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Archiv "Idylle und Leidensdruck" (24.06.1991)

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Prof. Brinkmann (Klausjürgen Wussow) im Gespräch mit einem Patienten (Klaus Höhne) A-2266 (62) Dt. Ärztebl. 88, Heft 25/26, 24. Juni 1991

Professore Hermes Corsini wuß- te schon als Junge, daß er für den Arztberuf wie geschaffen ist. Da er aus ärmlichsten Verhältnissen, stammt, verdient er sich sein Studi- um mit verschiedenen Jobs: als An- streicher und oder auch Metzgersge- hilfe.

Als Arzt dann erklimmt Corsini mühelos alle Stufen der Karrierelei- ter, bis er schließlich ein berühmter, bei Patienten und Kollegen gleicher- maßen beliebter Chirurg wird und über mehrere Umwege auch sein pri- vates Glück an der Seite der promi- nenten Schriftstellerin Giulia de Blasco findet.

Hermes Corsini gehört zu jenen ganz und gar außergewöhnlichen Arzten, wie es sie nur im Fernsehen gibt. Er ist einer der vielen Bild- schirm-Mediziner, die tagtäglich für Spannung, Unterhaltung und das rechte Maß an Emotionsschüben sorgen.

Ebenso gütig, kompetent und verständnisvoll wie Hermes Corsini aus der soeben zum zweiten Mal im ZDF ausgestrahlten Serie „Giulia"

ist Professor Brinkmann, Chefarzt der „Schwarzwaldklinik".

Bei allem Bemühen um aktuelle gesellschaftliche Themen steht die Idealisierung des Fernseh-Professors

gewöhnlich im Vordergrund der Darstellung. Sachliche Genauigkeit tritt demgegenüber — wenn's die Dramaturgie denn so will — zurück.

So schrieb ein empörter Arzt (ein richtiger!) ans Zweite: „Während ei- ne trauernde ,noch nicht' Witwe ih- ren sterbenden hirntoten(?) Mann besuchen will, um sich nach dem Ge- sundheitszustand des Gatten zu er- kundigen, wartet schon das auswärti- ge Nieren-Explantations-Team mes-

Traumwelt der Fernseh-Arzte

ser- und zähneknirschend auf die Beute, die letztlich durch Nichtein- willigung den Häschern entgeht — trotz kühner und zäher Überre- dungsversuche von Professor Brink- mann, der zum Glück am Schluß sei- ne eigene Niere spendet."

Der Schwarzwald-Professor lebt in einer Umgebung, die sein vorneh- mes Inneres geradezu nach außen gekehrt erscheinen läßt: großes und doch idyllisches Wohnhaus, ein- drucksvolle, aber sympathische Kli- nik, reizvolle Landschaft. Die attrak- tive Ehefrau arbeitet ebenfalls als

Gisela Klinkhammer

Idylle und Leidensdruck

Ärztin, jedoch wie die meisten (Film-) Arztfrauen in einer ihrem Mann un- tergeordneten Funktion. Dr. Udo Brinkmann, der Sohn des telegenen Ausnahme-Chirurgen, ist im Gegen- satz zu dem Über-Vater ein Mensch mit Schwächen. Das Verhältnis zwi- schen dem noch unerfahrenen, je- doch reifenden Zögling und dem überlegenen, weitsichtigen Vater ist in gewisser Weise eine moderne Ver- sion des Verhältnisses zwischen De- tektiv und seinem Adlatus (Sherlock Holmes, Dr. Watson), wenngleich der Vater-Sohn-Konflikt nicht aus- gespart wird und an die Stelle der grenzenlosen Bewunderung eine kri- tische Haltung tritt.

Nach ähnlichem Muster wie die

„Schwarzwaldklinik" waren auch schon frühere Serien gestrickt, etwa die beliebte amerikanische Reihe

„Dr. med. Marcus Welby". Dort fin- den sich ebenfalls alle erprobten Kli- schees, die der Zuschauer von dem Genre erwartet: Dr. Welby ist genau wie Professor Brinkmann ein erfah- rener Arzt, der neben aller berufli- chen Routine Menschlichkeit und Anteilnahme niemals vermissen läßt, während sein Assistent sich wie Jung-Udo erst noch bewähren muß.

Dazu kommen eine ausgewogene Mischung aus Krankenhaus- und Praxisalltag, Entscheidungen am Operationstisch, Konflikte, die in der Regel durch die verständnisvolle Art des Arztes gelöst werden.

Auch mit Schwächen...

Eine Serie fern aller „Schwarz- waldklinik-Romantik" ist die letztes Jahr im Nachmittagsprogramm der ARD ausgestrahlte Reihe „Medisch Centrum West, Amsterdam". Die Ärzte dieser Klinik sind keine per- fekten „Halbgötter in Weiß", son- dern sie dürfen wie Normalbürger auch weniger gute Charakterzüge zeigen.

Vielleicht allerdings mitunter ein wenig zuviel. So schreckt der As- sistenzarzt Eric Koning nicht einmal vor der Erpressung eines tabletten- süchtigen Kollegen zurück. Intrigen, menschliche Herausforderungen und Skandale bestimmen den Alltag im Ärztezentrum für Ärzte, Schwe-

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

stern und Patienten gleichermaßen.

Der Arzt dient nicht der Projektion von Träumen und Wünschen, son- dern die 26 Folgen beschäftigen sich mit gesellschaftlichen Problemen wie Euthanasie, sexuellem Mißbrauch von Kindern, Drogenmißbrauch und Abtreibung.

Eine ähnliche Intention wie die niederländische Produktion hat auch die Endlosreihe „Lindenstraße" aus Köln, die sich von anderen Serien dadurch unterscheidet, daß Konflik- te häufig nicht bewältigt werden. Dr.

Dressier hat allerdings wie seine Kollegen aus Amsterdam die Funkti- on, gesundheits- und sozialpolitische Themen ins Blickfeld zu rücken (AIDS durch Blutübertragung; Me- thadon). Dr. Dressler selbst ist übri- gens so hart vom Schicksal geschla- gen wie sonst kaum ein Arzt im deut- schen Fernsehen. Sein Sohn ist dro- genabhängig, sein homosexueller Stiefsohn wird von Rechtsradikalen brutal zusammengeschlagen, er wie- derum wird bei einem von seinem Schwiegersohn verursachten Ver- kehrsunfall querschnittgelähmt, sei- ne Frau kommt bei einem Autoun- fall in Griechenland ums Leben. Ob die Drehbuchautoren einen Medizi- ner für leidensfähiger halten als Ver- treter anderer Berufe?

Das Bild des Arztes in den TV- Serien hat noch viele Facetten. Da sind zum Beispiel die „fliegenden Ärzte" in Australien, deren Tätigkeit dem Europäer etwas exotisch vor- kommt. Da ist Dr. Huxtable aus der

„Bill Cosby Show", der weniger als Gynäkologe, vielmehr als humorvol- ler Familienvater in Erscheinung tritt. Das sind die gutaussehenden Ärzte und Schwestern im „General Hospital", an deren Liebesleid und Liebesglück der Zuschauer täglich im privaten Sender SAT 1 Anteil nehmen kann.

Ob der Arzt nun der edle Halb- gott in Weiß ist oder ein Mensch wie jeder andere auch, sein Fernseh-All- tag ist jedenfalls nie grau und eintö- nig, aber auch nicht so belastend und alle Kräfte fordernd wie zumeist im

„richtigen" Leben.

eim 16. Hospital Congress (früher: Deutscher Kranken- haustag) am 23. April 1991 in Düsseldorf hat der Vorsitzende der Gesellschaft Deutscher Kranken- haustag, Prof. Dr. med. Dr. phil.

Hermann Hoffmann, Dortmund, die Unternehmensziele, den Sinngehalt der Krankenhausträger in einem ver- einten Deutschland treffend umris- sen: „Die deutschen Krankenhäuser wollen mit Leistung und Qualität in Europa aufwarten. Wir wollen mit Wirtschaftlichkeit dazu beitragen, daß auch die Hochleistungsmedizin noch finanzierbar bleibt. Dazu ge- hört neben Rahmenbedingungen die unternehmerische Freiheit des Krankenhauses. Wir wissen, daß der Preis der Freiheit das Risiko ist. Wir sind bereit, uns diesem Risiko zu stellen."

Gliederung und Pluralität:

Konstitutive Elemente

Die existentiellen Bedingungen der Krankenhäuser, deren Prosperi- tät und tatsächlichen Aktionsmög- lichkeiten hängen wesentlich von den gesamt- und einzelwirtschaftli- chen Ressourcen ab. Andererseits korrespondieren die Aktions- und Versorgungsmöglichkeiten der Krankenhauswirtschaft ganz wesent- lich mit den ökonomischen, institu-

tionell-organisatorischen und vor al- lem rechtlichen Rahmenbedingun- gen und damit auch mit dem gestal- terischen und rechtlichen Rahmen des Systems der gesundheitlichen Si- cherung, den gesetzlichen wie priva- ten Sicherungseinrichtungen, Insti- tutionen und Vorsorgemöglichkei- ten. Diese äußere Struktur der Klinik- träger und die Vielgestaltigkeit der sozialen Prozesse determinieren die Organisationsform der Krankenhäu- ser: die Rechtsform, die Kranken- hausaufbau- und Ablauforganisation und die Gestaltungsmöglichkeiten der inneren organisatorischen, ad- ministrativen, ärztlichen und pflege- rischen Struktur der Krankenhäuser, der Bedingungen und Modalitäten des Klinikmanagements und der Be- triebsführung. Andererseits sehen sich die Krankenhausträger bei der Fortentwicklung des Krankenhaus- rechts mit sehr unterschiedlichen Handlungs- und Lösungskonzepten konfrontiert. Während sich die Krankenhauspolitik bislang der De- vise der kleinen Reformschritte und der sozialevolutorischen Gestaltung verschrieben hat nach dem Prinzip des politisch Machbaren und Dar- stellbaren, gibt es mehr modell- schreinerische Lösungsansätze, die sich gegenseitig polarisieren, und zwar eine Richtung, die mehr Markt und Wettbewerb propagiert, und ei- ne andere, die mehr bedarfsdek-

Harald Clade

Private Krankenhäuser im Wettbewerb: West und Ost

III Mit vielen Facetten

Die Verwirklichung des Binnenmarktes in der Europäischen Gemein- schaft ab 1993, die grundlegende Erneuerung und Systemumstellung des Gesundheits- und Krankenhauswesens in den fünf neuen deutschen Bundesländern sowie die Öffnung der osteuropäischen Grenzen stellen auch die Krankenhausträger in West- und Ost-Deutschland vor neue Herausforderungen. Zugleich bieten diese — noch vor Jahresfrist nicht prognostizierbaren — außergewöhnlichen Konstellationen die histori- sche Chance, das gegliederte Gesundheits- und Krankenhauswesen im vereinten Deutschland auch im Hinblick auf die Aufgaben im europäi- schen Raum weiterzuentwickeln und aktiv zu gestalten.

A-2268 (64) Dt. Ärztebl. 88, Heft 25/26, 24. Juni 1991

Referenzen

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