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Archiv "Unerkannte HIV-Infektionen zum Zeitpunkt der Entbindung" (29.10.1993)

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MEDIZIN KURZBERICHT

Unerkannte HIV-Infektionen zum Zeitpunkt der Entbindung

Bernhard Schwartländer -1 Axel P. A. Schäfer2),

Meinrad A. Koch'), Eberhard Mönch 3), Hildegard Willers 4), Georg Pauli')

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ei der Eindämmung der HIV-Epidemie kommt der Verhinderung von Infektio- nen eine zentrale Rolle zu.

Dies um so mehr, als wirksame Heil- mittel und effektive Impfstoffe der- zeit nicht zur Verfügung stehen und auch in absehbarer Zukunft nicht verfügbar sein werden (5). Ein wich- tiger — wenn auch bei uns bisher sel- tener — Infektionsweg ist die Über- tragung des HIV-Virus von einer in- fizierten Mutter auf das neugeborene Kind. Aus vielerlei Gründen muß ei- ner HIV-infizierten Frau von einer Schwangerschaft abgeraten werden:

Bis zu einem Drittel der von infizier- ten Müttern geborenen Kinder sind selber infiziert (3), und die Hälfte der infizierten Mütter erkrankt in den ersten zehn Jahren nach der HIV-Infektion an AIDS (2). In den Mutterschafts-Richtlinien wird daher die Durchführung eines HIV-Anti- körpertestes als Teil der Vorsorge dringend angeraten (6).

Beobachtungen in Berlin geben Anlaß, nochmals dringend auf die Bedeutung und Notwendigkeit des HIV-Antikörpertestes für Frauen mit Kinderwunsch und für Schwan- gere hinzuweisen.

Seit Januar 1993 werden im Rahmen eines Pilotprojektes der Bundesregierung in den Bundeslän- dern Niedersachsen und Berlin Rest- blutproben des PKU-Screening an- onym und unverknüpfbar auf HIV- Antikörper untersucht („AUT bei Neugeborenen"). Vergleichbare Un- tersuchungen werden schon seit eini- gen Jahren in Nachbarstaaten und in den USA regelmäßig zur Überwa-

chung der Ausbreitung von HIV in der heterosexuell aktiven Bevölke- rung durchgeführt (1, 4).

Erste Ergebnisse zeigen, daß in eher ländlichen Gegenden (Nieder- sachsen) HIV-Infektionen in dieser Population nach wie vor mit einer In- fektion auf etwa 10 000 Entbindun- gen sehr selten sind. Dagegen wird in Berlin, einem Epizentrum der HIV- Epidemie in Deutschland, mit einer Infektion auf 1230 Entbindungen (15/18 400) eine achtfach höhere Ra- te von HIV-Infektionen beobachtet.

Das Studiendesign des AUT (Anonymer Unverknüpfbarer Test) schließt aus, daß HIV-positive Be- funde einer bestimmten Entbin- dungsstelle zugeordnet werden kön- nen. In Berlin ist es auf Grund der überschaubaren Zahl der geburtshilf- lichen Einrichtungen möglich, in ei- ner parallelen, vom AUT unabhängi- gen Erhebung die Gesamtzahl der seit Januar zur Entbindung gekom- menen Frauen zu ermitteln, deren HIV-Infektion zum Zeitpunkt der Entbindung bekannt war. Von Janu- ar bis Juni 1993 wurden in Berlin sechs Frauen als bekannt HIV-infi- ziert entbunden, das heißt, daß bei neun Müttern die bestehende HIV- Infektion zum Zeitpunkt der Entbin- dung unbekannt war — und wahr- scheinlich auch bis heute noch unbe- kannt ist.

In der Universitäts-Frauenklinik (UFK) Berlin, Sitz Charlottenburg, der eine Schwerpunktambulanz für HIV-infizierte Frauen angeschlossen ist, war es möglich, an Hand der Ge- burtsprotokolle die Häufigkeit der Durchführung des HIV-Testes in der

1) AIDS-Zentrum im Bundesgesundheits- amt, Berlin

2) Frauenklinik der Freien Universität Berlin (UKRV), (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med.

Werner Lichtenegger)

3) Kinderklinik der Freien Universität Berlin (KAVH), (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Hans Helge)

4) Staatliches Medizinaluntersuchungsamt Niedersachsen, Hannover

Schwangerschaft zu untersuchen. In dieser Klinik lag von 1988 bis 1991 der Anteil der Schwangeren, bei de- nen vor der Entbindung kein HIV- Test durchgeführt wurde, jeweils un- ter zehn Prozent. Bei diesen zehn Prozent handelt es sich um Frauen, die den Test verweigerten oder bei denen — nach Einschätzung des Arz- tes — der HIV-Test nicht notwendig erschien. Bei etwa der Hälfte der HIV-infizierten Schwangeren war die HIV-Infektion bereits vor der Schwangerschaft bekannt bezie- hungsweise hatte der betreuende Arzt den HIV-Test veranlaßt; bei der anderen Hälfte wurde in der Klinik selbst erstmals der HIV-Test durch- geführt.

Dagegen lag im Jahr 1992 für nur 51 Prozent der Schwangeren zum Zeitpunkt der Entbindung das Er- gebnis eines HIV-Antikörpertestes vor. Bei 28 Prozent der Schwangeren war der Test im Rahmen der Vorsor- geuntersuchungen erfolgt, bei 24 Prozent erfolgte er in der geburtshilf- lichen Ambulanz der Klinik. Die 1992 beobachtete Zunahme der An- zahl der Schwangeren, für die kein HIV-Test-Ergebnis bis zur Entbin- dung vorlag, hat sich 1993 fortgesetzt.

Nach den uns verfügbaren Infor- mationen dürfte in anderen geburts- hilflichen Einrichtungen in Berlin der Anteil der zur Entbindung kom- menden Frauen, bei denen vor oder während der Schwangerschaft kein HIV-Test durchgeführt wurde, noch größer sein.

Typische Indikationen für die Durchführung eines HIV-Antikör- pertestes in der Schwangerschaft oder bei Kinderwunsch sind zum ei- nen der i. v. Drogengebrauch durch die Schwangere — auch wenn dieser längere Zeit zurückliegt — und zum anderen eine bekannte HIV-Infekti- on oder ein bekanntes Risiko für eine HIV-Infektion der Partner. In der geburtshilflichen Ambulanz der UFK Berlin waren bei den in den Jahren 1987 bis 1990 erstmals in der Schwan- Deutsches Arzteblatt 90, Heft 43, 29. Oktober 1993 (55) A1-2861

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MEDIZIN

gerschaft diagnostizierten 32 HIV- Infektionen in 20 Fällen (62 Prozent) diese Indikationen für einen HIV- Antikörpertest gegeben. In den Jah- ren 1991 bis 1992 traf das nur noch auf 4 von 13 Patientinnen (30 Pro- zent), bei denen eine HIV-Infektion entdeckt wurde, zu; das heißt, bei 70 Prozent der Schwangeren hatte eine kursorische Anamnese durch den be- handelnden Arzt kein Risiko für eine HIV-Infektion erkennen lassen.

Nur eine eingehende und geziel- te Befragung der Schwangeren nach möglichen Infektionsrisiken - ein- schließlich Infektionsrisiken des Partners - erlaubt es, gegebenenfalls auf einen HIV-Test im Rahmen der Schwangerenvorsorgeuntersuchun- gen zu verzichten. Im Zweifelsfall sollte immer ein HIV-Test angeraten werden. Bei der relativen Seltenheit der HIV-Infektion bei Schwangeren mag manchem Arzt aus seiner indivi- duellen Erfahrung („Der Test ist doch immer negativ!") der HIV-Test als Teil der Schwangerenvorsorgeun-

KURZBERICHT / FUR SIE REFERIERT

tersuchung überflüssig erscheinen.

Andere Ärzte haben Scheu, daß ihre Fragen die Intimsphäre ihrer Patien- tinnen verletzen könnten. Wegen der schwerwiegenden Konsequenzen, die eine unerkannte HIV-Infektion ins- besondere bei einer Schwangeren hat, sollten aber mögliche Bedenken zurückgestellt und eine sorgfältige Anamnese erfragt werden. In Anbe- tracht der großen Anstrengungen, die unternommen werden, um HIV- positive Blutspender zu entdecken, wäre es völlig unverständlich, wenn wir uns nicht ähnlich intensiv bemüh- ten, HIV-Infektionen bei Schwange- ren - besser noch: bereits vor einer Schwangerschaft - zu diagnostizie- ren.

Deutsches Arzteblatt

90 (1993) A1-2861-2862 [Heft 43]

Literatur:

1. Eimeren van, W., M. Beckmann, C. Wolter:

Anonymes Unverknüpftes Testen (AUT).

Dt. Ärztebl. 90 (1993) A-346-254 (Heft 6) 2. Ellerbrock, T. V., T. J. Bush, M. W. Cham-

berland et al.: Epidemiology of Women with AIDS in the United States, 1981 through 1990 — A Comparison with Hetero- sexual Men with AIDS. JAMA 1991 (265) 2971-2975

3. European Collaborative Study. Children born with HIV-1 infection: natural history and risk of transmission. Lancet 1991 (337) 253-260

4. Gwinn, M., M. Pappaioanou, J. R. George et al.: Prevalence of HIV infection in child- bearing women in the United States: sur- veillance using newborn blood samples. JA- MA 1991 (265) 1704-1708

5. Merson, Michael H.: Slowing of HIV:

Agenda for the 1990s. Science (1993) (260) 1266-1268

6. Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen über die ärztli- che Betreuung während der Schwanger- schaft und nach der Entbindung (Mutter- schafts-Richtlinien) in der Fassung vom 17.

Juni 1992

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. M. A. Koch AIDS-Zentrum im Bundesgesundheitsamt

Reichpietschufer 74-76,10785 Berlin

Brustkrebs und Vitamin A, C und E

In einer großen prospektiven Studie im Osten der USA wurde der Einfluß der Vitamine A, C und E in der Ernährung auf das Auftreten von Mammakarzinomen untersucht. 1980 wurden 89 494 Frauen im Alter von 34 bis 59 Jahren in die Studie einge- schlossen und über acht Jahre bezüg- lich ihrer Ernährung, ihres Vitamin- konsums und dem Auftreten von Mammakarzinomen untersucht. Für die Vitamine C und E ließ sich kein Zusammenhang mit dem Auftreten des Brustkrebses nachweisen. Beim Vitamin A ließ sich nur für Frauen mit einer erniedrigten Vitamin-A- Aufnahme ein erhöhtes Brustkrebsri- siko nachweisen, bei ausreichender Vitamin A-Aufnahme war kein er- höhtes Risiko mehr nachweisbar.

Die Autoren folgern, daß eine zusätzliche Gabe von Vitamin A nur bei Frauen mit Vitamin-A-Mangel das hierbei erhöhte Brustkrebsrisiko senken kann, eine generelle Empfeh-

lung zur zusätzlichen Vitamineinnah- me jedoch nicht gegeben werden

kann. acc

Hunter, D. J. et. al.: A prospective study of the intake of of vitamins C, E and A and the risk of breast cancer. N. Engl. J.

Med. 329 (1993); 234-240.

Dr. Hunter, Channing Laboratory, 180 Longwood Ave., Boston, MA 02115, USA.

Nifedipin bei

Achalasie erfolgreich

Der Achalasie der Speiseröhre liegt eine fehlende Erschlaffung des unteren Osophagussphinkters sowie eine Aperistalsis des tubulären An- teils zugrunde. Nach pneumatischer Dehnung oder chirurgischer Myoto- mie kann die peristaltische Aktivität wieder zunehmen. Ein ähnlicher Ef- fekt ist offensichtlich auch, zumin- dest im Anfangsstadium der Achala- sie, durch die sublinguale Gabe von Nifedipin zu erzielen.

Die Autoren behandelten insge- samt 32 Achalasiepatienten mit 10 bis 20 mg Nifedipin sublingual, 30 Minuten vor jeder Mahlzeit einge- nommen. Zu Beginn der Behandlung war bei keinem Patienten eine peri- staltische Aktivität nachweisbar.

Nach sechs Monaten konnte bei sechs Patienten klinisch und mano- metrisch wieder eine peristaltische Aktivität nachgewiesen werden. Bei allen erfolgreich behandelten Patien- ten bestand die Dysphagie noch nicht allzulange, ein Megaösophagus hatte sich noch nicht ausgebildet.

Die Autoren empfehlen bei al- len Patienten im Anfangsstadium ei- ner Achalasie einen Behandlungsver- such mit Nifedipin sublingual.

Coccia, G., M. Bortolotti, P. Michetti, M.

Dodero: Return of Esophageal Peristal- sis after Nifedipine Therapy in Patients with Idiopathic Esophageal Achalasia.

Am. J. Gastroenterol. 87: 1705-1708, 1992.

Department of Gastroenterology, Gallie- ra Hospital Genova, and Medical Clinic University of Bologna, Bologna, Italien.

A1 -2862 (56) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 43, 29. Oktober 1993

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