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Harmlos oder gefährlich?

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UEG-Week

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CongressSelection Gastroenterologie | März 2021

Wenn sich ein Patient mit einem Ikterus präsentiert, sollten verschiedene Ursachen in Betracht gezogen werden. Ein Ikterus kann prähepatisch von einer isolierten Störung des Bilirubinmetabolismus ausgehen und sich beispielsweise durch eine massive Hämolyse bemerkbar machen. Es kann sich aber auch um ein Problem in der Leber handeln, einer- seits um eine akute oder eine chronische Schädigung der Hepatozyten, andererseits um intrahepatische cholestatische Störungen. Mittels Bilirubin- und Leberwerten lässt sich ein- fach herausfinden, ob es sich um ein prä-, intra- oder post- hepatisches Problem handelt (Tabelle). Ein Pseudoikterus sollte zuvor ausgeschlossen werden.

Isolierte Störungen des Bilirubinmetabolismus

Indirekte Störungen des Bilirubinmetabolismus können in- folge erhöhter Bilirubinproduktion zum Beispiel bei Hämo- lyse oder unzureichender Erythropoese entstehen. Eine ver- ringerte Aufnahme von unkonjugiertem Bilirubin aufgrund von Medikamenten oder des Gilbert-Syndroms kann eben- falls der Grund sein oder aber eine verringerte Konjugierung des Bilirubins wie zum Beispiel beim Neugeborenen-Ikterus.

Direktes Bilirubin ist beim Dubin-Johnson-Syndrom und beim Rotor-Syndrom erhöht, tritt aber auch bei verringerter Exkretion aus den Leberzellen in die Gallengänge in gestei- gertem Ausmass auf, zum Beispiel bei Sepsis, Lymphomen oder medikamentenbedingt.

Extrahepatische Gallengangobstruktion

Bei einem posthepatischen Ikterus ist eine Gallenabflussstö- rung die Ursache, die sich im akuten Fall durch kolikartige Schmerzen zeigt, im chronischen Fall jedoch schmerzfrei ist, jedoch über das Courvoisier-Zeichen mit einer prall gefüll- ten, elastischen tastbaren Gallenblase erkennbar ist.

Ursache für die Koliken können Gallensteine oder auch ent- zündliche beziehungsweise infektiöse Gallengangerkrankun-

gen oder Neoplasien sein. Die Symptomatik kann aber auch durch externen Druck entstehen, zum Beispiel durch Neopla- sien ausserhalb der Gallengänge, Pankreatits oder vaskuläre Läsionen.

Problemfeld intrahepatisch

Ein intrahepatischer Ikterus entsteht durch eine einge- schränkte Aufnahme oder Glukuronidierung von Bilirubin durch die Leberzellen. Ursache dafür können eine Leberzell- schädigung, Medikamente oder eine verlangsamte Glukuro- nyltransferase wie beispielsweise beim Morbus Meulen- gracht sein. Im akuten Fall kann eine akute Hepatitis oder eine dekompensierte Zirrhose dahinterstecken, die entweder viral, medikamentös oder alkoholbedingt ausgelöst wurden und autoimmuner oder kryptogener Natur sind. Bei Schwan- gerschaften kann es infolge Fettleber oder Eklampsie eben- falls zu einem Ikterus kommen.

Intrahepatische cholestatische Störungen können ebenfalls einen Ikterus auslösen. Dazu zählen Gallengangschädigun- gen wie bei der primären biliären Cholangitis oder der primä- ren sklerotischen Cholangitis; Medikamente, Toxine oder pflanzliche Arzneimittel können aber auch Ursache dafür sein. Zu einer intrahepatischen cholestatischen Gelbsucht kann es aber auch bei infiltrativen Lebererkrankungen kom- men (z. B. durch Infekte, Amyloidose, Sarkoidose, Blutkrebs, Sichelzellanämie, sekundäre Hämochromatose, rheumato- ide Arthritis und Kollagenosen).

Eine schnelle Abklärung des Ikterus sei deshalb sinnvoll und könne in manchen Fällen sogar lebensrettend sein, so der

Experte abschliessend. s

Valérie Herzog

Quelle: «Mistakes in acute jaundice». United European Gastroenterology Week (UEGW) 2020, 10. bis 14. Oktober, virtuell.

Gelbsucht

Harmlos oder gefährlich?

Ein Ikterus per se sei zwar kein Killer, doch sollte man die Gelbsucht dennoch rasch abklären und nach ihrer Ursache suchen, betonte Prof. George Papatheodoridis, Gastroenterology, Medical School of Natio- nal Kapodistrian University of Athens (GR), an der UEG-Week. Denn die zugrunde liegende Störung kann durchaus schwerwiegend sein und eine rasche Intervention erfordern.

Mögliche Ursachen des Ikterus: initiale Differenzialdiagnose

Bilirubin ALT/AST SAP/GGT Isolierte Störung des Bilirubinmetabolismus erhöht (indirekt oder direkt) normal normal Akute oder chronische Leberzellschädigung erhöht (vorwiegend direkt) erhöht normal*

Intrahepatische cholestatische Störung erhöht (vorwiegend direkt) normal* normal Extrahepatische Gallengangobstruktion erhöht (vorwiegend direkt) normal*# erhöht

* vielleicht leicht erhöht

# ausser in den ersten Tagen nach einer Gallengangobstruktion, wenn sehr hohe AST/AST-Werte auftreten können Quelle: P. Papatheodoridis, UEG-Week 2020

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