• Keine Ergebnisse gefunden

Längsverteilung von Drillmaschinen - ISO-Standard 7256/2 ist revisionsbedürftig

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Längsverteilung von Drillmaschinen - ISO-Standard 7256/2 ist revisionsbedürftig"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

SÄTECHNIK

374

61 LANDTECHNIK 6/2006

Joachim Müller, Hohenheim, Marcel Wiesehoff, Bochum, und Roland Hörner, Groß-Umstadt

Längsverteilung von Drillmaschinen

ISO-Standard 7256/2 ist revisionsbedürftig

D

ie Evaluierung der Kornlängsverteilung kann nach dem ISO-Standard mobil oder stationär erfolgen, indem ein Leimstrei- fen mit der Drillmaschine auf festem und gleichmäßigem Untergrund überfahren oder ein Leimstreifen mit entsprechender Ge- schwindigkeit unter der stehenden Maschine hindurch gezogen wird. Es wird eine Mess- strecke von insgesamt 30 m vorgeschrieben, die je nach Länge des verwendeten Prüfstan- des in Etappen erbracht werden kann. Die Versuchsauswertung erfolgt durch Auszäh- lung der Kornanzahl in 100 mm-Abschnit- ten, welche durch Linien auf dem Leimstrei- fen zu markieren sind. Optional wird eine optische oder akustische Erfassung der Kör- ner zugelassen. In diesem Fall erfolgt die Auswertung durch Auszählung der Körner pro Zeitintervall, dessen Länge einer Sä- strecke von 100 mm entspricht. Als Maß- zahl für die Verteilungsgüte wird der Varia- tionskoeffizient VKISOfür die Kornanzahl k in den z Abschnitten errechnet, wobei skdie Standardabweichung von der mittleren Kornzahl kdarstellt:

((Gleichung einsetzen)) (1) Obwohl der Variationskoeffizient aus viel- fältigen Anwendungen als aussagekräftiges Streuungsmaß vertraut ist, ist seine Verwen- dung im vorliegenden Fall nicht zulässig, was im Folgenden gezeigt werden soll.

Wie bereits [1] und später [2] nachgewie- sen haben, wird die Kornverteilung auf Ab- schnitte bei üblichen Drillmaschinen in gu- ter Näherung durch eine Poisson-Verteilung

mit dem Parameter λbeschrieben, wobei λ zugleich Mittelwert µund Varianz σ2dar- stellt. Bei idealer Poisson-Verteilung gilt folglich:

((Gleichung einsetzen)) (2) Da die Abschnittslänge im ISO-Standard mit 100 mm fest vorgegeben ist, ergibt sich ent- sprechend der zu untersuchenden Aussaat- menge oder des daraus resultierenden mitt- leren Kornabstandes xeine bestimmte mitt- lere Kornzahl kje Abschnitt mit k= 100/ x als Schätzwert für den Parameter λ. Damit lässt sich der theoretische VKISOals Funkti- on des mittleren Kornabstandes xberechnen.

Die Funktion ist in Bild 1 als Linie einge- zeichnet und es wird deutlich, dass sich VKISO systematisch mit der Aussaatmenge ändert. Empirisch ermittelte VKISO-Werte von unterschiedlich dichten Kornabstands- reihen stützen das theoretisch abgeleitete Er- gebnis. Da Drillmaschinen bei unterschied- lichen Aussaatmengen untersucht werden, ist VKISOals Maßzahl zur Beschreibung der Güte der Kornlängsverteilung folglich unge- eignet und macht eine Revision des ISO- Standards erforderlich.

Modifikation des ISO-Standard 7256/2 im DLG-Prüfrahmen

Abweichend vom ISO-Standard wird im DLG-Prüfrahmen nach einer Empfehlung von [3] der Variationsfaktor VF als Streu- ungsmaß verwendet [4].

Die im ISO-Standard 7256/2 fest- geschriebene Methode zur Eva- luierung der Längsverteilung von Drillmaschinen ist durch einen Mangel an Präzision und Unstim- migkeiten in einigen Berechnungs- modi gekennzeichnet. Deshalb fin- det der Standard nur in grundle- gender Modifikation Eingang bei der DLG-Prüfung von Drillma- schinen. Der Einsatz eines in Ho- henheim entwickelten Optosensors zur kontinuierlichen Messung von Kornabständen bei Drillmaschinen ermöglichte eine genügend große Datenbasis, um die ISO 7256/2- Methode im DLG-Prüfrahmen un- ter statistischen Gesichtspunkten zu untersuchen und Verbesserungs- vorschläge zu erarbeiten.

Prof. Dr. Joachim Müller leitet den Fachbereich Agrartechnik in den Tropen und Subtropen des Instituts für Agrartechnik der Universität Hohen- heim; e-mail: joachim.mueller@uni-hohenheim.de.

Dr. Marcel Wiesehoff ist Geschäftsführer der ZIMBO Farm GmbH & Co. KG, Bochum. Dipl.-Ing.

agr. Roland Hörner ist Mitarbeiter im DLG-Testzen- trum Technik & Betriebsmittel, Max-Eyth-Weg 1, D-64823 Groß-Umstadt.

Der vorliegende Beitrag ist Prof. Dr. Karlheinz Köller anlässlich seines 60sten Geburtstages gewidmet.

Schlüsselwörter

Drillsaat, Kornverteilung, Maschinentest

Keywords

Drilled seed , seed spacing, equipment test

Literatur

Literaturhinweise sind unter LT 06609über Internet http://www.landwirtschaftsverlag.com/ landtech/lo- cal/fliteratur.htm abrufbar.

Bild 1: Variationskoeffizi- ent VKISOnach ISO 7256/2 und Variations- faktor VF nach DLG in Abhängigkeit des Kornabstands Fig. 1: Variation coeffi- cient VKISOaccording ISO 7256/2 and variation factor VF according DLG versus seed spacing

(2)

((Gleichung einsetzen)) (3) Wie in Bild 1 zu erkennen ist, verhält sich VF bezüglich der Aussaatmenge stabil. Da VF auf der Varianz anstelle der Standardab- weichung beruht, ergibt sich allerdings eine größere Streuung der Ergebnisse bei wieder- holter Versuchsdurchführung. Die große Streuung des VF-Wertes ist hinsichtlich der Bewertung von Drillmaschinen unbefriedi- gend. Zur Präzisierung der Methode wurde deshalb im DLG-Prüfrahmen die Ab- schnittslänge auf 50 mm verkürzt. Gleich- zeitig wurde die Messstrecke halbiert, so dass pro Versuchsdurchgang unverändert 300 Abschnitte auszuwerten sind. Die Aus- wirkungen dieses Vorgehens sind in Bild 2 am Beispiel von 40 Kornabstandsreihen dargestellt. Wie die Reduzierung der Stan- dardabweichung zeigt, kann durch die Hal- bierung der Abschnittslänge die Streuung der VF-Werte tatsächlich verringert werden, das gilt allerdings nur, wenn die ursprüngli- che Länge der Messstrecke, also die Anzahl der berücksichtigten Kornabstände, beibe- halten wird. Erfolgt jedoch wie im DLG- Prüfrahmen gleichzeitig eine Halbierung der Messstrecke, geht durch die Verringerung des Stichprobenumfangs der präzisierende Effekt verloren.

DLG Kastenrinnen-Methode und Bewertungsskala

Während ISO 7256/2 auf der abschnittswei- sen Auswertung von Kornabstandsfolgen beruht, erfolgt in der Prüfpraxis der DLG ei- ne Aussaat in eine 15 m lange Kastenrinne, welche in 50 mm-Abschnitte unterteilt ist, mit anschließender Auszählung der Körner je Abschnitt. Zur Untersuchung der Ver- gleichbarkeit beider Messverfahren wurden bei der DLG-Prüfstelle Groß-Umstadt Kas- tenrinnenversuche mit zehnfacher Wieder- holung durchgeführt. Wie aus Bild 2 her- vorgeht, ergeben sich vergleichbare Mittel- werte und Standardabweichungen der VF-Werte, wobei die Spannweite der Werte, also die Differenz zwischen Minimal- und Maximalwert, bei der Berechnung aus 40 Wiederholungen naturgemäß größer ist, da

mit steigender Zahl an Wiederholungen die Wahrscheinlichkeit zunimmt, Extremwerte zu erschließen.

Basierend auf der Standardabweichung σVFder Kastenrinnenversuche, kann die er- forderliche Anzahl an Wiederholungen n in Abhängigkeit der geforderten Genauigkeit des Ergebnisses berechnet werden:

((Gleichung einsetzen)) (4) Hierbei ist z das (1-α/2)-Quantil der Nor- malverteilung und ∆VFdie tolerierte Breite des Konfidenzintervalls. Wird eine Irrtums- wahrscheinlichkeit von α = 0,05 gewählt, gibt die Gleichung die Anzahl an erforderli- chen Versuchsdurchgängen an, um sicherzu- stellen, dass VF mit einer Wahrscheinlich- keit von 95% in einem Bereich von VF ±

∆VF/2 liegt. Zur konkreten Vorgabe einer Mindestzahl an Versuchsdurchgängen muss die zulässige Toleranz für VF festgelegt wer- den. Da der ISO-Standard keine Aussage zur Bewertung der Maßzahl macht, wird die DLG-Bewertung herangezogen, welche in einer Stufung von ∆VF = 0,2 erfolgt, wobei VF-Werte zwischen 0,9 und 1,1 als „gut“

eingestuft werden. Um eine sichere Einord- nung der Ergebnisse in diese Werte-Skala zu gewährleisten, muss die tolerierte Breite des Konfidenzintervalls für ∆VF deutlich klei- ner sein als der Skalenschritt. Wie aus Bild 3 hervorgeht, wird der Skalenschritt von ∆VF

= 0,2 bei drei Wiederholungen gerade knapp unterschritten, eine Toleranz von einem hal- ben Skalenschritt erfordert dagegen bereits

zehn Wiederholungen. Da das Ergebnis auf- grund des großen Skalenschrittes auch bei hoher Anzahl an Wiederholungen unpräzise bleibt, besteht aufgrund des hohen manuel- len Arbeitsaufwands der Methode ein ungünstiges Nutzen/Aufwand-Verhältnis.

Methodenwechsel

Die bisherigen Ausführungen zeigen, dass die im ISO-Standard festgelegte Methode der Evaluierung der Längsverteilung von Drillmaschinen durch Auszählen von Kör- nern in definierten Abschnitten selbst nach Korrektur und Verfeinerung keine befriedi- genden Ergebnisse liefern kann. Daher wird eine Ablösung der Auszähl-Methode durch die Messung der tatsächlichen Kornabstände gefordert. Als Maßzahl bietet sich der Varia- tionskoeffizient VKxder Kornabstände x an:

((Gleichung einsetzen)) (5) Aufgrund der höheren Präzision der Metho- de zeigen die VKx-Werte eine wesentlich ge- ringere Streuung. Die Standardabweichung sVKder Variationskoeffizienten VKxaus 80 Messungen für die DLG-übliche Mess- strecke von 15 m beträgt 3,5 %. Daraus kann die Anzahl der erforderlichen Wieder- holungen berechnet werden. Das Ergebnis ist in Bild 3 eingezeichnet.

Beim Einsatz des Hohenheimer Optosen- sors kann die Messstrecke in beliebiger Län- ge gewählt werden [5]. Darüber hinaus sind durch den geringen Arbeitsaufwand eine größere Anzahl an Wiederholungen reali- sierbar. Diese Methode erlaubt mit drei Ver- suchsdurchgängen à 1000 Kornabständen eine Genauigkeit von ± 3,25 % (VKx). Bei vier Versuchsdurchgängen steigt die Genau- igkeit auf ± 2,5 % (VKx). Wird die Bewer- tungsskala der DLG auf die Methode der Kornabstandsmessung übertragen, gelten Drillmaschinen mit VKx-Werten zwischen 90 und 110 % als gut. Die Präzision der Me- thode reicht folglich aus, um den Skalen- schritt von 20 % (VKx) mit guter Sicherheit zu rechtfertigen.

61 LANDTECHNIK 6/2006

375

Bild 2: Streuung der VF-Werte bei unterschiedlicher Länge der Messstrecke und Zählab- schnitte, berechnet aus 40 Kornabstandsreihen sowie aus zehn Versuchsdurchgängen mittels DLG Kastenrinne Fig. 2: Dispersion of variation factor VF at various total and segment length, calculated from 40 seed sequences and from ten empirical trials in the DLG segmented flume

Bild 3: Breite des Konfidenz- intervalls für Variationsfaktor VF und Variationskoeffizient VKxin Abhängigkeit der Anzahl an Versuchsdurch- gängen bei einem Konfi- denzniveau von 95%

Fig. 3: Width of confidence interval variation factor VF and variation coefficient VKx

versus number of repetitions at a confidence level of 95%

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

2. Renaissance der Legitimation durch regionale Vielfalt Als spezifische Legitimationsgrundlage gerade des grundgesetzlichen Bun- desstaats wird neuerdings auch wieder seine

Einiges deutet darauf hin, dass Wachstum kaum nachhaltig oder inklusiv sein kann, solange es nicht gelingt, die Zunahme von Ungleichheit auf- zuhalten und umzukehren.. Das

highlighted that inequality in the distribution of market incomes – gross wages, income from self-employment, capital income, and returns from savings taken together

werden müssen, damit Landwirte ihre unternehmerischen Fähigkeiten besser entwickeln können. Andererseits soll ein Diagnoseinstrument entwickelt werden, mit welchem Landwirte

Aber die Arbeit unter den Bedingungen der Pandemie ist auch eine große Chance: Wir haben neue Aufgabenfelder für die Apotheken er- schlossen?. Und es hat sich gezeigt, dass

mentosa, denn sie leiden unter einer Netzhautdegeneration, die sich durch die Schädigung der Fotorezeptoren (bestehend aus Stäbchen und Zapfen) äußert. Durch die Verkümmerung von

Gegenanzeigen: FeniHydrocort Creme 0,5 % darf nicht angewendet werden bei bekannter Überempfi ndlichkeit gegen den Wirkstoff Hydrocortison oder einen der sonstigen Bestandteile,

Leserinnen und Leser, die sich jetzt dabei ertappen, in der Inzestdebatte etwas gänzlich anderes zu sehen als im Homosexualitätsdiskurs, bestätigen gerade den Umstand, dass