• Keine Ergebnisse gefunden

Kombinatorische Geometrien

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Aktie "Kombinatorische Geometrien"

Copied!
12
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)
(2)

KAPITEL 5

Kombinatorische Geometrien

Beispiele von

”Geometrien“ wurden schon als Inzidenzstrukturen (z.B. pro- jektive Ebenen) gegeben. Wir nehmen hier einen anderen Standpunkt ein und verstehen unter einer

”Geometrie“ zun¨achst eine Grundmenge M, auf der eine

”Abh¨angigkeitsstruktur“ gegeben ist. Diese Begriffe k¨onnen unter verschiedenen Aspekten spezifiziert werden.

1. H ¨ullensysteme und Abschlussoperatoren

EinH¨ullensystemist eine FamilieHvon TeilmengenH ⊆M derart, dass (HS1) M ∈ H.

(HS2) \

H0∈H0

H0 ∈ H f¨ur alleH0 ⊆ H.

Hist also stabil unter beliebigen Durchschnitten und enth¨alt die Grundmen- geM. H definiert einenH¨ullenoperator (oderAbschlussoperator) auf der Potenzmenge vonM:

S → S =∩{H ∈ H |S ⊆H} ∈ H.

Offenbar gilt

S =S ⇐⇒ S ∈ H.

Die Mengen H heissen deshalb auch abgeschlossen. Die (Halb-)Ordnung (H,⊆) der abgeschlossenen Mengen ist ein Verband (H,∨,∧) mit den Operationen

H1∨H2 = H1 ∪H2

H1∧H2 = H1 ∩H2 = H1∩H2.

EX. 5.1. Die Potenzmengen sind trivialerweise H¨ullensysteme. Die linearen Teilr¨aume eines Vektorraums bilden ein H¨ullensystem. Aber z.B. auch die Menge aller konvexen Teilmengen desRn bildet ein H¨ullensystem. Ebenso die Menge aller Polyeder inRnetc.

Wir machen f¨ur die weitere Diskussion in diesem Kapitel die Annahme, dass die GrundmengeM endlich ist. Ein H¨ullensystem(H,⊆)ist dann ein

85

(3)

endlicher Verband und besitzt eine Rangfunktion

r(H) = max{k | ∃Hi ∈ Hso, dassH0 ⊂H1 ⊂. . .⊂Hk =H}, die in nat¨urlicher Weise auf die Potenzmenge von M fortgesetzt werden kann:

r(S) =r(S) f¨ur alleS ⊆M . Offenbar gilt nun f¨ur allea ∈M:

a ∈S ⇐⇒ r(S∪a) = r(S).

Das heisst:

• Das H¨ullensystemHist durch seine Rangfunktionr:P ot(M)→ Neindeutig bestimmt:

S =∪{a∈M |r(S∪a) =r(S)}.

Man beobachtet nun sofort:rist0-normiertundstark monotonim folgen- den Sinn. F¨ur alle TeilmengenS ⊆T ⊆M und Elementea∈M gilt:

(RF.0) r(∅) = 0 ;

(RF.1) r(S∪a)≥r(S);

(RF.2) r(T ∪a)> r(T) =⇒ r(S∪a)> r(S).

LEMMA 5.1. SeiM eine endliche Menge,r :P ot(M)→Neine Funktion mit den Eigenschaften (RF.0)-(RF.2) und

S ={a∈M |r(S∪a) =r(S)} f¨ur alleS ⊆M . Dann istH={S|S ⊆M}ein H¨ullensystem.

Beweis. Da r eine monotone Funktion ist, gilt offenbarM = M und deshalb M ∈ H. Seien nun H1, H2 ∈ H und H = H1 ∩H2. Wir m¨ussen H ∈ H nachweisen und betrachten dazu ein beliebigesa∈M\Hmitr(H∪a) =r(H).

WegenH1, H2 ∈ Hund (RF.2) wissen wir, dassa∈H1unda∈H2gelten muss.

Also haben wira∈Hund schliessen somitH ∈ H.

1.1. Geometrische Rangfunktionen. Wollen wir die Rangfunktion r eines H¨ullenoperators

”geometrisch“ interpretieren k¨onnen, so erwarten wir sicher, dass die Hinzunahme eines weiteren Punktesa zu einer Teilmenge Sden Rang allenfalls um1erh¨oht, d.h.

(RF.3) r(S∪a) = r(S) oder r(S∪a) =r(S) + 1.

Unter einer geometrischen Rangfunktion verstehen wir deshalb eine nor- mierte stark monotone Funktion r mit der Eigenschaft (RF.3) (d.h. eine Funktion mit den Eigenschaften (RF.0)-(RF.3)).

(4)

1. H ¨ULLENSYSTEME UND ABSCHLUSSOPERATOREN 87

PROPOSITION5.1. Es sei reine geometrische Rangfunktion auf der endli- chen MengeM mit H¨ullenoperator

S →S ={a∈M |r(S∪a) = r(S)}.

Dann istrgenau die wieder aus dem H¨ullenoperator abgeleitete Rangfunk- tion.

Beweis. F¨ur die Zwecke des Beweises bezeichnen wir mitrdie Rangfunktion des H¨ullenoperatorsS→S. Sei nun die Kette abgeschlossener Mengen

∅ ⊂S1⊂. . .⊂Sk=S

derart, dassk=r(S). Dann gilt notwendigerweise f¨ur jedesa∈Si\Si−1

Si= (Si−1∪a),

dennSi−1 ⊂(Si−1∪a) ⊂Si w¨urde jar(S)≥k+ 1bedeuten. Die Eigenschaft (RF.3) garantiert nun

r(Si) =r(Si−1) + 1 d.h r(S) =k=r(Sk) =r(S). Allgemein erhalten wir deshalb: r(S) =r(S) =r(S) =r(S).

Die Eigenschaft (RF.3) ist st¨arker als (RF.1). Ist sie gegeben, so kann man geometrische Rangfunktionen auch durchSubmodularit¨at(d.h. Eigenschaft (21) im folgenden Lemma 5.2) charakterisieren, was f¨ur sp¨atere Verallge- meinerungen vorteilhaft ist.

LEMMA 5.2. Sei r : P ot(M) → N eine 0-normierte Funktion mit der Eigenschaft (RF.3). Genau dann istreine geometrische Rankfunktion, wenn gilt

(21) r(S∪T) +r(S∩T) ≤ r(S) +r(T) f¨ur alleS, T ⊆M . Beweis. Wir nehmen zun¨achst an, dassr im Sinne von (21) submodular ist, und beweisen (RF.2). In der Tat haben wir im Fall S ⊆ T wegenS = T ∩(S ∪a), T∪a=T ∪(S∪a)und der Submodularit¨at vonr

r(T) +r(S∪a)≥r(T ∪a) +r(S) d.h. r(S∪a)−r(S)≥r(T ∪a)−r(T)und somit (RF.2).

Umgekehrt nehmen wir nun an, dass r die Eigenschaft (RF.2) besitzt, und be- weisen, dass dann auch (21) gelten muss. Wir argumentieren per Induktion ¨uber n = |M|, wobei der Fall n ≤ 1 trivial ist. Sei also (21) garantiert wennimmer

|M| ≤n−1.

(5)

Im Fall S ⊆ T haben wir S ∩T = S und deshalb (21). Andernfalls gibt es ein a ∈ S mit a /∈ T. Sei S0 := S \a und folglichS ∩T = S0 ∩T. Nach Induktionsvoraussetzung (bzgl.M\a) gilt dann

r(S0∪T) +r(S∩T) ≤ r(S0) +r(T) bzw. r(S0∪T)−r(S0) ≤ r(T)−r(S∩T).

Im Fallr(S∪T) =r(S0∪T)folgt (21) sofort ausr(S0)≤r(S). Im Fallr(S∪T) = r(S0∪T) + 1haben wir wegen (RF.2) auchr(S) =r(S0) + 1und somit ebenso die G¨ultigkeit von (21).

BEMERKUNG.Es gibt von H¨ullenoperatoren abgeleitete Rangfunktionen, die zwar submodular, aber keinegeometrischenRangfunktionen im oben eingef¨uhrten Sinn sind.

EX. 5.2. M ={a, b}mit H¨ullensystemH={∅, b,{a, b}}ergibt 0 = r(∅)< r(a) = 2 6= r(∅) + 1.

(RF.3) ist also auch bei Submodularit¨at echt st¨arker als (RF.1).

Typische Beispiele von geometrischen Rangfunktion erh¨alt man so. Wir be- trachten eine Matrix A ∈ Km×n ¨uber einem K¨orper K und nehmen als GrundmengeM die Menge aller Spaltenvektoren vonA.

Einer TeilmengeS ⊆ M mit|S| =k entspricht die aus der Spaltenmenge Sgebildete UntermatrixAS ∈Km×k. Als Rangfunktion aufM w¨ahlen wir den Matrixrang:

r(S) := rgAS .

In diesem Beispiel bedeutetr(S∪a)> r(S), dass der Spaltenvektoranicht von den Vektoren inSlinear abh¨angt. Aus dem Gaussverfahren zur L¨osung linearer Gleichungen ist klar, dass der Rang einer Matrix h¨ochstens um 1 w¨achst, wenn eine weitere Spalte hinzugef¨ugt wird.

Liegt r(T ∪a) > r(T) vor, dann h¨angt a nat¨urlich auch nicht von einer UntermengeS der VektormengeT ab: r(S∪a) > r(S)(d.h. Eigenschaft (RF.2) ist erf¨ullt).

BEMERKUNG (KOORDINATISIERUNGEN). Es gibt auch geometrische Rang- funktionen, dienichtauf eine Matrixkonstruktion wie oben zur¨uckgef¨uhrt werden k¨onnen. Die Frage, wann eine solcheKoordinatisierungeiner gegebenen geome- trischen Rangfunktion m¨oglich ist, ist im allgemeinen sehr offen. Wenn man die Frage einschr¨ankt auf Koordinatisierung ¨uber einem fest vorgegebenen K¨orperK, so sind Charakterisierungen bzgl. einiger weniger endlicher K¨orper (K=GF(2), GF(3),GF(4)) bekannt.

(6)

2. UNAHH ¨ANGIGKEITSSYSTEME UND GEOMETRISCHE RANGFUNKTIONEN 89

2. Unahh¨angigkeitssysteme und geometrische Rangfunktionen Bzgl. eines H¨ullensystems mit Rangfunktion rauf der (endlichen) Menge M sagen wir, dassa∈M von der TeilmengeS ⊆M \aabh¨angt, falls

a∈S .

Dementsprechend nennen wir eine MengeI ⊆M unabh¨angig, wenn a ∈S =⇒ a /∈(S\a) (bzw. r(S\a)< r(S) ).

Mit jeder unabh¨angigen Menge I ist sicher auch jede Teilmenge I0 ⊆ I unahbh¨angig (denn a ∈ I0 ∈ I0\a impliziert ja immer a ∈ I\a). Das Mengensystem

I =I(r) ={I ⊆M |I unabh¨angig bzgl.r}

ist also ein Unabh¨angigkeitssystem (bzw. ein Simplizialkomplex).

Entfernen wir aus einer Teilmenge S ⊆ M sukzessive Elemente a ∈ S mit der Eigenschaft r(S \ a) = r(S), so erhalten wir eine unabh¨angige Teilmenge gleichen Ranges. Das heisst

r(S) = max{r(I)|I ∈ I(r), I ⊆S}.

Aus der Intuition der linearen Algebra (vgl. die aus Matrizen gewonnenen geometrischen Rangfunktionen oben) w¨urde man erwarten:

(22) r(I) = |I| f¨ur alleI ∈ I(r).

Man sieht jedoch leicht, dass im allgemeinen zwar f¨ur unabh¨angige Mengen I immer

|I| ≤r(I)

gilt, Gleichheit aber nicht unbedingt gew¨ahrleistet ist. Wir nennen deshalb die Rangfunktionrmatroidal, wennI(r)die Eigenschaft (22) besitzt. Ma- troidale Rangfunktionenrzeichnen sich also durch die Eigenschaft aus

S∈ I(r) ⇐⇒ r(S) = |S|. Alternativ haben wir die folgende Charakterisierung:

(23) r matroidal ⇐⇒ r(S) ≤ |S| f¨ur alleS ⊆M .

LEMMA 5.3. Die matroidalen Rangfunktionen sind genau die geometri- schen Rangfunktionen.

(7)

Beweis. Sei die Rangfunktionr geometrisch undI ={a1, . . . , am} ∈ I(r). Wir setzenI0 :=∅undIk:=Ik−1∪akf¨urk= 1, . . . , m. Dann haben wir

r(Ik−1)< r(Ik)< r(Ik−1) + 1 d.h r(Ik) =r(Ik−1) + 1

und folglichr(Im) = m =|I|. Ist umgekehrtrmatroidal undr(S) < r(S∪a), so existiert eine unabh¨angige MengeI ⊆SmitI =Sund

|I|=r(I) =r(S).

AusI ∪a=S∪aersehen wirr(I∪a) =r(S∪a). Also enth¨alt auchI∪aeine unabh¨angige Menge vom Rangr(S∪a), d.h.

r(S)≤r(S∪a)≤ |I∪a|=r(S) + 1.

Umgekehrt gehen wir von einem beliebigen Unabh¨angigkeitssystemI auf M aus und definieren eine FunktionrI :P ot(M)→Ndurch

rI(S) = max{|I| |I ∈ I, I ⊆S}.

Es ist klar, dassrIdie Eigenschaften (RF.0), (RF.1) und (RF.3) besitzt. Also finden wir:

LEMMA 5.4. Die durch das Unabh¨angigkeitssystemI definierte Funktion rI ist die Rangfunktion eines H¨ullensystems genau dann, wenn rI matro- idal ist. Ist rI matroidal, dann ist I genau das zugeh¨orige System der un- abh¨angigen Mengen.

2.1. Die Steinitzsche Austauscheigenschaft. Istreine matroidale Rang- funktion auf M, dann weisen die MengenI = I(r)eine Erweiterungsei- genschaft auf, die alsAustauscheigenschaft von Steinitzbekannt ist:

(SA) Sind I, J ∈ I Mengen mit |I| ≤ |J| − 1, so existiert ein a∈J \I derart, dass I ∪a∈ I .

Wegenr(I) = |I| < r(J)existiert n¨amlich (mindestens) eina ∈ J mitr(I) <

r(I∪a) =r(I) + 1. Also mussI∪aunabh¨angig sein.

Umgekehrt gehen wir nun von einem beliebigen Unabh¨angigkeitssystemI aufM aus und definieren zu jedemS ⊆M

rI(S) := max{|I| |I ∈ I, I ⊆S}. Damit haben wir bewiesen

(8)

3. KOMBINATORISCHE GEOMETRIEN UND MATROIDE 91

SATZ 5.1. Das Unabh¨angigkeitssystems I aufM gen¨ugt genau dann der Steinitzeigenschaft (SA), wenn die zugeh¨orige Funktion rI einen H¨ullen- operator aufM definiert.

3. Kombinatorische Geometrien und Matroide

Unter einerkombinatorischen Geometrieverstehen wir eine (endliche) Men- ge M zusammen mit einer geometrischen Rangfunktion r mit der Eigen- schaft

r(a) = 1 f¨ur allea ∈M.

BEMERKUNG (MATROIDE UND SCHLINGEN). Setzen wir nur eine geome- trische Rangfunktion r voraus, so ist (M, r) ein Matroid. Ein Element a ∈ M mit

r(a) = 0 (d.h. a∈ ∅)

heisst dannSchlinge(auf englisch:loop), eine Sprechweise die durch die graphen- theoretische Interpretation sp¨ater klarer werden wird. Wir haben im vorhergehen- den Abschnitt gesehen: Matroide entsprechen genau den Unabh¨angigkeitssyste- men, welche die Steinitzsche Austauscheigenschaft besitzen.

In einer kombinatorischen GeometrieG= (M, r)vomRang r(G) = r(M)

nennen wir die Elementea∈M diePunktevonG, abgeschlossene Mengen G=Gmitr(G) = 2Geraden.Ebenensind abgeschlossene MengenEmit r(E) = 3undHyperebenenabgeschlossene MengenH vom Rang

r(H) = r(G)−1.

Eine kombinatorische Geometrie G vom Rang r(G) = 3 ist jedoch nicht notwendigerweise eine projektive Ebene, da zwei Geraden m¨oglicherweise keinen gemeinsamen Schnittpunkt besitzen.

3.1. Restriktion und Kontraktion. IstM0 ⊆ M eine Teilmenge von M so ist die Einschr¨ankung r0 der geometrischen Rangfunktion r auf die Teilmengen vonM0 nat¨urlich eine geometrische Rangfunktion aufM0. Wir bezeichnen mit

G(M0) = (M0, r0) = G \(M \M0)

dieRestriktionder kombinatorischen Geometrie (bzw. des Matroids)Gauf M0. (Die zweite Notation soll andeuten, dass dazu die Elemente der kom- plement¨aren MengeM \M0 entfernt werden.)

BEMERKUNG.Die unabh¨angigen Mengen vonG(M0)ergeben sich als I(r0) ={I ⊆M0 |I ∈ I(r)}.

(9)

Eine weitere M¨oglichkeit, aus einer gegebenen kombinatorischen Geome- trie eine andere zu konstruieren, wird durch die Idee der Projektion der Ge- raden durch einen Punktaauf eine

”unendlich ferne Hyperebene“ gegeben.

Konkret bedeutet dies, dass wir die GeradenG, dieaenthalten, als

”Punk- te“peiner neuen geometrischen Struktur mit der Rangfunktion

ra({p1, . . . , pk{) := r({p1∪. . .∪pk})−1

auffassen. Die Konstruktion l¨auft darauf hinaus, dass wir auf der Menge M0 :=M\aeine Rangfunktionra, wie folgt, betrachten:

ra(S) := r(S∪a)−1 (S ⊆M0).

Es ist leicht zu sehen, dassra eine geometrische Rangfunktion aufM0 ist.

Wir bezeichen die entsprechende kombinatorische Geometrie mit G/a = (M0, ra)

und nennenG/adieKontraktion1vonG bzgl.a.

BEMERKUNG.Aus der Definition vonrafolgt direkt:

I(ra) ={I ⊆M\a|I∪a∈ I}.

3.2. Dekomposition. Man kann eine kombinatorische GeometrieGauf M dekomponieren, indem man der Reihe nach Elemente aus der Grund- menge entfernt und entweder die entsprechende Restriktion oder Kontrak- tion der vorangehenden Geometrie definiert. Dabei ist es irrelevant, ob wir zuerst die Restriktionen oder die Kontraktionen durchf¨uhren, d.h. im Fall A∩B =∅erhalten wir

(G \A)/B = (G/B)\A ,

denn beide Strukturen sind aufM0 =M \(A∪B)definiert und haben als Rangfunktion

rB(C) = r(C∪B) (C ⊆ M0).

1dieser Begriff erh¨alt eine anschauliche Erkl¨arung im Kontext von Graphen

(10)

4. PROJEKTIVE GEOMETRIEN 93

3.3. Invarianten. Ein kombinatorischen Geometrien (Matroiden)Gzu- geordneter numerischer Parameter t(G) heisst (Matroid)-Invariante, falls f¨ur alle Elementeader jeweiligen Grundmenge gilt:

(24) t(G) = t(G \a) +t(G/a).

EX. 5.3. Ist G = (M, r) eine kombinatorische Geometrie, so haben wir bzgl. eines jedena∈M:

|I \a| = |{I ∈ I |a /∈I}|

|I/a| = |{I ∈ I |a∈I}|

d.h. |I(r)| = |I \a|+|I/a|.

Die Anzahlt(G)der unabh¨angigen Teilmengen einer kombinatorischen Geo- metrieG ist folglich eine Invariante.

Der Wert der Invariantent(G)ist durch ihre Werte auf den kleineren kombi- natorischen GeometrienG \aundG/afestgelegt und kann deshalb rekursiv aust(∅)und der Dekompositionsstruktur vonG berechnet werden.

4. Projektive Geometrien

Einer geometrischen Sprechweise folgend heissen die abgeschlossenen Teil- mengen einer kombinatorischen Geometrie G = (M, r)auchUnterr¨aume vonG. Gilt f¨ur je zwei Unterr¨aumeS, T diemodulare Gleichung

(25) r(S∪T) +r(S∩T) = r(S) +r(T),

wirdG = (M, r)eineprojektive Geometriegenannt. Die projektiven Ebe- nen sind genau die projektiven GeometrienGvom RangG= 3.

BEMERKUNG. Die modulare Gleichung (25) wird bei projektiven Geometrien nur f¨ur Unterr¨aumevorausgesetzt. Bei (nicht abgeschlossenen) Teilmengen ist sie nicht unbedingt erf¨ullt. (Zur Erinnerung:S∪T ist der kleinste Unterraum, derS undT enth¨alt.)

Man macht sich klar:

• Die Kontraktion einer projektiven Geometrie ergibt immer eine projektive Geometrie.

• Die Restriktion einer projektiven Geometrie ist typischerweisekei- neprojektive Geometrie (aber nat¨urlich eine kombinatorische Geo- metrie).

(11)

BEMERKUNG(DIMENSION PROJEKTIVERR ¨AUME).Unter der(projektiven) Dimensioneines UnterraumsS einer projektiven GeometrieG = (M, r)versteht man die Zahl

dimS := r(S)−1. Die Elemente p ∈ M haben somit als

”Punkte“ der projektiven GeometrieG die Dimension

dimp = r(p)−1 = 0. Projektive

”Geraden“ haben Dimension1,

”Ebenen“ Dimension2usw.

4.1. Projektive Geometrien von Vektorr¨aumen. Sei V ein Vektor- raum der (Vektorraum-)Dimension dimV V = n ¨uber einem (endlichen) K¨orperKmit|K|=qElementen. Dann ist die Anzahl der Vektoren vonV

|V| = qn.

Jeder1-dimensionale Unterraump=vvonV umfasstqElemente:

v ={λv|λ ∈K} (v ∈V \ {0}).

Wir nehmen nun die Menge M ={v |v ∈V\{0}} aller1-dimensionalen Unterr¨aume von V als die Menge der Punkte(!) einer kombinatorischen GeometrieP =P(V) = (M, r), wobei wir setzen

r(S) = dimV S (S ⊆M).

Die abgeschlossenen Teilmengen der kombinatorischen Geometrie P(V) entsprechen genau den linearen Teilr¨aumen des Vektorraums V. Die (aus der linearen Algebra bekannte) Modularit¨at der Dimensionsfunktion auf dem Verband der linearen Teilr¨aume vonV zeigt:

• P(V)ist eine projektive Geometrie.

Die Grundelemente von P(V) sind bzgl. V aber nicht Vektoren sondern 1-dimensionale lineare Teilr¨aume. Die projektive(!) Dimension vonP ist

dimP(V) = dimV V −1 = n−1.

Wieviele Punkte besitzt die projektive Geometrie P? Da sich je zwei 1- dimensionale lineare Teilr¨aume vonV genau im0-Vektor schneiden, finden wir

|P| = qn−1 q−1 .

Betrachten wirV =Knals Koordinatenraum, so erhalten wir die (linearen) Hyperebenen vonV als die Mengen der L¨osungenx= (x1, . . . , xn)∈ Kn von homogenen linearen Gleichungssystemen vom Rang1:

a1x1+a2x2+. . .+anxn = 0.

(12)

4. PROJEKTIVE GEOMETRIEN 95

Also schliessen wir, dass auch f¨ur die MengeH der Hyperebenen der pro- jektiven GeometrieP(V)gilt:

|H| = qn−1

q−1 = |P|, wie wir es schon bei projektiven Ebenen kennen.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Im Zusammenwirken der Vermessungsbehörden, der Leitungsträger und der lngenieu rkonsulenten für Vermessungswesen wäre es in Österreich mög lich, wenn auch nicht sofort,

Die Kriterien für eine gelungene Erzählung werden gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern schrittweise erarbeitet, wodurch sie einfacher von den Lernenden angenommen werden

Der Inspektor kann sich ein Lachen nicht verknei- fen: Da trohnt ein kleiner schmaler Mann an einem langen Tisch und trägt während des Essens eine funkelnde Krone und einen

Inhalt: Eine Einführung der mittleren Änderungs- rate anhand von Höhenproilen zu den einzelnen Etappen einer Radtour durch die Pyrenäen..

Er glaubt, dass er dem Auto durch das Reisen eine neue Funktion zuschreiben kann, auch wenn es sich dabei um eine altmodische Form des Reisens handelt, die mit dem modernsten

Kander lieben das Disneyland, das es in der Nähe von Paris gibt.. Rinder lieben das Disneyland, das es in der Nähe von

[r]

Unter dem Druck der vielen Menschen wurde aber dann die erste Grenze in Ost-Berlin geöffnet und andere in Berlin und ganz Deutschland folgten?. Wenn die Menschen in andere