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Archiv "Betriebliche Gesundheitspolitik: Die Qualität der Arbeit verbessern" (28.06.2002)

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as Bündnis für Arbeit tritt auf der Stelle, beim Bau und im Dienstlei- stungssektor stehen die Zeichen auf Streik, und die Arbeitslosenquote in Deutschland liegt bei 9,5 Prozent. Kurz- um: Bundesarbeitsminister Walter Rie- ster (SPD) hat rund drei Monate vor den Bundestagswahlen am 22. Septem- ber alle Hände voll zu tun.

Wenig Zeit bleibt da für so genannte weiche arbeitsmarktpolitische Themen wie der Etablierung menschengerech- ter und gesunder Arbeitsplätze. Dabei steht außer Frage: Ungesunde Arbeits- bedingungen führen zu Produktions- ausfällen. Sie belasten die sozialen Si- cherungssysteme durch geringere Ein- nahmen und vermeidbare Gesundheits- leistungen. Die vermeintlich „weichen“

Politikbereiche können Kosten in Milli- ardenhöhe verursachen. Konservative Schätzungen gehen von einer Belastung für die Volkswirtschaft von jährlich rund 28 Milliarden Euro aus. Dies hat auch die Politik erkannt und noch rechtzeitig zur Wahl mit der „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ (inqa) rea- giert.

In diesem Jahr werden 25 Projekte gefördert, die sich mit innovativen Ver- besserungen auf dem Feld der Sicher- heit und des Gesundheitsschutzes be- schäftigen. Das Motto der von der Ber- telsmann- und der Hans-Böckler-Stif- tung unterstützten Initiative: „Gemein- sames Handeln – jeder in seiner Verant- wortung.“ Beteiligt sind Bund, Länder und Sozialversicherungsträger sowie Sozialpartner und Unternehmen. Ver- folgt werden drei strategische Ansätze:

❃ Initiierung einer breiten gesell- schaftlichen Debatte

❃ Formulierung von Vereinbarun- gen zu praxisrelevanten branchenbezo- genen Aktivitäten

❃ Realisierung branchenübergrei- fender Aktivitäten zur Gestaltung der Arbeit.

„Gerade wenn wir langfristig und nachhaltig unseren Arbeitsmarkt in Ord- nung bringen und unsere sozialen Siche- rungssysteme erhalten wollen, brauchen wir moderne, qualitativ hochwertige und wettbewerbsfähige Arbeitsplätze“, sagte Riester bei der Vorstellung der Initiative in Berlin. In einer ersten Phase liegt das Schwergewicht der Akti-

vitäten im Bereich

„Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“. Rie- ster wies darauf hin, dass der Be- darf an Förder- projekten enorm groß sei. Projekt- anträge von Ge- werkschaften und Unterneh- men zu „psychi- schen Fehlbela- stungen in Me- tallbetrieben“

gingen nach den Worten des Mi- nisters ebenso ein wie Projekt-

anträge von Universitäten zur „physi- schen Beanspruchung im Bereich Pfle- ge“. Besonders Einzelbetriebe zeigten sich interessiert, wie sie von dem koope- rativen Charakter der Initiative profitie- ren könnten, erläuterte Riester.

„Die Zeit drängt“, warnte Dr. h. c.

Hermann Rappe (SPD),Vorsitzender der gemeinsamen Expertenkommission von Bertelsmann- und Hans-Böckler-Stif- tung. Der ehemalige Vorsitzende der IG- Chemie betonte, dass es nicht nur darum gehe, sich Gedanken zu diesem Thema zu machen und „diese dann in Goldrand ge-

bunden wegzuschließen“. Vielmehr müs- se jetzt gehandelt werden:„Wir müssen es hinbekommen, dass der Fernfahrer seine Lenkzeit einhalten kann, damit er nicht länger von arbeitsbedingten psychischen und physischen Belastungen bedroht ist.“

Leistungsdruck führe nur vordergründig zu guten Betriebsergebnis- sen.Auf Dauer wachse aber die Leistungskraft im Un- ternehmen nur, wenn die Beschäftigten gesund und zufrieden seien. „Gesund- heitskultur muss zur Unter- nehmenskultur werden,mit gleichwertiger Priorität wie die wirtschaftlichen Unter- nehmensziele“, so Rappe.

Ein großer Erfolg der inqa wäre es, wenn künftig in Vorstandssitzungen großer Unternehmen genauso selbstverständlich über be- triebliche Gesundheitspoli- tik diskutiert würde wie über Umsätze und Bilan- zen.

Der Handlungsspiel- raum des Gesetzgebers sei dagegen relativ gering, räumte Rappe ein. Viel- mehr müsse bei den Un- ternehmen die Bereit- schaft für Reformen er- zeugt werden. Auch der Betriebsrat kön- ne Druck ausüben. „Warum nicht auf Be- triebsversammlungen über gesundheitli- che Fragen diskutieren? Wünschenswert wäre auch die Etablierung betrieblicher Gesundheitsausschüsse“, so Rappe.

Die Expertenkommission beider Stif- tungen erarbeitet derzeit Vorschläge für eine Verbesserung der betrieblichen Gesundheitspolitik. Mit einer ersten Zwischenbilanz wird im Oktober ge- rechnet. Für Ende nächsten Jahres kün- digten die Experten ihren Abschlussbe-

richt an. Samir Rabbata

P O L I T I K

A

A1794 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 26½½½½28. Juni 2002

Betriebliche Gesundheitspolitik

Die Qualität der Arbeit verbessern

Ungesunde Arbeitsbedingungen demotivieren Mitarbeiter und führen zu Kosten

in Milliardenhöhe. Mit einer breit angelegten Initiative soll diesem Problem begegnet werden.

Physisch und psy- chisch oft extrem belastet:

Fernfahrer mit überlangen Lenkzeiten

Foto:BilderBox

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