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Wird es in der Schweiz den selbstständigen Arzt in 20 Jahren noch geben?

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ARS MEDICI 82017

In der heutigen schnelllebigen Zeit ist diese Frage nach der Zukunft des selbstständigen Arztes absolut berechtigt. Die Antwort da- rauf würde bei kaum einem Arzt auf die Schnelle Ja oder Nein lauten. Um überhaupt eine Antwort zu formulieren, muss zuerst eine aktuelle Analyse des Gesundheits - wesens und der geltenden Rahmenbedin- gungen erstellt werden. Diese fällt meines Erachtens für einen Arzt der kommenden Generationen nicht sehr motivierend und Erfolg versprechend aus.

Die Zufriedenheit mit dem Gesundheits - wesen in der Schweiz

Das Schweizer Gesundheitswesen darf nach wie vor und insbesondere auch im interna- tionalen Vergleich als sehr gut bezeichnet werden – zumindest aus Sicht des Patienten.

Eine Erhebung unter Ärzten mit der Frage, ob sie mit dem heutigen Gesundheitssystem zufrieden seien, ergäbe wohl eine andere Antwort. Bis vor wenigen Jahren haben die Ärzte mehrheitlich zugeschaut, wie sich die politisch diktierten Rahmenbedingungen zu- sehends zum Nachteil der Ärzteschaft ver- änderten. Dieses passive Verhalten der Ärzte hatte verschiedene Gründe. Namentlich der für politische Aktivitäten notwendige Zeit- aufwand dürfte eine Rolle gespielt haben, aber auch Bequemlichkeit und gar mangeln- des Interesse oder fehlende Motivation.

Ein gewisser Pessimismus breitet sich aus:

Man meint, sowieso nichts ändern zu kön- nen. Und offenbar geht es uns Ärzten ja tat- sächlich noch zu gut, denn wir haben uns nicht wirklich vehement gegen all die neuen Bestimmungen und Anpassungen gewehrt:

die Einführung des Numerus clausus für das Medizinstudium, die Einführung von Tarmed

und DRG, den sukzessiven Rückgang des Taxpunktwertes, den drohenden Verlust der Tarifautonomie, das Aufrechterhalten des Ärztestopps, die gesetzlich vorgeschrie- benen Datenerhebungen (MARS) und so weiter. In den letzten zwei bis drei Jahren sind die Unzufriedenheit und die Zahl der aufbegehrenden Ärzte beziehungsweise Ärzteorganisationen allerdings deutlich ge- stiegen. Dies zeigt sich gut an der stetig zu- nehmenden Zahl von Artikeln über die Ent- geltung der ärztlichen Leistung, den Tarmed und all seine Revisionen, aber auch an den zahlreichen Beiträgen über den Arzt als Unternehmer, über die ständig steigenden Anforderungen an sein paramedizinisches Wissen und über die der Entwicklung ge- schuldeten betriebswirtschaftlichen Anpas- sungen des Praxisbetriebes.

Die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen

Das heutige Gesundheitswesen der Schweiz wird durch das KVG bestimmt. Unser der- zeit politisch Verantwortlicher fürs Ge- sundheitswesen, Bundesrat Alain Berset, hat im Jahre 2004 das Recht zu Anpassun- gen im Gesundheitswesen erhalten. Seither und vor allem mit dem Projekt «Gesund- heit 2020» formulierte er viele Vorschläge und Bestimmungen, die in Richtung Staats- medizin gehen. Dem Arzt wurde mit Ein- führung des Tarmed im Jahre 2004 man- ches versprochen, so etwa der Erhalt einer gerechten stabilen Entlöhnung. Von alle- dem ist nichts geblieben, die Taxpunkt- werte sanken jedes Jahr, und heute droht uns gar der Verlust der Tarifautonomie im ambulanten Bereich. Sicher ist heute schon, dass der Staat ab 2018 die Tarife im ambu- lanten Bereich vorgeben und damit die Ab- geltung des Arztes beziehungsweise unse- ren Lohn bestimmen wird. Diese Tendenz

widerspricht der Idee des freiberuflich täti- gen, selbstständigen Arztes.

Die Anforderungen und der wirtschaft - liche Druck steigen, die Attraktivität des Arztberufes nimmt ab

Ein junger Arzt denkt heute nur bedingt über die Selbstständigkeit nach. Nach lan- gem Studium und am Ende seiner Ausbil- dung realisiert er nämlich, dass die politi- schen Rahmenbedingungen im Gesund- heitswesen ständig ändern, das heisst völlig instabil sind und damit unzuverlässig für Zukunftsberechnungen. Hinzu kommt, dass die Höhe der Abgeltung der ärztlichen Leis- tung seit Jahren abnimmt und niemand sagen kann, was ein Arzt in 10 oder 20 Jah- ren verdienen wird. Demgegenüber steigen die Anforderungen an eine selbstständige Tätigkeit, und die administrativen Arbeiten und der Betriebsaufwand werden immer grösser. Das wohl beste Beispiel sind die steigenden IT-Kosten in jedem medizini- schen Betrieb. Wo soll unter diesen Bedin- gungen für einen jungen Arzt die Motiva- tion herkommen, selbstständig zu werden?

Wollen wir Ärzte, angestellt oder nicht an- gestellt, wirklich, dass der freiberufliche Arzt und überhaupt die Möglichkeit zur Selbstständigkeit verschwinden? Ist es nicht bedenklich, dass schon heute einzelnen Ärzten in gewissen ländlichen und städti- schen Gebieten Kredite von einer Bank ver- weigert werden, weil Letztere nicht an den Erfolg des selbstständigen Arztes glaubt?

Es ist meines Erachtens höchste Zeit, dass wir Ärzte, Allgemeinmediziner wie Spezia- listen, endlich zusammenspannen, um we- nigstens die Möglichkeit zur selbstständi- gen Tätigkeit für jeden Fachbereich in der Medizin für die nächsten Generationen zu erhalten. Wir von der FMP Schweiz unter- stützen daher alle Projekte, welche zum Er- halt des selbstständigen Arztes beitragen, etwa die Bestrebungen der AGZ, die Stel- lung und den Wert des Arztes in der Bevöl-

kerung zu stärken.

Dr. med. Gerardo Juan Maquieira Präsident FMP Schweiz

Wird es in der Schweiz den selbstständigen Arzt in 20 Jahren noch geben?

Der besseren Lesbarkeit wegen verzichten wir auf die weib - liche Form, gemeint sind immer beide Geschlechter.

Die Möglichkeit zur selbstständigen Berufsausübung wird durch die zunehmenden Regulierungen mehr und mehr eingeschränkt.

Leidtragende sind sowohl Ärzte als auch Patienten. Die FMP setzt sich vehement dafür ein, den selbstständigen Arztberuf zu erhalten.

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