gilt ∆SS = ∆fusS = 22.0 J/K. Die ben¨otigte Schmelzw¨arme kommt aus dem See, welcher dieselbe Temperatur wie der Eisw¨urfel hat. Somit ist ∆SU = −22.0 J/K und damit ∆Stot = ∆SS+ ∆SU = 0.
Dieser Prozess ist also reversibel.
b) Die Entropiezunahme im System ist nun eine Kombination von Schmelzen und Erw¨armen auf 10◦C. Da die Entropie eine wegunabh¨angige Gr¨osse ist, k¨onnen wir die beiden Prozesse voneinander trennen. Die Erw¨armung um 10◦C entspricht einer Entropiezunahme von 2.7 J/K und ergibt zusammen mit der Schmelzentropie von oben ∆SS = 24.7 J/K. Der Umgebung wird insgesamt die W¨arme Q = n∆fusH +ncp∆T = 6763 J entzogen, was einer Entropieabnahme von ∆SU=−23.9 J/K entspricht. Damit ergibt sich ein ∆Stot von 0.8 J/K, also eine Zunahme der Gesamtentropie.
c) Hier ¨andert sich nun auch die Temperatur der Umgebung, weshalb man zuerst die gemein- same Endtemperatur ermitteln sollte. Wegen der Energieerhaltung gilt
X
i
Qi =nS∆fusH+nScp(T −TS) +nUcp(T −TU) = 0
woTSundTUdie Anfangstemperaturen von System und Umgebung sind. Durch Umformen ergibt sich die Endtemperatur
0 = nS∆fusH
cp + (nS+nU)T −nSTS−nUTU T = nSTS+nUTU
nS+nU − nS∆fusH cp(nS+nU)
= 331.48 K−13.30 K
= 318.19 K.
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Physikalische Chemie I Musterl¨osung ¨Ubung 6 FS 2008 Man sieht sehr sch¨on, dass die Endtemperatur ohne den Schmelzvorgang eigentlich um 13◦C h¨oher liegen w¨urde. F¨ur die Entropien ergeben sich mit den obigen Formeln
∆SS = 22.0 J/K + 11.5 J/K = 33.5 J/K
∆SU = −28.4 J/K
∆Stot = 5.1 J/K.
Aufgabe 3: Entropie und Unordnung
Um zu entscheiden, ob ein Prozess spontan oder nicht spontan abl¨auft, muss neben dem eigent- lichen System immer auch noch die Umgebung ber¨ucksichtigt werden, denn ∆Stot ≥ 0 ist nur dann g¨ultig, falls es sich beim Gesamtsystem um ein adiabatisch geschlossenes System handelt.
Da reversible Prozesse lediglich idealisierte Grenzf¨alle sind, die in der Natur nicht beobachtet werden, gilt bei wirklichen Prozessen f¨ur das Gesamtsystem stets ∆Stot > 0. Solange f¨ur das Gesamtsystem eine Entropiezunahme resultiert, ist es somit durchaus m¨oglich, dass gewisse Teilprozesse stattfinden, obwohl sie mit einer Entropieabnahme verkn¨upft sind.
a) Das Gefrieren von Wasser ist mit einer Entropieabnahme verbunden. Da es sich dabei aber um einen exothermen Vorgang handelt, wird bei diesem Prozess W¨arme an die Umgebung abgegeben, was zu einer Erh¨ohung der Entropie in der Umgebung f¨uhrt, so dass ∆Stot >0 erf¨ullt ist.
Die wichtigsten Angaben, welche f¨ur eine quantitative Erkl¨arung ben¨otigt w¨urden, sind u.a. die Schmelzw¨arme und die Schmelztemperatur von Wasser, sowie die Temperatur der Umgebung.
b) Das vollst¨andige Mischen von Wasser und Benzol w¨urde zu einer Entropiezunahme f¨uhren.
Da aus energetischen Gr¨unden bei diesem Prozess aber W¨arme aus der Umgebung zu- gef¨uhrt werden m¨usste, nimmt dadurch die Entropie in der Umgebung st¨arker ab, so dass
∆Stot <0 und der Prozess somit nicht spontan abl¨auft.
Um den Effekt quantitativ erkl¨aren zu k¨onnen, m¨usste man u.a. die Mischungsenthalpie von Wasser und Benzol sowie die genaue Entropiesituation in reinem Wasser und reinem Benzol kennen.
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