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Archiv "Filmkritik: Im Bann des Menschenfängers" (06.04.2007)

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chottland, 1970. Nicholas Garrigan hat sein Medizin- studium erfolgreich beendet, und nichts hält ihn mehr in seinem erz- konservativen Elternhaus. Die gan- ze Welt steht ihm offen, und so dreht er mit dem beleuchteten Tischglo- bus auch sein Schicksalsrad, um dem Zufall die Wahl zu überlassen.

Der Finger stoppt den Globus auf Uganda. Ebenso furchtlos wie un- bekümmert reist er in das afrikani- sche Land, um in einer Urwaldsta- tion die Menschen medizinisch zu versorgen. Doch Garrigan kommt in stürmischen Zeiten. General Idi Amin hat den Auslandsbesuch von Präsident Obote genutzt, um sich an die Macht zu putschen. Garrigan sieht Idi Amin, als er vor den Men- schen spricht, ihnen eine bessere Infrastruktur, ein besseres Leben verspricht. Die Menschen jubeln ihm zu, vertrauen seinen Worten.

Und mit ihnen Garrigan.

Ein Unfall des Präsidenten bringt die beiden Männer zu- sammen. Der neue Macht- haber ist beeindruckt von Garrigans Mut. So macht er ihn zu seinem Leibarzt. Der junge Schotte erlebt den ver- führerischen Luxus Afrikas, sonnt sich im Vertrauen seines mächtigen Gönners und schlägt alle Warnungen bri- tischer Diplomaten in den

Wind. Erst als die Launen des Prä- sidenten immer grotesker werden, erst als der Gesundheitsminister des Landes spurlos verschwindet, be- ginnt Garrigan zu begreifen, wessen Handlanger er geworden ist.

Während der Diktatur von Idi Amin wurden mehr als 300 000 Men- schen getötet. Schon bald nach dem Putsch wurden alle politischen Par- teien verboten, Intellektuelle und Oppositionelle ver-

schwanden. Weil es für die Ermor- deten nicht genü- gend Gräber gab, wurden sie den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen.

In seinem Film

„Der letzte König von Schottland“ ver- sucht der Regisseur Kevin Macdonald, sich dem Menschen Idi Amin zu nähern.

Weder das monströse Ausmaß sei- ner Taten noch deren geschichtliche Einordnung stehen dabei im Mittel- punkt, sondern die Facetten eines Charakters, der zwischen bedrohli- cher Herzlichkeit und paranoider Impulsivität schwankt und dessen Taten keine Grenzen als den eigenen Größenwahn kennen. Der fiktive Charakter des schottischen Arztes Garrigan dient dabei als Zugang,

über den sich der Zuschauer der Figur Idi Amins annähert. Die Oscar-prä- mierte Charakterisierung des ugan- dischen Diktators durch Forest Whitaker ist dabei physisch wie emo- tional in hohem Maß glaubwürdig.

Anhand der Figur des beherzten und doch naiven Garrigan wird nachvollziehbar, wie die Mecha- nismen von Macht und Abhän- gigkeit in einer Gewaltherrschaft funktionieren. Mehr noch als ein Psycho- gramm Idi Amins ist

„Der letzte König von Schottland“ daher ein Film über das Innen- leben einer Diktatur, bei der aus Mitläufern Täter werden. Dem ehemaligen Doku- mentarfilmer Mac- donald gelingt es, die Stimmung im Uganda der 1970er- Jahre durch rastlose Bilder- folgen und dramatische Rhythmen vor der Kulisse Afrikas zum Leben zu erwecken. Und während sich der Film zunehmend auf die Rolle Gar- rigans konzentriert – und dabei den politischen Impetus ein wenig aus den Augen verliert – entwickelt sich

„Der letzte König von Schottland“

zusehends zu einem atmosphärisch dichten Politthriller. I Falk Osterloh

FILMKRITIK

Im Bann des Menschenfängers

In „Der letzte König von Schottland“ verfängt sich ein schottischer Arzt im Netz des brutalen Diktators von Uganda, Idi Amin.

Fotos:20th Century Fox

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 14⏐⏐6. April 2007 A969

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