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Archiv "Polikliniken: Unbestreitbarer Vorteil" (22.12.2003)

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träfe letztlich auch manche Mitarbeiter des DÄ. So wurde zum Beispiel in Heft 37 über den „Europäischen Kardiolo- genkongress“ berichtet und der „Nutzen“ von Candesar- tan bei Herzinsuffizienten in der CHARM-Studie präsen- tiert: „Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 38 Mo- naten verringerte sich die Zahl der Krankenhauseinweisun- gen unter Candesartan-Thera- pie um 21 Prozent und die kar- diovaskuläre Mortalität um zwölf Prozent.“ Ihre Bericht- erstatterin hat die indu- striefreundlichen, umsatzför- dernden – aber nichtssagen- den – Werte der relativen Risi- koreduktion (RRR) verwen- det, ohne allerdings zu schrei- ben, dass es sich eben um die RRR handelt. Die seriösen Zahlen (Ereignisreduktion oder absolute Risikoredukti- on) lauten 4,3 Prozent (statt 21

Prozent) und zwei Prozent (statt 12 Prozent). Das ent- spricht NNT-(number needed to treat)-Werten von 23 bezie- hungsweise 50 (für 38 Mona- te). Das ist sicher nicht schlecht, aber auch nicht überwälti- gend. Vor allem bleibt viel Spielraum für differenzialthe- rapeutische Erwägungen.

Durch eine redliche Berichter- stattung und Fortbildung ließen sich die Kosten im Ge- sundheitswesen massiv sen- ken, ohne dass auch nur ein einziger Patient schlechter be- handelt würde – im Gegenteil, es ginge manchem besser.

Ich befürchte nur, dass es den Lobbyisten der pharmazeuti- schen Industrie gelingen wird,

§ 95 d (1) ebenso zu Fall zu bringen, wie ihnen das bei der Positivliste wiederholt gelang.

Prof. Dr. Frank P. Meyer, Magdeburger Straße 29, 39167 Groß Rodensleben

Polikliniken

Zu dem Kommentar „Gesamtdeut- sches Bindemittel“ von Prof. Dr. med.

Dr. h. c. Peter Stosiek in Heft 41/2003:

Unbestreitbarer Vorteil

. . . Bekanntlich waren Poli- kliniken keine Erfindung der DDR und können schon des- halb von der Sache her nicht

„verteufelt“ werden. Der Vor- teil für die Patienten vom All- gemeinmediziner bis zum Facharzt, dem Röntgen und Labor, alles „unter einem Dach“ zu haben, kann wohl nicht bestritten werden. Die Kernfrage lautet aber doch wohl: Müssen das Ärzte unbe- dingt in freier Niederlassung sein, oder können oder „dür- fen“ das auch angestellte Ärz- te oder sonstiges Personal, al- so Gehaltsempfänger, sein?

Der Behauptung, dass mehr

Markt, mehr Privatisierung zwangsläufig zu mehr Eigen- verantwortung führen müssen, kann und muss aufgrund der Arbeitsweise in den DDR-Po- likliniken widersprochen wer- den. Die Eigenverantwortung, verbunden mit der Verpflich- tung zu einer berufslebenslan- gen Fortbildung, liegt bei je- dem Arzt selbst und ist eine berufsethische Verpflichtung seinem Patienten gegenüber.

Die real existierenden Proble- me der DDR-Polikliniken sol- len nicht beschönigt werden.

Sie wurden von Prof. Stosiek deutlich beim Namen genannt.

Sie waren DDR-spezifisch und somit nicht zwangsläufig allgemein notwendig.

Bleibt die Frage, ob das Ein- kommen der frei praktizieren- den Kollegen vielleicht höher ist als das der angestellten Ge- haltsempfänger? Das kann vielleicht nicht ausgeschlossen

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 51–5222. Dezember 2003 AA3371

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werden, aber es wäre durchaus möglich, dass viele Ärzte (an- geblich 80 Prozent) es vorzie- hen würden, zur Vermeidung des Kampfes mit Vereinigun- gen, zahlungsunwilligen Kran- kenkassen, unnötiger Büro- kratie u. a. m., auf einige Euro zu verzichten . . .

Dr. med. Ludwig Wolff, Schützenhofstraße 92, 01129 Dresden

Gut funktionierendes System zerschlagen

Ich habe die Arbeit in vier Po- likliniken miterlebt und kann mich nur zufrieden äußern, was die Kollegialität der Ärz- te miteinander und die sor- genfreiere Arbeit am Patien- ten anging. Wir hatten ge- meinsame Dienstbesprechun- gen, vertraten uns untereinan- der, berieten einander, hatten durch eine leitende Schwester weniger Personalprobleme, hatten Labor, Röntgen und Physiotherapie im gleichen Haus. Wir brauchten keinen Steuerberater und Rechtsan- walt und fürchteten nicht die existenzbedrohende Regress- keule.

Die Versorgung der Patienten war nicht besser oder schlech- ter in den Polikliniken als in dem jetzigen Versorgungssy- stem. Sicher war die Vergü- tung der Arbeit nicht lei- stungsgerecht (ist sie es heu- te?), aber der ideelle Lohn war

uns die Zufriedenheit unserer Patienten. Jetzt ist der politi- sche Druck weg, aber der fi- nanziell schwerwiegendere all- gegenwärtig!

Leider haben Negativstimmen nach dem Mauerfall – auch von Ostkollegen – ein meiner Meinung nach gut funktionie- rendes System zerschlagen.

Die „Freiheit“ und das große Geld lockten. Aber die „teu- re“ Wahrheit ließ manchen Traum bitter zerplatzen auf dem harten Boden der bun- desdeutschen Wirklichkeit . . . Dr. med. G. Götzinger,

Eilper Straße 101, 58092 Hagen

Zu dem Leserbrief „Entschuldigung“

von Dr. med. Dietmar Arnold in Heft 45/2003, der sich auf den Beitrag von Prof. Stosiek bezog:

Unerträglich

Es ist das gute Recht von Dr.

Arnold, anderer Meinung zu sein als Prof. Stosiek. Dafür hätte er vermutlich sachliche Argumente vorzuweisen. Sich für etwas zu entschuldigen, was man nicht selbst getan hat, hal- te ich für widersinnig. Und die Verunglimpfung des Kollegen Prof. Stosiek (den ich im Übri- gen nicht kenne, dessen anre- genden Kommentar ich aber mit Interesse gelesen habe), empfinde ich als unerträglich . . . Prof. Dr. Günter Jäschke,

Jägerstraße 63 A/4.4, 10117 Berlin

Burn-out-Syndrom

Zu dem Status-Beitrag „Junge Ärzte gefährdet“ von Dr. Michael Madel in Heft 43/2003:

Belastungen aufarbeiten

. . . Ich betreue seit vielen Jah- ren jüngere, vor allem aber auch ältere Kollegen, die ausge- brannt und lustlos ihre berufli- chen Ideale verloren haben, die zum Teil depressiv und suizidal, zum Teil mit psychosomati- schen Beschwerden ihre beruf- liche Überforderung detailliert zu beschreiben vermögen.We- niger vertraut ist ihnen jedoch die Vorstellung, dass Patienten ihre Gefühle und Probleme auf ihren Arzt übertragen und dass dieser sie in die eigene Gefühls- welt integriert. Psychoanalyse und systemische Familienthera- pie haben Vorstellungen zur Übertragung, zur Identifikation und zur Projektion von Patien- tengefühlen auf den Therapeu- ten entwickelt und in Psycho- therapien erfolgreich einsetzen gelernt. In Selbsterfahrungs- supervisions- und -balintgrup- pen sowie in weiteren psycho- dynamischen Trainingsverfah- ren lassen sich die spezifischen Belastungen aus Team-Konflik- ten und Arzt-Patient-Beziehun- gen erfolgreich aufarbeiten und minimieren. Gleichzeitig ge- lingt es hiermit den ganzheitli- chen Kontakt zum Patienten zu verbessern und damit auch dem ursprünglichen Berufsideal wieder näher zu kommen.

Prof. Dr. med. Alfred Drees, Friedrich-Ebert-Straße 26, 47799 Krefeld

Einkommen

Zum Einkommen der deutschen Kassenärzte:

Tatsachen

Was kosten alltägliche Dinge in Deutschland (in Euro)?

1 Monat Fitnessstudie-Beitrag – 60; 1 Monat Fernsehgebühr GEZ – 15,60; 1 Kinobesuch in- klusive Getränk – 12; 1 Musik- CD – 15; 1 Fahrradschlauch – 11;

3 Bier in einer Kneipe – 12; 1-mal neue Schuhabsätze – 10; 1-mal Hosenkürzung beim Schneider

– 12; 1 Friseurbesuch (Männer) – 25; 1 Friseurbesuch (Frauen) – 35; 1 Tierarztbesuch – nicht unter 30; 1 Heilpraktikerbe- such – nicht unter 30 Euro.

Was bekommt der Arzt im Monat bei einem gesetzlich versicherten Patienten als Quartalspauschale für sämtli- che erbrachte Leistungen.

Knapp 12 Euro/Monat, knapp 36 Euro/Quartal.

Wie kann ein Arzt seine hoch qualifizierte Leistung für eine derartige Entlohnung erbrin- gen? . . .

Dr. med. Til Steinmeier, Colonnaden 51, 20354 Hamburg

Rentendebatte

Zur geplanten Erhöhung der Renten- beiträge:

Werden wir auf den Arm genommen?

Wissen die Politiker nicht Be- scheid, oder nehmen sie uns auf den Arm? Die Beitragsstabilität wird verteidigt wie ein Glaubens- bekenntnis oder ein Dogma. Die Erhöhung der Rentenbeiträge um zwei Prozentpunkte von 19,5 auf 21,5 % führte zu einer Erhö- hung der industriellen Herstell- kosten um 0,1 Prozentpunkte!

Wer den Rentnern klarma- chen will, solch eine Erhöhung der Rentenbeiträge wäre rele- vant oder gefährde den Stand- ort Deutschland, der hält sie entweder für dumm und führt sie hinters Licht, oder er weiß es selbst nicht besser und er- weist sich als inkompetent.

Als Angela Merkel kürzlich in Düsseldorf das Konzept der Herzog-Kommission vertei- digte, meinte sie in einem Ne- bensatz, die Lohnnebenkosten in Deutschland seien natürlich höher als in Portugal und Spa- nien. Hinsichtlich Portugal hat sie Recht. Spanien aber hat gleich hohe Nebenkosten wie Deutschland, nämlich etwa 80 Prozent (sic!) zusätzlich zum Lohn. Nun ist Angela Merkel sicherlich eine gewis- senhafte Frau. Aber auch sie verlautbart mit Überzeugung etwas, was nicht stimmt . . . Dr. med. Manfred Budde, Pilarstraße 8, 80638 München

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A3372 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 51–5222. Dezember 2003

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Klinikhygiene

Zu dem Leserbrief „Klinikhygiene vergessen“ von Martin Priwitzer in Heft 39/2003:

Kein Verstoß

Das „Einmaleins der Klinik- hygiene“ ist die Händedesin- fektion vor aseptischen Arbei- ten am Patienten (z. B. invasi- ve Tätigkeit, wie Gefäßkathe- ter) und nach kontaminati- onsträchtigen Arbeiten (z. B.

endotracheales Absaugen).

Das Bild mit den vier Ärzten am Krankenbett zeigt, entge- gen obiger Leserzuschrift, keinen Verstoß gegen die Kli- nikhygiene: Vom Bettpfosten

oder vom Dokumentationssy- stem gehen keine nosokomia- len Infektionen aus. Deshalb ist angesagt: statt traditionel- ler eminenzbasierter Infek- tionsprävention mehr evi- denzbasierte Infektionsprä- vention, wie es in den neueren RKI-Empfehlungen und in den US-amerikanischen CDC- Guidelines zum Ausdruck kommt. Es gilt Mikroorganis- men dort zu bekämpfen, wo es nötig ist (z. B. auf den Hän- den), aber sie andernorts in weiterer Entfernung vom Pa- tienten leben zu lassen (z. B.

Bettpfosten).

Prof. Dr. Henning Rüden,Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité, Hindenburgdamm 27, 12203 Berlin

Referenzen

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