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Archiv "Bischöfe auf Irrwegen: Einfaches Weltbild" (10.04.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

„Misereor”

die Basisgesundheitsdien- ste hinausgehende medizi- nische Versorgung finan- ziell zu leisten. Mit ande- ren Worten: die modernen medizinischen Entwicklun- gen sollen dem Westen vorbehalten bleiben.

Diese These ist abgeleitet von einer typisch kapitali- stischen Grundeinstellung.

Die kapitalistische Welt strebt ein Status quo an, wobei die Reichen — sprich Industrienationen — reich bleiben, bzw. auf Kosten der Armen — sprich Dritte Welt — noch reicher wer- den sollen, während die Armen so bleiben sollen, unterentwickelt und ab- hängig, wie sie sind und wie sie immer waren. Sie sollen sich mit dem zufrie- dengeben, was sie haben.

Außerdem tendiert die westliche Welt, den Ent- wicklungsländern vorzu- schreiben, wie diese Län- der ihren Lebensraum ge- stalten sollen. Der Westen tritt gerne als Lehrmeister auf. Dieses Phänomen be- obachten wir nicht nur im medizinischen Sektor, sondern auch in wissen- schaftlichen, technischen, wirtschaftlichen und kultu- rellen Bereichen.

Was mich wundert, ist die Tatsache, daß eine Organi- sation wie Misereor, die auf christlicher Gerechtig- keitslehre aufgebaut ist, diese Meinung vertritt und propagiert.

Was die Dritte Welt tat- sächlich braucht, ist si- cherlich nicht die hochmo- derne Medizin mit Compu- tertomographie- und Kern- spintomographiegeräten in jeder Ecke. Diese sollen dem Westen vorbehalten bleiben. Es wäre aber un- gerecht zu behaupten, daß ein Land wie Indien sich mit der medizinischen Ba- sisversorgung zufrieden- geben soll. Hat auch ein In- der aus einer armen Fami- lie etwa nicht das Recht, fachgerecht medizinisch betreut zu werden? Oder

soll das ein Privileg der Bürger der reichen Indu- strienationen bleiben?

Wenn die Armen in der Dritten Welt nicht in der Lage sind, sich eine über die Basisversorgung hin- ausgehende Medizin finan- ziell zu leisten, wäre das nicht die Aufgabe der so- genannten „Hilfswerke", denen wohl das Wohl der Menschen dieses Teiles der Welt am Herzen liegt, sich dafür einzusetzen, daß diesen Leuten eine bessere fachgerechte me- dizinische Versorgung zu- gänglich gemacht wird?

Das wäre meines Erach- tens echte Hilfe. Das wäre christliche Nächstenliebe!

Dr. med.

George Prakash Thoduka Präsident IMAGE-Indian Medical Association in Germany

Dreifaltigkeits-Hospital 4780 Lippstadt

Kaum noch zu überbieten

. . . Was sich in diesem kur- zen Artikel an pseudointel- lektueller Arroganz, einge- bildeter Besserwisserei und Pietätlosigkeit ange- sichts der verzweifelten Bemühungen der Hilfsor- ganisationen, hier Mise- reor, zur Verbesserung der Gesundheitsvorsorge und -versorgung in der Dritten Welt verbirgt, ist kaum noch zu überbieten. Selbst wer sich auch nur gele- gentlich mit Problemen der Dritten Welt befaßt, aber das auch bei uns zum sozialen Miteinander not- wendige menschliche Empfinden hat, muß tief gekränkt sein von der Art, wie hier versucht wird, tra- ditionelle Heilweisen der Lächerlichkeit preiszuge- ben.

Die Beurteilung der Wirk- samkeit und des Nutzens solcher Heilweisen, wenn uns dieses Recht über-

haupt zusteht, setzt inten- sive Kenntnisse und das

Bemühen um ganzheit- liche Sicht des Menschen, wenn Sie ahnen, was damit gemeint sein könnte, vor- aus.

Am gleichen Tag wie das besagte Ärzteblatt Nr. 11 habe ich eine Information über die diesjährige Fa- stenaktion von Misereor bekommen und war wie-

Einfaches Weltbild

... Sie sprechen davon, daß Misereor einseitig be- raten gewesen sei, so ziemlich die gesamte me- dizin-kritische Literatur der letzten Jahre zu Rate gezogen hätte. Anderer- seits nennt Misereor unter

„Nützliche Adressen für Anfragen oder den Bezug von Informationsmaterial"

u. a. die Bundeszentrale für Gesundheitliche Auf-

klärung, den Hartmann- bund und den Bundesver- band der Pharmazeuti- schen Industrie. Sollte Mi- sereor sich nicht auch sel- ber dort informiert haben, wenn es diese Institutio-

nen schon weiteremp- fiehlt?

Sie erwähnen den Fasten- kalender. Dort werde die Geschichte einer Frau er- zählt, die vom Hausarzt zum Heilpraktiker ging und fortan gesundete. Warum verschweigen Sie, wie die- se Geschichte kommen- tiert wird? „Die Geschichte ist kein Beispiel für die Wirkungslosigkeit der Schulmedizin und die Kraft der Naturheilmethode.

Man kann an der Ge- schichte dieser Frau ganz deutlich erkennen, daß ihr viel an Schmerzen und Lei- den hätte erspart werden können, wenn die sicher notwendige operative Be- handlung durch Naturheil- methoden und vor allen Dingen durch Zuwendung und menschliche Wärme ergänzt worden wäre (die

der erfreut zu lesen, daß immer mehr auch von bischöflicher Seite der Sinn und Nutzen des Ba- sisgesundheitsdienstes bzw. der Gesundheitsvor- sorge unter Einbeziehung traditioneller Heilweisen erkannt wird ...

Dr. med.

Heinz Werner Voss Hans-Böckler-Straße 31 5300 Bonn 3

Frau litt unter einem soge- nannten Postcholezystek- tomiesyndrom). Es kommt darauf an, daß wir das Ver- trauen in die ärztlichen Be- handlungsmethoden nicht verlieren..."

Bisher hätte man mit sehr viel gutem Willen noch an- nehmen können, Sie hät- ten lediglich oberflächlich recherchiert oder wären von ihrer Aufgabe überfor- dert gewesen. Wenn man jedoch den letzten Ab- schnitt Ihres Kommentar- versuches liest, in dem Sie das Bemühen von Mise- reor sittlich gleichsetzen mit dem Profitstreben der Pharmaindustrie, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, Sie woll- ten dieser kirchlichen Insti- tution am Zeuge flicken.

War Ihnen nicht bekannt, daß 1984 der Anteil für die Misereor-Geschäftsstelle und für die Inlandsarbeit lediglich 5,9 Prozent des Spendenaufkommens be- trug? War Ihnen nicht be- kannt, daß die Arbeit von Misereor wesentlich von ehrenamtlichen Mitarbei- tern abhängt? Nicht die Bischöfe befinden sich auf Irrwegen, sondern Ihr Kommentator „NJ", der zudem noch ein recht ein- faches Weltbild offenbart, wenn er unser Gesell- schaftssystem in einem Nebensatz mit „Kapitalis- mus" umschreibt.

Thomas Adrich

Schwaneweder Straße 161 2820 Bremen 71

1046 (10) Heft 15 vom 10. April 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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