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Archiv "Krebsforschung in Deutschland: Schneller vom Labor zum Patienten" (29.03.2013)

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Heft 13

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29. März 2013

KREBSFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND

Schneller vom Labor zum Patienten

Die deutsche Krebsforschung kann sich sehen lassen. Dennoch hapere es an einigen Stellen, beispielsweise der Translation der Forschungsergebnisse, meinen Experten.

Sie formulierten deshalb jetzt ihre Forderungen für die kommenden Jahre.

E

inen rascheren Transfer der Er- gebnisse der Krebsforschung aus dem Labor in den klinischen Alltag, eine starke Grundlagenfor- schung, verbesserte Präventions- und Früherkennungsmöglichkeiten sowie eine intensive öffentliche Förderung der Krebsforschung in Deutschland – das alles fordern deut- sche Krebsforscher für die nächsten Jahre. Sechs von ihnen waren am 20. März zu einen Fachgespräch des Ausschusses für Bildung und For- schung in den Bundestag geladen.

„Wir brauchen eine schnellere Translation. Die Durchdringung der Versorgung in Klinik und Praxis von der Wissenschaft muss noch deutlich gesteigert werden“, erklärte Dr. med.

Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft. Für die translationale Forschung müss- ten in der nächsten Legislaturperi- ode – über das bereits 2012 etablier- te Deutsche Konsortium für Transla- tionale Krebsforschung hinaus – die Rahmenbedingungen weiter verbes- sert werden. Nur so könne man ei- ner der größten Herausforderungen, nämlich einer steigenden Zahl von Neuerkrankungen an Krebs pro Jahr, gerecht werden. Die Politik dürfe nicht nur kurzfristig Projekte för- dern, sondern müsse sich zu einer nachhaltigen, institutionellen öffent- lichen Förderung bekennen, verlang- ten die Wissenschaftler.

Das Individuum im Fokus In den letzten Jahrzehnten seien be- reits viele Erfolge in der Krebsfor- schung zu verzeichnen gewesen, er- läuterte Prof. Dr. med. Otmar D.

Wiestler, Vorstandsvorsitzender und Wissenschaftlicher Stiftungsvorstand des Deutschen Krebsforschungszen- trums in Heidelberg. „Heute wird fast jeder zweite Krebspatient er- folgreich behandelt und von sei-

nem Tumorleiden befreit“, sagte er.

Gleichzeitig habe man inzwischen nützliche Erkenntnisse über die Ver- änderungen des Erbguts bei ver- schiedenen Krebsformen gewonnen.

„Menschliche Krebserkrankungen weisen jedoch eine große Heteroge- nität auf. Bei individuellen Patien- ten können sehr unterschiedliche Signalwege betroffen sein.“ Auch die Angriffspunkte für eine erfolg- reiche Therapie seien daher sehr unterschiedlich. Die in zunehmen- der Anzahl verfügbaren wirksamen Behandlungsansätze in der Krebs- medizin müsse man deshalb an den Bedarf des einzelnen Patienten an- passen, sagte Wiestler. Er hofft, durch Analysen des Tumorerbguts künftig auch schwierig zu behan- delnde Krebsformen über längere Zeit kontrollieren zu können.

Zudem müssten viel häufiger

„intelligente Kombinationen von Behandlungsmethoden“ eingesetzt werden. Aber auch die Risikoerfas- sung müsse künftig noch verbessert werden, meinte Wiestler. Von den 500 000 Menschen, die in Deutsch- land jährlich neu an Krebs erkrank- ten, werde jeder zweite erst erfasst, wenn er bereits heftig erkrankt sei.

„Der konsequente Einsatz von Ver- fahren der Prävention und Früher- kennung sind wesentlich“, erklärte der Krebsforscher.

Auf das emotionale Moment bei der Behandlung von Krebserkran- kungen wies Dr. med. Jutta Hübner von der Deutschen Krebsgesellschaft hin; zugleich Vorsitzende der Ar- beitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie. Eine Krebs - erkrankung löse bei Patienten vor al- lem Angst vor dem Tod aus. Deshalb seien in der Onkologie Antworten auf die Frage unerlässlich, wie es künftig gelingen könne, dass möglichst viele Menschen mit möglichst hoher Le- bensqualität möglichst lange leben könnten. Mehr Prävention sei eine zentrale Antwort, meinte Hübner: „In der Onkologie muss aber auch noch viel mehr als bisher der einzelne Patient im Vordergrund stehen.“

Öffentliche Förderung nötig Den Ausbau einer starken Grund - lagenforschung forderte Prof. Dr.

med. Michael Baumann, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätskli- nikum Carl Gustav Carus in Dres- den. „Wir brauchen eine intensive Grundlagenforschung genauso wie eine starke präklinische und klini- sche Forschung“, sagte er. „Alle sind gleichrangig und dürfen nicht gegeneinander aufgewogen werden.“

Baumann verwies darauf, dass in- tensiv über die Erforschung onkolo- Auf der Suche

nach der Ursa- che: Derzeit sind etwa 50 Krebsme- dikamente mit ei- nem kausalen Wirk- mechanismus zu- gelassen.

Foto: picture alliance

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29. März 2013 A 601 MENTORENPROGRAMME

Renaissance an der Uni

Um den medizinischen Nachwuchs für die ärztliche Tätigkeit zu begeistern, erlebt ein altes Prinzip eine Neubelebung: Mentoren betreuen individuell Studierende.

J

a, es herrscht Ärztemangel in Deutschland. Die entscheiden- de Frage ist aber: Wie gehen wir damit um?“, sagt Dr. med. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Landesärztekammer Thüringen. Rich - tig und wichtig seien Gegenmaß- nahmen, wie Koordinierungsstellen Allgemeinmedizin, die die Weiter- bildung zum Hausarzt erleichterten, Netzwerkbildung, Stipendienver- gabe und nicht zuletzt auch der Einsatz von Kolleginnen und Kol- legen aus dem Ausland. „Doch es fehlt den Studierenden oft der Bezug zur späteren Tätigkeit als Arzt, manche haben keine genauen Vorstellungen von den späteren Arbeitsfeldern“, beschreibt sie ein weiteres Problem.

Alltag zum Anfassen

Deshalb hat die Landesärztekam- mer Thüringen auf Initiative von Lundershausen Ende 2011 ein Men- torenprojekt ins Leben gerufen, das sich bereits an der Uni an Studie- rende richtet. Mit ihm soll künftigen Medizinern frühzeitig die Möglich- keit gegeben werden, durch direk- ten Kontakt zu gestandenen Kolle- gen aus dem stationären und dem niedergelassenen Bereich, den ärzt- lichen Alltag unmittelbar kennenzu- lernen. Die Mentoren seien wieder- um gefordert, ein ärztliches Leitbild zu entwickeln, das die Studieren- den motiviert, im Arztberuf tätig zu werden. Auch die Landesärzte- kammer Schleswig-Holstein hat ein Mentoringprogramm ins Leben ge- rufen, zunächst für junge Ärztin- nen. Dabei werden Tandems gebil- det aus einer berufserfahrenen Men- torin und der Mentee. Mittlerweile gibt es etwa 50 davon.

Zu den Studierenden, die das An- gebot der Landesärztekammer Thü- ringen nutzen, gehört Sebastian Fin- deklee aus Jena. Er hospitiert in der

Praxis von zwei Frauenärzten und nahm bereits unentgeltlich an einem Ultraschallkurs sowie Vorträgen und Schulungen teil. „Meine Mentoren haben sich viel Zeit für persön liche Gespräche mit mir genommen und mich auch äußerst kompetent in Sachen Weiterbildungsstätte bera- ten“, berichtet Findeklee. Kontakt zu ihnen will er auch während der Weiterbildungszeit halten. „Dies ist insbesondere deshalb interessant, weil ich später möglicherweise im niedergelassenen Bereich arbeiten werde, gerne auch in Thüringen.“

Trotz der rundum guten persönli- chen Erfahrungen kennt Findeklee jedoch kaum einen Kommilitonen, der ebenfalls an dem Mentorenpro- gramm teilnimmt. Damit es künftig noch mehr Studierende nutzen kön- nen, werden inzwischen in Thürin- gen bereits Studienanfänger darauf aufmerksam gemacht. Auch die Studienpläne an den Universitäten sollten so ausgerichtet werden, dass der „Mentorentag“ fester Bestandteil werde, berichtet Lundershausen.

Viele medizinische Fakultäten bieten ebenfalls seit einiger Zeit Mentorenprogramme an, beispiels- weise die Fakultäten in Dresden, Frankfurt am Main, Halle, Jena, Leipzig, Magdeburg und Mün- chen. „Mentorenprogramme an Universitäten sind sehr sinnvoll. Es wäre schön, wenn sie noch häufiger in Anspruch genommen würden“, meint Dr. med. Dagmar Schneider, Leiterin der Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin bei der Bayeri- schen Landesärztekammer, aus ih- rer Erfahrung mit Studierenden.

Koordinierungsstellen für die Wei- terbildung zum Facharzt für Allge- meinmedizin sind bereits in fast allen Bundesländern angesiedelt und bieten den künftigen Hausärz- ten meist auch Mentoren an.

Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann gischer Medikamente diskutiert wer-

de, aber: „Die meisten Patienten wer- den durch Operationen und Strah- lentherapie geheilt.“ Forschung in diesen Bereichen werde aber zu wenig gefördert.

Auch die Kooperation zwischen Forschern an Universitäten, außer- universitären Einrichtungen, Kran- kenhäusern und Praxen müsse noch verbessert werden, meint Baumann.

Gute Ansätze seien die Einrichtung von Comprehensive Cancer Center (CCC) nach US-amerikanischen Vorbild gewesen. Durch sie könn- ten die Qualität der Krebsmedizin kontinuierlich verbessert und auch die Rate klinischer Studien bei Tumorpatienten gesteigert werden.

Künftig solle man daher auch Ko- operationen mit städtischen Kran- kenhäusern und mit onkologischer Schwerpunktpraxen fördern.

Für zuverlässige, unabhängig kon- zipierte Studien trat vor allem Prof.

Dr. med. Wolf-Dieter Ludwig von der Klinik für Hämatologie, Onko- logie und Tumorimmunologie im Helios-Klinikum Berlin-Buch, zu- gleich Vorsitzender der Arzneimit- telkommission der deutschen Ärzte- schaft, ein. Ludwig bedauerte, dass man bislang beispielsweise zu we- nig über die Sicherheit von neuen Krebsmedikamenten wisse. „Wir brauchen unabhängig konzipierte Studien, die wirklich versorgungs- relevant sind, auch prospektive“, forderte der Hämatologe. Bezogen auf onkologische Arzneimittel gebe es keine Innovations-, sondern eine Produktivitätskrise: In den letzten Jahren seien viele neue Medika- mente entwickelt worden, die aber nicht gut untersucht seien.

Über die Finanzierbarkeit von Studien ist Ludwig nicht besorgt:

„Gute Studien würden sich durch rationalere Therapien selbst tragen.“

Rationierung sei nicht notwendig, aber ein kritischer Blick auf die Kos- ten schon: „Wir sind als Onkologen nicht nur verantwortlich dafür, was wir tun, sondern auch dafür, was wir nicht tun.“ So seien schätzungswei- se 30 Prozent der Kosten für Krebs- therapien einsparbar – allein durch die richtige Wahl einer Therapie für den jeweiligen Patienten.

Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann, Sabine Rieser

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