A108 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 4⏐⏐23. Januar 2009
A K T U E L L
EU-RATSPRÄSIDENTSCHAFT
Tschechen legen Arbeitsprogramm vor
Anfang dieses Jahres hat Tschechi- en die EU-Ratspräsidentschaft über- nommen. Im Bereich Gesundheit will das Land bis Ende Juni sieben Initiativen voranbringen. Hierzu gehört an erster Stelle die Richtlinie zu den Patientenrechten in der grenz- überschreitenden Gesundheitsver- sorgung, für die die EU-Kommissi- on im Sommer letzten Jahres einen Vorschlag vorgelegt hat. Das Regel- werk soll insbesondere die Kosten- erstattung von Auslandsbehandlun- gen erleichtern und den Patienten mehr Informationen über die jewei- ligen Leistungsangebote und ihre Rechte bei Behandlungsfehlern an die Hand geben. Die tschechische Regierung begrüße den Vorschlag, heißt es dazu im Arbeitsprogramm der Ratspräsidentschaft. Gleich- wohl dürfe eine verstärkte Patien- tenmobilität nicht zulasten der Qua- lität der Gesundheitsversorgung und der Patientensicherheit gehen.
Voranbringen will Tschechien auch das von der Europäischen Kommission vorgelegte Maßnah- menpaket zur Qualität und Sicher- heit von Organspenden und -trans-
plantationen. Hierzu gehören ein Richtlinienvorschlag sowie ein Ak- tionsprogramm. Ziel ist es, die Verfügbarkeit und Sicherheit von Organspenden zu erhöhen und EU- weite Mindeststandards für die Qua- lität und Sicherheit von Organtrans- plantationen festzulegen.
Auf dem Arbeitsprogramm steht auch die Initiative zur Verbesserung der Versorgung von Patienten mit seltenen Erkrankungen. Fortschritte will man ferner bei den Bemühun- gen erzielen, Standards zur Ver- meidung nosokomialer Infektionen
durchzusetzen. ps
Die Menschen in Deutschland ge- hen einer Studie zufolge immer häu- figer zum Arzt. Im Schnitt suchten im Jahr 2007 täglich gut vier Pro- zent der Bevölkerung medizinische Hilfe. Montags waren es sogar fast acht Prozent, wie ein Report der Gmünder Ersatzkasse (GEK) zur ambulant-ärztlichen Versorgung er-
mittelte. Demnach stieg die Zahl der Praxisbesuche oder ärztlichen Haus- besuche pro Kopf in den vergange- nen Jahren stetig an – auf fast 18 im Jahr. Das sei im internationalen Vergleich eine auffällig hohe Zahl.
2004 waren es nach den GEK-Versi- chertendaten durchschnittlich noch gut 16 Arztkontakte gewesen.
Nur acht Prozent der Bevölke- rung gingen das ganze Jahr über kein einziges Mal zum Arzt, vor al- lem Männer im Alter zwischen 20 und 44 Jahren. Junge Männer zwi- schen 20 und 25 konsultieren dem- nach am seltensten einen Mediziner, und zwar sieben- bis achtmal im Jahr – ihre Altersgenossinnen dage- gen ungefähr doppelt so häufig. Bei Säuglingen und Kleinkindern zählt der Report ebenfalls im Schnitt rund
15 Arztkontakte pro Jahr, zum Le- bensende hin ab einem Alter von 85 Jahren sind es dann 40.
Auf die circa 137 000 niederge- lassenen Ärzte in Deutschland be- zogen, bedeuteten die Zahlen Pati- entenkontakte von 5,2 Millionen pro durchschnittlichem Werktag, erklär- te GEK-Chef Rolf-Ulrich Schlen- ker. Ein Mediziner behandele dem- nach im statistischen Schnitt 38 Pa- tienten pro Tag. Schlenker nannte dies ein „bedenkliches Bild“ und zog eine Verbindung zu knappen Beratungszeiten und hohen Verord- nungsraten. Auch sei beunruhigend, dass mehr als die Hälfte der Patien- ten im Jahr vier oder mehr Ärzte konsultiert hätten. Dies belege, wie wichtig eine starke Lotsenfunktion des Hausarztes sei. afp Besonders alte Menschen nehmen häufig medizinische
Hilfe in Anspruch.
Foto:dpa
GEK-REPORT
Deutsche gehen im Schnitt 18-mal im Jahr zum Arzt
Zahl der Woche
2,25
Millionen Pflegebedürftige gab es 2007 in Deutschland. Das sind rund elf Prozent mehr als bei der ersten Erhebung 1999.
Foto:dpa
Viele Gesundheits- themen auf der Agenda:Der tsche- chische Premierminis- ter Mirek Topolánek (rechts) mit EU-Kom- missionspräsident José Manuel Barroso.