D Ü N G U N G
Thomas H üg l e, Kie l
Technik zur exakten Längsverteilung organischer Reststoffe
Standardfeststoffstreuer dosieren durch Fräswalzen und Kratzboden das Streugut auf die Streuteller.
Der Materialfluss ist nicht kontinu
ierlich, sondern in hohem Maße von der Sorgfalt beim Beladen des Streuers abhängig. Dies führt beim Ausbringen zu einer ungleichmäßi
gen Längsverteilung Es sind daher Techniken notwendig, die für einen gleichmäßigen Materialfluss sor
gen, oder es muss Regelungstech
nik eingesetzt werden, die auf Stör
größen während der Ausbringung mit einer entsprechenden A"nde
rung des Materialflusses reagiert.
Priv.·Doz. D r. agr. habil. Thomas Hügle ist Oberassis
tent im Institut für Landwirtsc haftliche Verfahrens
technik der Universität Kiel (Direktor Prof. Dr. E.
lsensee), Max-Eyth-Straße 6, 2411 8 Kiel, e-mail: thuegle@ilv.uni-kiel.de
Das Vorhaben wird durch die Deutsche Bundesstif
tung Umwelt gefördert
Schl üsselwörter
Feststoffstreu er, Verteilqualität, M aterialflussrege
lung
Keywords
Solid matter spreader, distribution quality, material flow control
Literaturhinweise sind vom Verlag unter LT 99212 erhältlich oder über Internet http://www.landwirt
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eht es oder fester organischer Reststoffe, so um die Verteilqualität flüssiger legen wissenschaftliche Untersuchungen, aber auch die Hersteller von Feststoffstreuern und Gülletankwagen den Schwerpunkt ihrer Interessen auf die Qualität der Quer
verteilung [ 1 , 2]. Dies ist verständlich, da die Verteilqualität in Querrichtung vor allem durch technische Spezifikation und Einstel
lung der Förder-, Dosier- und Verteilaggre
gate am Fahrzeug selbst festgelegt wird.
Massenfluss und Längsverteilung Die Erzielung einer guten Längsverteilung gestaltet sich weitaus schwieriger. Sie ist, ei
ne konstante Arbeitsbreite vorausgesetzt, ei
ne Funktion des Quotienten aus Massenfluss und effektiver Fahrgeschwindigkeit. Verän
derungen im Massenfluss oder effektiver Fahrgeschwindigkeit haben deshalb stets ei
ne Änderung der Längsverteilung zur Folge.
Bei festen Reststoffen gestaltet sich die Regelung des Massenflusses schwierig. Der Massenfluss ist nicht nur von der techni
schen Spezifikation der Förder- und Dosier
aggregate abhängig, sondern er wird vor al
lem durch die technologischen Eigenschaf
ten der festen Reststoffe bestimmt. Er ist eine Funktion der inneren und äußeren Rei
bung, der Substratkömung, der Substrat
komfarm und der Dichte. Beladungshöhe und Beladungsqualität spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie bestimmen, wie gleich
mäßig bei konstantem Kratzbodenvorschub das Material tatsächlich
DLG-Test unter statischen Bedingungen die Realisierung eines gleichmäßigen Material
flusses (Bild 1).
Hierzu ist die konventionelle Förder- und Dosiertechnik, bestehend aus Kratzboden, Stauschieber und Fräswalzen, nicht in der Lage. Aufgrund der schubweisen Material
förderung des Kratzbodens und der innneren Reibung kommt es zur stoßweisen Be
schickung der Verteilorgane. Die Fräswalzen sorgen dafür, dass ein Teil der Feststoffe an der Streuwerkhaube haften bleibt, um dann in unregelmäßigen Abständen abzufallen.
Beide Vorgänge führen zu einem ungleich
mässigen Materialfluss.
Dosieren mit Schneckenförderern Es wird deshalb im Folgenden ein Lösungs
ansatz für Feststoffstreuer vorgestellt, der ei
ne gezielte Beschickung der Verteilorgane zum Ziel hat. Der Versuchsträger besteht aus einem Universalstreuwagen des Kooperati
onspartners Bergmann. Fräswalzen und Kratzboden fördern das Streumaterial dabei nicht wie üblich direkt auf die Streuschei
ben, sondern befüllen lediglich den Raum, den Streuwerkhaube, Fräswalzen und die an
stelle der Streuscheiben montierte Trog
schnecke umschließen (Bild 2).
Durch die stetige Beschickung und Ent
leerung dieses Dosierraumes liegt das Streu
material während der Ausbringung in etwa gleichbleibender Füllhöhe über der Dosier
schnecke. Es besteht folglich kein Einfluss zu den Verteilorganen 144i0o;:::====================================::::::===;ll gelangt. Trotz sorgfälti
ger Beladung und Ein
stellung des Streuers durch das Firmenperso
nal misslingt selbst beim
Bild 1: Ausbringmenge in Abhängigkeit von der Streulänge [3]
Fig. 1: Application rate, depending an application length
Stallmist bei 10 tlha solid manure dressi
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0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 m 1000 Streulänge
spreading /ength
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Gummileiste ("Fiadenschutz")
rubber board
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streuwerk mit definierter Materialaufgabespreader disc
Bild 2: Versuchsfahrzeug mit Schneckendosie
rung mechanism
'W'Il��Rifllil.�mt;;u;w;�Cili:l'<���'"""·flil'•
with defined Fig. 2: Experimental vehicle with auger feedingder Beladungsqualität auf den Massenfluss.
Die Materialmenge selbst ist gering, so dass die Verweilzeit ebenfalls gering ist. Eine Materialverdichtung durch Eigengewicht und Fahrzeugbewegung (Rütteln) findet kaum statt. Um ein Verdichten des Materials durch die Dosierschnecke zu vermeiden, weist diese einen konischen Anstieg der Schneckenwendel auf. Dadurch wird der Schneckengang über die ganze Entnahme
breite gleichmäßig beftillt. Das Streumate
rial behält die Struktur, die im Dosierral}m vorliegt. Die Dosierschnecke fördert da
durch ein Streumaterial mit etwa gleichblei
bender Schüttdichte auf die Streuteller.
Den mit dieser Dosiertechnik realisierten gleichmäßigen Materialfluss macht Bild 3 deutlich. Es zeigt das Streubild eines einzel
nen Streutellers, der über eine Förder
schnecke beschickt wird. Aufgetragen ist in dreifacher Wiederholung die Streumaterial
verteilung über der Arbeits breite. Dabei wer
den zwei Effekte besonders deutlich. Zum einen sind die Verteilungskurven nahezu deckungsgleich, was auf einen sehr gleich
mäßigen Materialfluss schließen lässt.
Außerdem zeigen die Verteilungskurven der einzelnen Wiederholungen einen sehr ähnli
chen Verlauf. Dies ist ein Hinweis dafür, dass das von den Fräswalzen und dem Kratzbo
den locker in den Dosierraum geförderte Streumaterial von der Dosierschnecke nicht
material feeding
verdichtet, sondern lediglich transportiert wird, um dann gleichmäßig auf den Streutel
ler zu rieseln. Die gewählte Dosiertechnik führt folglich nicht nur zu einem gleich
mäßigen Materialfluss, sondern verbessert auch die Verteilqualität in Querrichtung.
Regelung der Feststoffausbringung Die beschriebene Streutechnik garantiert bei leistungsstarkem Zugfahrzeug und guter Traktion eine gleichförmige, exakte Längs
verteilung. Steigungen und Gefälle, abneh
mende Fahrzeugmasse während des Aus
bringens, wechselnde Traktion aufgrund un
terschiedlichen Bodens führen hingegen zu variierendem Schlupf, der sich in Änderun
gen der realen Fahrgeschwindigkeit bemerk
bar macht. Selbst die kontaktlose Geschwin
digkeitsmessung in Kombination mit einem leistungsstarken Traktor ermöglicht es dem Fahrer nicht, die Fahrzeuggeschwindigkeit hinreichend genau einzuhalten.
Die Einhaltung einer Mindestverteilqua
lität in Längsrichtung ist hier nur noch mög
lich, wenn mit entsprechender Regelungs
technik der Materialfluss der effektiven Falu·geschwindigkeit angepasst wird. Eine Steuerung könnte erfolgen, indem sich bei dem vorgestellten Verfahren die Drehzahl der Förderschnecke proportional zur Fahr
zeuggeschwindigkeit ändert. Bei einer Re- - R e i h e 1 - R e i h e 2 ---.- R e i h e 3 30-
gelung ist der Materialfluss mit einem Fühler zu registrieren, um datm durch Ände
rung des Stellgliedes "Dosierschnecken
drehzahl" den Materialfluss geschwindig
keitsproportional zu variieren.
Als Stellglied scheidet die Fahrzeugver
wiegung aus, da die auf die Waage wirken
den dynamischen Kräfte während der Fahrt nicht kompensiert werden können. Das Glei
che gilt für die Leistungsaufnahme von Kratzboden, Fräswalze oder auch Dosier
schnecke, da eingeklemmte Partikel, unter
schiedliche Ladehöhe oder auch Material
struktur das Signal stark stören können.
Die geringsten Störeinflüsse treten an den Streutellern auf. Ihr Leistungsbedarf setzt sich aus der Leerlaufleistung, die benötigt wird, um die Streuteller auf konstanter Drehzahl zu halten, und der Streuleistung zusammen. Letztere beschleunigt die auf die Streuteller dosierten Reststoffe zunächst auf Tellerdrehzahl und anschließend zum Schei
benrand hin. Für die Bestimmung des Leis
tungsbedarfs im Leerlauf wird ftir verschie
dene Streutellerdrehzahlen eine Kalibrier
funktion entwickelt. Das Produkt aus Tellerdrehzahl, Schluckvermögen des und Druckabfall am Hydraulikmotor ergibt die Leistungsaufnahme bei der Streuarbeit der beim Versuchsträger hydraulisch angetriebe
nen Streuteller. Die Differenz zur Leistungs
aufnahme im Leerlauf ergibt dann die ei
gentliche Streuleistungsaufnahme. Sie ist di
rekt proportional zum Massenfluss.
Bild 4 zeigt die Nettoleistungsaufnahme von einem Zwei-TeUer-Streuwerk in Abhän
gigkeit vom Massenfluss. Es besteht ein en
ger Zusammenhang zwischen Leistungsanf
nahme und Massenfluss, gestützt auch durch ein Bestimmtheitsmaß R2 = 0,86. Eine Re
gelung des Massenflusses nach der Netto
leistungsaufnahme ist also möglich. Kratz
bodenvorschub und Dosierschnecke reagie
ren dann entsprechend der Eingangssignale effektive Fahrgeschwindigkeit und Leis
tungsaufnahme der Streuteller.
---
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Bild 3: Verteilbild des Versuchsstandes (1 Streuteller)
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Fig. 3: Distribution quality of the experimental facility (1 spreader disk)
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Bild 4: Massenfluss und Leistungsaufnahme der Streuteller Fig. 4: Mass flow and power input of the spreader discs
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