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nter Börsianern gibt es ein einfaches Erfolgsre- zept, um an viel Geld zu kommen: „Kaufe eine Aktie, wenn sie niedrig steht, und gib sie wieder ab, wenn sie hoch steht.“ Lachen Sie nicht, ich wette, daß die Mehrzahl fest davon überzeugt ist, ge- nau dieser Weisheit zu folgen.Daß es dann später doch an- ders kam, lag am Wetter, am Chef, an falschen Charts, am falschen Berater.
Die Idee hinter der Idee ist allerdings viel wichtiger.
Gewieftere Investoren versu- chen den kommenden Trend einer Aktie zu erschließen, in dem sie verfolgen, was in der beobachteten Gesellschaft an interessanten Entwicklungen läuft. Gibt es etwa ein neues Produkt, könnte ein neuer Vorstand kommen, wird das Unternehmen vielleicht bald umgekrempelt? Alles, was irgendwie Einfluß auf das
Wohl und Wehe der Gesell- schaft haben könnte, ist für diese „fundamentalen Stock- picker“ von Betracht.
Bei Olivetti, an dem die Düsseldorfer Mannesmann AG maßgeblich beteiligt ist, liegt die Neuigkeit etwa darin, daß zur Zeit keiner mehr über das italienische Telekommunikationsunter- nehmen spricht. Das hat viel- leicht auch damit zu tun, daß nach der Übernahmeschlacht Mannesmann versus Tele- kom die Börsianer ihre Häupter erst mal müde zurücklegten. Es gibt aber Anzeichen, die darauf hin- deuten, daß der Versiche- rungskonzern Generali seine
Olivetti-Beteiligung still und heimlich ausbaut.
Daß Freseniusauf Profita- bilität bedacht ist, mag nie- manden überraschen. Ver- gleichsweise neu ist aber der Entschluß der Unterneh- mensleitung, die operativen Geschäftsbereiche zur Ver- besserung der Gewinnmarge umzustrukturieren. In der Fresenius Kabi AG wird das Pharmageschäft konzen- triert, FMC (Medical Care) bietet Dialyseprodukte an, die Hemocare Beteiligungs- GmbH umfaßt den bisheri- gen Bereich Intensivmedizin und Hämotechnologie. Die Fresenius Proserve schließ- lich wird in der Projektent-
wicklung tätig sein. Gute In- dizien für einen steigenden Aktienkurs also.
Bei alledem kommt es freilich erst in zweiter Linie auf die gute Story an. Viel wichtiger ist es, in der Infor- mationskette ganz vorne mit dabei zu sein. Wenn die Infor- mation schon rundgegangen ist, stimmt sie zwar auch noch, bringt aber letztlich kaum Lust, nur Frust. Börsebius
[56] Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 34–35, 30. August 1999
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
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as ist nur mit Rib- becks Mannschaft los, fragen sich bun- desweit zahllose Fußball- begeisterte. Da stimmte gar nichts mehr in letzter Zeit.So verlor die Elf blamabel 0 : 4 gegen Brasilien. Grün- de für diese historische Niederlage, die der DFB- Teamchef schlicht mit den Worten „ein Unentschieden wäre mir lieber gewesen“
kommentierte, gab es reich- lich. Die Höhe und die Hitze in Mexiko wollte Rib- beck allerdings nicht als Entschuldigung gelten las- sen. Die meisten Spieler seien erst seit drei Wochen im Training gewesen, er- klärte der Teamchef deren schlechtes Abschneiden.
Vielleicht sollte sich die deutsche Elite-Elf ein Bei- spiel an der deutschen Na- tionalmannschaft der Ärz- te nehmen. Denn das deut- sche Ärzte-Fußball-Natio- nalteam ist am 3. Juli Vize- weltmeister geworden. Das
war nicht ihr erster Erfolg. In den Jahren 1994, 1995 und 1997 hatten sie sogar den Weltmeister-Titel errungen.
Dabei standen die Chancen in diesem Jahr gar nicht gut.
Denn es kam zu zahlreichen kurzfristigen Absagen. So konnte das deutsche Team mit nur 14 Mann ins Turnier gehen. Und gegen die Hitze
kämpfte es auch. Im Achtel- finale mußten die Ärzte bei Temperaturen von 38 °Cel- sius im Schatten gegen Argentinien antreten. Die Südamerikaner spielten, so Teamchef Dr. med. Martin Braun, mit „unfairsten Mit- teln“. Dennoch setzte sich das technisch bessere Team aus Deutschland durch und
siegte mit 1 : 0. Aber der Sieg war teuer erkauft; zwei Ab- wehrspieler mußten nach Verletzungen aus dem Tur- nier ausscheiden. Trotzdem gelang es der Mannschaft, im Viertelfinale die Hollän- der mit 4 : 2 und im Halbfina- le die Elf aus Frankreich mit 5 : 2 zu besiegen.
Im Finale gegen Ungarn mußte sich die stark ge- schwächte deutsche Mann- schaft mit einem 0 : 3 ge- schlagen geben – und bot den Ungarn auf diese Weise eine Revanche für Bern 1954 (3 : 2). Nach den vielen Verletzungen hat die deut- sche Mannschaft letztlich mehr erreicht, als viele Experten erwartet hatten.
Schließlich spielten 40 Mannschaften um den Titel.
Das Geheimnis des Er- folgs ist neben der „attrakti- ven und fairen Spielweise“, so Braun, die Motivation des erfolgreichen Teams. Ob wohl gerade die den hoch- bezahlten Profis abgeht? Kli
Börsebius zum Stock Picking
Die Story muß stimmen
Leserservice: Börse- bius-Telefonberatung – Wie an jedem 1. Samstag im Monat können Sie auch am 4. September 1999 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Rein- hold Rombach) anrufen.
Wählen Sie bitte die 02 21/35 15 87. Die Tele- fonberatung ist ein ko- stenloser Leserservice.
Teamgeist, Können und Motivation statt Pleiten, Pech und Pannen: das erfolgreiche deutsche Ärzte-Fußball-Nationalteam Foto: privat