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Dynamik der Massenkristallisation in gerührten Systemen, untersucht anhand der Rekristallisation von
Kalium-Alaun
Doctoral Thesis
Author(s):Leimer, Marius Heinz
Publication date:1985
Permanent link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-000404701
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DYNAMIK DER MASSENKRISTALLISATION IN GERUEHRTEN SYSTEMEN,
UNTERSUCHT ANHAND DER REKRISTALLISATION VON KALIUM-ALAUN
ABHANDLUNG
zur
Erlangung
des Titels eines Doktors der Technischen Wissenschaftender
EIDGENOESSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE ZUERICH
vorgelegt
vonMARIUS HEINZ LEIMER
Dipl.Chem.-Ing.
ETHgeboren
am 21. Dezember 1954von Bettlach (Kt. Solothurn)
Angenommen
aufAntrag
vonProf. Dr. J.R. Bourne, Referent Prof. Dr. D.W.T.
Rippin,
KorreferentZürich 1985
- i -
ZUSAMMENFASSUNG
Bei der Massenkristallisation ist man aus Gründen der Weiterverar¬
beitung
oder derEndanwendung häufig
an einem Produkt interessiert, dasmöglichst
grosse und einheitliche Kristalle enthält.Eine
gezielte Beeinflussung
derKorngrössenverteilung
(CSD) setztein detailliertes Studium der
Dynamik
desKristallisationsprozesses
vor¬aus.
Vorerst wurden die sehr
allgemein gehaltenen
Ausdrücke zur Beschrei¬bung
desdynamischen
Verhaltens vongerührten
Kristallisatoren entwik- kelt. Durch einerigorose
mathematischeBehandlung
konntegezeigt
wer¬den, dass das daraus resultierende, stark
rückgekoppelte Gleichungssy¬
stem
eindeutig
definiert und konsistent ist. Sein Kern bildet die aus derPopulationsbilanz
entstandene,partielle hyperbolische
Differen¬tialgleichung,
welche mathematisch demWellenausbreitungs-Problem
ent¬spricht.
Zur numerischen
Lösung
wurde das Verfahren der Linienmethode ge¬wählt. Durch eine
Diskretisierungsformel,
welche auf diephysikalische
Situation
(Wachstum/Auflösung)
Rücksicht nimmt, konnten die sehr heiklenStabilitätsprobleme erfolgreich gelöst
werden.Die
Computerimplementation
alsSimulationsprogramm
'CRYSTAL' wurdebeschrieben. Dieses ist
fähig,
sowohl Batch- als auch kontinuierliche Kristallisationen zu berechnen und kann auf verschiedeneStoffsysteme angewandt
werden. Erstmalsgelang
es, Batch-Kristallisationen, während denen sämtliche drei kinetischen Prozesse 'Nukleation', 'Wachstum' und'Auflösung'
in einerallgemeinen
Form auftreten, im selben Berech¬nungsablauf
(und mit einer hohenGenauigkeit)
zu simulieren.Die
Experimente
wurden mit demModellsystem
Kalium-Alaun/Wasser in einem absatzweise betriebenen,geimpften
und gutgerührten
2-Liter-Kristallisator
durchgeführt,
für welchen eineTemperatur-Regelung
ent¬wickelt wurde. Dadurch
gelang
es,beliebige Temperatur-Profile
zwischen10°C
und30°C
mit Gradienten von bis zu1.25°C/Minute
zu fahren.Das Interesse
galt
der sogenannten Rekristallisation, wo unter dem Einfluss einessinus-förmigen Temperaturverlaufs
nebst Wachstums-periodisch
auchAuflösungsphasen
auftreten. Diewichtigsten
Parameter bildeten dabei dieAmplitude
A, dieFrequenz
f und die Versuchszeitt£.
Der
Vergleich
derModellierung
mit denexperimentellen
Resultatenliess bei nur sehr
wenig Anpassungen
der in einem stationärenSystem
gemessenen Kinetik eine sehr
gute Uebereinstimmung
erkennen.Die Simulationen, kombiniert mit einer sehr anschaulichen
3D-Compu- tergrafik,
erlaubten, derDynamik
vertiefter auf den Grund zugehen
und Rückschlüsse für eineoptimale
Fahrweise zu ziehen.Es konnte demonstriert werden, dass eine erste Phase der Rekristal¬
lisation v.a. dazu dient, durch Abbau der
Uebersättigung
Produkt zu bilden, was wie beigewöhnlichen
Kühlkristallisationenhäufig
mit demAuftreten von sehr viel unerwünschtem Feinanteil verbunden ist. Durch Wahl einer hohen
Frequenz
derTemperatur-Dauerschwingung
(f >_ 2h-1) gelingt
es aber in einer zweiten Phase, diesen sukzessive zu vermindern und schliesslich meist ganz zu eliminieren.Gleichzeitig steigt
die mittlereKorngrösse
E mit zunehmender Zeitstetig
an, währenddem der Variationskoeffizient CVregelmässig
abnimmt. Daraus resultiert ein Produkt, dasgegenüber
einem kontinuierlich betriebenen, aber sonst identischen Kristallisator fürtE
= 2 h eine bedeutendeErhöhung
des L-Wertes von 300 auf mindestens 600 Mikron, eine Abnahme von CV um minde¬
stens 20% von 70% auf höchstens 50% und ein
vollständiges
Verschwinden des rund10-prozentigen
Feinanteils aufweist. Beilanger
Versuchsdauer(tE
= 18 h) werden sehr grosseVerbesserungen
der CSD erzielt; bei ei¬nem CV-Wert zwischen 25% und 30% überschreitet L hier meist die 1000-Mi- kron-Marke.
Bei der Rekristallisation bilden deshalb eine hohe
Frequenz
und einegenügend
grosse Versuchszeit diewichtigsten
Kriterien für eineoptimale
Fahrweise.Der Grund des beobachteten Verhaltens
liegt
in einem für grosseFrequenzen günstigen Zusammenspiel
von Kinetik undProzess-Dynamik;
bedingt
durch einen zusätzlichen Einbau-Widerstand an der Kristallober¬fläche ist der
Wachstumsprozess grundsätzlich langsamer
als die Kri¬stallauflösung
(Faktor 2.5 bis 4 bei f 1 2h-1).
Eine durch Zunahmevon f erhöhte
Dynamik
verstärkt diese Unterschiede und bewirkt, dass der Anteil der Auflösungsphasen
an dergesamten
Versuchszeit bis auf etwa 20% bis 30% abnimmt und die Kristalle damit beiallgemein
höhererUebersättigung insgesamt länger
wachsen können, was zu einemgrösseren
Produkt führt.- iii -
Der höhere f-Wert hat
gleichzeitig
aber auch zurFolge»
dass Wachstums¬phasen
nie ununterbrochen überlängere
Zeitintervalle andauern können, sondern immer wieder durch kurzeAuflösungsphasen abgelöst
werden, wasvorerst den
anfänglich gebildeten
Feinanteil stufenweise abbaut und,zusammen mit dem in der zweiten Phase tieferen
UeberSättigungsniveau,
dafür sorgt, dass er schliesslich so klein wird, um
vernachlässigt
werden zu können. Diesentspricht
eineroptimalen Verteilung
der Ver¬suchszeit auf Wachstums- und Auf
lösungsphasen.
Nach einer ersten Phase der
Produktbildung
führt der Rekristal¬lisationsvorgang,
beigleichbleibender Suspensionsdichte
und verschwin¬dendem Feinanteil, zu einer markanten
Umverteilung
der Kristallmasse vonvielen kleinen auf
wenige
grosse» im wesentlichen denImpfkristallen entsprechende
Partikel, was schlussendlich wiebeabsichtigt
einer Trans¬formation der
Korngrössenverteilung gleichkommt.
Dieses Resultat stellt somit
gegenüber
herkömmlichen Kühlkristalli¬sationen einen bedeutenden Fortschritt dar.
Das
grössenabhängige
Wachstum von Kalium-Alaun unterstützt diesen Prozess.ABSTRACT
In bulk
crystallization
one is, for reasons of furtherprocessing
orend use, often interested in
producing crystals
that are aslarge
and uniform aspossible.
A detailed
study
of thedynamics
ofcrystallization
processes is necessary tospecifically
controlcrystal
size distribution (CSD).In,
a firstStep»
the verygeneral expressions describing
thedynamic
behaviour of stirred
crystallizers
aredeveloped. By
arigorous
mathema- tical treatment it can be shown that theresulting, strongly
back-coupled
System ofequations
isuniquely
defined and consistent. The System is based on apartial, hyperbolic
differentialequation,
whichoriginates
from thepopulation
balance andmathematically corresponds
to the
wave-propagation problem.
The method of lines is selected for the numerical Solution. The very delicate
stability problems
aresuccessfully
solvedby using
a discre- tization formula, which takes into account thephysical
Situation(growth/dissolution).
The
computer-implementation
of the Solutionprocedure
as a Simu¬lation program, 'CRYSTAL', which can calculate both batch and continuous
crystallizations
and beapplied
to different Systems of substances, is described. This is the first time batchcrystallizations
have beensimulated with a
high degree
of accuracy within the same'job',
whereall three kinetic processes 'nucleation',
'growth',
and 'dissolution ', appear in ageneral
form.Potash-alum/water is used as a
model-system
incarrying
out theexperiments
in a well-stirred, seeded batchcrystallizer,
for which atemperature
control wasdeveloped.
Thusarbitrary
tank temperature-profiles
between10°C
and30°C
withgradients
of up tol.25°C/min
can be followed.Emphasis
is laid on so-calledrecrystallization
where, under the influence of a sine-function for thetemperature, periods
ofgrowth
anddissolution alternate
periodically.
The mostimportant
parameters areamplitude
A,frequency
f andexperimental
timetE-
- v -
The
agreement
between the model and theexperimental
results isexcellent. The kinetics, measured in
steady
State,only required
minor modifications for thedynamic System.
A combination of the Simulation results with very illustrative
3D-computer-graphics
facilitates a-thorough study
of bothSystem dyna-
mics andoptimal Operation policy.
It is demonstrated that a first
recrystallization stage mainly
serves to increase the amount of
product by decreasing
thesupersatura-
tion. This is, as in conventionalcooling crystallizations,
often accom-panied by
the appearance of many undesirable fines.By choosing
ahigh temperature -gradient
f requency (f 2 2h_1)
it ispossible,
in a secondstage,
togradually
diminish and in most casesfinally completely
elimi-nate the fines. At the same time, the mean
crystal
size (E) rises con-stantly
withgrowth
time, whereas the coefficient of variance (CV) tends toward smaller values. For anexperimental
time of 2 hours, this results in a remarkable increase of the L-value from 300 to at least 600 microns and a simultaneous diminution of CV from 70% to at least 50% ascompared
to
crystals produced
in a continuous, but otherwise identicalcrystalli-
zer. The fines, which amount to
approximately
10weight-percent
in continuousOperation, disappear completely.
Withlong experiments
(tE
= 18 h) verylarge improvements
of the CSD are achieved; in most cases L goesbeyond
the 1000-micron-mark at a CV-value of 25% to 30%.The most
important
criteria for anoptimal Operation policy
inrecrystallization
are thereforehigh
f requency and sufficiently long
batch time.The reason for such behaviour lies in an ideal interaction between kinetics and process
dynamics
forhigh frequencies;
due to an additionalintegration-resistance
at the surface of thecrystal, growth
is bas-ically
a slower process than dissolution (factor of 2.5 to .4.0 at f 2. 2h-1). Increasing
f leads to a moredynamic
system andamplifies
these differences. This results in a decrease of the fraction of all accumulated dissolution
stages occuring during
theexperiment
to a valueof 20% to 3 0% of the total batch time. Thus the
crystals
can growaltogether
for alonger
time at agenerally higher supersaturation leading
to alarger product.
Simultaneously,
thehigh
value of f is the reason thatgrowth periods
cannot go on for
long
time intervals withoutbeing interrupted by
(short) dissolutionperiods.
Thisinitially
causes thestepwise
reduc-tion of the fines and is
ultimately responsible, together
with the lowerlevel of super Saturation in a second
stage,
for thenegligible
finalfines mass fraction. This effect
corresponds
to anoptimal
distribution of theexperimental
time ongrowth
and dissolutionperiods.
After an initial stage, where the amount of solids is increased to th'e final
quantity, recrystallization
leads, at constantSuspension density
anddisappearing
fines, to a marked re-distribution of thecrystallized
mass from many small to a fewlarge particles,
which areessentially
the seedcrystals.
This result represents a transformation of thecrystal
size distribution as intended, amajor improvement
over conventionalcooling crystallization.
The