Zur Fartbikkulg Aktuelle Medizin
KONGRESS-NACHRICHTEN
Elektrostimulierte Knochenheilung
Konstanter gepulster Strom (600 mV, 20 Mikroampere) scheint die Heilung von hypovaskularisierten Pseudarthrosen zu beschleuni- gen (Dr. C. Zichner, Frankfurt/
Main). Elektrische Stimulation di- latiert die Gefäße, bewirkt Mesen- chymproliferation, Neubildung von Knochenbälkchen und schließlich auch von lamillären Trabekeln. Hypovaskularisierte, reaktionsarme Pseudarthrosen ließen bei dieser Stimulation am deutlichsten ein beschleunigtes Knochenwachstum erkennen, und zwar nicht nur im Tierexperi- ment, sondern auch beim Men- schen. Die elektrische Stimula- tion ersetzt die erforderliche me- chanische Stabilisierung der Pseudarthrosen nicht.
(6. Internationales Symposium über aktuel- le Fragen der orthopädischen Chirurgie, Januar 1978, Luzern)
Gestörte Fertilität:
Chancen für Hilfe
Viele Möglichkeiten gibt es in dieser Hinsicht bekanntlich nicht, aber neben der Hormonbehand- lung immerhin die Chance, Kalli- kreins (Padutin®) einzusetzen.
Bei Subfertilität auf Grund einer Astheno- bzw. Oligozoospermie kann man mit oraler Anwendung von Kallikrein (dreimal 1 bis 2 Dragees zu 100 mg täglich, drei Monate und länger) die gestörte Spermatozoenfunktion verbes- sern und eine ganze Reihe von kinderlosen Ehen therapieren, soweit sie auf Subfertilität des Mannes zurückgehen (Prof. Dr.
H. Hofmann, Andrologische Ab- teilung der Universitätshautklinik Düsseldorf; Prof. Dr. med.
C. Schirren, Andrologische Ab- teilung der Universitätshautklinik Hamburg). Nur bei chronischen bzw. akuten Entzündungen im Genitalbereich sollte man kein Kallikrein® anwenden. Und bei ir-
reparabler, organisch bedingter Infertilität wendet auch dieses Medikament die Geschicke nicht mehr. Erste prospektive Studien haben gezeigt, daß sich im übri- gen bei funktionellen Störungen der Fertilität Therapieversuche mit Kallikrein stets lohnen. Das gilt übrigens auch für Hyperzoo- spermie, bei der zwar übermäßig viele Spermatozoen produziert werden, aber keine funktionell hochwertigen. Kallikrein® kann nicht nur die Funktion der Sa- menzellen bei Asthenozoosper- mie entscheidend verbessern.
Bei genügend langer Behand- lung gelingt es unter Umständen, eine defizitöse Spermatozoen- zahl zu normalisieren.
(14. Fortbildungskurs der Deutschen Ge- sellschaft für Andrologie, Noveniber 1977, Hamburg)
BCG intrapleural
Plattenepithelkarzinome der Bronchien sprechen bekanntlich auf zytostatische Chemotherapie kaum an. Gekonnte Immunstimu- lation scheint indes in der Lage zu sein, diese Therapieresistenz zu durchbrechen (Privatdozent Dr. H. 0. Klein, Medizinische Uni- versitätsklinik Köln-Lindenthal):
Im Stadium I wird BCG (Bacillus Calmette Gutirin) intrapleural appliziert und damit die Remis- sionsneigung tatsächlich verbes- sert (Überlebensrate nach 36 Mo- naten: Operation allein 50 Pro- zent; Operation plus BCG intra- pleural 95 Prozent; in randomi- sierter Studie bestätigt). Im Sta- dium II des Bronchialkarzinoms wird mit BCG immerhin noch ei- ne längere Überlebensrate bei 75 Prozent der Patienten erzielt.
BCG bedeutet unspezifische Im- munstimulation und ist nur bei präziser Indikationsstellung wirk- sam. Bei Fehlanwendung kann BCG dagegen erheblich scha- den.
(90. Tagung der Nordwestdeutschen Ge- sellschaft für innere Medizin, Januar 1978, Hamburg)
Kalzitonin indiziert Morbus Paget:
Die physiologischen Erkenntnis- se, die in den letzten Jahrzehnten über das Nebenschilddrüsenhor- mon Kalzitonin gewonnen wur- den, haben in therapeutischer Hinsicht ziemlich enttäuscht (bei- spielsweise bei Osteoporose).
Anders dagegen beim Morbus Paget, wo Kalzitonin ganz offen- sichtlich mit besten Erfolgen ein- gesetzt wird (Privatdozent Dr.
med. R. Klapdor, Universitäts- krankenhaus Eppendorf, Abtei- lung klinische Osteologie, Ham- burg). Die Diagnose einer Ostitis deformans Paget ist nicht ein- fach. Wenn man sie jedoch hat, ist eine Therapie mit Kalzitonin unbedingt indiziert. Die alkali- sche Phosphatase im Serum nor- malisiert sich, die Kranken wer- den weitgehend beschwerdefrei, Wirbelsäule und andere Stützsy- steme werden stabilisiert. Keine Nebenwirkungen.
(90. Tagung der Nordwestdeutschen Ge- sellschaft für innere Medizin, Januar 1978, Hamburg)
Osteosynthese bei Pseudarthrosen
Allein schon die Stabilisierung der Pseudarthrosen durch (halt- bare) Osteosyntheseplatten be- ziehungsweise Marknägel be- wirkt einen Umbau der Faser- knorpelzellen in Osteozyten und somit eine Knochenneubildung (Professor Dr. R. K. Schenk, Ana- tomisches Institut der Universität Bern; Professor Dr. H. Willeneg- ger, Bern). Infizierte Pseudar- throsen werden erst gründlich ausgeräumt und dann stabilisiert, meistens durch externe Fixation.
Der Knochendefekt wird mit au- tologer Knochenspongiosa aus- gefüllt. Auch diese Pseudarthro- sen heilen, wobei oft sogar die Infektion verschwindet. WP
(6. Internationales Symposium über aktuel- le Fragen der orthopädischen Chirurgie, Januar 1978, Luzern)
764 Heft 13 vom 30. März 1978